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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Hamburger SV vs. 1899 Hoffenheim

PSR J1719-1438b

Statt Gala was Galaktisches

Rund 37.812.509.164.800.000, also über 37,8 Billiarden Kilometer beträgt die Entfernung. Und weil das so unvorstellbar weit weg ist, nimmt man eine andere Größe, die es einigermaßen erreichbar scheinen lässt, was es natürlich nicht ist: 4.000 Lichtjahre. So weit von unserer Erde entfernt gibt es einen in vielerlei Dingen ganz besonderen Planeten.

Er hat einen Durchmesser von 60.000 km, damit ist er über 22-mal voluminöser als die Erde, er dreht sich nicht um eine Sonne, sondern einen anderen Planeten, ist also ein Exoplanet, und, was ihn wirklich aufregend macht, ist seine Zusammensetzung: Er besteht aus Kohlenstoff und Sauerstoff in kristallisierter Form, ganz einfach ausgedrückt: Er ist ein Diamant!

Ist das nicht irre? Da weiß man, dass es ein solches Juwel gibt, man kann es nach- und beweisen, dass und wo es existiert, wie groß es ist (halb so groß wie der Jupiter!!!), aber man kommt nicht ran.

Unsere Mannschaft erinnerte auch und gerade wieder heute Mittag in dem weitaus näheren Hamburg sehr an PSR J1719-1438b.

Glanz satt in der Anfangsviertelstunde. Solide in der Abwehr gestanden, geduldig auf Fehler des Gegners gewartet und dann nach vorn, wo Modeste den Kopf bewahrte, ihn kurz hob, schaute und dem Keeper den Ball durch die Beinen zwischen die Pfosten spielte.

Das ging so ruhig wie sehr gut los für uns – und keine Minute später, die fast identische Chance von Modeste. Aber diesmal konnte gerade noch ein Verteidiger der Hanseaten seinen Schuss abblocken.

Das sah alles sehr gut, sehr souverän aus gegen einen Gegner, gegen den zu spielen vor Wochen bestimmt einfacher gewesen wäre, wie ja auch der Trainer wusste und kundtat. Aber mit der Führung im Rücken und einer bis dahin zwar ballbesitzenden aber wenig spielbestimmenden Heimmannschaft, sah das doch alles sehr leicht aus.

Dann aber war der Glanz dahin. Die schnellen Zuspiele in die Spitze kamen zwar noch, aber nicht mehr an. So kamen die Hanseaten zu noch mehr Ballbesitz, aber zum Glück anfänglich zu keinen Chancen. Dazu bedurfte es erst eines schwachen Zweikampfverhaltens Firminos in der Vorwärtsbewegung, das die Heimmannschaft dann ihrerseits zu einem schnellen Zuspiel zu ihrer Spitze nutzte. Ausgleich.

Da war Glück dabei, sagte man sich. So einen Zweikampf wird es nicht noch einmal geben und auch die Abwehr wird in Zukunft geordneter auf einer Linie stehen, so dass der Gegner bei noch so einem Ball auch richtig im Abseits steht, aber man irrte.

Das Spiel unserer Mannschaft wurde immer zerfahrener. Kein Konzept, wenig gelungene Zuspiele im Spielaufbau, wenig gewonnene Zweikämpfe im Mittelfeld – und so war es recht schnell mit der Souveränität dahin – und man hoffte, dass man mit diesem Unentschieden in die Pause wird gehen können. Aber da plötzlich steckte Volland durch auf Elyounoussi, aber er vergab diese Chance, die wahrlich ein Vielfaches war von 2 · 10−4 kg, oder wie man im Fußball sagt: hochkarätig.

Doch das war es dann nicht nur mit Halbzeit 1, sondern auch mit dem Glanz der Mannschaft in Gänze. In Halbzeit 2 ging noch weniger. Schon nach wenigen Sekunden standen wir hinten drin und mächtig unter Druck, dem nur einer standhielt: Oliver Baumann (der einfach ganz grandios hielt – naja, und einmal die Latte. Fairerweise muss man sagen, dass zuvor Firmino ebenfalls das Aluminium traf, aber halt aus einer Einzelaktion heraus.)

Gespielt hat nur eine Mannschaft – und wir waren das nicht. Nun war es auch nicht so, dass sich Hamburg Großchance um Großchance erspielte, in den meisten Fällen konnte unsere Abwehr die Angriffe abblocken, bevor sie wirklich gefährlich wurden, aber mit dem abgeblockten Ball konnte keiner was anfangen – so dass man ihn einfach nur wegkickte, nicht einmal wegdrosch. Das war einfach nicht schön anzusehen – außer vielleicht für Kardiologen.

Erst ganz am Schluss hatten wir noch eine Chance, wieder durch Elyounoussi, wieder durch eine Einzelaktion, aber sein schön geschlenzter Fernschuss verpasste den Winkel des Gehäuses knapp.

So blieb es am Ende bei diesem Unentschieden – und das Team weiter ungeschlagen, um das Positive auch nicht zu unterschlagen. Aber da war heute viel Glück dabei, dass der Gegner die zahlreichen Fehlpässe unsererseits dank der unpräzisen Zuspiele seinerseits nicht zu mehr als diesem einen Tor nutzen konnte.

Diese Mannschaft ist in dieser Saison noch ein Rätsel. Das Aufbauspiel ist berechenbar, das Mittelfeldspiel stark fehlerbehaftet und im Sturm fehlt die letzte Konsequenz – und irgendwie fehlt auch das Selbstbewusstsein bei einigen relevanten Akteuren: Schwegler, Szalai, aber vor allem Firmino und Volland.

Zweifelsfrei ist diese Mannschaft ein Juwel, aber noch ist sie mehr ein Rohdiamant. Es fehlt deutlich der letzte Schliff, obwohl sie ihre Brillanz doch immerhin hin und wieder aufblitzen lässt. Aber dann verschwindet diese Brillanz wieder fast so schnell, wie sie gekommen war.

Hoffnung macht, dass man PSR J1719-1438b, diesen Diamant-Planeten, auch nicht ohne „charakteristische Schwankungen“ entdeckt hätte.

Beruhigen wir uns also damit, dass diese Instabilität der Leistungen einfach ein gutes Zeichen ist, das auf ein Mordsjuwel hinweist, das zu erreichen kein Ding der Unmöglichkeit ist, schließlich befinden wir uns im Kraichgau und nicht im Weltraum, und wofür es auch keine Science Fiction braucht, um das so Nahe und doch so Ferne zu erreichen, sondern einfach nur Vertrauen in die Verantwortlichen und Geduld.

Haben wir. Und so bleiben wir frohen Mutes, dass all die der Mannschaft innewohnende Brillanz nächsten Samstag deutlicher zum Vorschein kommt. Immerhin haben wir bisher gegen den kommenden Gegner noch keinen Punkt abgegeben – und es wäre doch brillant, wenn es dabei bliebe. 🙂

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