1899 Hoffenheim vs. SC Freiburg
Die Evolution der Mediokrität
Nichts Neues, nur schlimmer.
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„Wer bin ich – und wenn ja, wie viele?“ lautete der nicht unspaßige Titel einer sogenannten „philosophischen Reise“. Das Buch war ein großer (Medien-)Erfolg, als es rauskam, und es gibt nichts Besseres als seinen Titel, um zu versuchen, das Phänomen „Hoffenheim 2010“ zu verstehen.
Die Saison begann weit besser als erwartet, aber nun nimmt sie den Lauf, den man befürchtet. Hätten wir insgesamt fünf Minuten weniger Nachspielzeit gehabt, wir hätten mindestens fünf Punkte mehr. Wir wären zwar nicht mehr der bunte Hund in der Liga, der wir einst waren, aber gewiss auch nicht die graue Maus, die wir jetzt sind.
Dabei ließ sich das Spiel sehr gut an – und das schon vor dem Spiel: kein Weis, kein Ibisevic, kein Salihovic. Ein wohlwollendes „Aha!“ ging durch die Reihen, als Stadionsprecher Mike Diehl die Aufstellung verlas. (Das mutierte dann in ein „Oh je!“, als er im Überschwang gleich noch die Ersatzspieler präsentieren wollte, was aber wohl mit der Regie nicht abgesprochen war, weshalb Name und Bild nie mehr zusammenpassten, was offenbarte, wie wenig namenssattelfest das Hoffenheimer Publikum ist. So fragten sich manche, ob, als „Thomalla“ genannt wurde, nicht auch „Sailer“, „Fischer“ und „Trenker“ spielen würden.)
So spielten dann eine Mannschaft, die sich zumindest in der ersten Halbzeit sehr darum bemühte, so etwas wie Hoffenheim 2.0 zu werden.
Aber leider hat uns der Gegner nicht unterschätzt. Im Gegenteil: Sie gingen hochkonzentriert zu Werke. Sie störten früh und machten die Räume eng. Für eine doch so unerfahrene Mannschaft kein leichtes Spiel – aber dafür haben sie es sehr gut gemacht.
Vukcevic und Sigurdsson taten dem Spiel gut. Die Mannschaft erspielte sich so manche Großchance, aber Freiburg hatte mal Glück (Latte) und ansonsten einen guten Torwart, der normalerweise Ersatz ist. Aber ihm hat man das nicht angemerkt.
Freiburg hatte im ersten Durchgang keine einzige Torchance, was um so bemerkenswerter war, da Hoffenheim keine Abwehr hatte. Es schien eine Art Wettbewerb stattzufinden, wer den größeren Bock ohne Folgen leisten darf.
Gewonnen hat Compper, der keinen ruhenden Ball an einen Mitspieler brachte. Für einen, der sich in den letzten Wochen derart laut gebar, eine 91minütige Peinlichkeit. Es ist ja gut, dass man sich hinstellt und Dinge anprangert etc. Das Problem bei einem solchen Verhalten ist, dass man selbst keine Anlass dazu geben darf, dass etwas angeprangert werden kann. Bei einem Minimum an Selbstreflexion dürfte er bis Weihnachten kein Interview geben.
Die Abwehr hatte dies wohl vor allem einem starken defensiven Mittelfeld zu verdanken. Hier war Gustavo und Rudy wirklich beeindruckend – und auch Vorsah, bei dem immerhin das gut war, was nichts mir der KONstruktion des Spiel zu tun hatte.
Doch Ballgewinn ist eines, Spielaufbau ein nächstes – und hier gab es ein Riesenproblem. Zwar wurde wenig theatralisch sinnlos nach vorne gespielt, Salihovic war ja draußen, aber es kam kaum ein Ball per Kombination nach vorn.
Rudy beteiligte sich am Spielaufbau gar nicht. Und die anderen drei waren so gut nicht aufeinander abgestimmt, so dass da vieles, was im Ansatz gut war, in der Ausführung ein vor allem in der 2. Halbzeit ein enormes Optimierungspotenzial offenlegte.
Die zweiten 45 Minten waren in der Saison ja oftmals die besseren, diesmal nicht. Mit zunehmender Spieldauer wurde das Spiel langsamer, die Kombinationen seltener und die Ballverlustquote stieg.
Was immer sie in der Halbzeitpause tankte, neue Motivation war es nicht. Freiburg blieb konzentriert defensiv – und wahnsinnig schlecht in Sachen Kombination, was ihnen aber auch egal war. Sie standen und warteten auf ihre Chancen, die dann auch kamen.
Zuerst aber kamen unsere bosnischen Nationalspieler. Doch während Ibisvic immerhin noch eine Großchance hatte, war von Salihovic gar nichts zu sehen.
Leider war deren Einwechslung das falsche Signal zur falschen Zeit. Es signalisierte Zufriedenheit mit dem 0:0, was der Trainer der Gäste mit der Einwechslung eines Stürmers konterte. Hektisch wurde dann umgebaut, Gustavo in die Abwehr gestellt, was aber noch mehr Defensive signalisierte.
Und je länger das Spiel dauerte, desto unsicherer wurde die Mannschaft. Das Defensive ist ihr Spiel nicht. Und als noch wenige Sekunden zu spielen war, zeigte sie, wie schon wenige Minuten zuvor, dass es ohnehin ihr Spiel nicht war.
Ein langer Ball nach vorn. Nur zwei Freiburger am Hoffenheimer Strafraum, aber das reichte. Zuerst trafen fünf Hoffenheimer nicht den Ball, der von einen Stürmer quer gelegte wurde auf seinen Mitspieler, der mit einer Körperbewegung Beck noch blasser aussehen ließ und den Endstand erzielte.
Wer oder was ist „Hoffenheim 2010“ und warum? Und wenn ja, wie lange noch? Wie lange dauert es noch, bis wir fragen dürfen: „WARUM NICHT GLEICH SO???“
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