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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

FC Augsburg vs. 1899 Hoffenheim

Wir waren’s. 1899 hat es getan. Als erste. Damit haben wir Geschichte geschrieben. Wir haben dem FC Augsburg nicht nur die 1. Heimniederlage, sondern auch die 1. Niederlage überhaupt in der 1. Fußball-Bundesliga beigebracht. Und das, wenngleich ein wenig glücklich, so doch letztendlich gerecht.

Aber darf man das? Dürfen wir das? Dürfen wir Hoffenheimer so etwas überhaupt sagen? Gerecht? Beibringen?

Müssen wir uns jetzt nicht in kollektiver Demut üben? Laufen wir nicht Gefahr, uns sonst wieder im Ton zu vergreifen? (So einem Vorwurf ist man ja heutzutage ganz schnell ausgesetzt.)

Nun, wenn man nicht weiter weiß, wissen sich viele ja nur mit vielen Worten zu helfen. Dabei wäre das Gegenteil ja richtig, wie wir alle spätestens seit seit Wittgensteins „Wovon man nicht sprechen kann, davon muss man schweigen.“ wissen.

Diese Zeit der Stille möge man denn nutzen, sich dieses Wissen anzueignen, so dass man denn reden kann. Hilfreich ist dabei immer wieder ein Blick in die Literatur. Das erkennt man bereits an dem Wort selbst: Literatur. Dieses Wort birgt ein wunderbares und allessagendes Anagramm: „Rat + Urteil“.

Also ziehen wir ein Buch zu Rate, das uns passend deucht im Zusammenhang mit den Vorkommnissen der letzten Woche, als bekannt wurde, dass ein Angestellter des Vereins für den Mäzen fühlte und deshalb etwas tat, wie zu vernehmen war, „in scherzhafter Absicht“ (ein Scherz, den er unter einer Plane versteckte), was den Errungenschaften der zivilisierten Gesellschaft widerspricht.

Gerade Betroffene mögen das immer wieder sehr bedauern und man kann es ihnen auch nicht verdenken, dass sie so fühlen, aber für den Erhalt einer funktionierenden Gesellschaft ist es unerlässlich, dass wir auch in Zukunft das Gefühl der „Rache“, wie es neudeutsch heißt: outsourcen. (Das Gegenteil heißt: Selbstjustiz)

Das ist auch dem Fußballfan nicht wirklich neu. Hier übernimmt der Schiedsrichter diese Rolle – und das in einer Art Doppelfunktion als Exekutive und Legislative. Er wacht nicht nur über die Einhaltung der Regeln, und er spricht auch im gewissen Maße die Strafen bei Nichteinhaltung dieser Regeln aus.

Es obliegt also nicht einem Spieler zu urteilen, ob sich wer regelkonform verhalten hat oder nicht. Auch beim Strafmaß müssen die Spieler sich den Urteilen des Schiedsrichters unterordnen. Wenn sie das nicht tun, kann es sein, dass sie sogar schwerwiegender bestraft werden, als der eigentliche Veursacher. Stichwort: Revanche-Foul. Das ist zwingend die Rote Karte – und das ist auch zum Wohle des Spiels gut so.

Die Motivation der Täter mag ja eine subjektiv gute gewesen sein. Aber wer tut schon etwas freiwillig, was er selbst ungerecht oder schlecht findet?

Das Problem derer, die gut sein wollen, ist, dass sie auch gut sein müssen – auch dann, wenn man sie provoziert. (vgl. Matthäus (nein, nicht der, der andere) 5,39: „Wenn dich jemand auf deine rechte Wange schlägt, so wende ihm auch die andere zu.“)

Irgendwie erinnern Motivation und Exekution in dem Falle doch sehr an die Worte, mit denen Kurt Tucholsky den Erzopportunisten in Heinrich Manns Roman „Der Untertan“ beschrieb: „Erfolgsanbeterei und Zivilfeigheit“

Das ist nicht schön, muss aber auch nicht schön geredet werden. Und so verständlich das Verlangen danach ist, diese Schmähgesänge nicht mehr hören zu müssen, vor allem eben aus Sicht des einzig Betroffenen, nämlich Herrn Hopp, so wenig verständlich ist das Aufwiegen des gegenseitigen Fehlverhaltens. Äpfel und Birnen.

Manchmal lässt sich Gerechtigkeit nur über einen unverhältnismäßig großen Aufwand erzielen – und da wäre ein wenig Ignoranz und Gelassenheit doch der bessere Weg. Denn wohin ein überborderdender Gerechtkeitssinn führen kann, hat Heinrich von Kleist in „Michael Kohlhaas“ beschrieben.

Daher … Ruhe. Sich seinen Teil denken und entschuldigen. (wie gesagt: Mt 5,39) – und Vertrauen auf die Kontinuität des Kalenders sowie die Kraft der Aktualität. Und so war es dann ja auch …

Es gab einen metrisch nicht ganz sauberen Schüttelreim auf Seiten der Anhänger der Heimmannschaft, deren Adressat sich uns allerdings nicht ganz erschloss:

„Gegen fehlende Fußballkompetenz
hilft auch keine Hochfrequenz.“

Wir können es jedenfalls nicht sein, denn zumindest bisher wurde uns viel geworfen, aber keine mangelnde Kompetenz. Aber es war ja ohnehin sehr überraschend, welche Reaktionen diese Aktion von „Diederich Heßling“ (nein, das ist nicht der Name des Facility Managers, sondern der Titelfigur im Roman Heinrich Manns) hervorrief.

Wir scheinen ganz besonders tief sitzende Ängste bei diesen Menschen freizusetzen, die sie auch auch sehr kausalfrei zum Ausdruck brachten, was sich wiederum gut in den Medien machte. Was allerdings ein solches Gerät mit Stasi-Methoden zu tun haben soll, erschließt sich einem kognitiv satisfaktionsfähigen Menschen beim besten Willen nicht. (War die Stasi nicht dafür bekannt, dass sie abhörte. Da wäre ein Mehr an Dezibel doch eher hinderlich gewesen, will man meinen.)

Nun, ohnehin glaubten wir hier weniger an Stasi-Methoden als an Stanis Methoden, womit nun endlich der Übergang zum Spiel gefunden wäre:

Die „Meistermannschaft“ trat an – und das schien eine gute Wahl, denn von Anfang an wurde Druck gemacht. Es gab eine bis dato selten gesehene Ballsicherheit sowie einen Babel, der sich was zutraute, schoss und traf. Wieder ein frühes Tor. Das tut dem Fan gut – und dem Spiel auch, wobei: Es tat ihm fast zu gut, denn diese Sicherheit ging schwer zu Lasten der Torerzielungsabsicht.

In der 2. Halbzeit hatten wir dann Glück. Ein gehaltener Elfmeter, ein Pfostenschuss der Heimmannschaft und dann machte Salihovic fast im Gegenzug vom Punkt die drei Punkte klar.

Das war schon sehr schön. Dazu spielte auch das Wetter mit.

Nur die Fans der Heimmannschaft konnten es natürlich nicht lassen, Herrn Hopps Mutter zu diffamieren. (Eine Reaktion, die ein Mathematiker wohl mit QED unterschrieben hätte.)

Allerdings war das schon ein wenig überraschend in einer Stadt, die es ohne Mäzen zumindest so heute kaum gäbe. Was die Fugger wohl gemacht hätten, wenn man ihre Familie ehedem derart beleidigt hätte? Ob es je die Fuggerei gegeben hätte? Ob sie heute noch stünde?

Naja, zum Glück gingen die letzten paar Jahrhunderte an unserer Zivilisation nicht ganz spurlos vorbei. Wir haben uns weiter zum Guten entwickelt – und das sollten wir weiterhin tun. Auch spielerisch auf dem Platz – und kommunikativ daneben (also neben dem Platz, nicht: sich kommunikativ daneben benehmen.)

Zum Schluss ein Beispiel, wie das aussehen könnte, wenn man es mal mit Humor versucht. Wie gesagt: Stanis Methoden. Und er hat ja Recht. Schließlich ist es Humor, wenn man trotzdem lacht …

Also auch nächste Woche: Locker bleiben und hoch gewinnen …

 

 

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