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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

EU … EU … EU …

Viel Sagenhaftes, einiges Haariges und etwas Altklugphilogisches

Er war es nicht, aber er wurde es, nun ist er es: der erhoffte Anfang, zur Teilnahme an der Eu …

„Eu. Eu. Eu.“, magst du, geneigte/r Leser/in, dir im Laufe des Spiels gedacht haben und jetzt erst recht denken – und dabei vielleicht sogar an Samson gedacht haben. Die Frage wäre da nur, an welchen?

Sollte wer aus unerfindlichen Gründen heute das erste Mal einen Kommentar zum Spiel von uns lesen, der sei an dieser Stelle darüber informiert, dass dies nun die klassische Einleitungsphase ist, in der wir weite Umwege gehen. Letztlich werden wir zum Spiel zurückkehren, aber hier ist der Weg das Ziel – und deshalb geht es jetzt erst einmal weg vom Spiel und wir begeben uns auf den Pfad der Assoziationen, auf dem so die ein oder andere Überraschung zu finden ist, die dich aber nie verhungern lässt, geneigte/r Leser/in, da es genug Infohappen gibt, die dich vielleicht sättigen oder sogar deinen Appetit nach mehr vergrößern, mehr Informationen, mehr Wissen, weil das Leben aus so viel mehr besteht als Fußball. Und das ist auch gut so, denn wäre Fußball maßgeblich, könnte man meinen, es drehe sich alles um Autos, bunte Schuhe und Friseure. Ja, es war einmal ein Männersport …

Der sagenhafte Samson ist ein Vorbild für viele: viele Filme, viele Mythen, vielleicht sogar für Grillitsch.

Samson war ein Auserwählter Gottes, der unglaublich stark war und sogar einen Löwen mit bloßen Händen erfolgreich bekämpfte. Aber Samsons Aufgabe war nicht die eines, wie man heute vielleicht sagen würde: Wildhüters, sondern die Bekämpfung der Philister, die ein für Gott sündiges Volk waren.

Nun geht dem Wort „Philister“ heutzutage im Grunde wie dem Volk: Es ist ausgestorben, hatte aber dennoch einen sehr bemerkenswerten Wandel mitgemacht, denn das, was einst als Inbegriff der Sünde galt – vor über 2000 Jahren, war vor rund 200 Jahren der Inbegriff für Kleinbürger, heute würden man dazu „Spießer“ sagen.

Nicht bekannt ist, aber sehr interessant wäre, ob sich durch den Wandel der Bedeutung des Wortes auch Gottes Einstellung zu „Philistern“ geändert hat oder ob er sie immer noch im Grunde für gefährliche Sünder hält, die er am liebsten tot sehen würde. (Nicht nur Theolog/inn/en erkennen, dass es sich hier um die alttestamentarische Version Gottes handelt. -> „Buch der Richter“))

Samson schaffte es, eine ganze Armee an Philistern von mehreren Tausend allein zu besiegen. Er war einfach unbesiegbar und der Grund hierfür war sein Haar.

Solange es wuchs, konnte ihn niemand bezwingen. Dieses, sein Geheimnis verriet er allerdings im Rausch der Liebe der schönen Delila, die das an die Philister verriet.

Wer bei dem Namen der Dame an diesen alten Hit von Tom Jones aus dem Jahre 1968 denken, aber mit dem Text nicht so ganz vertraut sein sollte, dem sei gesagt, dass des Sängers flehendes Nennen ihres Namens darin begründet liegt, dass er sie, nachdem sie ihm wohl nicht das war, was „moderne“ Philister „treu“ nennen, erstach.

Die klassischen Philister waren da weniger konsequent. Sie rasierten ihm die Haare ab und nahmen ihn gefangen. Jetzt war er besiegt, aber halt nicht für immer, schließlich wachsen Haare wieder – auch Samsons, der als letzten Akt seines Daseins eine Halle einstürzen ließ, indem er ihre zwei Mittelsäulen griff, herausriss und so das ganze Gebäude zum Einsturz brachte, das auch ihn begrub.

Nun hat Grillitsch in dieser Saison bestimmt den größten Wandel durchgemacht – auch in Sachen Haare hat er Rudy längst überholt. Doch war es nicht er, sondern das Trainerteam, das sich ihn griff, nach hinten beorderte und mit Rudy und Samassékou zwei Mittelsäulen zu installierten, um dem ganzen Konstrukt mehr Stabilität zu geben.

Ja, natürlich: Man könnte auch einfach sagen, dass Grillitsch den dunkel- und langhaarigeren Vogt gibt, aber wenn beim nächsten Pubquiz nach „Delilah“ gefragt wird, kannst du, geneigte/r Leser/in jetzt ebenso punkten wie die TSG gestern: maximal.

Eu, eu, eu –  wenn das kein Grund zur Freu-eu-eude ist … und deine Bibelfestigkeit sowie dein Wissen zu Samson konntest du auch wieder auffrischen, zumal es ja noch eine Figur diesen Namens und diesem (ähnlich klingenden) Dreiklang gibt, die ihre Premiere in Deutschland nicht wie Delilah 1968, sondern 1986 feierte, an die der/die ein oder andere viel eher dachte als an den sagenhaften Helden, obwohl sie nicht minder haarig ist: Die Rede ist hier natürlich vom Bären Samson aus der (deutschen) Sesamstraße.

Er war grundsympathisch, naiv, hörte sich alles von seiner altklugen Freundin Tiffy an und verstand gern mal gar nichts. Ja, das prädestiniert ihn eigentlich zum perfekten Fan.

Eu, eu, eu – was war da los in der ersten Halbzeit? Da hatte man versucht, wie gegen RB zu spielen, aber das hohe Pressing der Augsburger setzte uns doch sehr zu und unseren Spielaufbau doch sehr unter Druck. Außer mit langen Bällen war da nicht viel. Und so ging der Part des Spiels sehr ereignisarm zu Ende, wenn man da nicht plötzlich „EU, EU, EU“ hätte rufen müssen, als Larsen lässig locker im Sechzehner weggeflext wurde, aber nicht nur der Pfiff ausblieb, sondern auch der Keller in Köln still. Das war schon weit mehr als haarig …

(Die Leitung war wohl unter Quarantäne oder sonstwie virenverseucht, denn ein noch offensichtlicheres Foulspiel gab es in Leipzig, das ebenfalls ungeahndet blieb.)

Umso erfreulicher war dann das, was unsere Mannschaft in Halbzeit 2 zu bieten hatte. Da waren wir schon sehr sesamstraßensamsonmäßig unterwegs, denn erklären konnten wir uns die Steigerung nicht. An der Hereinnahme Kramarics allein konnte es nicht gelegen haben, aber auf einmal klappte es mit dem Spielaufbau – und endlich auch mal mit dem Toreerzielen, hatten wir doch zuvor mehrfach nur das Kastengehäuse getroffen.

(FR-)EU.
(FR-)EU – und …

…eu…äh…eigentlich war es nach Dabburs Doppelpack gelaufen, wäre Hübner Selbiges bei der einen Ecke dem Ball auch entgegen. So aber kamen die Hausherren zum Anschluss und wir fanden im Selbigen (Anschluss) nicht mehr zum Selbigen (Anschluss) unseres Spiels zuvor – bis dann unser Hyperyoungster zum Abschluss kam, aber wieder nur die Latte traf.

So blieb es bis kurz vor Schluss spannend, bis uns Bebou mit einer feinen Körpertäuschung – oder der vielleicht dynamischsten Demonstration eines Blacklivesmatterkniefalls (andere meinen, er sei einfach nur ausgerutscht) – dann doch noch zum dritten Treffer, der uns auch die so drei wichtigen Punkte sicherte.

(FR-)EU …

Kurz danach war dann Schluss und wir zu Selbigem (Schluss) zu diesem Altphilologischen: εὖ. Denn was wir da sahen, war zumindest am Ende, genau das, was diese griechische Vorsilbe (sprich: „eu“) bedeutet: gut, wohl, schön – und die wir aus vielen, vielen Wörtern kennen, die bis auf „Euthanasie“ und „Eunuch“ prinzipiell positiv konnotiert sind.

Nach dem Spieltag fällt uns da natürlich zuallererst „Euphorie“ (gutes Gefühl) ein,  denn wir, die wir uns gerne – nicht selten auch grundlos – auf unsere, und das ist jetzt kein „Euphemismus“ (schönklingende Umschreibung), „Eudoxie“ (guter Ruf, sicheres Urteil) verlassen, befällt in Anbetracht der Situation, was die Tabelle sowie die letzten beiden Spieltage angeht, eine große „Eudämonie“ (Glücksgefühl), die wir nun in bester „Euphonie“ (Wohlklang) mit den passenden Worten der Eurythmics (schöne Bewegung) beenden wollen:

Hold your head up
Keep your head up, movin‘ on
Hold your head up, movin‘ on
Keep your head up, movin‘ on
Hold your head up, movin‘ on
Keep your head up, movin‘ on
Hold your head up, movin‘ on
Keep your head up

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