Das Untersuchungsobjekt der Begierde
Alles, was mit „F“ beginnt und uns außer „Feuilleton“ noch interessiert:
Fußball und Forschung.
Seit rund 30 Jahren interessieren sich noch mehr Menschen für Fußball. Spätestens seit der Fußball-WM 1990 hat sich ein Wandel in der Wahrnehmung und der Teilhabe an diesem Spiel, an diesem Sport und auch am Event vollzogen.
Gerade in und für Deutschland hat diese Weltmeisterschaft eine große Bedeutung. Nicht nur brachte es den dritten Titel, sondern auch ein anderes Lebensgefühl: Autokorsos, Fahnenschwenkereien aus Freude (und sonst nichts) und ein Haufen Gadgets in schwarz-rot-gold.
Unüberraschenderweise hat das zwei Berufsgruppen besonders irritiert bzw. interessiert: Journalisten und Wissenschaftler.
Zum einen, die allesamt in den 60er und 70ern sozialisierten Pressemenschen hatten Schwierigkeiten zwischen national und nationalistisch zu unterscheiden. Sie brauchten ihre Zeit, bis sie verstanden und auch glaubten, dass Deutsche den Namen ihres Staates ausrufen, ohne dabei das Bedürfnis zu verspüren, das in Truppenstärke auch in anderen Staaten zu tun.
Und dann kamen die Wissenschaftler. Natürlich erst die Soziologen, Psychologen und und und, die sich dabei sehr stark auf das Fanwesen fokussierten (Hooligans waren damals ja auch noch Thema).
Doch mehr und mehr wandte man sich auch dem Sport an sich zu und begann so, nach und nach dem Zauber auf dem Rasen als auch seiner Faszination drumherum auf die Spur zu kommen. Zahlreiche Facetten sind bereits erforscht worden – und man hat den Eindruck, es werden täglich mehr.
Prof. Dr. Bernd Strauss, Prof. Dr. Daniel Memmert und Daniel Theweleit haben sich dem angenommen und eine Vielzahl dieser Untersuchungen zusammengetragen und zusammengefasst in dem Buch mit dem nicht schlechten Titel „Der Fußball. Die Wahrheit.“
Besser, im Sinne von wahrer, wäre gewesen: „Der Fußball. Die Wahrheiten.“, denn das Werk gewährt vor allem einen tiefen Eindruck in den Facettenreichtum des Spiels, des Sport und des Events selbst.
Gleichzeitig verdeutlicht es auch, dass es wohl auch bei tausend weiteren fundierten Forschungen so sein wird, dass man sich immer nur dem Fußball und der von ihm ausgehenden Faszination immer nur weiter annähern, aber wohl nie wirklich vollumfänglich erklären wird können. Und das ist auch gut so …
So wird die Wahrheit auch in Zukunft nie in einem Labor, einer Statistik, zwischen zwei Buchkladden oder im Regal stehen oder auf einem Tisch liegen, sondern nach wie vor da, wo sie jeder sehen kann: auf dem Platz.
Submit a Comment