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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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SC Freiburg vs. 1899 Hoffenheim

Danke, Corona!

Der Sieg der Akademiker

Dir, geneigte/r Leser/in, wird nicht entgangen sein, dass wir uns bislang nicht wesentlich zu dem Themenkomplex „Corona“ geäußert haben. Wir haben uns bisher sehr davor gehütet bzw. sehr bewusst davon abgesehen, eine Stellung zu dem Virus und/oder den daraus resultierenden Maßnahmen auf entscheidungs(sport)politischer Ebene zu beziehen.

Dafür haben wir sehr viele sehr gute Gründe. Der wichtigste Grund ist: Wir wissen nichts. Natürlich verfügen wir über viele Informationen aus sehr unterschiedlichen Quellen (und damit meinen wir nicht Medien, denn sie bereiten Quellen ja nur mehr oder weniger gut auf und nehmen dabei natürlich immer auch eine Auswahl vor), aber erstens sind das gewiss nicht alle Quellen – und alle Quellen können wir nicht kennen – und damit auch nicht alle Informationen. Zudem widersprechen sich viele Informationen, so dass wir nur wissen, dass wir nichts wissen, aber das wusste ja schon Sokrates vor rund 2500 Jahren.

„In Platons Apologie thematisiert Sokrates an fünf Stellen ausdrücklich sein Nichtwissen oder seinen Mangel an Weisheit. Er behauptet jedoch nicht, […] dass die Kenntnis seiner eigenen Unwissenheit ein echtes, gesichertes Wissen sei und damit die einzige Ausnahme von der Unwissenheit darstelle. Vielmehr besagen Platons Textstellen nur, dass Sokrates sich des Umstands bewusst sei, dass ihm Weisheit oder ein wirkliches, über jeden Zweifel erhabenes Wissen fehle.
Zudem ist dort nicht die Rede von technischem Fachwissen, sondern von Bestimmungen im Bereich der Tugenden und der Frage nach dem Guten. Was ist Besonnenheit? Was ist Tapferkeit? Was ist Frömmigkeit? Was ist Gerechtigkeit? Die wahre menschliche Weisheit ist es, sich des Nichtwissens im Wissenmüssen des Guten bewusst zu sein.“ (Quelle)

Ja, ja, schon lange her, zeitlich weit, weit weg – wie auch der moderne (Sozial-)Mediennutzungsmensch sehr von jenem Bewusstsein und damit von Weisheit sehr weit entfernt deucht.

Was wir wissen, gesichert wissen, ist, dass wir wegen einer der Regelungen, die die baden-württembergische Landesregierung zur Bekämpfung der Corona-Pandemie erlassen hat, aus Rücksicht auf das Befinden und/oder die individuelle Situation einzelner Mitglieder sowie zur Sicherheit unseres erhofften TSGastes unsere Weihnachtsfeier vergangenen Donnerstag abgesagt, genauer: auf nächstes (Früh-)Jahr verschoben haben.

Das Dumme war bloß, dass unsere legendären „Akademikertaler“ bereits in Auftrag gegeben wurden, so dass wir sie an alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer unseres Weihnachtsfests würden überreichen können.

Die Feier fand nun aber wegen des Erlasses der Landesregierung, der wiederum begründet wurde mit Infektions- und anderen Zahlen im Zusammenhang mit Corona, nicht statt. Vergangenen Donnerstag würde aber auf jeden Fall geliefert. Damit hatten wir den Salat, genauer: die dreieinhalb Dutzend Akademikertaler.

Wohin jetzt damit? Sollten unsere Mitglieder, die sie bestellt und auch bei der Konditorei Herrdegen (wir lassen uns zu so einem Anlass schon nicht lumpen) abgeholt haben, sie selbst essen? Wollten sie nicht. Sollten sie sie an unsere Mitglieder in einem Umkreis von 50 km ausfahren? Wollten sie auch nicht.

„Was wollt ihr denn?“
„MA – O – …“

Nein …

„T – S – G“ …

… war die Sofortidee, die auch sofort in die Tat umgesetzt und ein Hörer und das Projekt überhaupt in die Hand genommen wurde.

Nun sind wir ein in seiner Art und Namen her einzigartiger Fanclub:

Unser Ziel ist es nicht, durch blödes Geblöke aufzufallen oder uns qua Süffisanz Relevanz zu verschaffen, sondern durch Taten. Deswegen engagieren wir uns für den Verein (sowie via unserer alljährlichen Spende für andere Vereine – dieses Jahr ging ein vierstelliger Betrag als Spende an TSG hilft e. V.) und in dem Verein, unter anderem im TSG Fan-Beirat. Hierüber gelang es uns, Kontakt zum Geschäftsführer Prof. Jan Mayer aufzunehmen und ihm das Problem, vor allem aber unsere Lösung vorzustellen.

Es spricht sehr für ihn und den Verein überhaupt, dass er sich spontan bereiterklärte, dass Geschenk am Folgetag entgegenzunehmen – und so machten wir für Freitag einen Vorspiel-Schnellübergabetermin an der Schranke aus.

Wie es der Zufall so wollte, kamen zu dem Zeitpunkt auch gerade die Spieler zum Training, so dass Herr Mayer keinen Ball- oder Wasser-, sondern einen Akademikertaler-Träger fand. Herr Rudy entstieg nämlich just zu diesem Zeitpunkt seinem Wagen und ward von ihm mit den nicht nur zur Weihnachtszeit bestens motivierenden Zauberworten „Willst du ein Geschenk …“ (Das „… für die Mannschaft entgegennehmen?“ kam uns zumindest weniger laut und deutlich vor.) herbeigerufen.

So kam es, dass er kam, das Paket mit den Präsenten entgegennahm und im wahrsten Sinne des Wortes augenblicklich sagte:

„Super. Die nehme ich gleich mit in die Kabine.“

Genau das war ja der Plan. 🙂

Freundlicherweise standen beide auch noch für ein schnelles Übergabefoto zur Verfügung, währenddessen unter anderem Oliver Baumann aufs Gelände fuhr und bei der Durchfahrt, so unser Eindruck schon sehr gierig, zumindest neugierig, auf das Treiben und insbesondere das Paket schaute.

Zum Glück lief das Foto nicht ganz perfekt ab. Der die Dreier-/Viererkette verbindende Fanschal hatte nicht den Zug, den es/er brauchte, um perfekt in Szene gesetzt zu werden. Dies ermöglichte es uns – was es auch jetzt tut – die Überleitung zum Spiel …

Vorher:

„Herr Rudy, das ist wie beim Spiel. Bloß kein Durchhänger. Der Schal braucht wie das Team von Anfang an Spannung, dann wird’s was – mit dem Spiel, mit dem Foto.“

Nachher:

Es waren keine drei Minuten gespielt, als David Raum nach einer grandiosen Kombination über Richards und Dabbur die 1:0-Führung für uns einzimmerte. Und auch im Anschluss daran trat die TSG ganz und gar anders auf als zuletzt. Von Sekunde 1 an hochkonzentriert, fokussiert und strukturiert.

Der Auftritt ist in Gänze der Mannschaft und vor allem Herrn Hoeneß zu verdanken, der es offensichtlich geschafft hat, mit seiner Taktik den alten Taktikfuchs Streich überrascht zu haben. Die Gastgeber brauchten eine Weile, bis sie verstanden hatten, wie die TSG aufzutreten gedachte. Auch wir wurden aus der Aufstellung erst nicht schlau.

Okay, dass ein mindestens zu 80% intakter Kramaric drei Mal hinteinander das Spiel auf der Bank beginnt, war unwahrscheinlich. Und Geiger fiel aus. Aber dann Stiller und Dabbur? Nicht Baumgartner und Rutter? Aber auch hier gilt für uns der alte Satz von Sokrates (s.o.)

Dennoch fiel recht schnell, leider zu schnell der Ausgleich – sowohl aus Sicht der Gastgeber wie auch der unseren wenig überraschend nach einer Standardsituation – und auch das war unsere Schuld. Wir sollten erwägen die Akademikertaler stärker zu individualisieren.

Posch ist Österreicher. Sachertorte, Linzer Torte, Tiroler Prügeltorte, Waldviertler Mohnnudeln, Marillenknödel, Kaiserschmarr’n … der Mann ist einfach ganz andere Zuckerwerte gewohnt. Unser Akademikertaler kann da einfach nicht mithalten. Anders können wir uns sein (Nicht-)Verhalten nicht erklären, denn eigentlich (bekanntlich ein Wort, das man eigentlich nicht braucht) schien die Abwehr zu wissen, was passieren wird. Die Zuordnung war klar und passte auch … nur Posch nicht auf. Ausgleich.

Doch so ärgerlich der Ausgleich und sein sinnloses Zustandekommen auch erschienen sein mag im ersten Moment, mehr und mehr spielte der Verlauf des Spiels unserem Akademikertaler in die auch gelben Karten.

Dies zeigte sich zum einen in der zunehmenden Neutralisation der Mannschaften, der zunehmenden Fehlpassquote, wobei bei den Gastgebern noch mehr Zuspiele im Seitenaus landeten als bei uns, aber auch der zunehmenden Stocherballgewinne für unsere Mannschaft. Die Mannschaft hatte in der Tat das, was der Akademikertaler auch hat und bot:

In der zweiten Halbzeit mag er optisch geringer ausgefallen sein, aber taktisch war das immer noch erstklassig. So war es auch wenig verwunderlich, dass der erste Fehler im Spielaufbauvermeidungsspiel, denn nichts anderes betrieb die jeweils nichtballführende Mannschaft, zu einem Strafstoßpfiff führte, den wir für mehr als vermeidbar hielten – vor allem aus Sicht des Schiedsrichters.

Akpogumas Grätsche war eine Barriere, vor der der Angreifer, unserer Ansicht nach, bereits in ihrem Angesicht in die Knie zu gehen begann. Aber nach Ansicht des Schiedsrichters auf dem Platz und des im Keller war es eben ein Elfer, den der Mann, der nur wenig mehr als 24 Stunden zuvor neidisch auf das Runde schaute, es, das Runde, davon abhielt, da er die Ecke ahnte, im Eckigen zu landen.

Sechs Minuten später kam der nächste Österreicher. Und Baumgartner war maximal energiegeladen. Seine Einwechslung (für Kramaric) sowie die von Kaderabek (für den durch das gegebene Foul im Strafraum bereits verwarnten Akpoguma) brachten neuen Schwung ins Angriffsspiel der TSG. Gleich drei (oder vier) Chancen hatte bzw. eröffnete er, die aber leider nicht die den eigenen Blutdruck betreffende heißersehnte Erlösung in Form der erneuten Führung brachte.

Die ließ noch lange auf sich warten, da zuvor der Schiedsrichter ein leichtes Textilvergehen von Vogt durchgehen. Dann glich die USA vereinsintern gegen Tschechien aus. Oder gegen Armenien. Oder Nigeria. Überhaupt gibt es zahlreiche internationale Unentschieden im Team: Togo – Deutschland 5:5, Österreich – Frankreich 4:4, Kroatien – Mali bzw. Israel 2:2. Und dann stehen da noch drei dänische Treffer zu Buche.

Jedenfalls brachte Richards den Eckball von Raum nach dem Freistoß von Raum nach dem geahndeten Foul nach dem nicht geahndeten Zupfer mit Wucht und Willen in den Winkel des gegnerischen Tors und sich erstmals auf die Liste der Torschützen für die TSG, als 15. im 15. Spiel in dieser Saison, die TSG selbst durch den 4. Sieg in Folge auf Platz 4 in der Tabelle und zudem auf Platz 1 der Teams aus Baden-Württemberg. Und passend zur Champions League-Platzierung geht es auch gleich Mittwoch weiter – gegen das Team, das direkt vor uns in der Tabelle steht.

Das ist schon ein grandioses Finale der Hinrunde. Und damit haben noch weniger gerechnet als damit, dass Corona auch im Winter 2021 die Überschriften und das öffentliche Leben sowie das Mit- (besser (leider), zumindest präziser: Gegen-)einander bestimmen wird.

Aber dank uns und unserem Taler ist es jetzt so – und so soll es bleiben:

VIVERE VINCERE EST

Und weil wir ja alle auch Sympathien für den SC Freiburg empfinden, sagen wir das in leichter Abänderung des Originals als

INVICTI VICTIS VICTURI

(die Unbesiegten den Besiegten, die wieder siegen werden)

Hach, wenn die Tabelle im Mai 2022 so ähnlich aussähe wie jetzt, würde das der Viruszeit echt die Krone aufsetzen. Und die würde uns bzw. das würde uns nicht nur altphilologisch gerade so passen, denn inzwischen wissen ja wohl alle, was „Krone“ auf lateinisch heißt …

Prost!

 

 

 

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