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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. 1. FC Köln

1899 Hoffenheim vs. 1. FC Köln

Weder Ergebnis noch Erlebnis

Aber: Das beste Spiel des Jahres

Vielleicht liegen wir uns im Mai 2012 alle in den Armen und lassen Mannschaft, Betreuer und Verwalter sowie natürlich den Mäzen hoch und höher leben. „Richtig gemacht. Richtig gemacht. Wir haben alles richtig gemacht!“ skandieren wir um die Rhein-Neckar-Arena, die dann zu unserer ersten Saison in Europa nicht mehr den Namen unserer Region tragen wird, sondern den einer Aktiengesellschaft. Bis dahin ist es aber nicht nur zeitlich noch ein langer Weg.

Zugegeben, es war das vielleicht beste Spiel des Jahres unserer Mannschaft. Was wiederum beweist: Ein Superlativ an sich sagt nichts aus. Denn was ist der Refenrenzwert? Der Gegner von der Woche kann genausowenig Maßstab sein wie der der letzten Woche. Wir spielten gegen eine sehr defensive, technisch und in Sachen Spielwitz sehr limierte Mannschaft. Von daher war es nicht überraschend, dass unser Spiel optisch überlegen war. Wir waren öfter am Ball, wir hatten die feineren Aktionen, aber kein Konzept.

Zwar hieß es im Vorfeld noch, man wolle über die Außen kommen. Es blieb bei der Ankündigung. Im Spiel gab es vor allem in der ersten Halbzeit teilweise Spieleranhäufungen in der zentraler Position vor der Abwehr der Gäste, die eher an ein Rugby-Gedränge erinnerten und nicht an ein technisch sauberes und anspruchsvolles, modernes Fußballspiel.

Und wenn es keine spielimmanente Rudelbildung gab, gab es insulares Retrogekicke. Kick-and-Rush nennt man es heute wahrscheinlich nicht mehr, aber unser „Spielaufbau“ ähnelte dem doch sehr. Wahrscheinlich läuft das neumodisch unter „One Pass-Midfield Air Cross.“ Kein Kombinationsspiel durch die Abwehr der Gäste statt dessen wird der Ball nach hinten gespielt und einer der Innenverteidiger haut die Kugel dann nach vorn – oder wahrscheinlicher: ins Aus. Rugby funktioniert so ähnlich.

Dennoch: Es gab schon viele Lichtblicke. Aber Momentaufnahmen dürfen doch nicht der Maßstab einer solchen Mannschaft sein. Bei dem Potenzial und dem investierten Kapital kann das Konzept nur lauten: Kombinationen, Kontinuität, Klasse. Und damit ist natürlich nicht „Klasse halten“ gemeint, sondern „klasse spielen“.

Alles andere ist doch nur ein künstliches Kleinmachen. Eine Bescheidenheit, die vielleicht Menschen ziert und auch da oft etwas Anmaßendes hat. Wir sollten schon den Anspruch vor allem an uns selbst haben, den besseren Fußball spielen zu wollen. One Pass-Midfield Air Crossing hat damit nichts zu tun.

Und so entsprangen unsere Chancen weniger aus unserer technischen Über-, als vielmehr der technischen Unterlegenheit des Gegners sowie dem Pressing unserer Stürmer. Gerade der Einsatzwille von Ibisevic war wirklich beispielhaft. Er, der wirklich Vielgescholtene, zeigte eine sehr beherzte Leistung, die leider nicht durch ein Tor gekrönt wurde. Er hätte es wirklich verdient gehabt, aber leider standen ihm nicht nur einmal Pfosten und Gästekeeper im Weg.

Und auch Rudy zeigte im Laufe des Spiels immer mehr, was er kann. Aber er zeigte vor allem, dass er sich nicht traut. Ihm standen alle Wege zum Tor des Gegners offen, aber genutzt hat er sie nur einmal auch zu einem Schuss auf das selbige. Ansonsten versuchte er stets seine Mitspieler in Szene zu setzen, was aber leider oft bei dem Versuch blieb. Als hätte er Order gehabt, alle Bälle nach außen zu verteilen. Das hat er dann auch getan. Schöner wäre es gewesen, wenn da auch einer gewesen wäre, der mit dem Spielgerät etwas anfangen kann, z. B. flanken. Das konnte keiner. Aber das war auch noch nie wirklich unsere Stärke.

Die war mal das konditionsstarke und ballsichere Kombinationsspiel – und sogar das gab es zwischenzeitlich zu sehen. Das allerdings war dann vom Allerfeinsten, wo man wieder gesehen hat, was in der Mannschaft und vor allem einem wie Ryan Babel steckt. Andererseits fragte man sich halt auch gleich: Warum nicht gleich so?

Diese Phase folgte auf unser 1:0 gleich zu Beginn der 2. Halbzeit. Aber nach rund 20 Minuten war es damit dann vorbei und plötzlich kamen die Kölner zum Ausgleich und einen Spielzug später sogar fast zum Führungstreffer, was aber Starke durch eine Reisenreaktion vereitelte.

Danach hatten wir noch zwei Großchancen, die aber durch die bereits oben Erwähnten (Pfosten/Gästetorwart) zunichte gemacht wurden. Zwei Minuten vor Schluss demonstrierte Pezzaiuoli seine Virtuosität in Sachen Auswechslung, als er Ruy gegen Sigurdsson auswechselte – und ohne dass es einen Freistoß in der Nähe des Gegners Tor gab. Die Kausalität dieses Handelns blieb verborgen. Eine Stärkung war es nicht. Zeitspiel? Ergebnissicherung?

Schlussletztendlich reichte es wieder nur zu einem Punkt. Aber immerhin war zumindest phasenweise so etwas wie Fußball in 1899-Manier zu sehen.

Vielleicht war es die Wende, vielleicht war es ein Ausreißer. Vielleicht liegen wir uns im Mai 2012 alle in den Armen und lassen Mannschaft, Betreuer und Verwalter sowie natürlich den Mäzen hoch und höher leben. „Richtig gemacht. Richtig gemacht. Wir haben alles richtig gemacht!“

„Gut“ wäre besser. Denn dann würde wir beides stimmen: Ergebnis und Erlebnis.

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