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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Bayern München vs. 1899 Hoffenheim

Im Dialog

Eine (Selbst-?)Gesprächsnotiz

Was ein scheiß Spiel!

Wie bitte?

War ein scheiß Spiel!

War es nicht. Die Bayern spielen halt in ihrer eigenen Liga.

Das ist doch Quatsch. Klar haben sie die besseren Spieler, aber Fußball ist ein Mannschaftssport und wir waren keine Mannschaft.

DAS ist Quatsch. Nenn mir ein Team, das so beherzt in der Allianz-Arena die Gastgeber so früh presst. Und dann dort auch 2:0 in Führung geht.

Das ist ja das Doofe. Wir gehen da 2:0 in Führung, wobei wir da ja auch Glück hatten …

Glück? Der Elfer war eindeutig …

Schlecht geschossen …

Aber drin …

Glücklich … im Nachschuss …

Aber drin … und wir setzten nach. Machten weiter und auch folgerichtig das zweite Tor.

Ja, das war stark, aber …

Aber was? Da sagt man der Mannschaft die ganze Zeit mangelnde Chancenverwertung nach und was machen wir bei den Bayern? Aus zwei Chancen zwei Tore. Das war doch super.

Ja, das war es. Und das ist ja auch das Problem. Denn kaum führen wir 2:0 beim Rekordmeister, stellen wir das Kicken ein.

Jetzt lass mal die Kirche im Dorf. Das ist schon ein ganz besonderer Gegner, der sich nicht in sein Schicksal ergibt, wenn noch über eine Dreiviertelstunde zu spielen ist.

Aber da kann man doch dagegen halten.

Haben wir doch.

Haben wir nicht. Ich verstehe ja, dass mehr noch als die Zuschauer im Stadion unsere Mannschaft überrascht war, dass sie so früh so sicher im Spiel und auch mit zwei Toren in Führung war, aber ganz offensichtlich war sie mit der Situation auch gänzlich überfordert. Sie schien nicht zu wissen, was sie jetzt tun soll. Weiter angreifen – und in einen Konter laufen, das wäre ja völlig doof gewesen. Sich weit zurückziehen und die Bayern sich warm spielen zu lassen, war ja genauso gefährlich.

Stimmt. Und so haben wir weder das eine noch das andere gemacht, was ja vielleicht nicht mal das Schlechteste war …

…, wenn die elf, die in den ersten elf Minuten noch so präzise gepasst haben, es danach auch noch getan hätten. Aber da ging ja auf einmal gar nichts mehr …

Weil die Bayern auch besser verteidigt haben.

Oder konnten, weil das, was da nach vorne kam, einfach schlecht und schlampig gespielt war.

Jetzt komm mal wieder runter. Wir sind nicht Real oder PSG, wir sind die TSG.

Sind wir das noch?

Herrjeh, kommt jetzt die Leier vom Ausverkauf?

Nein, jetzt kommt es darauf an, zu zeigen, dass wir eine Mannschaft sind.

Warum sollten wir das nicht sein?

Die Frage ist, warum wir das nicht sind. Seit Wochen, wenn nicht Monaten spielen wir einfach keinen guten Fußball mehr. Und das zeigt sich auch in den Ergebnissen.

Wie dem 4:0 gegen Leipzig.

Das war das letzte gute Spiel. Und es war eine rühmliche Ausnahme in dieser Saison, wo zugegebenermaßen einfach alles geklappt hat. Aber wenn es das mal nicht tut, tut sich die Mannschaft schwer, als eine solche aufzutreten. Und das hat vielleicht nichts mit dem Ausverkauf zu tun, aber mit dem Gerede darum.

Wozu du gerade beiträgst.

Nein, das machen die Medien – und wenn ich mir anschaue, was wir da zusammenkicken, kann ich nicht sagen, dass sie Unrecht haben.

Wenn ich mir anhöre, was du da redest, dann kann ich nicht sagen, dass du dich mit der Idee der TSG identifizierst.

Ich identifiziere mich mit der Idee des Fußballs – und das heißt gewinnen wollen.

Genau das kann man der Mannschaft doch nicht vorwerfen. Eben weil sie gewinnen wollte, hat sie so gespielt, wie sie gespielt hat.

Die erste Viertelstunde.

Wenn du dich so mit der Idee des Fußballs identifizierst, dann musst du aber auch einsehen, dass da noch eine Mannschaft steht, die dasselbe will.
Ja, das sah man am Samstag – und das war nicht die TSG.

Das ist doch dummes Zeug. Die Bayern haben einfach eine Klasse, die wir nicht haben. Aber es war klasse, wie unsere Mannschaft nach dem Ausgleich eben NICHT auseinanderfiel, und auch zu Beginn der 2. Halbzeit Chancen zur erneuten Führung hatte.

Und leichtsinnig verdaddelte.

Es kann ja nicht immer alles klappen.

Mir würde es schon reichen, wenn etwas klappen würde. Allein die Tatsache, wie die Gegentoren fielen, ist doch schon ein Unding. Einmal lässt sich Kaderabek auf einem Bierdeckel austanzen, dann kommt Boateng nach einem Eckball allein im Fünfer zum Kopfball. Mindestens ein Tor davon war unnötig.

Das sah die Mannschaft ja ganz selbstkritisch genauso.

Nach dem Spiel.

Soll sie jetzt schon während des Spiels Interviews geben?

Nein, aber wenn man das so sieht, was ja richtig ist, warum kommt es dann zweimal vor?

Warum?

Weil wir keine geeinte Mannschaft auf dem Platz haben. Keinen Leader. Als Wagner noch da war …

Ach, komm, Wagner. Der hat ja so viel in der Saison auch nichts für uns gebracht. Außer Geld. Und wirklich identifiziert hat er sich ja auch nicht mit der Mannschaft.

Wie kommst du denn darauf?

Wenn, dann hätte er nicht so nach seinem Tor gejubelt.

Oh, jesses. Auf einmal kommt die Romantik ins Spiel. Warum sollte er das nicht tun? Er hat für seinen Arbeitgeber ein Tor erzielt. Das ist sein Job. Und er hat sich darüber gefreut, dass ihm das gelungen ist. Finde ich völlig ok. Und das ist 1000mal ehrlicher als dieses Wappengeküsse.

Trotzdem …

Trotzdem ist kein Argument. Sein Verhalten war tadellos. Er ist auf seinen Job fokussiert und genau das erwarte ich von jedem Profi. Und genau bei unseren Jungs habe ich den Eindruck, dass sie das nicht sind. Mit Wagner auf dem Platz kam das nicht vor. Der hätte die anderen zusammengestaucht.

Das machen Vogt und Hübner doch auch.

Aber irgendwie machen sie wohl nicht denselben Eindruck auf die Mitspieler. Außerdem gehen sie mehr auf den Schiedsrichter los als auf die Mitspieler.

Soll sich jetzt die Mannschaft auf dem Platz kloppen?

Nein, aber jeder Einzelne sollte sich absolut dem Ziel unterwerfen, das Spiel gewinnen zu wollen. Aber das Hauptziel scheint zu sein, sich in Szene zu setzen. Amiri, Kramaric … Die TSG scheint da nur Mittel zum Zweck. Und Demirbay spielt nicht, erzählt aber was davon, dass er Ruhrpotteams toll findet. Das alles zeigt doch, dass sie sich nicht 100% mit der TSG, immerhin ihrem Arbeitgeber identifizieren. Und das sieht man auch auf dem Platz. Was sie mehr interessiert als den Sieg des Spiels scheint es zu sein, sich ins Spiel zu bringen. Die wollen alle nur weg.

Angenommen, du hast Recht: Was ist die Alternative? Soll Nagelsmann sie alle rauswerfen? Nicht mehr aufstellen? Glaubst du, das hebt die Stimmung?

Natürlich nicht. Aber der Verein muss doch den Spielern klar machen können, wer sie bezahlt.

Die werden sagen: der Hopp.

Was Quatsch ist.

Was natürlich Quatsch ist, aber glaubst du, es gibt einen im Verein, der ihnen das sagt?

Keine Ahnung. Vielleicht.

Vielleicht. Vielleicht nicht. Aber selbst wenn, müssten sie es ja erst mal glauben. Und verstehen, wie das Geschäft funktioniert.

Oh, das wissen sie 100%.

Die Spieler, ja. Und dem Verein kann man das ja auch nicht absprechen. Immerhin agiert er wirtschaftlich immer erfolgreicher.

Dank Fernsehgelder und Transfererlöse.

Das ist das Geschäftsmodell der TSG.

Das ist das Problem.

Was?

Das Wort. Geschäftsmodell. Das ist hochgradig unsexy.

Dann nenne es Philosophie.

Klingt schon mal besser. Aber auch nicht wirklich sexy. Für niemanden. Das hat was von Shareholder Value. Das wäre OK, wenn wir eine börsennotierte AG wären. Investoren fänden das gewiss geil, aber auch wenn wir Umsätze zumindest wie ein S-DAX-Unternehmen haben, haben wir keine Investoren in dem Sinne. Wir haben emotionale Investoren.

Emotionale Investoren? Was soll das denn?

Ich versuche es nur in der Sprache auszudrücken, die zu „Geschäftsmodell“ passt. Ich rede von denen, die in dem Modell zwar nur einen begrenzten monetären Einfluss haben, aber einen großen auf so ziemlich alles andere: Fans.

Haben wir. Und auch das werden immer mehr. Insbesondere im Kinder- und Jugendbereich wächst das eine stabile Fanbasis heran. Das dauert halt. Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.

Gras wächst aber schlecht, wenn die Wurzeln nicht gedüngt werden.

Aber das tut der Verein. Getreu unserer Philosophie haben wir jetzt mit Geiger verlängert und drei Nachwuchsspielern Profiverträge gegeben.

Süß. Was bringt denen die Verträge, wenn wir uns nicht in der Liga halten?

Glaubst du jetzt, wir steigen ab?

Nein, in der Saison hochwahrscheinlich nicht. Aber wenn das mit dem Ausverkauf stimmen sollte und die Engländer irgendwann noch die Qualität von Baumann, Vogt und Hübner erkennen, …

Da wären alle Teams machtlos …

Stimmt. Aber trotzdem können die Spieler jetzt noch alles dafür tun, dass die Mannschaft nicht nur tabellarisch, sondern auch in Sachen Reputation besser dasteht.

Du bist ein klassischer Schwarzseher.

Ein Pessimist ist ein Optimist mit Lebenserfahrung.

Ein Pessimist nervt mit seiner negativen Energie.

Du wirst es ja sehen …

Ja, am Ende sind wir alle tot. Na und? Deshalb kann ich ja bis dahin möglichst viel Spaß haben.

Ich will den Spaß ja auch. Ich will aber auch, dass mir den die Mannschaft macht. Und genau das tut sie nicht. Und weißt du, warum?

Weil sie verliert.

Auch. Aber vor allem, das wird dich freuen, weil ihr Optimismus fehlt! Und noch mehr der Wille, ihn zu rechtfertigen. Und halt die Cleverness.

Wir haben ein verdammt junges Team.

Was immer jünger wird. Was auch nicht immer nur gut ist – bei aller „Philosophie“. Aber vielleicht ist es auch gar nicht die Cleverness, die am meisten fehlt, sondern der Erfolgshunger.

Das sagtest du schon: Wille.

Nein, Hunger ist mehr. Wenn ich essen will, dann suche ich mir ein nettes Restaurant und dort dann was von der Karte aus. Wenn ich Hunger habe, esse ich, was auf den Tisch kommt oder verschlinge es vielleicht sogar noch davor. Das hat was mit Gier zu tun, die aus dem Bauch kommt. Wille ist Kopf.

Es braucht beides.

Ja, und was haben wir? Wieder ein Spiel verloren. Wieder mit drei Toren Unterschied und diesmal sogar fünf kassiert.

Bei den Bayern.

Ja, bei den Bayern. Aber da war mehr drin, und wir haben es vergeigt. Und in der 2. Halbzeit fanden wir doch im Grunde gar nicht statt.

Nein, wir haben es aber auch da versucht.

Versucht. Ist das dein Anspruch?

Nein. Aber vor dem Können kommt das Wollen – und das Team wollte.

Ich frage mich nur, was. Wirklich gewinnen? Außer den ersten fünf Minuten in der 2. Halbzeit waren wir ja kaum über der Mittellinie.

Das hat der Trainer ja gemerkt und deswegen offensiv eingewechselt – und das, obwohl er zwei Defensive rausnehmen musste wegen der Gefahr eines Platzverweises.

Ihm will ich das ja nicht absprechen. Dass er Bicakcic und Hübner rausgenommen hat, war richtig. Und Rupp auch, denn der brachte auch nichts mehr. Aber Amiri und Kramaric liefen doch nur rum wie Falschgeld. Verloren viele Bälle und haben dann kaum nach hinten gearbeitet.

Ja, sie waren in der Tat nicht die Verstärkung, die wir uns alle erhofft hatten. Aber wir spielten ja auch nicht gegen irgendwen. Insgesamt hat die Mannschaft beherzt gespielt, gekämpft, mutig den offenen Fight gesucht, angenommen und gegen einen besseren Gegner um ein, zwei Tore zu hoch verloren.

Frage dich doch einfach mal, warum.

Weil der Gegner einfach besser war.

Hör doch mal auf, aus den Bayern eine Übermannschaft zu machen.

Sie führen die Liga mit 16 Punkten Vorsprung an.

Weil alle anderen verlieren. Sie machen nur ihren Job.

Das machten unsere Jungs auch.

Aber schlecht. Viel schlechter als noch vor wenigen Monaten. Und ich sehe nicht, wie sich das bessern könnte.

Du bist unverbesserlich. Schlimmer noch, ein völliger Ignorant. Noch schlimmer, ein pathologischer Pessimist mit feuchten Träumen.

Und du? Ein mindestens ebenso pathologischer Optimist mit esoterischen Anwandlungen. Man muss nur glauben und hoffen und dann wird das schon. So wird das nichts. Man muss auch was dafür tun.

Zum Beispiel, damit aufhören, es schlechter zu machen, als es ist. Wenn wir aus den nächsten beiden Spiele vier …

Sechs!

… Punkte holen, sieht das doch alles wieder besser aus.

Mit 6 noch besser!

Da gebe ich dir Recht!

Na endlich …

 

War trotzdem ’n scheiß Spiel.

Es reicht jetzt! Gute Nacht!

Gute Nacht.

 

 

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