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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfL Bochum

1899 Hoffenheim vs. VfL Bochum

Oh, Stern der Hinrunde! Wo bist du?

Konzeptfußball braucht mehr als ein Konzept

Das Beste am Spiel war das Wetter!

Erstaunlich wie hoch bereits die Sonne Mitte April über dem Stadion steht. Vor drei Wochen wurden fast alle auf der Nordtribüne geblendet, diesmal nur noch die unteren zehn Reihen – und auch das nur von der Sonne. Ansonsten gab es wenig Erhellendes, zumindest nichts positiv Erhellendes aus Sicht der Hoffenheimer.

Die Tipps vor dem Spiel schwankten zwischen einem 1:0 und 6:1, wobei gerade der letzte Tipp aufgrund seiner immanenten Logik richtig sein musste. Die Kombination der relevanten Parameter (Trainingslager, Höhe der Temperatur, viel Lux und nicht zuletzt der Alliteration wegen passend pigmentiertes Personal) ließ kein anderes Ergebnis zu, unsere Mannschaft allerdings schon.

So schön und gepriesen der Fußball der Hinrunde war, so schlecht und erschütternd war der Kick am Samstag. Bochum hat zwar drei Tore erzielt, aber geschlagen hat sich Hoffenheim leider selbst. 1899 entwickelte selbst in der ersten Halbzeit, als Bochum sich einfach nur in die Abwehr stellte und bräunte, kaum eine nennenswerte Torchance. Das Konzept, so war zu sehen, besteht nach wie vor, aber mehr nicht.

Alle Läufe, alle Bewegungen, ritualisiert, standardisiert, uninspiriert. Kein Spielaufbau, keine Kombinationen, keine Ideen. Selbst Obasi schlug statt Haken Flanken mit der Präzision und der Eleganz einer Tipp-Kick-Figur. Aber wie soll man ohne Fußballer Konzeptfußball spielen?

Und nicht einmal die Standards funtktionierten. Trotz Trainingslager besteht nach wie vor ein enormes Optimierungspotenzial sowohl in der Offensive als auch der Defensive in puncto Standardsituationen. Wenig verwunderlich, dass die Bochumer ihre Führung kurz vor dem Halbzeitpfiff nach einem Eckball erzielten. Zwei Minuten zuvor waren sie überhaupt das erste Mal im schattigen Teil des Spielfeldes, d. h. dem Tor unserer Mannschaft.

Die Reaktion zu Wiederbeginn blieb aus. Statt dessen schienen die Bochumer Gefallen an den Sonnenstrahlen auf der Nordseite gefunden zu haben, also standen sie nicht mehr in der Abwehr, wohl weil Schatten, sondern sie begannen mitzuspielen. Nicht wirklich virtuos oder schnell oder überraschend oder modern oder ballsicher oder sonstwie bemerkenswert. Sie hatten einfach immer den Ball, da unsere Mannschaft es nicht schaffte, den Ball auch nur über fünf Stationen in den eigenen Reihen zu halten.

Auch im Spiel 5 gegen 2 war sie unterlegen, wobei 2 die Anzahl der Bochumer Stürmer im 1899er-Strafraum war. Ein Schaufler von rechts nach links genügte, um zuerst Salihovic und dann das Team dumm aussehen zu lassen: 0:2.

Was dann kam, kennt man leider nur zu gut aus dem Fernsehen: Aggression als Kompensation für Dissatisfaktion. Ein harmloser Zweikampf an der Mittellinie, ein wenig Gezupfe, ein wenig Gehalte, kein Grund für eine rechte Gerade. Eduardo war anderer Meinung und sah zum dritten Mal in der Saison Rot. Zwei Minuten später Haas, unsere 1, die durch ihren Einsatz einem Bochumer Stürmer zu einem klassischen Salto verhalf. Würde RTL 2 daraus eine Serie machen, sie hieße wohl „Rausgerannt und umgerannt!“ Nun ja, auch eine Möglichkeit, das Torwartproblem zu lösen, zumindest für die nächsten Spiele.

Dass am Schluss ausgerechnet unsere beiden Nationalspieler Compper und Beck den Ball nicht aus dem 16er bekamen und ihn statt ins Aus in die Mitte zum freistehenden Bochumer Stürmer spielten, der freistehend keine Probleme hatte, zum 0:3 einzuschieben, war ebensowenig verwunderlich, als dass selbst der Ball, den der ebenfalls grottenschlecht spielende Bochumer Torwart unter sich durchkullern ließ, nicht den Weg über die Linie fand.

Leider machte das Spiel unserer Mannschaft dem Titel „Schlechtester Herbstmeister aller Zeiten“ alle Ehre. Logische Folge: Nächste Woche spielen Platz 17 gegen Platz 18 gegeneinander, zum Glück nur der Rückrundentabelle.

Und das geht, dies sei mit maximaler Emotionalität gepaart mit einem saisonal bedingten Wortspiel zum Ausdruck gebracht: einem langsam auf die Eier. Wollen wir also österlich hoffen, dass nächstes Wochenende der Geist der Vorrundenmannschaft Auferstehung feiert.

———————————– Man kann es aber auch so sehen: ———————————–

Das Fehlen des Vedad

Kognitive Korrekturen wider die ad hoc-Emotionalität

Der soeben gelesene Spielkommentar, der wie stets rasant formuliert, ist dieses Mal aber aus verständlicher Enttäuschung heraus ganz und gar falsch.

Es ist das erste Mal, dass man hier die Unseren trasht und basht. In der Unentschiedenserie nach der Leverkusen-Heimpleite waren die Kommentare hingegen noch von nachgerade sokratischer Weisheit.

Jetzt aber wird richtig draufgehalten – und zeigt doch nur, dass erfolgsverwöhnte Jung-Fans eines noch überhaupt nicht kennen und können: Gedankenvoll und klug mit einer schlechten Phase umzugehen. Wer Jahrzehnte lang Fan von 60 München war, für einige Zeit ziellos umhertrieb, um dann in Hoffenheim zu landen, weiß, was es heißt, richtig, also antimasochististisch, deshalb mit klarem Bewusstsein zu leiden.

Unser gegenwärtiges Problem ist so einfach und banal wie schwerwiegend: Es heißt Ibisevic, also das Fehlen des Vedad.

Ergo kaum noch Tore, ergo Unentschieden oder Niederlagen. Sanogo war schon bei Kaiserslautern, dann beim HSV und bei Werder zunächst ein Blender (in den ersten Spielen stets ein Tor) und danach ein Versager und Bankdrücker. Wellington ist noch nicht ganz soweit, um richtig gut zu ein. Demba Ba und Obasi können es weder allein noch gemeinsam richten.

Die mangelnde Torausbeute und die schrecklichen Standards sind unsere zentralen Probleme.

Das Bochum-Spiel habe ich weder im sonnigen Stadion noch auf Premiere, sondern nur in der Zusammenfassung der Sportschau gesehen. Klar war auch aufgrund dieser wenigen Minuten: Machen wir das erste Tor, was, entgegen der Negativ-Diagnose, durchaus möglich gewesen wäre, wird das ein ganz anderes Spiel. Wir machen das Tor nicht, haben dafür Haas, der in Frankfurt immerhin das Unentschieden rettete, als Torwart und Eduardo als Frust-Hektiker im Mittelfeld. Und das wars dann auch.

Im Übrigen finde ich es für die weitere Entwicklung der Mannschaft sehr gut, wenn wir in der kommenden Saison (noch) nicht international spielen. Der UEFA-Cup, den ich schätze (allerdings erst vom Viertelfinale an), ist in den ersten Runden bloß strapazierend und unattraktiv – und für die Champions League reicht es dieses Mal gottlob ohnehin noch nicht.

Also die Saison in Ruhe zu Ende spielen, noch zwei oder drei Siege einfahren – und mit 50 Punkten (plus x) dankbar in die Sommerpause gehen. Rangnick muss nochmals Hopps Kasse bemühen und für 09/10 passabel hinzukaufen. Dann greifen wir national zweifach an: im DFB-Pokal und in der Meisterschaft.

Der klügste Kommentar zum gestrigen Spiel stammt übrigens von Marcel Koller, nachzulesen auf FAZ.NET. „da konnten wir das Spiel aus einer Igel-Situation heraus gestalten“, sagte der VfL-Trainer in der Analyse. Wie wahr. Wir haben im Moment zuviele Hasen, aber leider keinen (Tor)Jäger.

Das ist das ganze Elend.

Und nun: Kopf hoch für Karlsruhe.

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