Bayer 04 Leverkusen vs. 1899 Hoffenheim
Leider wurde das Video von YouTube auf Geheiß von Bundesliga geblockt. Na, dann halt so:
Der Phantomtor
Die TSG verliert erneut in Köln
Bitte! Wir wissen, dass wir gegen Bayer 04 Leverkusen verloren. Aber wenn man linksrheinisch gegen ein Team aus dem Fußballverband Mittelrhein unter der Leitung eines Abgesandten aus dem Fußball-Verband Niederrhein spielt und rechtsrheinisch verliert, dann kann das mit dem Siegen schon mal schwieriger werden …
War das jetzt wieder zu schnippisch, pseudo-intelligent, kapriziös? Egal. Wir, der Akademikerfanclub, gelten ohnehin, vor allem für die, die uns nicht kennen, also allein des Namens wegen, als blasiert. Und ganz gleich, ob man dies nun als „gelangweilt-überheblich“ oder „dünkelhaft-herablassend“ übersetzt, mit „süffisant“ oder „genüsslich“ in Verbindung bringt, oder mit Begriffen wie „anmaßend“, „arrogant“, „hochmütig“, „hochnäsig“, „hoffärtig“, „sehr von sich (selbst) eingenommen“, „stolz“, „überheblich“, „vermessen“, „snobistisch“, „aufgeblasen“,· „sich für (et)was Besonderes/Besseres halten“, „sich (ganz) toll vorkommen“ gleichsetzt, wirklich wehren würden wir uns gegen keinen dieser Einordnungen. Wogegen wir uns hingegen sehr wehren würden, würde man annehmen, diese Blasiertheit beruhe auf dem Ursprung des Wortes, das sich gegen Ende des 18. Jahrhunderts aus dem französischen „blasé“ entwickelt hat, wo es die Bedeutung „abgestumpft“ bzw. „zu keiner tiefen Empfindung fähig“ hatte, die sich wiederum entwickelte aus der Bedeutung, die das Wort im 17. und 18. Jahrhundert hatte: „vom Alkohol zugrunde gerichtet“ bzw. „durch Alkoholmissbrauch ruiniert“. Obwohl … der deutsche VAR könnte dafür sorgen. Zumindest sind wir gerade maximal angesäuert. (Das sollte als Darstellung einer tiefen Empfindung an dieser Stelle genügen. Zugegeben, wir denken etwas anderes, aber dafür fehlen uns (und der deutschen Sprache) die passenden straffreien Worte, denn das liegt weit unter dem Niveau von „Schwachkopf“.)
Was bleibt einem nach so einer Leistung anderes übrig als, wie der Finne sagt: Kalsarikännit („sich in Unterhosen daheim alleine betrinken“)? Schließlich ist das lt. wikipedia eine finnische Entspannungstechnik.
Natürlich kann man trefflich darüber streiten, ob Alkohol eine Lösung ist.
Der reinen Lehre verpflichtet würden Chemikerinnen und Chemiker dem widersprechen, anderseits ist Alkohol, wie er von Menschen konsumiert wird, sehr wohl eine, ist doch eine Lösung eine flüssige homogene Mischung aus mindestens zwei Stoffen.
Andererseits kann man auch darüber streiten, ob die Videoschiedsrichterei die Lösung ist, wenn die, die damit beauftragt sind, vielleicht keinen glasigen, aber definitiv keinen klaren Blick auf die Sache haben – und keine klare Linie haben.
Man denke nur an den Elfer gegen uns nach der Grätsche von Akpoguma beim letzten Heimspiel – nach Eingriff VAR, da der Schiedsrichter das nicht erkannte. Zudem gab es ja in der Saison schon einige elfmeterwürdige Fouls gegen unsere Spieler in dieser Saison, die nicht gesehen, aber auch nicht vom Keller angemahnt wurden. Umgekehrt hingegen … Es muss eine Lösung her.)
Da das System aber per se gut ist, wie man ja gerade (und interessanterweise) bei den großen Turnieren sieht, wo Herren aus aller Herren Länder miteinander interagieren, liegt es ziemlich eindeutig an der Qualität der handelnden Personen.
Diese erhalten vom DFB pro Bundesligaspiel in der Rolle zwischen 1.000 und 3.000 Euro. Als Hauptschiedsrichter sind es 5.000 €. Ihnen sei jeder Cent gegönnt, wenn denn die Leistung stimmt. Wenn nicht, sollten sie, gerade wenn sie im Keller versagen, eine Nominierungssperre von mindestens vier Wochen für jedweden Einsatz erhalten.
Das ist natürlich Aufgabe des DFB, also jenes Verbandes, der festgelegt hat, dass das Spiel von Leverkusen von einem Mann aus Wuppertal geleitet werden sollte.
Alles rechtens, die Städte sind ja nicht im selben Verband, aber es mutet seltsam an. Dem Nominierten war’s egal. Er machte seinen Job – und den machte er gut. Dass er das Foul an Bülter übersah, kann passieren. Aber dafür gibt es ja den VAR (s. unser letztes Heimspiel).
Vielleicht hilft aber genau der Schiedsrichter dabei, eine Lösung zu finden, denn wir haben uns mal schlau gemacht. Robin Braun ist nämlich promovierter Jurist und seine 166-seitige Doktorarbeit aus dem Jahre 2021 trägt den herrlichen Titel:
„Die Regressfähigkeit von monetären Disziplinarmitteln
unter dem Gesichtspunkt einer Zweckverfehlung.“
Darin geht es zwar „nur“ um die „Herleitung eines allgemeingültigen Ansatzes anhand von Untersuchungen des Verbands-, Kartell- und Datenschutzrechts“, aber kann man daraus nicht noch mehr machen? Schließlich muss ich als Verein Strafen zahlen, wenn sich meine Fans nicht benehmen oder meine Spieler zu spät im Spielertunnel stehen oder das falsche (nicht abgesprochene) Trikot tragen, aber was zahlt der Verband, wenn er bzw. seine Vertreter (hier: (Video-)Schiedsrichter), die eigenen Regeln nicht einhalten. Wo Schaden, da Schuld. Wo Schuld, da (meist Geld-)Strafe. Wo hier?
Leverkusen und Hoffenheim – da denkt der Fußballfreund doch sofort an das Phantomtor von Kießling. Seit heute aber auch an den Phantomtor aus Köln, genauer: Robert Schröder aus Hannover, der war der VAR im Kölner Keller, auch nicht gerade der erfahrenste.
Dabei sind wir uns natürlich bewusst, dass Elfmeter nicht gleichzusetzen ist mit Tor. Und natürlich hätte er es auch nicht verhindert, dass die Gastgeber mit dem zweiten Schuss auf unser Tor sein zweites Tor erzielt hätte, aber halt nicht zu diesem Zeitpunkt.
So war das 2:0 schon ein Doppelschlag, der auch doppelt schmerzte, weil man das Gefühl der Ohnmacht gegenüber dem Schicksal mächtig zu spüren bekam.
Da hat man schon seit Wochen und Monaten einen Rumpfkader, der immer mehr gerupft wird, man rauft sich zusammen, kämpft und tut und macht und ist dann halt doch machtlos.
Das war schon ein sehr bitterer Moment, zumal man ja wieder mit dem ersten Schuss aufs eigene Tor mit 1:0 in Rückstand geriet. Oli hätte den wahrscheinlich pariert, aber so was passiert, aber uns halt immer und immer wieder – und das kann schon arg demotivieren.
So sah es dann auch arg danach aus, dass dies eine richtig heftige Packung wird, denn was uns die erste Viertelstunde sehr gut gelang, nämlich den Gegner spielerisch vom eigenen Tor fernzuhalten und durch kluges, breites Spiel Selbiges zu kontrollieren und den Gegner nicht in Schwung bringen zu lassen, klappte nach dem Doppelschlag gar nicht mehr.
Dann doch noch ein Elfmeter. Für Leverkusen. Hier griff aber Schröder dann doch ein, wohl weil das doch eine zu offensichtliche Fehlentscheidung war. Diese Zurücknahme führte dann zu einer Premiere im deutschen Profi-Fußball. Eine Erklärung des Schiedsrichters zur Entscheidung.
Hach, was hätten wir uns gefreut, wäre diese Premiere wenige Minuten früher mit folgenden Worten erfolgt:
„Nach Ansicht der Bilder wurde der Spieler der TSG Hoffenheim mit der Nr. 21 durch direkten physischen Kontakt vom Spieler mit der Nr. 3 von Bayer Leverkusen im Strafraum zu Fall gebracht. Daher lautet die Entscheidung: Strafstoß.“
Aber wie heißt es so schön (blasiert)? „Wäre, wäre, Fairness-Chimäre.“
Also sprachlich hätte es der Dr. jur. hinbekommen. Wir bekamen erstmal nichts mehr hin. Erst kurz vor Ende der ersten Halbzeit gaben wir den ersten richtigen Schuss aufs Tor der Hausherren ab. Deren Keeper kam aber an den Schuss Bülters.
Nun ist ein 2:0-Rückstand aufholbar, aber dazu braucht es natürlich auch etwas, was wir in diesem Jahr noch nicht wirklich hatten: Glück. Und das hatten wir auch diesmal nicht. Der erste gute Angriff der Gastgeber, eine gute Abwehr unseres Keepers, die aber – getreu der Wegmann’schen Weisheit „Erst hatten wir kein Glück, dann kam noch das Pech dazu“ – beim Gegner landete. 3:0.
Das war schon alles arg bitter, aber dann dachten wir, blasiert, wie wir sind, an den 1623 in Clermont-Ferrand geborene und 1662 in Paris verstorbenen Mathematiker, Physiker, Literat, Erfinder und christlichem Philosoph Blaise Pascal.
Nein, wir glaubten jetzt nicht unbedingt daran, dass wir nun besonders viel Druck entwickeln würden (der ja, wie mechanische Spannung, in „Pascal“ gemessen wird), auch wenn das „Pascal’sche Paradoxon“ Hoffnung machte, denn demnach hängt der Druck, den eine Flüssigkeit in einem Gefäß auf den Gefäßboden ausübt, nur von der Füllhöhe der Flüssigkeit ab, während bei gleicher Füllhöhe die Form des Gefäßes keinen Einfluss auf den Druck hat, also die Masse selbst nichts bewirkt – in Sachen Druck. Und sooo flüssig lief’s ja eh nicht.
Und auch wenn Ilzer wie die allermeisten Fußballtrainer ihre Mannschaft gerne imperativ programmieren würden, z. B. in „PASCAL“, eine Programmiersprache, die aus einer Folge von Anweisungen besteht, die vorgeben, in welcher Reihenfolge was vom Computer getan werden soll, gab es da zu viele Bugs im Code – und einen Gegner, der diese nicht hat und eher deklarativ programmiert ist. Bei einer solchen Codierung wird vom Entwickler (Trainer) im Quellcode definiert, WAS ein Programm machen soll, nicht WIE.
Hoffnung hätte uns auch die „Pascal’sche Verteilung“ machen können, die, kurz gefasst, zu den diskreten Wahrscheinlichkeitsverteilungen zählt und die Wahrscheinlichkeit beschreibt, dass nach x Misserfolgen genau y Erfolge eingetreten sind. Aber ob dazu 30 Minuten reichen?
Wir wollten einfach nur noch glauben, dass es doch noch klappt – ganz in der Logik der „Pascal’schen Wette“. Pascal argumentierte, dass es stets eine bessere „Wette“ sei, an Gott zu glauben, weil der Erwartungswert des Gewinns, der durch Glauben an einen Gott erreicht werden könne, stets größer sei als der Erwartungswert im Fall des Unglaubens. Ganz einfach:
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- Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt
(Himmel – man hat gewonnen). - Man glaubt an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man nichts (verliert aber auch nichts).
- Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert nicht – in diesem Fall gewinnt man ebenfalls nichts (verliert aber auch nichts).
- Man glaubt nicht an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man bestraft
(Hölle – man hat verloren).
- Man glaubt an Gott, und Gott existiert – in diesem Fall wird man belohnt
-
Aus seiner ursprünglichen Analyse der Möglichkeiten folgerte Pascal nun, dass es besser sei, bedingungslos an Gott, hier: ans Gute zu glauben, weil man dadurch nur gewinnen könne und ja nur dann bestraft wird, wenn man nicht an das Gute glaubte, obwohl es existiert.
Jetzt glaubten wir nicht wirklich mehr an die große Wende, aber wir beteten, dass die Gastgeber keine weiteren Tore mehr schießen – und vielleicht passiert ja doch noch was Unerwartetes.
Und ZACK Gelb-Rot für Leverkusen. Freistoß Bischof. Und Orban arbeitet weiter am Titel wenigste Spielzeit pro 1. Tor, denn er traf erneut mit seiner ersten Ballberührung. Nur noch 3:1. Und noch 30 Minuten zu spielen.
Und die Mannschaft glaubte auch wieder an sich. Und was spielerisch nicht klappte, machte sie mit Kampf wett. Und man muss Yardimci schon ein großes Lob für den Mut aussprechen, sich mit Tah im griechisch-römischen Stil zu messen. Das Duell ging unentschieden aus. Das Spiel verloren.
Aber wer glaubte wirklich vor dem Spiel daran, dass wir mit der Rumpf-Mannschaft beim Deutschen Meister wirklich siegen würden? Keiner – und damit wohl genau so viele wie die, die nach dem 3:0 dachten, dass die Hausherren kein weiteres Mal vor unser Tor kommen würden. Umso ärgerlicher der nicht-gegebene Elfmeter für uns nach dem 1:0.
Der Vorteil aber: Wir gaben uns – im Gegensatz zum Bayernspiel – nicht auf. Nein, wir gaben alles, haben alles versucht und haben allen Grund, den Abstiegskampf zuversichtlich an- und als Team vielleicht doch noch abzugehen. Noch sind 42 Punkte zu vergeben. Das heißt – und das sagen wir ganz unblasiert, sondern ganz faktisch:
Bis jetzt ist damit sogar noch Platz 1 zu erreichen. 🙂
Nur mal so …: Wir gewinnen alle Spiele. Alle Mannschaften, die hinter uns stehen, gewinnen gegen die Mannschaften, die vor uns stehen. Alle anderen Spiele enden Unentschieden. 🙂
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