VfL Wolfsburg vs. 1899 Hoffenheim
FUCK!
Oder: Ver#@!!* Sch*@“^#
Keine Punkte am Ende der englischen Woche. Damit lässt sich der Rückrundenstart folglich ganz einfach zusammenfassen: Fuck!
Ein wunderbares Wort, um das alle Linguisten die englische Sprache beneiden müssten. In wohl keiner anderen Sprache der Welt gibt es ein Wort, das man so vielseitig, als Substantiv, sowohl als transitives wie auch intransitives Verb, adverbial, attributiv, als Ausruf oder Bindewort einsetzen kann und mit man so viele Emotionen von A wie Ärger über Enttäuschung, Resignation, Staunen und Verwirrung bis Zorn ausdrücken kann. (Weitere Details dazu im vorangestellten Video.)
Fuck!
Einst waren wir berühmt, auch wenn das keiner mehr so hören wollte, für Spektakel. Das ist stimmt so ganz nicht mehr – zumindest nicht übers ganze Spiel. Wenn es aber darum geht, den Fußball liebenden Menschen klar zu machen, warum es sich lohnt, pünktlichst zum Anpfiff dem Geschehen beizuwohnen, dann sind wir das. Hoffenheim-Fans mit Herz oder auch Herzproblemen ist es hingegen nicht zu empfehlen.
Und noch etwas hat sich geändert. Im Gegensatz zu früher verlieren wir Punkte und Spiele nicht mehr am Ende eines Spiels, sondern an dessen Anfang. Heute wieder.
Fuck!
Auch wenn man nach ziemlich exakt 90 gespielten Minuten fairerweise feststellen muss, dass dies das mit Abstand beste erfolglose Spiel der 2015er-Punktspiele bisher war, war es aber auch nicht mehr: erfolglos.
Unterm Strich sieht es sogar noch schlimmer aus, denn nicht nur, dass wir diesmal keine Punkte gewannen, wir schossen erstmals 2015 nicht mal ein Tor. Dafür aber, und das ist vielleicht der Lichtblick, hatten wir uns in diesem Spiel viele und beste Torchancen erarbeitet. Ein schwacher Trost.
Ein schwacher Start: Ein an sich problemloser Seitenwechsel der Wolfsburger, Amiri trifft den Ball nicht – und auf den Außen wird nicht konsequent verteidigt, Ball nach innen, Ball ist drinnen.
Amiri? Das war unsere große Premiere, auch wenn natürlich alles über den anderen Ludwigshafener sprach, der bei den Wolfsburgern sein Debüt gab. Nachvollziehbar, ist doch deren neue Nr. 17 bekanntlich der Vorlagengeber vom 13. Juli 2014 in Rio. Unser Debütant, dessen Rückennummer exakt doppelt so hoch ist, ist zwar kein Welt-, aber immerhin seit dem 22. Juni 2014 Deutscher Meister (mit der Hoffenheimer der A-Jugend, nach einem grandiosen 5:0 in Hannover gegen Hannover 96, wo er selbst zwei Mal wunderbar traf).
In der 3. Minute in diesem Spiel traf er aber den Ball nicht, was ja jedem Mal passieren kann. Dass aber Markus Gisdol die Entscheidung traf, ihn zu bringen, muss zumindest die nicht gesperrten oder verletzten Spieler wie Salihovic, Zuber, aber auch Szalai oder Modeste „verletzt“, alle anderen dürfte die Nominierung zumindest verwundert haben.
Aber so ist er halt, unser Trainer, immer für eine Überraschung gut. Und auch wenn diese Überraschungen im ersten Spiel meist nicht gefruchtet haben, insgesamt zahlten sie sich immer aus.
Am 11. Mai 2013, am 33. Spieltag, in dem wir dringend einen Sieg gegen den HSV brauchten, um von den Abstiegsplätzen runterzukommen, was wir aber mit 1:4 verloren, beispielsweise debütierte mit der Nr. 45 ein gewisser Niklas Süle, den er die Woche drauf, im alles entscheidenden Spiel in Dortmund trotz seiner wenig überzeugenden Leistung bei seiner Premiere in den letzten entscheidenden Minuten, als wir bereits 2:1 führten, wieder aufs Feld schickte, nachdem Gisdol zu Beginn der 2. Halbzeit, als wir noch 1:0 zurücklagen, den erfahrenen Sebastian Rudy gegen einen weiteren Debütanten auswechselte: Robin Szarka.
Gisdol ist also einfach so. Das muss man nicht immer verstehen, da muss man einfach vertrauen. Und er vertraute eben auf Nadiem Amiri mehr als den anderen Spielern. Und das auch über die ganze Spieldauer, was nach seinen ersten 45 Minuten nicht nur wegen des Bocks, sondern weil er auch sonst eher unauffällig bis unglücklich agierte, ebenfalls überraschte.
Aber vielleicht wurde es Gisdol auch leicht gemacht, weil er zumindest das komplette Mittelfeld zur Halbzeit hätte auswechseln müssen. Wie bereits in den Partien zuvor brachte es im Spiel nach vorn wenig zustande – und wenn es um die Defensivarbeit ging, standen sie meist nur. Eine Katastrophe gegen diesen Gegner, der klare, harte, präzise Pässe in die starke Offensive spielen kann und dies auch immer wieder tat.
Zur Ehrenrettung unserer natürlich auch nicht ganz zu Unrecht gescholtenen Abwehr muss man sagen, dass es ohne Unterstützung der Vorderleute sehr schwer ist, diese Angriffe abzuwehren. Oft gelang ihr das sogar ganz gut. Wirklich oft schossen die Hausherren nicht aufs Tor. Aber wenn, war er drin.
OK, vor dem 2:0 ging er erst an die Latte und der Nachschuss war drin, aber trotzdem, es ging schnell, aber nicht zu schnell, und einfach, leider viel zu einfach. Flankenwechsel der Gäste auf Kims Abwehrseite, der eigentlich ewig Zeit hat, sich zum Kopfballduell zu stellen, was gegen den Gegner auch nötig ist, denn die Defizite in Sachen Körpergröße lassen sich eben nur durch Stellungsspiel kompensieren. Er stand schlecht, verlor das Duell, den Ball, der dann bei Schürrle, an der Latte, der Abpraller dann beim mittig und erschreckend freistehenden Mitspieler und letztlich wieder im Netz landete.
Dass es mit nur 2:0-Rückstand in die Pause ging, war schon ein Lichtblick. Und nie und nimmer hätte man mit dem gerechnet, was dann in der 2. Halbzeit passierte …
Schon nach 30 Sekunden leitete der jetzt für Elyounoussi spielende Zuber die erste von vielen Großchancen ein. Und das war mehr als ein Hoffnungsschimmer, es war der Beginn eines wahren Angriffsfeuerwerks, was unsere Mannschaft da abfackelte. Die Defensive der Wolfsburger wackelte, aber sie fiel nicht – und damit auch kein Tor.
Die Qualität der Chancen stieg stetig. Zweimal stieg sie sogar über 100%. Aber ein Treffer fiel nicht. Dafür Volland im Strafraum. Deutlich für jeden im Stadion zu sehen, aber für den Schiedsrichter in seiner Position leider nicht. (Das ist gar nicht ironisch gemeint; er stand da wirklich sehr unglücklich.)
Man kann nur mutmaßen. Und es gibt gewiss nicht wenige, die meinen, so fahrlässig, wie wir in der 2. Halbzeit mit den Chancen umgingen, hätten wir selbst den Elfer und eventuell noch einen weiteren, den es durchaus wegen Handspiels hätte geben können, eh nicht reingemacht, aber das ist natürlich Fatalismus.
Aber so bewahrheitete sich dann halt der alte Spruch, dass, wenn du die Tore nicht machst, dies der Gegner tut. Mit dem 3:0 durch de Bruyne rund fünf Minuten vor Schluss war klar, dass wir auch dieses dritte Spiel in sechs Tagen verlieren würden.
Fuck!
Die 2. Halbzeit mit 10:2 Torschüssen für uns gab Hoffnung, dass wir doch noch Fußball spielen können. Und wir haben jetzt auch etwas mehr Zeit, die Dinge, die falsch liefen, zu analysieren und idealerweise auch zu eliminieren.
Aber … wie kann man denn auf so eine Idee kommen, eine Rückrunde mit einer englischen Woche zu beginnen, zumal parallel Asien- und Afrikameisterschaften stattfinden und die Transferfenster noch sperrangelweit aufstehen? Na ja, da mussten alle durch. Und es sah ja nach der Vorbereitung auch so aus, als ob uns das liegen könnte. Sie lag uns nicht. Gar nicht. Und so liegen wir in der Rückrundentabelle auf Platz 18.
F … Genau! 🙂
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