Image Image Image Image Image Image Image Image Image Image

Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

Scroll to top

Top

No Comments

Borussia Dortmund vs. 1899 Hoffenheim

Stumpf ohn‘ Stil

Der Pokal ist einfach nicht unser Genre.

Und plötzlich war es aus. Das Spiel. Und der Traum. Vom Finale. Das war’s dann. Aber es blieb die Frage: Was war das?

Nein, gemeint ist nicht die vergebene Riesenchance von Berisha zu Anfang der Partie.

Nein, gemeint ist nicht die rote Karte gegen Kabak in der Schlussminute der Begegnung.

Gemeint ist das Ding an sich, das einerseits seinem Ruf gerecht wurde, wie man an den beiden Beispielen, aber auch den anderen Ergebnissen erkennt: Der Wettbewerb hat seine eigenen Gesetze.

So ist der aktuelle Pokalsieger und Finalist der letzten drei Jahre sowie der Finalist des Vorjahres raus, der Rekordpokalsieger gegen einen abstiegsbedrohten Drittligisten ausgeschieden und überhaupt nur noch 33,3% Prozent aller Erstligisten in der 3. Runde.

Andererseits war es, unser Ding, nie das, was man für gewöhnlich, zumindest gerne mit einem Fußballspiel im Pokal assoziiert: ein Krimi.

Woran liegt das? Liegt es an dem Auftreten ohne – ACHTUNG: Riesenökologiewortspiel – Aufbäumen? Nein. Oder vielleicht doch. Ein wenig. Was aber auch verständlich ist, fehlte ihr doch, auch wenn wir keine reine Wald- und Wiesenmannschaft sind, ein Gutteil des Stamms.

Ohne Grillitsch, Kramaric, Kaderabek und Skov war es nun wirklich keine Überraschung, dass es kein astreines (Mittelfeld-)Spiel unseres Teams wurde. Unser nachhaltig auf Wachstum ausgelegtes Konzept einer Spielidee ist – und das wurde gestern offensichtlich – einfach nicht tief genug verwurzelt.

So schossen zwar unsere jungen Triebe immer mal geradewegs aus und aufs Tor, wurden aber meist von der Abwehr der Hausherren noch vor dem Erblühen abgesägt. So konnte sich halt auch wenig entwickeln, dazu war unser Spiel dann insgesamt doch zu verzweigt und zu verholzt, und entsprechend sich das Blatt nicht wenden.

Es reicht. An dem Sprachbild haste jetzt genug gefeilt. Chefred.

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Aut.

Ich fälle dich gleich. Chefred.

Vielleicht liegt es aber an dem Mangel an Klarheit. Was ist denn ein Krimi? Ja, es ist die Kurzform des Begriffs „Kriminalroman“, aber was wiederum ist das? Sind die Romane von Agatha Christie und Patricia Highsmith Kriminalromane? Sind die Tatorte dieser Welt vergleichbar mit den Columbos?

In der Literaturwissenschaft gibt es hierfür eine Unterscheidung. Dernach gibt es neben dem „Kriminalroman“ auch den „Detektivroman“. Und während bei dem einen das Verbrechen und/oder der/die Verbrecher/in im Vordergrund steht, ist es bei anderen die Verbrechensaufklärung, also die Arbeit des/der Repräsentanten einer staatlichen Behörde oder eben des Detektivs/(Privat-)Ermittlers bzw. der Detektivin/der (Privat-)Ermittlerin. Bei dem einen kennt der/die Leser/in den illegalen Vorgang in all seinen Details, bei dem anderen ist man auf dem Kenntnisstand der Ermittlung.

Letzteres stellen die Mehrheit der Werke in diesem Genre dar, in denen auch sehr oft einen Repräsentanten seiner selbst gibt (hier wird aus gutem Grund nicht gegendert, denn diesen Part haben stets und sehr intereressanterweise nur Männer inne), der nicht in der Lage ist, aus allen Tatsachen die letztlich richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Am bekanntesten dürften Sherlock Holmes‘ Freund Dr. Watson sein, weshalb diese Rolle auch in der Literaturwissenschaft „Watson-Figur“ genannt wird, auch wenn sie mal General Hastings heißt (bei Agatha Christies Hercule Poirot) oder Mr. Stinger (in den Verfilmungen der Romane mit Miss Marple von Agatha Christie. (In den Romanen selbst gibt es ihn nicht. Dort ist es meist der lokale Polizist, der den Deppen gibt.))

Auch nicht ganz uninteressant ist die Tatsache, dass es viel mehr Autorinnen von „Krimis“ gibt als Männer. Nebst den beiden oben genannten Granden der Kriminalliteratur Agatha Christie und Patricia Highsmith seien mindestens noch zu erwähnen Donna Leon, Charlotte Link, Dorothy L. Sayers, Elizabeth George, Tess Gerritsen u. s. s. v. m..1 Hierzu mag es vielleicht ganz hilfreich sein zu wissen, dass diese Gattung der Epoche Romantik entsprang, auch wenn es natürlich schon zuvor Geschichten mit mörderischem Inhalt gab (vgl. Kain und Abel).

Als erster deutscher Krimi wird oft E.T.A. Hoffmanns „Das Fräulein von Scuderi“ (1820) genannt. Die Novelle soll Edgar Allan Poe beeinflusst haben, der mit seinem Werk „Der Doppelmord in der Rue Morgue“ (1841) als der Schöpfer dieses Genres gilt.

Was Poe hier allerdings macht, ist, dass der Autor nicht alle Tatsachen nennt, so dass man als Leser/in nicht in der Lage ist, den Fall selbst zu klären. Es ist also ein ungleiches Kräftemessen.

Das ist bei heutigen Geschichten zwar noch denkbar, aber würde vom Publikum nicht mehr akzeptiert. Es muss zumindest die theoretische Chance bestehen zu triumphieren. Und vielleicht liegt es daran, dass man gerade im DFB-Pokal von einem Krimi spricht.

Wenn wir in dem Genre bleiben wollen, entsprach das Spiel am ehesten einem „Kurt Wallender“-Krimi des Schweden Henning Mankell. (1 Skandinavien stellt eine Ausnahme der Aussage dar. Hier gibt es überwiegend Krimi-AutoREN.)

Eines ihrer Kennzeichen ist, dass sie mittendrin die Perspektive wechseln. Am Anfang steht oft das kriminelle Ereignis und plötzlich wird einem der Täter offenbart ,und es geht nur noch darum, wie und ob der/die Schuldige gefasst wird.

So war es gestern doch irgendwie auch: Nachdem Berisha seine Riesenchance vor dem Tor vertan hat, war das Adrenalin da. Und es blieb spannend. Der Verlauf war wenig vorhersehbar. Es ging hin und her und die Frage war, bei wem wird die Kugel zuerst einschlagen.

Und wie es sich für einen Spannungsbogen gehört, war es auch mehr ein Querschläger als ein Geschoss, das uns kurz vor der Hälfte der regulären Spielzeit ins Herz traf. Aber da waren ja noch mindestens 45 Minuten zu spielen und in der anschließenden Halbzeit konnte ja am Teamkörper operiert werden.

Doch zuerst einmal beließ es unser Trainer wohl bei therapeutischen Maßnahmen, denn die Mannschaft kam äußerlich unverändert aus der Kabine, dabei hätte man schon denken können, dass das Team mit neuer Hüfte aufläuft oder schnelleren Beinen. Das war aber nicht der Fall, zumindest nicht bei uns. Die Gastgeber haben zwar auch nicht an ihrem Erscheinungsbild rumgedoktert, aber deren Therapie funktionierte. Sie hatten den Kopf und dank unserer schweren Beine auch den Weg frei, gerade zu Beginn der 2. Halbzeit, immer wieder gefährlich vor unser Tor zu kommen. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass wir den Gegner zu fassen bekommen. Er war uns immer einen Schritt voraus. Wie gesagt: Wie ein Wallander-Krimi.

Das war auch die einzige Hoffnung, die blieb: Dass es plötzlich doch zu einer Entdeckung kommen würde, eine kleine Unachtsamkeit, die uns auf die richtige Fährte bringt, aber egal, was wir taten, es brachte nichts. Auch als Matarazzo Conté brachte für Berisha, der es bei seinem ersten Startelfeinsatz leider nie geschafft hat, sich positiv in Szene zu setzen,  oder später Tohumçu für Prömel, der auch keine Bindung herstellen konnte, gewannen wir weder mehr Zweikämpfe noch an Erkenntnis, wie wir die Defensive der Dortmunder würden knacken können. Und so ging das Spiel, das so spektakulär begann, trotz relativer Spannung, schließlich stand es immer noch nur 0:1, relativ öde und langweilig zu Ende.

Und als dann noch der Schiri Kabak mit dessen zweiter gelben Karte dafür bestrafte, dass er sich nicht hat umreißen lassen, war auch in der Mannschaft der Glauben gebrochen, hier zumindest noch den Ausgleich erzielen zu können.

Und dann plötzlich war es aus. Das Spiel. Und der Traum. Vom Weiterkommen.

Zum fünften Mal in den letzten acht Jahren war nach dem 2. Spiel im DFB-Pokal Schluss. Und wieder einmal nach einem Auswärtsspiel bei einem Bundesligisten. Schon sehr, sehr schade. Losglück haben wir wirklich keines.

Naja, dann müssen wir halt, ein letzter Rückgriff auf die Baummetapher von oben, in der Liga über uns hinauswachsen. Wir brauchen halt eine solidere Stammelf, wenn wir nach Europa wollen – und das wollen wir. Jetzt gibt es nur noch einen Weg, der nicht versperrt ist.

Wir nähmen auch die Europa Conference League. Da könnten wir auch mehr lernen. Heißt es nicht „Vor dem Buchen musst du suchen.“? Dazu braucht es aber auch mehr Zug nach vorne – und immer daran denken: „Weichen muss man eichen.“ Oder so …

Noch so ’n Spruch: Kieferbruch! Chefred.

Respekt. Tolles Wortspiel, Chef. Aut.

Schluss jetzt! Chefred.

Submit a Comment