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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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VfL Wolfsburg vs. 1899 Hoffenheim

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Die Qual der Qual

Keine Leidenschaft Leiden schafft

Auch wenn wir Fans der Transparenz sind, es gibt auch für uns Tabus. Und das ist auch gut so – und letztlich in gewisser Weise logisch, richtig und gesund, weil wir die Dinge – vielleicht nicht immer erfolgreich, aber zumindest – versuchen, zu Ende zu denken.

So ist die in allen möglichen Bereichen des Lebens immer wieder eingeforderte „totale Transparenz“ im Grunde ja nur ein Aufruf zur „Informationspornografie“. Es gibt auch ein Zuviel an Information – und dann wird’s eklig. Will man das wirklich? Wir nicht.

Daher gibt es bei uns und zu uns keinerlei Informationen zu sexuellen Präferenzen. Uns interessiert weder Coming out noch Coming in. Was uns interessiert, ist Coming up. Was wir aber gestern sahen, war ein herbes Coming down. Bei aller Liebe …

„Liebe ist Spiel, ist Non-Idealität; Liebe als Nicht-Spiel wäre tot. Das Leben der Liebe besteht darin, dass aus den partialen Trieben, Energien und Strategien nicht auf das geschlossen werden kann, wozu sie sich gefügt haben werden.“

Komplett unverständlich, wie es der Heimmannschaft gelang, uns zu schlagen. Das war kein Spaß, obwohl es sich zugegebenermaßen recht freudig anließ. Aber so ganz ohne richtigen Höhepunkt war es auch nichts – und schon gar nicht befriedigend.

Das obige Zitat stammt (unverkennbar) von einem Diskussionswissenschaftler, genauer: dem 1974 geborenen Wiener Germanisten, Komparatisten, Literatur-, Übersetzungstheoretiker und Philosophem Martin Andreas Hainz, der damit eine „Theorie der Erotik“ zu skizzieren gedachte.

Geneigte/r Leser/in, wir möchten an dieser Stelle eine kurze Pause einlegen, damit du dir Zeit nimmst innezuhalten, über das Gelesene „Paroli laufen zu lassen“ (H. Hrubesch). Theorie der was? Grenzt das nicht an ein Oxymoron (Definition? Siehe hier.)

Theoretisieren kann man viel – und Diskussionswissenschafter (wir sprechen da aus hauseigener Erfahrung) alles, aber wie ließ der alte Goethe in seinem „Faust – Der Tragödie 1. Teil“ den Teufel, Mephistopheles, zum Schüler sagen.

„Grau, teurer Freund, ist alle Theorie,
Und grün des Lebens goldner Baum.“

Lebt Erotik nicht einfach dadurch, dass man sie lebt? Nutzt man Chancen nicht einfach dadurch, dass man sie nutzt? Schießt man Tore nicht einfach dadurch, dass man sie schießt?

„Liebe ist Spiel…“ – in Ordnung.

„… ist Non-Idealität; …“ Auch das ist, selbst wenn es den gängigen Vorstellungen des Kitsches widerspricht, nachvollziehbar, wenn nicht gar 100% richtig (vgl. Reibung, prickeln)

„Liebe als Nicht-Spiel wäre tot.“ – Klingt etwas radikal, aber da trifft wohl die alte (vermeintlich) chinesische Redewendung zu „Wahre Worte sind nicht schön. Schöne Worte sind nicht wahr.“

„Das Leben der Liebe besteht darin, dass aus den partialen Trieben, Energien und Strategien nicht auf das geschlossen werden kann, wozu sie sich gefügt haben werden.“ – und da steigen wir dann aus …

Wie kommt Herr Hainz auf so was? Nun, er nahm sich wen zum Vorbild, mit dem wir uns zumindest in Sachen Fußball nicht identifizieren können. (Wie gesagt, derartig Privates interessiert uns nicht.)

Er war zu seiner Zeit ein vielgelesener, populärer Schriftsteller. Seine zahlreichen Romane und seine ebenso zahlreichen, meist folkloristischen Novellen waren teils als exotische, immer spannende, ja sogar als moralische Lektüre beliebt. Der bekannte Wagner-Förderer König Ludwig II. von Bayern empfand zu ihm gar eine Seelenverwandtschaft (Nicht weniger bekannt ist der Wahnsinn Ludwig II.).

Die Rede ist von Leopold von Sacher-Masoch. Er ist NICHT der Namensgeber der Sacher-Torte, …

Das ist ein gewisser Franz Sacher, der als 16-jähriger Lehrling für seinen erkrankten Chefkoch in der Hofküche Fürst Metternichs einspringen musste, als für sich und seine hochrangigen Gäste ein besonderes, noch nie dagewesenes Dessert kreieren sollte.
So viel zum Nachwuchs, der Grundlagen schafft …

Immerhin wurde im Rahmen einer Kulturveranstaltung in Graz 2003 die „Sacher-Masoch-Torte“ mit Ribiselmarmelade und Marzipan kredenzt.

…, sondern der sexuellen Präferenz, die zeitweise als Störung klassifiziert wurde. Dabei war es nicht sein Leben, das dafür maßgeblich war, sondern sein literarisches Werk, in dem er triebhaftes Schmerz- und Unterwerfungsverlangen ästhetisch formulierte.

Sein literarischer Ruhm begann im deutschsprachigen Raum mit der Novelle „Don Juan von Kolomea“. Dabei geht es aber eben nicht um den Aufreißer, dem es nur um seinen persönlichen Lustgewinn geht, sondern einen Mann, der die Liebe zur Frau als sehr schmerzhaft empfindet und durch Immoralität seine Selbstachtung wiederzugewinnen hofft. Die Beziehung des Mannes zur Frau wird dabei pauschal als zuletzt unglücklich bezeichnet. Eine für beide Parteien zufriedenstellende Seinsweise erscheint unmöglich und das christliche Sakrament der Ehe dadurch fragwürdig.

All das trifft auf uns – wie gesagt, die einzelnen Privatpersonen und deren Präferenzen sollen hierbei nicht beleuchtet scheinen – als Fans NICHT zu.

Wir haben kein Unterwerfungsverlangen. Wir haben keine Freude am Schmerzempfinden. Wir wollen das Ding – wie gesagt, die einzelnen Privatpersonen und deren Präferenzen sollen hierbei nicht beleuchtet scheinen – reinmachen, reinstochern, reinhämmern, wie auch immer Lustgewinn letztlich durch Vollendung.

Natürlich ist auch die Ästhetik im Treiben per se nicht zu vernachlässigen, weil sie sich extrem positiv auf den Genuss des Gesamten auswirkt, aber eben nur, wenn das Primärziel erreicht wurde – und da reicht es nicht, dass mal die Latte erschüttert wird.

Kramarics Schuss in der 6. Minute ans Gebälk erhöhte aber die Freude am bis dahin bereits Gezeigten. Die Mannschaft spielte recht souverän, ließ den Ball gut laufen – und die gegnerische Mannschaft auch, zumindest traben. Alles sehr gefällig.

Nur muss man dabei gefälligst auch auf den Gegner achten. Nach einer Viertelstunde war es dann aber mal wieder soweit, dass er mit seiner ersten Chance gleich in Führung gehen konnte.

Nach diesem Quickie war dann aber auch wieder Ruhe in den Reihen der Wölfe, und die TSG konnte oder wollte diese nicht wirklich stören. Das letzte Drittel wurde von unserer Mannschaft bestenfalls gestreichelt, aber kein einziges Mal penetriert. Und wenn es mal eng wurde, sorgten die Hausherrn dafür, dass wir nicht zum Schuss kamen.

Spätestens nach rund einer Stunde aber war klar, dass die TSG an diesem Nachmittag an einem Extremfall von Masoschismus litt. Zumindest litten wir Fans darunter, als Dabbur den Ball, den er sich zuvor so brillant erkämpft hatte, völlig freistehend vor Casteels elegant neben den rechten Torwinkel setzte, als ihn plump einzunetzen oder auf den völligst vor dem Tor freistehenden Baumgartner zu schieben.

Der Landsmann Sacher-Masochs hatte zwar auch keinen Sahnetag erwischt, aber da er in der Situation nicht mal mehr wen vernaschen musste, wäre das mit Sicherheit der längst und hochverdiente Ausgleich gewesen. Eine Minute später wieder eine Chance, aber auch da spielte Dabbur lieber vor dem Strafraum rum, als zum Schuss zu kommen. Er vergab einfach zu viel Chancen …

Es kam zu Auswechslungen. Aber auch die waren Ausdruck von Masochismus – oder war es Sadismus gegenüber den Fans? Skov für Dabbur war jetzt nicht wirklich so überraschend, aber warum wurde der 1. Slot nur dafür genutzt, einen Spieler zu wechseln? Rund zehn Minuten später nutzte die TSG den zweiten Slot auch nur zum Wechsel eines Spielers. Dass es hierbei Angelino traf, der vom Feld musste, ließ hoffen, denn auch sein Spiel war eine Qual, aber dafür Dolberg? Spätestens dann war klar, dass an dem Nachmittag etwas ganz Seltsames nicht nur in den Köpfen aller Verantwortlichen vorgehen musste, zumal es unfassbarerweise noch schlimmer kam.

Wolfsburg erhöhte mit seiner zweiten Chance auf 2:0 – und es dauerte weitere zehn Minuten, bis das Team seine dritte und letzte Auswechselmöglichkeit nutzte, aber auch die nur für zwei statt der noch möglichen drei Spieler. Jetzt mal im Ernst: Was sollen da, wo regulär gerade mal noch fünf Minuten zu spielen waren, die beiden Neuen ausrichten?

Für Prömel und Bebou (der ebenfalls ein Spiel spielte, aus dem man problemlos ein mehrminütiges Video zusammenstellen könnte. Allerdings müsste man dies wohl mit einer Triggerwarnung versehen: „ACHTUNG! Hardcore! Dieser Film ist ungeeignet für alle Idealisten oder Menschen, die nicht mit Ribbeck-Länderspielen sozialisiert wurden!“ Zu Bebous Ehrenrettung sei gesagt, dass er in den 85 Minuten auf vier Stationen spielen musste.) kamen Becker und Bischof.

Und erstaunlicherweise kamen wir dank Letzterem doch noch zum Anschlusstreffer, obwohl er ihn nicht reinmachte. Ein Wolfsburger lenkte seinen Schuss so gut ab, dass er den Weg ins gegnerische, in dem Fall: eigene Tor fand. Aber letztlich änderte es nichts daran, dass wir wieder ein überlegen geführtes Spiel gegen Wolfsburg wie bereits in der Hinrunde unsinnigerweise mit 2:1 verloren. Worum / Wofür kämpft die Mannschaft?

Das kann nicht nur am Mangel an Testosteron im Team liegen – und der daraus resultierenden Gier nach Erfolg –, sondern da gehören schon ganz besondere Veranlagungen dazu.

Und vielleicht werden wir Fans doch noch Fans dieses Masochismus. Dann nämlich, wenn wir nächste Woche das Heimspiel gewinnen und weder Schalke noch Bochum mehr als einen Punkt holen. Dann wäre beim letzten Heimspiel wenigstens der in der aktuellen Verfassung emotional bestmögliche Höhepunkt erzielt – und wir könnten ganz ohne Relegations- und Abstiegsangst zum letzten Spiel zum Nachbarn fahren. Aber auch nur dann …

Das mag für Außenstehende spannend sein, für uns ist es nicht. Und ganz neutral gesprochen, ist die Situation auch erregend, aber damit sind keinerlei positiven Gefühle verbunden. Sie ist nicht einmal ansatzweise lustvoll.

Aber zumindest verstehen wir jetzt nach diesem fast „Nicht-Spiel“ auch den letzten Satz dieses Zitats, das ja auf Basis des Werk Sacher-Masochs entstand:

„Liebe ist Spiel, ist Non-Idealität; Liebe als Nicht-Spiel wäre tot. Das Leben der Liebe besteht darin, dass aus den partialen Trieben, Energien und Strategien nicht auf das geschlossen werden kann, wozu sie sich gefügt haben werden.“

Es braucht wohl …

Comments

  1. Drazen

    Bin immer noch geschockt von dieser Nichtleistung. Wir werden für den Klassenerhalt noch sehr viel Glück benötigen . Danke für den Artikel.

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