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Hertha BSC vs. 1899 Hoffenheim

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Kein Dreier!

Über Porno, Kunst und Scheiße …

Viele Menschen finden Fußball einfach geil! Oder jugendsprachlich ausgedrückt: porno. Dieses Wort hat ähnlich wie „Scheiße“ in den letzten Jahren eine besondere Wendung genommen.

Letzteres hat inzwischen eine besondere Wendung genommen vom klassischen Substantiv hin zum Adjektiv, was man an Größe und Stellung erkennen kann, also der des Wortes.

Manchmal wird es eben groß und manchmal eben klein geschrieben – und stellt, wenn groß geschrieben, eine rationale Tatsache dar („Das ist Scheiße!“) oder den emotionalen Höhepunkt („Das ist scheiße!“).

In der Jugendsprache kann es aber auch als Substantiv, dann allerdings ohne „e“, etwas sehr positiv darstellen, wie es beispielsweise Zeit Online am 7. April 2017 tat:

Bildschirmfoto 2018-11-26 um 10.37.50

Diese Konnotation gewinnt es auch, wenn es attributiv eingesetzt wird. Dann steht es vor einem anderen Eigenschaftswort, wobei es hier trotz seiner eigentlich negativen Bedeutung zur Steigerung etwas Positivem eingesetzt werden kann („Das war scheiße gut!“) bzw. adverbial vor einem Partizip, wo es wiederum keinerlei ironische Bedeutung erzielt („Das war scheiße gespielt.“).

In der Kombination wiederum gewinnt es seine das Positive steigernde Wirkung zurück. („Das war scheiße gut gespielt!“). Manchmal wird es aber auch als Präfix eingesetzt, z.B.: „Scheißpass“. (Nicht zu verwechseln mit anderen Begriffen, wo das Präfix der näheren Bestimmung des Kernlexems dient, z. B. „Scheißhaus!“)

Im Englischen (insbesondere in seiner US-Variante) verhält es sich mit „shit“ ähnlich, genauer: ähnlich kompliziert:

https://www.youtube.com/watch?v=QPTYc3L-ohg

Der Brite hingegen drückt Derartiges – bildlich gesprochen – vordergründiger aus, aber auch interaktiver und linguistisch kreativer sowie für unser Empfinden – trotz des Fehlens von Exkrementen – extremer:

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Was uns zu „Porno“ bringt, das es im Deutschen bislang nur zum Adjektiv geschafft hat (s.o.). Als Angliszismus hingegen wird es schon vielseitiger benutzt, wobei ihm immer ein Präfix zur genaueren Einordnung vorangestellt wird, z. B. foodporn.

Der Kick am Samstag war beides: scheiße – und Porno, und da hier kein Schreibfehler vorliegt, es also groß geschrieben ist, alles andere als scheiße geil, auch wenn es so los ging.

Was ist nun Pornografie?

Die berühmteste Definition stammt wohl vom Richter am US-Supreme Court Potter Stewart, von dem überliefert ist:

„Ich kann sie nicht definieren, aber ich erkenne sie, wenn ich sie sehe.“ „

Die deutschen Verfassungsrichter, ja auch nie um so manche Formulierungsperle verlegen, man denke nur an die Aufhebung des generellen Rauchverbots in Gaststätten, wonach es eine Ausnahme zu geben habe für die „getränke-orientierte Kleingastronomie“, tun sich da schon schwerer. Sie stellten in der bis heute maßgeblichen Mutzenbacher-Entscheidung fest, dass Pornografie auch Kunst sein kann:

Kunst und Pornographie schließen sich (…) nicht aus. Die Kunsteigenschaft beurteilt sich vielmehr nach den in BVerfGE 67, 213 (226 f.) aufgeführten Kriterien. Ihre Anerkennung darf nicht von einer staatlichen Stil-, Niveau- und Inhaltskontrolle oder von einer Beurteilung der Wirkungen des Kunstwerks abhängig gemacht werden.

Und Kunst hat das Bundesverfassungsericht definiert als das

Ergebnis freier schöpferischer Gestaltung, in der Eindrücke, Erfahrungen und Phantasien (des Künstlers) durch das Medium einer bestimmten Formensprache zur unmittelbaren Anschauung gebracht werden.

Die Definition des anderen Begriffs vermied dieses Gericht, aber der Bundesgerichtshof nahm sich der Aufgabe an und löste sie so:

„Als pornografisch ist eine Darstellung anzusehen, wenn sie unter Ausklammerung aller sonstigen menschlichen Bezüge sexuelle Vorgänge in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund rückt und ihre Gesamttendenz ausschließlich oder überwiegend auf das lüsterne Interesse des Betrachtens an sexuellen Dingen abzielt“.

In der heute ohnehin sehr grassierenden Verwässerung von Begrifflichkeiten wird hier mehr und mehr ausgeklammert, so dass man diesen Terminus auch zur Beschreibung anderer Inszenierungen, wo gewisse Dinge „in grob aufdringlicher, anreißerischer Weise in den Vordergrund“ gerückt werden, wie eben z. B. Essen.

Man könnte diese Attribute auch übersetzen mit „vulgär“, „explizit“ oder – jugendsprachlich mit „TMI“: too much information. Gerade Letzteres ist sehr faszinierend, da dieselbe Gruppe gerne „absolute Offenlegung“ wünscht und/oder „maximale Transparenz“, womit das wiederum einer Art „Informationspornografie“ gleichkäme.

Manches will man nicht wissen – gerade im Fußball (Man denke nur an die ganzen „Football Leaks“-Geschichten, weil sie einem die Romantik nehmen, den Reiz des Spiels) –, manches will man nicht sehen, zum Beispiel Porno … insbesondere wenn Fußball läuft.

Obwohl wir Deutschen Weltmeister im Pornogucken sind, brachen die Zugriffszahlen auf einem der großen Pornoportale während des Champions League-Finales 2013 zwischen Bayern München und Borussia Dortmund in Deutschland um 40% ein.

Noch drastischer war der Rückgang im Pornokonsum während der letzten Fußball-WM:

„Während den Spielen brach der Pornokonsum teils um bis zu 47% ein. Spitzenreiter ist dabei der Senegal. Fast die Hälfte der Pornokonsumenten kehrte dem Portal währenden den Senegal-Spielen den Rücken. Auf Platz zwei findet sich der Iran, Platz drei geht an Island.“

Hu!

Was man aber auf gar keinen Fall sehen will, ist die Verbindung von beidem, wie beispielsweise diese riesigen Löcher in unserer Abwehr, die einen dann auch nicht verwundern lassen, dass man drei hinten reinkriegt – insbesondere dann nicht, wenn man selbst nicht in der Lage ist, trotz bester Chancen seine Dinger reinzumachen.

Dabei ging das Spiel ja porno los. Ja, kleingeschrieben, obwohl man es auch hier fast schon groß schreiben könnte, denn es ging ja gleich zur Sache. Kein Geplänkel, kein Vorspiel, gleich ran, Angriff, in die gefährliche Zone und rein damit.

Allerdings war es auch reizvoll, wie wir uns dahin gespielt haben. Da waren einfach verführerische Kombinationen, schnell und klar vorgetragen, die zwar was von Überrumpelung hatten, aber halt Charme.

Anders war da schon unser 2. Treffer, wo die Gastgeber einfach nicht aufpassten, zu hoch standen und hinten völlig offen waren. Da hat sich Kramaric auch mal von seiner unromantischen Seite gezeigt und das Ding einfach in die Machen gewichst, was ja wirklich nicht seine Art ist.

Meist lädt er ja, was er im weiteren Verlauf des Spiels auch immer wieder gezeigt hat, gerne zum Tänzchen ein, wobei er dabei nicht selten vergisst, zum Abschluss zu kommen. Und wenn er dann mal einem anderen die Chance gab, machte entweder der Pass oder der Nebenbuh… Nebenmann das zunichte.

So entwickelte sich aus dem Rausch gleich zu Beginn statt der TORgie die es ja hätte werden können, ein dramaturgisches Problem, wie man es von Pornofilmen kennt (also, wie man gehört hat, vom Schwager des Bruders des Arbeitskollegen des Schwiegervaters eines Klassenkameraden, den man neulich zufällig traf). Sehr schnell zwei Höhepunkte und dann geht’s noch 80 Minuten.

Und das war auch den Spielern anzumerken. Sie kamen zweimal in kürzester Zeit vors Tor, zum Schuss, klar waren sie befriedigt. Und so schleppten sie sich befriedigt und schlapp über das Feld. wohl in dem Irrglauben, dass das reiche, schließlich habe man es der alten Dame jetzt besorgt.

Man spielte ein bisschen mit ihr, weil man sich einfach nicht vorstellen konnte, dass Hertha einem nochmals gefährlich werden könnte. Und wer weiß, ob sie es geworden wäre, hätten wir nachgelegt oder uns nicht selbst abgeschossen, so aber kam sie zum Anschluss, wollte mehr, drängte und wollte noch näher rankommen, aber das ließen wir da noch nicht zu und kurz nach Wiederanpfiff gelang es uns sogar, den alten Abstand wiederher- und den Dreier sicherzustellen.

Das aber wollte Hertha nicht. Sie wollte einen. Punkt. Mindestens. Ausrufungszeichen. Und das zeigte sie. Die alte Dame zeigte auf einmal, dass sie Eier hatte, was unsere Jungs völlig überrascht hatte. Sie waren ermattet. Da konnten sie wollen, wie sie wollten, da ging nichts mehr. Ein Spannungsaufbau war einfach nicht mehr möglich. Statt dessen hatten wir weiche Knie, was in zahlreichen Fehlpässen insbesondere von Nordtveit und Vogt resultierte. Bei letzterem schienen sie so weich, dass er sich selbst nicht mehr hochbekam. Sein Kopfballspiel war noch nie legendär, diesmal aber war es so ziemlich das perfekte Gegenteil. Auch Befreiungssschläge gelangen keinem mehr, so dass es auch keine Entlastung gab. Auch die Spieler, die von der Bank kamen, waren weder forsch noch spritzig. Oder schlicht mit der Lust der alten Dame am Kicken überfordert?

Sie war heiß und willig und bereit sich das zu nehmen, was sie wollte. Gegenwehr gab es ja keine mehr – und damit folgerichtig auch noch den Ausgleich. Das war wahrlich keine Kunst, das war schlicht scheiße!

Und wir hatten Glück, dass wir danach nicht noch den Arsch völlig voll bekamen. Gut, man kann sagen: seit fünf Spielen unbesiegt. Trotzdem: Wenn man so dominiert und dann noch zwei Punkte verliert, da muss man schon schlucken.

Das lässt uns zwar weiter Bayernjäger Nr. 1 sein, aber das ist diese Saison nur bedingt sexy. Aber hätten wir die zwei Punkte mehr, wären wir nicht nur an denen vorbei, sondern stünden, wenn man dann noch die beiden verlorenen Punkte gegen Dortmund und die ebenso unnötige Niederlage gegen Düsseldorf miteinrechnet, jetzt Tabellenführer.

DAS wäre porno.

Ist es aber nicht. Und das ist ärgerlich.

Aber dafür geht es ja jetzt gegen Donezk. Mit der Chance auf den ersten Dreier in der Champions League. Und schon rühren sich die Lebensgeister, nicht?

Das ist Fußball: geil!

P.S. Zum Schluss der Kunst noch ein Kunstwort an all jene, die auf den obigen Pornoportallink geklickt haben und sich darüber ärgern, dass man auf keinem landete: Hehe 🙂

Aber wenn wer schon mehr Porno will, kann sich hier darüber informieren, wie scheiße es den Frauen in dem Job geht.

 

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