Borussia Dortmund vs. 1899 Hoffenheim
Unser Joker
Punktsieg durch Punktgewinn
„exklusive“ ist eins, „gewiss“ auch, „transparent“, „übersehen“, „Untiefe“ sind weitere und in der Popkultur könnte man auch Jacob Bruun Larsen dazuzählen oder besser: Joker Bruun Larsen.
Im Duell der Exen spielte er eine kleinere, aber für den Ausgang des Spiels wesentlich bedeutsamere Rolle als Baier, nämlich die der Trumpfkarte.
Es ist einfach faszinierend, wie Menschen sich wann wie wo am besten einbringen können. Steht der Ex-Dortmunder in unseren Reihen in der Startelf, steht er meist verkehrt; wird er eingewechselt, steht er meist richtig.
Irgendwie scheint er je nach Rolle das zu sein, was die obigen Worte sind: das Gegenteil seiner Selbst.
Solche Worte nennt man Auto-Antonyme oder Januswörter, benannt nach dem römischen Gott des Anfangs und des Endes, der ursprünglich ein Licht- und Sonnengott war. Zudem wurde er dann zum Vater aller Dinge (auch der Quellen) und aller Götter, insbesondere der der Ein- und Ausgänge sowie der Türen und der Tore. 🙂
Was macht nun „Joker“ zum Januswort?
Er kann gut sein – oder böse.
Einerseits gut, (meist) als die Spielkarte, die erstmals 1857 von dem Spielkartenhersteller Samuel Hart in New York dem Spiel London Club Pack beigefügt wurde. In Europa kam der Joker etwa 1880 in Mode. Dabei nimmt er aber ganz unterschiedliche Positionen ein – je nach Spiel:
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- In Poker, Canasta, Rommé kann er einfach jede andere Karte ersetzen.
- In Mau Mau zwingt er die Gegenspieler zum Aussetzen
- In Euchre ist er der höchste Trumpf.
- In Double King Peder ist er die niedrigste Karte.
- In Dou Dizhu stellt er die Karte mit dem höchsten Stichwert dar.
- In z. B. Zwicker hat er seinen ganz eigenen Augen- bzw. Stichwert.
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Viel später trat der Joker dann in einer vergleichbaren Funktion im Fernsehen auf – in Quizsendungen – als Hilfen für Kandidaten in Quizshows, z. B. jemanden anrufen, Publikum befragen, falsche Antworten werden gelöscht, Kategorie oder Fragen wechseln). Auch gut.
Böse dann ab 1940. Da trat erstmals der Joker auf, an den vor allem die jüngeren Menschen als Erstes denken dürften, wenn sie das Wort hören. Also in den USA – und da war er sogar von Anfang an dabei. In Deutschland debütierte er 1968 erst in der 16. Ausgabe der Geschichte des Waisenkindes Bruce Wayne, besser bekannt als „Batman“, als dessen Erzfeind. Der bürgerliche Name des Jokers? In der Tat Jacob, wenn den Namen denn eindeutschte: Jack. Jack Napier.
Bruun Larsen also belohnte uns für einen hochengagierten Auftritt in dem immer und gegen uns ganz besonders hochemotionalen Stadion des Heimspieltabellenführers. Der blieb zwar erneut ungeschlagen und wir erneut auswärts sieglos, aber in Anbetracht der zahlreichen Spiele und Rückschlage in den letzten Wochen sowie auch in dem Spiel selbst, fühlt sich dieses Unentschieden, dieser Punktgewinn nach einem Punktsieg an.
Nach dem K. O. im DFB-Pokal und dem Fast-K.O. in der Europa League war es mal höchste Zeit für einen lucky punch – und mehr erwartete auch niemand gegen den Gegner, der zwar auch unter Woche „international“ spielte, aber zuhause, und einen Tag länger Pause hatte.
Umso überraschender und überragender ist das Auftreten unserer Mannschaft von Anpfiff weg zu bewerten. Sie spielte im wahrsten Sinne des Wortes ordentlich, also klar strukturiert – und auch couragiert bzw. mutig, wie man wohl in Vor-Ilzer-Zeiten gesagt hätte. Heute muss man sagen, sie brachte „a Energie“ auf den Platz, allerdings ohne allerdings allzu energisch im Sinne von kopf- oder gar ziellos zu sein. Nein, sie hatte diesmal ein klares Ziel. Das hatte sie in den Partien zuvor gewiss auch, aber diesmal verpasste sie es nicht: in den Strafraum und da dann zu Chancen zu kommen. Zumindest Teil 1 funktionierte, Teil 2 nicht so, aber schon besser als zuvor, was sich auch an dem sehr deutlichen Eckenverhältnis zu unseren Gunsten ausdrückte.
Doch so souverän wir im Großen und Ganzen den ersten Durchgang bestritten, so unsouverän bzw. so „kopfvoll“ begann der zweite. Nsoki köpfte eine Flanke der Hausherren fulminant vor die Füße eines ihrer Stürmer, der dann viel Platz und entsprechend wenig Probleme hatte, die Kugel in die Maschen zu zimmern.
Umso größer die Probleme unserer Mannschaft, wieder in Fahrt zu kommen, die aber dankenswerterweise nicht größer wurden, weil die Gastgeber ihrerseits keine Fahrt aufnahmen. Wenn auf was bei den Westfalen Verlass ist – außer den unrühmlichen Schmähungen von Dietmar Hopp –, dann ist es auf deren Arroganz gegen auf dem Papier schlechtere Mannschaften.
So kamen wir nach und nach immer besser wieder ins Spiel, hatten da aber zugegebenermaßen so unsere Zweifel, dass das noch lange anhalten wird, als der Trainer den wieder überzeugend ballsicher agierenden Samassekou aus- und Bruun Larsen einwechselte. So viel zu unserem Sachverstand …
Obwohl wir uns anfänglich bestätigt sahen, denn wir sahen dann gut eine halbe Stunde hochbezahlten Bezirksligafußball von beiden Seiten.
Aus unserer Sicht war es verständlich, sich diese Zeit zu nehmen, um wieder Sicherheit ins Spiel zu kriegen – und Selbstbewusstsein in die Köpfe und Beine unserer Kicker sowie Verwirrung in die Reihen des Gegners. Dies gelang ihm durch überraschende, positionsgetreue Wechsel: Akpoguma eben nicht für Nsoki, sondern für Stach, und auch Kramaric musste das Spiel verlassen für einen gewissen Hennrich.
Zu Anfang tat sich damit auch das eigene Team schwer, aber die beiden Neuen wussten Akzente zu setzen und hatten „a Energie“ – und Dortmund ein Problem: Sie kamen nicht mehr vor unser Tor.
Wir hingegen bissen uns jetzt zwar nicht vor ihrem fest, aber waren schon sehr am knabbern – und das auch mit Biss.
Der Ausgleich. Er lag da zwar nicht wirklich in der Luft, aber was viel wichtiger ist, auch noch nach Abpfiff auf der Anzeigetafel. Torschütze: Joker Bruun Larsen.
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Treffend formuliert, besonders die Gefühle beim Wechsel unseres `Jokers` Um so größer die Freude über den einen Punkt zum Ende.
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