Bayer 04 Leverkusen vs. 1899 Hoffenheim
Bollwerk mit Ballwerk
Eine tolle Dorf- gegen die Werkself
Es ist Ostern. Und auch wenn bekanntlich der Weihnachtsmann kein Osterhase ist, wie das Spiel aus unserer Sicht leider wieder mal bewiesen hat, muss man die Feste feiern, wie sie fallen – auch wenn am Schluss die Feste fiel. Weil halt auch die Tore der Gastgeber.
Bis dahin hielt aber das Bollwerk, das die TSG gegen das Ballwerk der Werkself entgegenstellte. Und sich. Und das vehement. Und der Zement wurde mit jeder Minute fester.
Unser Team ließ in der ersten Halbzeit nur einen echten Torschuss aufs eigene Tor zu. Andersrum waren es zwei. Doch während Kramaric auf den Hobby-Vexillologen („Fahnenkundler“) im Kasten der Pillendreher schoss, platzierte Beier den Ball neben ihn ins Netz.
Zugegeben, die Führung kam aus eher verhangenem Himmel. Aber auch wenn es die Sonne nicht tat, zumindest die so oft bei uns und unseren Fans vermisste Spielidee schien aufzugehen. Und wenn danach Kramaric …? Fahrradkette …
Immerhin: Die Führung blieb bestehen. Schon mal ein kleiner Grund bei Bayer zu feiern. Die Feste hielt.
Eine Feste ist halt ein ganz besonderer Festungstyp. Während im engeren Sinne in der Neuzeit Festung eine eigenständige, meist stark gegliederte Wehranlage aus starkem Mauerwerk bezeichnet, die dem Schutz gegen feindliche Geschosse bei gleichzeitigem defensivem Einsatz von Bomben und Granaten durch die Verteidiger dient, bezeichnet Feste eine Gruppenbefestigung.
Die immer stärker gewordene Angriffsartillerie erforderte es, die Geschütze einer Festung, die den Fernkampf zu führen hatten, unter Panzerschutz zu stellen. Gleichzeitig musste der Infanterie durch betonierte Kasernen ein entsprechender Schutz geboten werden. Das entscheidende Merkmal der Feste war, die Lage vor allem dieser beiden wichtigsten Elemente einer modernen Festung – Infanteriewerk und durch Panzerplatten oder Panzerbleche gedeckte Geschützstände (sogenannte „Panzerbatterien“) – ausschließlich an die Lokalität anzupassen. Die einzelnen Anlagen wurden über das Gelände verstreut (sogenannte aufgelöste Bauweise), um aus der gegebenen Landschaft einen möglichst großen taktischen Vorteil zu gewinnen. Es war also nicht ein Block („Einheitsforts“), sondern eine hoch flexible Form der Verteidigung, die es zudem bzw. so erlaubte, wie man im Fußball sagt, offensive Akzente zu setzen.
Und just jenes tat unsere Elf dann auch in der zweiten Halbzeit. Und wenn der Infanterist Weghorst nicht nur als Panzer agiert, sondern die Kugel auch mal zum eigenen Mitstreiter gebracht hätte, wäre das Verteidigen des Ganzen womöglich noch einfacher geworden, weil es die Chancen auf Chancen und gar Treffer eröffnet hätte, wodurch der Gegner seine Truppen noch viel mehr in Richtung Front hätte schicken müssen. Aber das klappte nicht.
Doch selbst wenn es damit nicht klappte und die Flanken nicht das hielten, was wir uns davon versprachen, hielten unsere tschechischen Flanken: Kadarabek machte rechts ein überragend unsichtbares Spiel, und links stellte Jurasek deutlich sichtbar eine Klasse für sich dar – und seinen Gegner oft bloß. (Hätte er doch bloß einmal offensiv … Fahrradkette …) Auch Drexler ließ – trotz jung an Jahren – seine(n) Gegenspieler sehr oft sehr alt aussehen.
Insgesamt sah das defensiv sehr gut aus, da Kabak und Grillitsch im Zentrum weder die Übersicht über das Spielgerät noch das Spielgeschehen verloren. Beides nahm leider mit zunehmender Distanz zum eigenen Tor ab. Das war das größte Manko. Doch die Mannschaft besaß Mut, Herz und besetzte auch die Räume, die eine Feste bietet, was ja gerade ihr architektonisches Plus ist. Aber sie wusste sie nicht zu nutzen.
So wurde es gerade in der zweiten Hälfte der zweiten Hälfte mehr und mehr ein Spiel auf ein Tor, das unsere, aber in dem stand Baumann, dem es vor allem zu verdanken war, dass die Feste der TSG so lange nicht, sprich: kein Tor fiel.
Dann ereilte uns aber das Schicksal vieler anderer Mannschaften gegen die Mannschaft der Stunde. Am Ende des selbigen drehte sie das Spiel zu unseren Ungunsten – mit der Folge, dass wir uns gerade noch so in der oberen Tabellenhälfte halten können.
Dass dies nicht so knapp wäre, wenn wir immer so aufgetreten wären, ist klar. Aber schon nächste Woche können wir uns selbst wieder nach oben hangeln und doch noch versuchen, (sozusagen) „Europa“ zu entern.
Dass wir über das richtige Material verfügen, haben wir gezeigt – auch wenn am Ende die Feste zerstört wurde. Darauf lässt sich aber aufbauen – und so viel muss man gar nicht ändern. Es braucht nur die richtige Architektur – und den entsprechenden Typ, genau: den zur Sicherung von Machtansprüchen und Eroberung von Besitztümern konkurrierender Machthaber, sprich: eine Trutzburg – allerdings, was wir als Truchsess empfehlen, mit mehr Schießscharten. Das ließe nämlich zu, einige der Scharten auszuwetzen, die wir uns in den bisherigen Duellen dieser Spielzeit zugezogen haben. Mit dem Einsatz der richtigen Waffen. Und diese zu wetzen, also wie die Sinne hierfür zu schärfen, ist die Aufgabe jetzt. Denn jetzt gibt es keine Ausreden mehr, keine Ausflüchte. Das Lazarett lichtet sich auch.
Natürlich haben wir heute noch die ein oder andere Wunde zu lecken, aber die dürfte schnell verheilen. Dann gilt es wieder – in des Wortes beider Bedeutungen
„glänzend sichtbar werden, hell in Erscheinung treten“
„durch breites Öffnen der Lippen zeigen, dass man bereit ist zum Angriff“
– zu blecken.
Also blicken wir positiv nach vorn. Es ist an der Zeit. Es ist die richtige Zeit. Die Zeit der Auferstehung. Sie naht. Ein Fest. Feiert …
Frohe Ostern!
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