Wegen der Korruptionsaffäre erwiesenermaßen um und behaupteterweise in der FIFA droht die UEFA nun mit dem Boykott von Fußball-Weltmeisterschaften.

Grotesk.

Die UEFA ist mit seinen 53 Mitgliedern der zweitgrößte von sechs Kontinentalverbänden innerhalb der FIFA.

Größer ist nur die Afrikanische Fußball-Konföderation (CAF) mit 54 Mitgliedern. Dazu kommen die Asiatische Fußball-Konföderation (AFC) mit 46 Mitgliedern, der Kontinentalverband von Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik (CONCACAF) mit 35 Mitgliedern, die Ozeanische Fußball-Konföderation (OFC) mit elf sowie zuletzt die Südamerikanische Fußball-Konföderation (CONMEBOL) mit zehn Mitgliedern.

Man müsste also davon ausgehen können, dass der Verband eine Macht ist. Aber ist er nicht. Er ist nicht einmal eine Einheit. Und welche WM will man denn boykottieren? Die nächste betrifft immerhin eines der eigenen Mitglieder.

Die in Katar? Weil bei der Vergabe Stimmen gekauft wurden? Oder ärgert sich Michel Platini, dass er aus seinem Votum für Katar kein Kapital geschlagen hat? Oder tat er dies nur, dass aus reiner Liebe zur Familie – und zwar der wortwörtlichen:

Sein Sohn Laurent arbeitet in Genf (Schweiz) als Generalmanager für den Sportartikelkonzern Burrda Sport, das wiederum ein Unternehmen aus dem Portfolio des Fonds Qatar Sports Investment ist, der unter anderem Paris St. Germain besitzt.

Marine Platini ist seine Tochter und Gattin von Yohann Zveig, Geschäftsführer von Boburst Productions, der im Oktober 2008 den Auftrag für die Hymne des UEFA-Cups (heute: Europa League) erhielt.

Die Firma seines Schwiegersohns liefert seit dem ersten Finale der Europa League die Rahmenmusik für die jeweiligen Stadionshows in Hamburg, Dublin, Bukarest und Amsterdam. Seit 2010 arbeitet er auch für die FIFA: Er sorgt für das Tschingtscharassabäng bei der Zeremonie zur Auszeichnung des Fußballer des Jahres. (Alles nichts Neues, sondern schon längst und ausführlich unter anderem bei 11 Freunde erschienen.)

Nochmals, falls es eben unterging: Michel Platini stimmte FÜR Katar. Joseph Blatter angeblich für die USA. Und jetzt droht er, der UEFA-Präsident, der es nicht schafft, dass sein kompletter Verband geschlossenen gegen Blatter stimmt, wobei das nicht nur die osteuropäischen Verbände taten, sondern auch zwei der großen Fünf, nämlich Spanien und Frankreich, der FIFA und beklagt dort Korruption?

Das ist doch alles eher scheinheilig. Zum einen, weil beide Zentralen der Fußballverbände in der Schweiz beheimatet sind und gleichermaßen von dem sehr verbandsfreundlichen Steuersystems dort profitieren.

Zum anderen, weil der eine für 209 Mitglieder zuständig ist, der andere für etwas weniger als ein Viertel, aber dennoch soll der Chef des größeren Verbandes verantwortlich sein, wenn bei seinen Mitgliedsverbänden etwas nicht stimmt.

Wie aber verhält es sich, wenn es Mauscheleien zwischen zwei Mitgliedsverbänden der UEFA gibt, sagen wir mal zwischen der Ukraine (Platz 142) und Russland (Platz 136). Ist dafür Herr Platini verantwortlich? Mehr hierfür als für die Bestellung der Firma seines Schwiegersohnes für die musikalische Untermalung bei UEFA-Veranstaltungen?

Man tut so, als lägen Welten zwischen den Verbänden. Dem ist nicht so. Es sind 270 Kilometer.

Schluss:

Zentralen der Fußballverbände:

• CAF sitzt immer Land des jeweiligen Verbandspräsidenten (aktuell: Ägypten (6th October City)) – 2014 auf Platz 94 der saubersten, im Sinne von unkorruptesten Staaten von 175 gelisteten (lt. Transparency International)
• AFC sitzt in Malaysia (Kuala Lumpur) – Platz 50 und Heimat so mancher Wettskandale
• CONCACAF in den USA (Miami), ebenfalls ein Steuerparadies
• OFC sitzt in Neuseeland (Auckland) – Platz 2
• CONMEBOL sitzt in Paraguay (Gran Asúncion) – Platz 150