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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Molde FK

Dørlås
– med utsikt

(Ein hoffentlich einigender)
Beitrag für Sprücheklopfer

Wenn es etwas gibt, was die Gegenwart vielleicht am besten zusammenfassend beschreibt, dann ist es, dass man tendenziell nichts mehr zusammenfasst. Man separiert so fein, wie es nur möglich ist. Oder anders gesagt: Man trennt.

So gibt es nicht nur nicht mehr nur „Männer und Frauen“, sondern auch nicht mehr „die Jugend von heute“. Jede hat dabei ihr eigenes Label: „Generation Y“, „Millennials“, „Gen Z“ oder was auch immer. Davor gab es das nur ein Mal – und das waren die Großeltern dieser Menschen: die „68er“.

Zur Erinnerung:
Das sind Menschen, die in den späten 1940er und sehr frühen 1950er Jahren geboren wurden und mit den verschiedensten Aktionen und Botschaften die westdeutsche Gesellschaft maßgeblich verändert haben, z. B. durch die „Kommune 1“, einer WG, die aus der APO („außerparlamentarischen Opposition“) hervorging, einer Bewegung, die mit den im Bundestag vertretenen Parteien höchst unzufrieden waren, sehr heftig gegen die Politik sowohl der Regierung als eben auch der Opposition im Bundestag demonstrierte und die die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit („Medien“) auf sich zogen.

Wenn man an sie denkt, fallen einem unweigerlich auch ihre legendären Sponti-Sprüche ein (die deren Enkelinnen und Enkel heute wohl eher nicht goûtieren („Spießer!“, Anm. d. Red.)):

  • „Wer zweimal mit der Gleichen pennt, gehört schon zum Establishment.“
  • „Macht kaputt, was euch kaputt macht!“
  • „Unter den Talaren, der Muff von 1000 Jahren.“
  • „Du hast keine Chance. Nutze sie!“

Doch die Zeiten haben sich geändert. Der Wind hat sich gedreht. Und zwar um kaum weniger als 180 °. Dazu zählt nicht nur, dass „die Spontis“ von damals die „Risikogruppe“ von heute sind, auch unser gestriges Ausscheiden aus der Europa League ist hierfür ein sehr gutes Beispiel. Dies lässt sich leider in völliger Umkehrung des Originals mit dem Spruch zusammenfassen:

  • „Du hast alle Chancen. Nutze keine!“

Das ist natürlich nicht ganz fair, denn die Mannschaft hat sich auch in diesem Spiel von Anfang ansehr gut präsentiert, sie kam immer wieder zu Abschlüssen, scheiterte dann aber meist am Torhüter der Gäste. Noch so eine Anlehnung an einen dieser 68er-Slogans („Sponti-Sprüche“):

  • „Wer zweimal mit *derselben** spielt, selten gleich ein Tor erzielt.“
    (* fast, ** Vogt für Nuhu)

Das war schon ärgerlich, aber es sah im Grunde gut aus – bis halt zu dem Moment, als die Gäste mit ihrem ersten Schuss aufs Tor in Führung gingen.

Ups!

Danach war das Spiel ein anderes, denn die Norweger spielten hernach „dørlås“ in Perfektion.

(„Dørlås“ (norw.) heißt übrigens nicht „torlos“ auf Deutsch, sondern (lt. Google) „Türriegel“, was hierzulande besser bekannt ist unter seinem italienischen Namen: „catenaccio“. Und „med utsikt“ heißt nicht mit „mit Absicht“, sondern „mit Aussicht“, aber dazu später mehr. Zurück zum Spiel …)

Schon vor dem Gegentreffer gab es eine Szene, in denen man eine ganz wichtige Erkenntnis hätte gewinnen können, doch Grillitsch konnte die Ankunft des Balles beim mittig in vollem Tempo auf Baumann zulaufenden Stürmer mit einem sehr langen Bein verhindern.

Doch niemand erkannte da das eigentliche Problem unseres Spiels:
So nachvollziehbar die Überlegung war, möglichst früh ein Tor zu erzielen, um dann Ruhe ins eigene Spiel zu bringen, und die Norweger kommen zu lassen, auf dass man dann selbst durch Konter zu weiteren Torerfolgen kommen würde, war sie im Ansatz her falsch, denn die Norweger hätten sowieso kommen müssen.

Und so entpuppte sich diese Grundidee erneut zu einer unguten Variation eines Sponti-Spruchs:

  • „Macht alle, was euch alle macht!“

Wir liefen und liefen und dabei immer nur einem völlig unnötigen Rückstand hinterher. Weil wir uns faktisch völlig unnötig in die Situation brachten. Dies aber dem Trainer zum Vorwurf zu machen, ist halt auch nicht fair, denn erstens ist man hinterher immer schlauer, denn hätten wir ein Tor erzielt, wären alle heute der Meinung, dass dies die richtige Idee gewesen wäre, zweitens hatten wir schon ambitioniertere Trainer, deren Ehrgeiz uns aber den Einzug ins Sechzehntelfinale der Europa League verbaute.

Per se ist daran gar nichts falsch. Oder wie es der Volksmund formuliert:

  • „Vor dem Können kommt das Wollen!“.

Und ambitionierte junge Menschen mit wenig Erfahrung wollen bekanntlich sehr viel sehr schnell. Ihnen fehlt die Ruhe und natürlich altersbedingt ein gerüttelt‘ Maß an (Alters-)Weisheiten:

  • „Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht.“
    (Wir sind uns allerdings nicht sicher, ob dieser Spruch überhaupt bei Kunst- oder Hybridrasen anwendbar ist.)
  • „Schnell schnell ist schnell scheiße!“
    (mehr so im Allgemeinen, nicht bei Kontern)
  • „Wer sich im Wege steht, kommt selbst nicht weiter!“
    (Gastbeitrag unseres freien Mitarbeiters K. Lauer)

Es war aber zum zweiten Mal, dass unsere Trainer sich bei einem Rückspiel psychologisch haben übertölpeln lassen. Ehemals an der Anfield Road ging man allenthalben davon aus, dass es Liverpool nach ihrem Hinspielsieg bei uns zuhause würden gemächlich angehen lassen, was sich als eine nicht ganz korrekte Annahme herausstellte und gestern, naja, ahnte der Molde-Trainer wohl, was unser Plan war. Seiner ging auf – und wir nicht wirklich unter, aber als im doppelten Sinne Verlierer vom Platz.

Ausgeschieden …
mit den meisten Schüssen aufs Tor (68)
aller Teams in den europäischen Wettbewerben nach 8 Spielen
(CL: FC Barcelona: 52 (in 7 Spielen), EL: Tottenham (54))
und nur einer, eben dieser gestrigen Niederlage.
Das ist schon sehr bitter.

Als der Trainer dann merkte, in welche Falle er getappt war, hatte er das nächste Problem: Wann wechselt er wen für wen ein? Denn vor der 80. Minute gab es gar keinen Grund, alles auf eine Karte zu setzen. Gleichzeitig galt es aber, einen neuen Impuls zu implementieren. Kramaric als Einwechslung war hierfür die genau die richtige Entscheidung, dafür konnte er mit der Auswechslung nur daneben liegen, ganz gleich, wen es traf. Es traf Baumgartner, der natürlich nicht darüber erfreut war. Seine Fastvermeidung eines Handschlags, seine Gesten der Verärgerung würden wir aber gerade hinsichtlich der Stimmung in der Mannschaft positiv werten wollen, denn: Wäre es besser gewesen, er hätte sich gefreut?

Natürlich war er sauer, dass er ausgewechselt wurde, denn natürlich wollte er seinen Beitrag dazu leisten, dass die Mannschaft weiterkommt und selbstverständlich war er der Meinung, dass er der richtige Mann gewesen wäre, um das Spiel noch zu drehen. Hätte man ihn in dem Moment aber gefragt, wen der Trainer denn an seiner Statt hätte herunternehmen sollen, hätte er auch keinen anderen genannt. Nur er wollte es nicht sein. Völlig normal – und gut.

Mit der Fortdauer des Spiels wäre es auch mehr als überlegenswert gewesen, Vogt herunterzunehmen, da in den letzten 20-25 Minuten des Spiels keines seiner Zuspiele auch nur ansatzweise in die Nähe der Mitspieler kam, aber all das war eine Frage des Timings. Es brauchte ja nur noch ein Tor. Und das fiel dann auch noch. Sehr spät. Dummerweise halt nicht für uns.

Ende.

Egal. War eine schöne Zeit. Und wir so lange wie noch nie dabei. Immerhin. Außerdem: In der Hinrunde waren wir in der Europa League top und in der Bundesliga eher nicht so. Jetzt in der Rückrunde sind wir in der Europa League gefloppt, also bleibt die Bundesliga zum Toppen. Und warum nicht? Das Reisen fällt weg, die Belastung der Spiele, dafür haben wir mehr Zeit zum Trainieren und Regenerieren. Wir setzen einfach darauf. Auf dass da was entsteht – mit unserer „Jugend von heute“:

  • John (18)
  • Rutter (18)
  • Beier (18)
  • Bogarde (18 – bitte Vertrag verlängern)
  • Elmkies (20 – bitte nach Leihe integrieren)
  • Richards (20 – bitte Leihe verlängern oder noch besser: in Kauf wandeln)
  • Amade (21)

und den bereits fast schon etablierten

  • Baumgartner (21)
  • Geiger (22)
  • Posch (23)
  • Skov (24).

Wir hoffen einfach mal darauf: eine „Gen TSG“ mit einem echten „TSG-Gen“ – oder um das im Duktus der Ü75er (also der „68er) zu formulieren.

  • „In Zukunft fette Beute machen uns’re jungen Leute!“

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