Arminia Bielefeld vs. 1899 Hoffenheim
Das No Hit-Wonder
Die Qual der Auswahl?
„Endlich!“, so jubilierte man als TSG-Fan vor dem Anpfiff – und als abgehobener Wortspieler/in das noch ergänzt haben mit: „Endlich haben wir eine Aufstellung – und keine Bufstellung, denn die Elf, die Hoeneß als Startformation nominierte, ward allgemein schon als A-Team angesehen. Den Anblick liebte man schon. Nur doof, dass es sonst nichts zu lieben gab, denn der (Match-)Plan hat null funktioniert.
„Gab es den denn?“, hören wir schon wieder Defätistinnen und Defästiten fragen – und wir können mit Sicherheit sagen: „Ja, den gab es.“ Aber wir müssen auch zugeben: Erkannt haben wir ihn nicht.
Auch die Mannschaft war nicht nur nominell nicht wiederzuerkennen, wobei sie in der ersten Viertelstunde defensiv sogar noch weit hinter der Leistung gegen Mainz zurückblieb. Glücklicherweise gelang es den Bielefeldern nicht, die diversen 100%igen in Tore umzumünzen. Und so war das Beste in der ersten Halbzeit aus unserer Sicht neben Baumann der Pfiff zur Pause.
Diese 15 Minuten sind für alle Beteiligten eine Schöpfungsquelle: Die Mannschaft schöpft Kraft, die Vereinsverantwortlichen Mut und der Fan Hoffnung.
- „Last Christmas“
- „Rock around the clock“
- „Wish you were here.“
- „Über den Wolken“
Und last but not least eingedenk des katastrophalen Beginns des Spiels, der sich perfekt wiederspiegelt in den ersten Sätzen des Liedes „First I was afraid, I was petrified …“
- „I will survive“.
Nun dürfte so ziemlich jede/r erkennen, dass es sich hierbei um Welthits handelt, aber die Fachleute erkennen noch etwas Zusätzliches: Das alles wurden Hits – als B-Seiten.
Für die Jüngeren hier: Früher gab es auf Parties und in den Charts Singles. Ja, daran hat sich bis heute im Kern bzw. im Wort nichts geändert, aber diese Singles waren physisch und mehrdimensional, nichts, was man sich einseitig und digital in einem technischen Reproduktionsmedium speichert.
Natürlich haben Singles, also (Profandefinition) Menschen ohne eine/n konstante/n Sexualpartner/in, auch heute noch mehrere, nicht selten: Schattenseiten, aber die Lieder von heute kommen alleinig daher. Damals waren es kleinere Schallplatten aus Vinyl, auf deren Rückseite ein weiteres Lied war.
Sie hießen nicht „Single“, weil sie „einzig“ oder „allein“ waren, sondern eine Auskopplung eines bestehenden oder bald auf den Markt kommenden Albums, was damals ebenfalls eine physische Schallplatte war mit zwei Seiten, auf denen meist jeweils fünf Titel/Songs gebrannt waren.
Diese sogenannten B-Seiten konnten alles Mögliche sein: eine Adaption der A-Seite, z. B. anders instrumentiert, anders gemixt, rein instrumental oder eben ein weiteres Lied (allermeist) des-/derselben Künstler/in. So war es dann auch bei den oben genannten Werken.
Das Interessante ist dabei, was man natürlich heute nicht mehr bedenkt, dass es Verantwortliche gab, seien es die Interpret/inn/en selbst oder wer von der Plattenfirma, die dachten, dass der andere Song, die A-Seite mehr Erfolg bringen würde. Das war aber weder bei
- „Everything she wants“ von Wham,
- „Thirteen women“ von Bill Haley,
- „Have a cigar“ von Pink Floyd
- „Mann aus Alemannia“ von Reinhard Mey und schon gar nicht bei
- „Substitute“ von Gloria Gaynor der Fall.
Und eben eingedenk dieses Titels hofften wir eben darauf, dass Hoeneß ein paar Veränderungen vornehmen und dann die B-, also die zweite Seite, sprich: Halbzeit des Spiels ein echter Hit würde.
Die Hoffnung wurde nicht nur nicht erfüllt. Zwischenzeitlich hatte man sogar den Eindruck, dass wer die Grundgeschwindigkeit geändert hat, die es aber braucht, denn sonst ist beim Dargebotenen kaum bis gar nicht mehr zu erkennen, wie es sein soll. Das Was schon, aber das Wie ist meist ein Graus – O.K., manchmal klang das auch lustig –, insbesondere dann, wenn es das eigene Lieblingslied betraf. (siehe … genauer: höre oben)
Liebe/r jüngere Leser/in: Diese ehedemen Singles, also die Kleinschallplatten, mussten auf einem Plattenspieler mit 45 Umdrehungen pro Minute abgespielt werden. Die großen, sogenannten Langspielplatten hingegen mit 33 U/min. Verwechselte man das, klangen erstere sehr lahm, zweitere extrem hektisch.
Beim Lieblingsteam ist es nicht anders. Man kennt es, man weiß, wie es sein soll, welche schönen Gefühle es auslösen kann – und eben darauf freut man sich, auf dieses Gefühl. Und worauf man sich nicht freut, ist das Gefühl, dass da was nicht stimmig ist. Entweder sind Kratzer im Vinyl /Lack oder die Nadel / der Wandler, der entscheidende Faktor bei der Wandlung dessen, was eingebrannt werden sollte, in Harmonie, ist verstaubt oder das Tempo stimmt ganz allgemein nicht. Im schlimmsten Fall ist es alles drei zusammen.
Kurz: Die zweite Hälfte brachte keine wesentliche Steigerung. Immerhin wurden die Gastgeber schlechter. So blieb es bei einem recht niveau- und torlosen Remis – und die Erkenntnis, dass auch unsere A-Seite nicht so viel besser ist als unsere B-Seite. Letztere schoss ja in der letzten Partie kein einziges Mal aufs Tor. Das war auf niedrigem Niveau heute statistisch schon mal besser. Und es hätte ja genügt, wenn wir wenigstens einen Treffer gelandet hätten. Aber so spielten wir zum zweiten mal hintereinander zu Null.
Und nun ist das Spiel rum. Hoffen wir einfach auf Besserung und denken daran, dass es in der Musik ja auch soooo viele One-Hit-Wonder gab. Und da sind ja einige Titel darunter, aus denen man Zuversicht unter/oder Motivation ziehen kann. Dabei denken wir nicht an
- Vamos a la playa (Righeira)
- Macarena (Los del Rio)
- Video killed the radio star (Buggles)
- Black Betty (Ram Jam)
- Voyage, voyage (Desireless)
- Mambo No. 5 (Lou Vega)
oder mehr oder weniger die komplette Neue Deutsche Welle mit - Andreas Dorau („Fred vom Jupiter“),
- Hubert Kah („Rosemarie“),
- Fräulein Enke („Die Sennerin vom Königssee“),
- UKW (Sommersprossen“),
- Ixi („Mach’ mir doch kein Knutschfleck“) u.v.a.m…
Wenn schon, dann denken wir an Men without Hats – für unsere Abwehr („Safety Dance“), F. R. David, auf dass der Trainer endlich die richtigen „Words“ findet, aber vor allem an Markus (gerade auch aus Fansicht)
„Ich will Spaß!“
und Patrick Hernandez (insbesondere als Erinnerung an den hoffentlich innewohnenden Motivationstreiber bei den Spielern, denen Drumherum und deren Drumherum).
„Born to be alive.“
… unnu machen wir das, was das Team immerhin auch machte: ’n .
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