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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Eintracht Frankfurt vs. 1899 Hoffenheim

Es geht … weiter

Anleitung zum Glücklichsein

Das geht vorbei
Die Wunden heilt die Zeit
Trotz verletzter Eitelkeit
Und wenn auch eine Narbe bleibt
Das geht vorbei

Das geht vorbei
Nimm dir doch ein bisschen Zeit
Auch wenn der Schmerz unendlich scheint
Du kannst viel mehr ertragen, als du meinst
Das geht vorbei

Sehr viele Menschen wähnen sich als Zentralgestirn. Sie glauben, sie seien die Sonne. Um sie dreht sich alles. Dinge, die passieren, passieren wegen ihnen (vgl. hierzu die Redewendung: „Der Erfolg hat viele Väter.“) – oder gegen sie. Bekanntestes und bestes Beispiel für Letzteres ist Paul Watzlawicks „Geschichte mit dem Hammer“ aus seiner „Anleitung zum Unglücklichsein“.

Ein Mann will ein Bild aufhängen. Den Nagel hat er, nicht aber den Hammer. Der Nachbar hat einen. Also beschließt unser Mann, hinüberzugehen und ihn auszuborgen. Doch da kommt ihm ein Zweifel: Was, wenn der Nachbar mir den Hammer nicht leihen will? Gestern schon grüßte er mich nur so flüchtig. Vielleicht war er in Eile. Aber vielleicht war die Eile nur vorgeschützt, und er hat etwas gegen mich. Und was? Ich habe ihm nichts angetan; der bildet sich da etwas ein. Wenn jemand von mir ein Werkzeug borgen wollte, ich gäbe es ihm sofort. Und warum er nicht? Wie kann man einem Mitmenschen einen so einfachen Gefallen abschlagen? Leute wie dieser Kerl vergiften einem das Leben. Und dann bildet er sich noch ein, ich sei auf ihn angewiesen. Bloß weil er einen Hammer hat. Jetzt reicht’s mir wirklich. – Und so stürmt er hinüber, läutet, der Nachbar öffnet, doch bevor er »Guten Tag« sagen kann, schreit ihn unser Mann an: „Behalten Sie Ihren Hammer, Sie Rüpel!“

Dieses Muster ist unter Fußballfans ebenfalls weit verbreitet. Auch sie denken, alles müsse sich um sie drehen. Ob das nun irgendwelche Hardcore-Hools oder -Ultras sind, die meinen, ihr Verständnis von freier Meinungsäußerung in Form von Bannern, Gesängen und Pyrotechnik stünde zumindest im Zusammenhang mit Fußball stets über dem grundgesetzlich verbrieften Recht auf Würde und persönlicher Unversehrtheit eines jeden Einzelnen, oder Tribünentribune, die ebenfalls völlig immun gegen die vollumfängliche Bewertung aller Parameter sind, weshalb sie meistens die Schiedsrichter oder die gegnerischen Spieler für all das verantwortlich machen, was der eigenen Mannschaft nicht gelingt. Sollte das nicht helfen, schrecken sie – tyrannengleich – auch nicht davor zurück, die eigenen Leute für Missstände verantwortlich zu machen und deren Köpfe zu fordern. Gott sei Dank, so wollen wir mal annehmen, nur metaphorisch.

Natürlich agiert man in einzelnen Situationen emotional, aber muss es denn immer gleich doof sein?

Man stelle sich vor, Herr Hopp würde vor einer entscheidenden Partie verlautbaren, dass er wisse oder sich voll und ganz darauf verlasse, dass es in unserem Stadion nicht nur auf dem Spielfeld viele zündende Ideen geben wird, die zu so mancher Explosion der Emotionen führe, auf dass eine Bombenstimmung herrsche, und die Sicherheitskräfte würden zu der Erkenntnis gelangen, dass dies allgemeiner Fußballsprech wäre und es dabei beließen, zumal er es ihnen auch in mehreren Telefonaten erklärt habe, dass er dies nicht wörtlich gemeint hätte, dummerweise aber ein paar Vollidioten es aber wörtlich verstanden hätten – und es wäre was passiert, es hätte zumindest Verletzte gegeben … Man mag sich nicht ausmalen, was da auf ihn, den Verein und die Sicherheitskräfte zugekommen wäre – und das nicht nur in Form von Online-Shitstorms, die ohnehin binnen weniger Stunden, maximal Tagen verebben. Und womit? Mit Recht, denn ein Mann in seiner Position darf zwar auch emotional sein, aber halt nicht doof. Zum Glück ist er Letzteres nicht und tut von daher auch nichts dergleichen.

Was er macht, ist meist sehr realistisch einschätzen, mit einem leichten Hang zur Untertreibung, wo die TSG landen wird. Angeblich soll er auf der Weihnachtsfeier „58 Punkte“ am 34. Spieltag prognostiziert haben. Das ist immer noch nicht ausgeschlossen. Dazu müssen wir nur so viele in den noch ausstehenden zehn Partien gewinnen, wie wir in den bisherigen 24 gewonnen haben: 8 – und endlich mal eines gegen eines der Mannschaften, die vor uns platziert sind. Die Chancen hierfür steigen, denn nach der Niederlage gegen Frankfurt werden das immer mehr.

Ja, das war ironisch gemeint, aber nicht boshaft. Und solltest du, geneigte/r Leser/in, das decodiert haben, dann hast du allen Grund zur Freude, da dein präfrontaler Kortex funktioniert. Dieses Hirnareal empfängt sensorische Signale und steht in korrelativem Zusammenhang mit der Integration von Gedächtnisinhalten und emotionalen Bewertungen. Und um Ironie erkennen zu können – ob sarkastisch (also beißend spöttisch) oder nicht-sarkastisch intendiert (wie in diesem Falle) –, müssen verschiedene Teile deines Gehirns zusammenarbeiten. Wer die soziale Situation beispielsweise wegen einer Informationsverarbeitungsstörung im Gehirn wie bei Autismus, wegen einer Beschädigung der vorderen Gehirnlappen oder – und DAS ist wohl der weitaus häufigste Fall: wegen fehlender Übung oder Intelligenz nicht versteht, kann Ironie nicht als solche identifizieren. (Weitere Informationen hierzu: https://www.apa.org/monitor/may05/sarcasm)

Ja, das 2:3 war bitter. Aber sich jetzt einen Schuldigen herauszupicken, ist ein Zeichen eines nur mangelhaft arbeitenden präfrontalen Kortex, denn wir spielten mit einer Mannschaft, die alles andere als fit war. Aber es waren die fittesten Elf, die wir hatten.

Natürlich wusste der Gegner das. Er wusste auch, wie wichtig Demirbay in dem Team ist und wie anfällig seine Wade war. Ein Schlag genügte und schon hatten wir zwei Probleme: a) musste er raus, b) hatten wir keinen adäquaten Ersatz auf der Bank.

Wäre das in der 70. Minute oder so passiert, hätte Nagelsmann wohl schon früher Amade oder Chada für ihn gebracht, aber nicht bei einem 0:1-Rückstand und mit noch rund einer Stunde Spielzeit auf der Uhr. Also wechselte er nicht unbedingt positionsgetreu ein, sondern ging wohl nach Kilo und Kantigkeit. Szalai kam und damit für viele überraschend Bewegung ins Spiel. Die notwendigen Rotationen in der Aufstellung führten sogar dazu, dass wir besser ins Spiel kamen – und kurz vor der Halbzeit zum Ausgleich und kurz danach sogar zur Führung.

Diese Führung war in allen Belangen überraschend, denn schon vor Beginn der Partie war klar, dass wir es hier mit einem wuchtigen Gegner zu tun haben würden, gegen den wir nur eine Art „Best of Nichttotalamarsch“ stellen konnten.

Nach dem Rückstand und der bis dahin gesehenen Leistung, die geprägt war von Unsicherheit und Ungenauigkeit, der Unterlegenheit unserer Außenverteidiger gegen ihre Gegenspieler, aus der ja auch die gelbe Karte gegen Nuhu resultierte, dem Ausfall Demirbays hatte die niemand erwartet.

Es spricht für das Team, dass ihm das gelang. Und dass es auch im Anschluss das eigentlich dominierende Team war, das auch durchaus mit 3:1 hätte in Führung gehen können. Doch entweder fehlte im entscheidenden Moment der Blick für den besser platzierten Mitspieler oder das Glück, beispielsweise als Szalais exzellenter Fernschuss an die Unterseite der Latte knallte. Ein Zentimeter tiefer, und der Ball wäre wohl hinter der Linie aufgesprungen, so waren es nur die TSG-Fans. Aber halt nur kurz, und aus dem kurzen Jubel ward Verzweiflung, die von da an immer größer wurde.

Die Fortsetzung des 18. Lattentreffers der Saison („Die einzige Statistik, in der wir Tabellenführer sind.“ (Nagelsmann) – Stimmt nicht, denn wir haben auch die meisten Unentschieden, aber das nur am Rande …) war der Platzverweis für Nuhu. Er ging völlig in Ordnung. Was sollte die arme Sau in der Situation machen? Posch wäre auch nicht rangekommen. Seinen Gegenspieler laufen lassen, um den Platzverweis gegen sich selbst zu vermeiden, dafür aber das Gegentor für die Mannschaft riskieren? Nein, dieses „Opfer“ musste er bringen, und er brachte es – im Anschluss daran aber die Mannschaft nichts mehr nach vorne, weil die Hausherren alles dahin warfen.

Die Idee, in der Situation Nelson zu bringen, war goldrichtig, denn wenn wer für Entlastung und Torgefahr hätte sorgen können, dann er. Aber die Frankfurter nahmen ihn im Grunde sofort in Einzelhaft. Er kam nur ein Mal entscheidend an den Ball, spielte ihn sich dann aber im entscheidenden Moment die Spur zu weit vor. Ansonsten war er bei da Costa abgemeldet.

Kurz danach musste Amiri das Feld verlassen. Ebenfalls verletzt, was auch etwas über die Gangart der Gastgeber sagt, aber, um das auch ganz deutlich zu sagen, Härte ist ein Teil des Spiels – und ein völlig fitter Amiri hätte sich wahrscheinlich nicht verletzt, aber jetzt war es so, und so kam mit Alfons Amade wieder ein Akademiespieler zu seinem Debüt in der 1. Mannschaft, aber auch er, ähnlich Nelson, kam kaum an den Ball.

Auch das lag nicht an ihm, sondern am Druck der Hausherren sowie der fehlenden Coolness der Hintermannschaft. Aber konnte man die denn von ihnen erwarten? Brenet machte erst sein 9. Bundesligaspiel, Posch sein 23. Und Grillitsch fehlte auf der Position auch fast jede Erfahrung. Sie mussten es richten, denn es gab ja keine anderen mehr.

Natürlich gibt es nun auch jene, die meinten, damit räche sich die doch recht drastische Verkleinerung des Kaders zur Winterpause. Kausalität und Korrelation beginnen zwar beide mit K, aber haben genauso viel miteinander zu tun wie Kirschkern mit Kirchgang mit Stuhlgang. Es läuft einfach scheiß…tschuldigung … arg unglücklich in dieser Saison.

Und kann man von so einer Defensive erwarten, dass sie gegen eine so eingespielte und hochmotivierte Offensive fehlerfrei spielt? Ja, kann man. Ist aber dumm, wenn man wütend auf sie ist und das am besten (?) auch noch mit ihrem Gehalt in Verbindung bringt. Keiner von ihnen wollte verlieren. Jeder gab sein Bestes – und mehr kann man, sollte man aber nicht erwarten. Es wäre schön gewesen, wenn es geklappt hätte, aber so eben verloren wir das Spiel noch durch zwei sehr späte Tore, die auch an sich nicht so schwer zu verteidigen gewesen wären, aber bis zum Zeitpunkt des Ausgleichs wehrten sie sich schon über zwanzig Minuten. Und bis dahin hatten sie das wirklich gut gemacht – und mit Oliver Baumann einen extrem guten Rückhalt, der mit seiner Qualität dafür sorgte, dass wir bis zu 89. Minute die Führung halten konnten. Die beiden Kopfbälle danach nicht.

Das war es dann.

Wieder kein Sieg gegen eine vor uns liegende Mannschaft, noch mehr Ausfälle, „Aus“ der Traum von der Champions League.

Ist das (Stand jetzt) wirklich schlecht? Hätte es nicht auch was Gutes, wenn wir in keinem europäischen Wettbewerb teilnähmen? Es wäre weniger Druck auf dem dann neuen Trainer, es wäre weniger Druck auf der dann gewiss ziemlich anders aussehenden Mannschaft – und es bietet sogar vielleicht jetzt schon die Chance darauf, dass die Mannschaft vielleicht etwas weniger verkrampft, dafür dann aber letztlich erfolgreicher spielt. Und mal sehen, was daraus resultiert.

Fakt ist, wir spielten in der Champions League, weil viele Teams ihr Leistungspotenzial in der letzten Saison nicht abrufen konnten. In dieser Saison tun sie es bis auf den letztjährigen Vizemeister alle. Dass wir solche Spiele nicht gewinnen, mag ärgerlich sein, aber nicht schlimm, denn wir stehen so schlecht gar nicht da, wir spielen guten Fußball. Das aber machen die anderen halt auch. Und wer weiß, wie es nächste Woche aussieht? Da kann sich alles wieder ändern.

Wer in Sportarten wie Leichtathletik, Schwimmen oder Ski-/Bobfahren antritt und dann wegen einer Hundertstelsekunde, einem Zentimeter die Goldmedaille oder das Podium verpasst, für den/die sind vier Jahre Arbeit hinüber. Zwar gibt es da auch nationale, Europa- und Weltmeisterschaften, aber die interessieren doch nicht wirklich. Die Fußball-Bundesliga interessiert Woche für Woche mindestens so viele Leute wie die Olympischen Spiele.

Natürlich verfällt man als TSG-Fan in dieser Saison (und nach dem gestrigen Spiel) in Lakonie und neigt zum Zitieren des Bonmots Otto Rehhagels „Mal verliert mal, mal gewinnen die andern.“

Aber dies soll ja eine „Anleitung zum Glücklichsein“ sein, also möchten wir festhalten – ganz faktisch – dass das alles so schlimm gar nicht ist, denn, auch wenn wir bisher nur acht Spiele gewonnen haben, wir haben auch erst sechs verloren.

Das ist doch schon mal nicht schlecht. Besser noch: Wir sind besser als in der Vorsaison!
Letzte Saison waren es zum gleichen Zeitpunkt schon acht Niederlagen – bei ebenso vielen Siegen und Niederlagen. Auch waren wir nach dem 24. Spieltag auf Platz 9 – wie jetzt, hatten aber zwei Punkte weniger. Anders gesagt:

  • Wir haben jetzt zwei Punkte mehr als in der Vorsaison.
  • Nach dem 24. Spieltag hatten wir noch sieben Male gewonnen.
  • Nach dem 24. Spieltag hatten wir nur noch ein Mal verloren.

Also alles gute Gründe, die Dinge positiv zu sehen, auch wenn es sich nach der unglücklichen Niederlage gestern nicht wirklich positiv anfühlt. Es ist Sport. Da gehören Siege und Niederlagen dazu. Oder wie es der Volksmund so schön formuliert:

„Mal ist man Hund. Mal ist man Baum.“

Also Kiefer locker machen, dann hat man auch wieder mehr Biss.

Das ist übrigens nicht nur nötig für den Sonntagsbraten jetzt, sondern auch den Leckerbissen nächste Woche. Obwohl … ob das Spiel gegen den Club einer wird? Aber Biss wird es trotzdem brauchen, denn das Spiel gegen den aktuell vielleicht besten Tabellenletzten aller Zeiten wird mit Sicherheit kein Honigschlecken.

Mahlzeit!

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