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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Würzburger Kickers vs. 1899 Hoffenheim (DFB-Pokal)

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Das erst(letzt)e Aufgebot

Viel Stückwerk, keine Kunst.

Das Spiel war viel Stückwerk. Keine Kunst. Ist auch diese Analyse nicht, denn was sonst sollte diese Mannschaft anderes darstellen, war sie doch selbst nur ein Mosaik.

Ein M. entsteht durch Zusammenfügen von verschiedenfarbigen oder verschieden geformten Teilen geometrischer Muster oder figürliche Bilder. Im Unterschied zu Intarsien (auf einer planen Oberfläche in- oder aneinandergelegte Hölzer und andere Materialien, die eine ebene Fläche entstehen lassen, die verschiedenfarbige und unterschiedlich strukturierte Einschlüsse enthält) verwenden Mosaike primär nur eine einzige einfache Form der bildgebenden Teilchen.

Es war zäh. Es war aber auch nicht einfach. Auf dem Acker. Und für den Großteil der Hoffe-Fans, denn wir leben in veganen Zeiten – und man musste schon ein sehr eingefleischter Hoffe-Fan sein, um alle Spieler der TSG auf dem Spielberichtsbogen zu kennen.

Die erste Startelf im ersten Pflichtspiel der Saison 2024/25 erinnerte schon sehr an den Historienschinken von Franz von Defregger (1835-1921), dem wohl bekanntesten Maler der Dorfgasse von Villanders, genannt „Das letzte Aufgebot.“

Die Schützenkompanie Anton von Gasteiger Villanders leitet so ein es auf ihrer Internetseite mit Worten ein, die auch so manchen Fanmarsch ganz bezaubernd beschreibt:

Da kommen sie schon angefahren im Sturmschritt, die alten Racker und Lotter mit den krummen Rücken, Knien und Ellenbögen, mit den weißen Haarsträhnen und den Stoppelbärten, auf den Achseln die Spieße und Sensen und Morgensterne und Stallgabeln und Hacken, gezähnte Messer auch und rostige Lanzen und Flinten. Alle in mausgrauen, abgenützten Lederhosen, alten Joppen und breiten Filzhüten. Voran marschiert der stolze Bauer, das Brennscheit umgekehrt auf der Schulter tragend und unterwegs die Weisung schnaufend …

Man war natürlich als Normalsterblicher und auch -denkender gespannt, welcher Waffen sich die Young Boys („jungen Racker“) bedienen würden, schließlich habe der Verein mit der Entlassung von Alex Rosen einen „Krieg“ begonnen, den der Verein würde nicht gewinnen können.

Das ist natürlich ein irrwitzig unüberlegter Sprachgebrauch. Aber eine leider in Zeiten, in denen ansonsten höchste Sensibilität im kommunikativen Umgang miteinander an der Tagesordnung zumindest gewünscht ist, typische Hypermartialität. Da werden also Schlachten heraufbeschworen, während man gleichzeitig dem Schlachten abschwören möge. Es sind geisteskrank…äääh… sehr widersprüchliche und Normaldenkenden rational schwer zugängliche Zeiten.

„Aber so ist der Fußball nicht. Fußball ist emotional.“ wird da gerne erwidert, was eine widerliche Rechtfertigung für weit mehr ist als unflätiges Verhalten.

Wir hatten hier schon an anderer Stelle darauf verwiesen, welches Problem die TSG-Ultras wesensimmanent haben. Sie werden immer wahrgenommen werden als „Gucci-Kinder, die auf Gosse machen.“

Zum einen durchlebt er gerade mal wieder die typische Phase der Pubertät, in der Kinder, insbesondere Söhne, sich von ihren Eltern, insbesondere dem Vater abspalten wollten, um sich einerseits selbstständig(er) zu geben, andererseits dadurch in ihrer Peergroup (gleichartig, gleichgesinnte „Vorbilder“, „Leitwölfe“) die ihnen wichtige Anerkennung zu finden, um als ebenbürtig wahrgenommen und würdig zu fühlen, um in deren Zirkel aufgenommen zu werden. Zum anderen wird das aber nie passieren, denn egal wie ultrakrass die TSG-Ultras auftreten werden, sie werden nie in die Kreise der Ultras der Traditionsvereine aufgenommen werden. Alles recht einfach von außen zu analysieren, aber wir alle kennen Pubertiere … Man kann sie (als Eltern oder Nichtpeergroup) nicht zähmen, zumindest nicht in legalen Rahmen, man muss sie (scheitern) lassen.

Natürlich erinnerte die Entlassung von Rosen sowie die weiteren Entscheidungen zu Personalien auf Führungsebene im Profibereich der TSG daran:

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(Ja, allein des Wortwitzes wegen hätten wir lieber auf die Blue Man Group referenziert, aber selbst deren wilde Show war für die Aufführung zu lasch.)

 

Es folgte Paukenschlag auf Paukenschlag – und die Plakate und Pamphlete seitens der Kraichgau-Talahons.

Jugendwort:
T. sind „Jugendliche, die durch einen bestimmten Kleidungsstil – Kleidung mit Logos von Luxusmarken, Bauchtaschen – auffallen, provozieren und sich an öffentlichen Orten aufhalten.“

Sie mögen sich jetzt bitte nicht verhohnepiepelt (Boomerwort) vorkommen, sondern sich einfach mal selbst hinterfragen – ja, viel verlangt von Pubertieren –, inwieweit, genauer: ob überhaupt sie sich mit so einer „Krieg“serklärung oder der Aufforderung an den größten Fan und Förderer der TSG, am Urinal zu scheitern („Verpiss‘ dich!“), einen Gefallen tun. Denn so kritisch die allermeisten TSG-Fans dieses Tohuwabohu sehen, …

Boomerwort – aus dem Hebräischen:
תֹּהו tōhū bedeutet „Leere“, „Öde“, „Chaos“, בּהוּ bōhū „Leere“, „Einöde“, „Chaos“, „ungeordnet Sein“), wo es ein Homoioteleuton darstellt, also die Wiederholung derselben Wortendung in aufeinanderfolgenden Wörtern.

Aber das wusstest du natürlich, geneigte/r Leser/in, ne? 🙂

…, denn keines von beiden ist auch nur ansatzweise akzeptabel. Zwar freut sich ein Gutteil der TSG-(Foren-)Fans darüber, dass da wer Rabatz macht.

Rabatz – Herkunft ungeklärt.
Es könnte vom polnischen „rąbać“ („schlagen, hauen“) abstammen. Möglich ist aber auch, dass rabatzen (und weitere Formen wie rabanzen) Streckform zu einem der deutschen Verben „ratzen“ oder „ranzen“ („balgen, herumtoben, brünftig sein“) ist. Auch ein Zusammenhang mit mittelfranzösisch „rabascher“ und altfranzösisch „rabaster „ („Lärm machen“ (von Kobolden)“) ist denkbar.)

Entsprechend groß war also die Spannung vor dem Spiel, was passieren wird – neben und auf dem Platz –, und man ahnte nichts Gutes.

Aber … zumindest neben dem Platz war das alles sehr zivil. Vor dem Spiel verkündete der Capo, dass man die Mannschaft beim Aufwärmen einmal lautstark willkommen heiße, um zu signalisieren, dass man hinter der Mannschaft stehe. Aber ansonsten würde man die erste Halbzeit keinen Support machen, um damit wiederum e. V. und GmbH zu zeigen, dass man mit ihrer Entscheidung und ihrer Handhabe des Ganzen extrem unzufrieden sei.

Nun könnte man so argumentieren, dass es doch Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, Kundinnen und Kunden von Firmen völlig wurscht sein könnte, wenn in der Unternehmensführung personelle Veränderungen vorgenommen werden, insbesondere dann, wenn das Produkt bzw. das Angebot darunter nicht leidet. Aber just jenes ist ja die Befürchtung hier der „Kundinnen und Kunden“.

Außerdem – und da ist Fußball schon anders: Fans geben andauernd Geld für einen Verein aus: Tickets, Merchandising, Fahrten – und zu der Kostenseite gesellt sich auch die Gefühlsseite. Da greifen Wirtschaftsphrasen wie „strategische Neuausrichtung“ nicht und reichen auch nicht als Erklärung – und just jene ist man nach Ansicht von Fans ihnen eben für all die  finanziellen wie emotionalen Investitionen schuldig.

Kommen wir nun zum An- und damit zurück zum (letzten) Aufgebot.

Philipp in wohl leichtesten aller Pflichtspiele auch mal einen Einsatz verschaffen zu wollen, war ehrenhaft. Dass es im Laufe des Spiels und wie schmerzhaft war, dem jungen Mann beim Kampf gegen die eigenen Nerven zuzuschauen, konnte um 17:59 Uhr noch niemand ahnen.

Anders war es da schon bei der Defensive. Da wusste jeder, dass das ein Riesenproblem darstellen würde, allerdings sollte das gegen einen Viertligisten schon klappen. Diese Einstellung schienen aber auch die Spieler selbst zu haben, die zu keinem Zeitpunkt wirklich souverän wirkten.

Aber der Mannschaftsteil war ja geradezu noch Gold gegen das Mittelfeld und den Sturm, der aus wem genau eigentlich bestand?

Es gab keine Ideen, den Würzburg-Wall zu überwinden, gar zu überspielen. Flanken landeten im Nichts, was auch daran lag, dass der Strafraum beharrlich unterbesetzt war.

Natürlich war es zumindest die ersten 70 Minuten sehr heißt auf dem Platz und er selbst, der Rasen ein Geläuf, auf dem man bestenfalls ein Springreiten hätte abhalten können, aber das galt für beide Teams und kann kein Grund sein, dass derartig wenig Pässe ankamen.

Und als dann Akpoguma nach etwas mehr als zehn Minuten sogar eine ebene Passage für sein Rückspiel zu Philipp fand, die ihm dann unter dem Schlappen durchrutschte, was zur Führung der Gastgeber sorgte, sorgte das für große Sorgen im pickepackevollen, aber stillen Gästekäfig. Lauter wurde es dann natürlich durch den auch in puncto Glück ausgleichende Ausgleich. Danach war in der 1. Halbzeit nichts mehr los – weder auf noch neben dem Platz.

Kurz vor Anpfiff des 2. Durchgangs gab es dann die von vielen erwarteten Paukenschläge. Die Mannschaften betraten wieder das Feld, die Capos ihr Podium bzw. Fanzaun und endlich war was los. Auf den Rängen. Auf dem Platz wurde es noch schlimmer.

Doch dann gab es Hoffnungsschimmer. Der größte war natürlich die Chance der Gastgeber, als einer ihrer Spieler nach rund einer Stunde den Ball aus einem Meter Entfernung gut einen Meter über unser Tor setzte. Normalerweise sagt man ja: „Wer solche Dinger nicht macht, …“

Aber normal war an dem 1. Spieltag der 1. Runde des DFB-Pokals gar nichts. Auch bei den beiden anderen parallel laufenden Partien lagen die Amateurmannschaften vorne. Ein schwacher Trost … im Rahmen eines sehr schwachen Auftritts.

Die TSG läutete dann immerhin die Zeit der Wechsel ein, und zu unserer großen Überraschung, aber auch Freude, war es Prömel, der zusammen mit Prass als Erstes ausgewechselt wurde. Sie wurden von Geiger und Moerstedt mehr als ersetzt, denn es kam zumindest etwas mehr Schwung ins Spiel der TSG. Das steigerte sich dann mit der Herausnahme von dem ebenfalls sehr enttäuschenden Grillitsch, der zusammen mit Bruun Larsen Platz machte für Berisha und Micheler.

Leider stellte sich es aber heraus, dass es weniger die Einwechslungen waren, die das Spiel belebten, sondern die Herausnahmen. Es ist für uns als Laien unbegreiflich wie so renommierte Spieler wie Prömel und Grillitsch gegen einen solchen Gegner keine Akzente setzen können, aber es freut uns als Faktenfetischisten, dass sich Matarazzo nicht vor großen Namen scheute und sie durch U-Spieler bzw. Frischrekonvaliszierte zu ersetzen.

Berisha et al. hatten dann auch die Chance, das Spiel noch in der regulären Spielzeit zu beenden, aber es ging in die Verlängerung und da dann auch gleich schei…schlecht weiter.

2:1 für die Kickers, weil weder Geiger, der den Ball vertändelte, noch sonst wer sich befähigt, zumindest bemüßigt sah, den Angreifer zu attackieren.

Gott sei Dank zeigte Bülter kurz nach Wiederanpfiff zur 2. Halbzeit der Verlängerung (seine) Klasse. Ausgleich.

Wie vor fünf Jahren an selber Stelle ging es ins Elfmeterschießen. Diesmal hatten wir immerhin keine 2:0- bzw. 3:2-Führung verspielt, so dass es im Blamagefalle nicht ganz so blamabel gewesen wäre. Rein analytisch gesehen. Emotional wäre es natürlich eine Riesenblamage gewesen.

Aber es kam anders – und zum souveränsten Part der Partie. Obwohl es diesmal aufs andere Tor ging, ging diesmal jeder Schuss ins Netz – und Philipp parierte den zweiten Schuss der Gastgeber fast, den 3. dann wirklich. Das reichte, weil Justvan die Lücke reichte, die der Torhüter der Kickers mit seinem Sprung in dessen linke Ecke zwischen sich und dem Pfosten ließ.

Was ein Spiel.

Vor fünf Jahren zog der kicker als Resümee der Begegnung: „Sehr attraktive und hochspannende Partie“. Diesmal meinte er, wir seien „mit einem blauen Auge davongekommen“. Vor fünf Jahren landeten wir am Ende der Saison auf Platz 6. 

Allerdings ohne Dreifachbelastung. Aber die wollten wir und die haben wir weiter, weil wir weiterkamen. Mit dem letzten Aufgebot. In letzter Minute. Mit dem letzten Schuss. Und nur das zählt …

JAAAAAAA! (s. Video)

Auch wenn es sich nach dem Spiel abzeichnet, wäre es schön, dass es eine Saison wie gemalt wird. Dann aber bitte mehr Expressionismus. Auch wenn das Werk (wie aktuell die (Spiel-)Freude bei der TSG) als verschollen gilt, schlagen wir spontan vor:

„Der Turm der blauen Pferde“ (1913)
Franz Mark (1880-1916)

Das wäre schon ein Riesenereignis, wenn das Werk wieder auftauchte. Wir empfänden allerdings es allerdings schon als große Kunst, wenn es Matarazzo und der Mannschaft gelänge, die Spielfreude wiederzubeleben – und sie BITTE NICHT gleich wieder an den Nagel zu hängen.

Noch ist die Zeit nicht reif für eine richtige Ausstellung. Für eine richtige Aufstellung schon …

 

 

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