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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Bayern München vs. 1899 Hoffenheim

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Kein Dunst vom Siegen

Mehr als das Fazit eines Spiels:
Eine Hinrunde – mehr Psycho als Spielchen

oder:

„BIG SHIT!“

Man hat deutlich mehr erwartet. Schon der Anfang der Saison war so von wirklich niemandem erwartet worden – schon gar nicht nach dem Schlussspurt in der Vorsaison. Aber am letzten Spieltag der Hinrunde gab es gegen die Bayern dann die nicht ganz unerwartete Niederlage, aber so deutlich war dann doch nicht auf dem Zettel. Und was machten die Hoffenheimer Spieler? Sie schauten nur zu. Die Rede ist vom Basketball.

Letzten Sonntag unterlagen die MLP Academics (= USC Heidelberg) den Korbjägern aus München in der SAP Arena recht deutlich mit 59:87.

Klar kann man gegen diese Mannschaft verlieren, auch in dieser Höhe, aber erhofft hatte man sich dann doch schon mehr, obwohl man in der Vorsaison erst im letzten Spiel den Klassenerhalt klarmachte und im ersten Spiel dieser Spielzeit nach einer Niederlage gleich wieder auf Platz 15 stand. Vor zwei Wochenenden lag man auf Platz 2.

Jetzt steht man nach 14 gespielten Partien (9 Siege, 5 Niederlagen) auf Platz 5 in der Tabelle, die angeführt wird von den Bayern mit ebenfalls 14 gespielten Partien und 10 Siegen sowie 4 Niederlagen.

Kein Wunder also, dass die Stimmung – und das, obwohl die Leistung alles andere als überragend, vor allem die Wurfquote an dem Tag miserabel war – selbst nach der Klatsche immer noch gut war – nicht nur beim USC, sondern auch den Spielern der TSG.

Unter den mehr als 14.000 Zuschauern waren nämlich auch viele Gesichter der TSG zu erkennen: Baumann war da mit Familie, Kramaric ebenso wie Becker und auch Alexander Rosen.

Hach, das hatte was von guter alter Zeit: alles sehr familiär, harmonisch, vertraut. Als hätte man das getan, was man zumindest physikalisch nicht tun kann, aber / obwohl das jeder TSG-Fan und auch TSG-Spieler wohl gerne täte: die Zeit zurückgedreht.

Zugegeben, wir haben schon schlimmere Klatschen gegen die Bayern kassiert: 1:7 dort und 0:6 zuhause, wobei da ja aufgrund des unsäglichen Verhaltens der „Schickeria“ et al., in einem Ballgeschiebe endete, um ein Fiasko nicht nur ergebnistechnisch für die TSG, sondern für den deutschen Fußball zu vermeiden, aber wir sind gegen sie auch schon ganz anders an- und die Spiele gegen sie sind auch schon ganz anders ausgegangen, zum Beispiel am letzten Spieltag der Vorrunde. Da gewannen wir nach 0:2-Rückstand nach 6 Minuten und 1:2 zur Halbzeit dank eines lupenreinen Hattricks von Kramaric 4:2, qualifizierten uns damit sowie großem Jubel und riesiger Vorfreude für die UEFA Europa League.

Es war einmal, …

Und was nach dem Anfang eines Märchens klingt, entwickelte sich zu einem wirklich romantischen Werk – also, äh, wenn man „romantisch“ im Sinne der Epoche in der Literaturwissenschaft versteht, und mit „Werk“ den Roman „Der Untergang des Hauses Usher“ von Edgar Allan Poe referenziert.

Keine Sorge, geneigte/r Leser/in, wir wissen, dass du keine Lust auf Spoiler hast, solltest du den Klassiker nicht kennen und nun lesen wollen, bzw. auf eine Komplettinhaltsangabe, wenn du ihn kennst, deshalb fassen wir uns hier nur kurz und vage – und nennen nur die Hauptmetapher, auf die der ganze Grusel beruht: das Haus Usher, das einen beunruhigenden und schreckenerregenden Eindruck erweckt durch seine gespenstische Umgebung, insbesondere den Pfuhl, aus dem es sich erhebt, sowie durch einen Riss, der sich durch das Gemäuer zieht.

Dieser Riss … zurück in die unromantische, aber nicht minder gruselige Gegenwart … entstand … ja, wodurch eigentlich?

Nun, bleiben wir bei der Metapher Haus: So ein Riss entsteht, weil entweder das Fundament ins Schwanken kommt, was durch Verschiebungen des Erdreichs unter einem oder durch zu viel Vibration von außen, z. B. (Schwerlast-)Verkehr, Wind und Wetter passieren kann, oder es wurden zu viele bauliche Veränderungen durchgeführt, Um- und Aufbauten, die die tragenden Elemente immer weniger tragen/stemmen konnten.

Wenn man ihn sieht, ist das meiste schon passiert, was die Beantwortung der Frage nach dem Zeitpunkt schwierig macht, was auch vom jeweiligen Betrachter / der jeweiligen Betrachterin und dessen/deren klaren Blick abhängt sowie der Bereitschaft, genau hinzusehen.

Im Falle der TSG geht es aber ja nicht nur um ein Haus (denn dann wäre sie ja wirklich nur ein Konstrukt), sondern vor allem auch um Menschen und deren Beziehungen zueinander. Und auch die haben Risse und das nicht nur in ihrem inneren oder äußeren Make-up, sondern im Fundament ihres Wesens – und auch die beginnen unmerklich.

Psycho- und Paartherapeuten und -tinnen kennen das, und die guten unter ihnen kümmern sich genau um diesen Ursprung, diese Haarrisse, diese ersten Auslöser von Erschütterungen des Fundaments eines Menschen, die nicht sofort gekittet wurden.

Um es kurz an klischeehaften Beispielen zu skizzieren:

    • Da sagt der Vater zum Sohn, dass er ihn für einen Versager hält.
    • Da sagt die Mutter zur Tochter, dass sie weniger essen soll.
    • Da kommt der Gatte mit einem anderen Geruch nach Hause.
    • Da geht die Gattin in dem besonderen Kleid auf ihren „Mädelsabend“.

Natürlich kann das auch mal ein einfach so dahergesagter Spruch sein, der für erste Erschütterungen sorgt. Auch wenn man all dem keine große Beachtung schenkt und vielleicht auch im Laufe der Zeit wieder vergisst, bleibt es in Erinnerung und sensibilisiert und jedwede Äußerung in eine ähnliche Richtung sorgt für weitere Problematiken in der Stabilität der Beziehungen (auch zu sich selbst). Tja, und irgendwann eskaliert’s. Der berühmte Überlauftropfen …

Und der war nach dem Spiel gegen die Bayern und dem Ergebnis für Kramaric erreicht – und er bezog sich nicht auf das 59:87. Er bezog sich nicht einmal auf das 0:5.

Auf kicker.de wird er zitiert mit den Worten:

„Nichts funktioniert, seitdem sich im Verein etwas geändert hat.“

Und weiter:

„Wenn ich alle Dinge sage, die in meinem Kopf sind, werde ich wahrscheinlich die größte Strafe in der Geschichte der Bundesliga bekommen.“

Wer’s genau wissen will, was er sagte:

BIG SHIT!

Dann gehen wir mal in seinen Kopf:

Der Mann, Vize-Weltmeister, WM-Dritter, spielte eine gute EM und beendete die letzte Saison mit einem erneuten Hattrick gegen die Bayern kommt Anfang Juli bestens gestimmt zurück. Er trifft seine Mitspieler, die ebenfalls voller Vorfreude auf die kommende und heißersehnte europäische Saison zum Trainingsauftakt erscheinen. Stichwort: Momentum.

Aus diesem wird aber sehr schnell ein „Moment mal!?“

Plötzlich, unerwartet und mitten in der Vorbereitung beginnt die Riesenrotation: Geschäftsführer werden ausgetauscht, die sportliche Leitung wird ausgewechselt, über ein halbes Dutzend Spieler aus verschiedenen Herren Länder (Sprache) hinzugekauft. Die Spieler sind allesamt überrumpelt, die Fans aus dem Häuschen – und das nicht in der Art, wie sie es nach dem letzten Spiel gegen die Bayern waren – und bleiben dem Häuschen zwar nicht fern – im Gegensatz zum wohlwollenden Anhänger, der sich ohnehin in seiner Rolle als Wohnzimmerultra und/oder Forenfan besser gefällt –, sind aber bestenfalls nur physisch anwesend.

Zu guter (?) Letzt wird Matarazzo geschasst und Schicker holt mit Ilzer „seinen“ Trainer aus Grazer Zeiten, der aufgrund seiner medialen Vita, also den in den Fachjournalien veröffentlichten Erfolgen, mit einigem an Vorschusslorbeeren nun an den Start geht – und erstmal ganz anders in sein Amt startet als Pellegrino, der ja mit fünf Niederlagen am Stück startete. Der 4:3-Sieg gegen RB war ein Spektakel und ein Versprechen für die Zukunft. Die Gegenwart hat uns und ihn inzwischen eingeholt.

So aufopferungsvoll und dynamisch die Mannschaft in der Partie gespielt hat, so wenig tut sie es seitdem. Und das hat viel mit Psyche zu tun – die der Mannschaft und die der/des Österreicher/s.

Wir haben an dieser Stelle schon des Öfteren Sunzis „Die Kunst des Krieges“ zitiert. Obwohl wir uns ja nicht so gerne wiederholen wollen, müssen wir es an dieser Stelle wieder tun, denn es scheint, als ob wer dieses Buch nur oberflächlich gelesen hat oder es nicht einzuordnen versteht.

Oder man las nur das Vorwort mit dieser Anekdote:

Sunzi, dessen Vorname Wu war, stammte aus dem Staate Qi. Sein Buch „Die Kunst des Krieges“ erregte die Aufmerksamkeit Helus, des Königs von Wu. Helu sagte zu ihm: »Ich habe deine dreizehn Kapitel sorgfältig studiert. Darf ich deine Theorie über die Führung von Soldaten einer kleinen Prüfung unterziehen?«

Sunzi erwiderte: »Das dürft Ihr.«

Der König fragte: »Darf sich die Prüfung auch auf Frauen beziehen?«

Wieder stimmte Sunzi zu, und so wurden Vorbereitungen getroffen, 180 Damen aus dem Palast zu holen. Sunzi teilte sie in zwei Kompanien und stellte je eine der Lieblingskonkubinen des Königs an die Spitze der Abteilungen. Dann ließ er sie alle einen Speer in die Hand nehmen und sprach zu ihnen die Worte:

»Ich nehme an, dass ihr den Unterschied zwischen vorne und hinten und rechts und links kennt.«

Die Mädchen erwiderten: »Ja.«

Sunzi fuhr fort: »Wenn ich sage >Augen geradeaus<, dann müsst ihr nach vorn blicken. Wenn ich sage >links um<, dann müsst ihr euch nach links drehen. Wenn ich sage >rechts um<, dann müsst ihr euch nach rechts drehen. Wenn ich sage >kehrt<, dann müsst ihr euch rechtsherum umdrehen.«

Die Mädchen hatten auch dies verstanden. Als damit die Befehle erklärt waren, ließ er Hellebarden und Streitäxte ausgeben, um den Drill zu beginnen. Dann gab er zu einem Trommelwirbel den Befehl:

»Rechts um!«

Doch die Mädchen brachen nur in Lachen aus. Sunzi sagte geduldig:

»Wenn die Kommandoworte nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden werden, dann trifft die Schuld den General.« Er machte mit dem Drill weiter und gab diesmal den Befehl »Links um«, worauf die Mädchen abermals Lachkrämpfe bekamen.

Da sagte er: »Wenn die Kommandos nicht klar und deutlich sind, wenn die Befehle nicht richtig verstanden werden, dann trifft die Schuld den General. Doch wenn seine Befehle klar sind und die Soldaten dennoch nicht gehorchen, dann ist es die Schuld der Offiziere.«

Darauf gab er den Befehl, die Anführerinnen der beiden Kompanien zu enthaupten.

Der König von Wu beobachtete das Geschehen vom Dach eines Pavillons aus, und als er sah, dass seine Lieblingskonkubinen enthauptet werden sollten, erschrak er sehr und schickte eilig die folgende Botschaft hinunter:

»Wir sind zufrieden mit der Fähigkeit unseres Generals, die Truppen zu führen. Wenn wir dieser beiden Konkubinen beraubt werden, wird unser Essen und Trinken den Geschmack verlieren. Wir wünschen nicht, dass sie enthauptet werden.«

Sunzi erwiderte noch geduldiger: »Nachdem ich einmal die Ernennung Eurer Majestät zum General der Streitkräfte erhalten habe, gibt es gewisse Befehle Eurer Majestät, die ich, wenn ich als solcher handle, nicht akzeptieren kann.«

Und seinen Worten getreu ließ er die beiden Anführerinnen sofort enthaupten und setzte die nächsten beiden als Anführerinnen an ihre Stelle. Daraufhin wurde wieder die Trommel zum Drill geschlagen. Die Mädchen machten alle Schritte, drehten sich nach rechts oder nach links, marschierten geradeaus oder machten kehrt, knieten oder standen, und alles mit höchster Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit, und keine wagte, einen Laut von sich zu geben. Dann schickte Sunzi einen Boten zum König und ließ ihm ausrichten:

»Herr, Eure Soldaten sind jetzt richtig ausgebildet, sie halten Disziplin und sind bereit für die Inspektion durch Eure Majestät. Sie können zu jedem Zweck eingesetzt werden, den ihr Herrscher im Sinn haben mag. Fordert sie auf, durch Feuer und Wasser zu gehen, und sie werden sich nicht weigern.«

Doch der König erwiderte: »Der General soll den Drill einstellen und ins Lager zurückkehren. Wir haben nicht den Wunsch, hinunterzugehen und die Truppen zu inspizieren.«

Darauf erwiderte Sunzi ruhig:

»Der König schätzt schöne Worte, doch er vermag sie nicht in Taten umzusetzen.«

Da sah der König von Wu, dass Sunzi ein Mann war, der ein Heer zu führen wusste, und ernannte ihn in aller Form zum General.

Was machten er und Schicker mit Grillitsch? Die Österreicher enthaupteten den Österreicher zwar nicht, aber sie behaupteten damit eine Machtposition, die ihre Signalwirkung nach innen gewiss nicht verfehlte. Grundlage dieses überlieferten Handels Sunzis findet sich auch in seinem Buch:

Die Kunst des Krieges wird von fünf konstanten Faktoren bestimmt, die alle berücksichtigt werden müssen. Es sind dies: das Gesetz der Moral; Himmel; Erde; der Befehlshaber; Methode und Disziplin.

Das Gesetz der Moral veranlasst die Menschen, mit ihrem Herrscher völlig übereinzustimmen, so dass sie ihm ohne Rücksicht auf ihr Leben folgen und sich durch keine Gefahr erschrecken lassen. (…)

Der vollendete Anführer hütet das Gesetz der Moral und achtet streng auf Methode und Disziplin; so liegt es in seiner Macht, den Erfolg zu bestimmen.

Das Problem ist: Eine Mannschaft ist keine Armee. Und: Er ist kein Herrscher.

Natürlich gibt es nicht nur ihn, sondern sehr viele Chefs, die sich als solche sehen, und lange Zeit war es so, dass sie so auch rigoros ein Unternehmen leiten konnten, weil die Leute Angst vor Repressalien hatten, wenngleich faktisches Köpfen nicht mehr umgesetzt wurde, aber es rollten Köpfe, d.h. es wurde gekündigt bzw. mit Kündigung gedroht, was den Menschen sehr lange Zeit Angst machte. Das hat sich im Laufe der Zeit gewandelt und je höher man selbst in der Hierarchie war – und sei es der der Lohnzettel –, seinen Schrecken verloren. Heute nennt man das Work-Life-Balance. Leute sind immer weniger bereit, alles über sich ergehen zu lassen, nur des Geldes wegen.

Und gerade in der Liga, in der unsere Spieler auch gehaltstechnisch unterwegs sind, zieht Druck gar nicht. Diese Erkenntnis fehlt überraschend vielen: seien es Vereinsbosse, Medienmenschen, Fans. In der 6., 5., 4., selbst noch 3., und 2. Liga mag das noch bei dem ein oder anderen in dem ein oder anderen Land noch funktionieren, aber in der deutschen Bundesliga doch nicht.

Wer da angekommen ist, braucht sich nicht mehr zu beweisen. Naja, außer vielleicht sich selbst und/oder, weil er am Anfang ist. Andere aber zu Erfüllungsgehilfen seines eigenen Anspruchs an sich selbst zu machen, funktioniert heute nicht mehr. Und eigentlich funktionierte es auch schon zu Sunzis Zeiten nicht:

„Siegen wird der, der weiß, wann er kämpfen muss und wann nicht.
Siegen wird der, der weiß, wie er mit überlegenen und unterlegenen Streitkräften verfährt.
Siegen wird der, dessen Armee in allen Rängen vom gleichen Geist beseelt ist.
Siegen wird der, der gut vorbereitet darauf wartet, den unvorbereiteten Feind anzugehen.
Siegen wird der, der militärisch fähig ist und nicht mit der Einmischung seines Herrschers rechnen muss.“

Zu den großen Qualitäten von Herrn Hopp zählt, dass er bei all seiner Emotionalität und Zugewandtheit gegenüber der TSG, für die er nichts anderes will als ihren Erfolg, analytisch ist. Und er hat keine Angst, Fehler einzugestehen und diese, wenn notwendig, abzustellen. Die Bedingung seiner Nichteinmischung ist die „militärische Fähigkeit“ des Generals – und die zeigt sich eben im Sieg. Oder wie es Sunzi formuliert:

„Wenn der Kampf tatsächlich begonnen hat und der Sieg lange auf sich warten lässt, dann werden die Waffen der Männer stumpf und ihr Eifer wird gedämpft.“

Spätestens nach der 0:5-Klatsche sind wir im Abstiegskampf. Da sind wir nicht allein und es ist auch erst die Hinrunde rum, also noch 17 Spiele Zeit, aber …

„Der Krieg liebt den Sieg und nicht die Dauer.“

Ilzer und Schicker müssen schleunigst da unten rauskommen, wenn sie weiter in der Bundesliga bleiben wollen. Und das kann ihnen natürlich gelingen, aber dazu braucht es mehr als Videoanalysen und irgendwelche Taktikideen. Sunzi:

„Man kann wissen, wie man siegt, ohne fähig zu sein, es zu tun.“

Und das liegt meist auch an einem selbst. Sunzi:

„Wenn du den Feind und dich selbst kennst, brauchst du den Ausgang von hundert Schlachten nicht zu fürchten. Wenn du dich selbst kennst, doch nicht den Feind, wirst du für jeden Sieg, den du erringst, eine Niederlage erleiden. Wenn du weder den Feind noch dich selbst kennst, wirst du in jeder Schlacht unterliegen.“

Nun kann man argumentieren, dass sie ja versuchen, sich zu verstärken. Gab ja schon erste Neuzugänge: Orban, Yardimci. Man kann aber auch im Hinblick auf die Innenwirkung ganz anders argumentieren: Statt endlich mal Ruhe in den Laden zu bekommen, holt man neue Spieler, was denen gegenüber, den neuen wie auch den bestehenden, die seit dem Sommertheater ja ihr Möglichstes versuchen, klar kommuniziert: „Wir vertrauen euch nicht. Ihr seid zu schlecht!“ Es fehlt hier das nonverbale Versprechen: „Ich mache euch besser. Wir kriegen das hin.“ Insbesondere dann, wenn die Neuen, ja für ihn/sie alte Bekannte und jetzt auch nicht die Überflieger sind. Den Bestandsspielern muss das fast so vorkommen, als wären sie der Feind. So wird das natürlich schwer mit dem Teambuilding, was es dringend braucht – nebst Punkten.

Denn was da gestern zu sehen war, war nichts. Kein Team, kein Zusammenspiel und auch nicht wirklich Plan. Immerhin spielte mal Prass nicht von Anfang an. Grillitsch war wieder nicht im Kader. Man kann das als konsequent ansehen – oder stur.

Manche sind sich einfach selbst zu schade für einen Kotau. Obwohl, selbst wenn sie oder ihr Über(-Ehrgeiz) -Ich das eigene Team als Feind ansähen, fänden sie in Sunzis Schrift genau diesen Rat:

„Die größte Leistung besteht darin, den Widerstand des Feindes ohne einen Kampf zu brechen.“

Und das Eingeständnis in die eigenen Fehler ist heutzutage kein Zeichen von Schwäche. Die Schwierigkeit besteht halt einzusehen und zu verstehen, dass das, was einen hierhin gebracht hat, z. B. Methoden aus dem China der Antike, genau das sein könnte, was einen im Hier und Jetzt scheitern lässt. Das zu erkennen, wäre ein wahrer Sieg in der Kunst des Krieges gegen das eigene Ego.

Natürlich hat er Recht, wenn er nach dem Spiel meint, dass wir uns nicht gegenseitig zerstören dürften. Aber es impliziert, dass das jemand wolle. Die Fans gewiss nicht. Und die Spieler auch nicht. Sie wollen nur Fußball spielen. In einem Verein, nicht in einer (Einheits-)Partei, wie die TSG so manchem zumindest dergestalt vorkommt, als dass in dem Klub alles politisch sei und es nur noch um Politik gehe.

Kein Wunder geht Bischof. Und auch Kaderabek wird – Stand jetzt – seinen zum Ende des Saison auslaufenden Vertrag nicht verlängern. Kramarics Vertrag läuft auch zum Ende der Saison aus. Und aus seinem gestrigen Nachspielauftritt lässt sich jetzt auch keine Angst heraushören, dass man ihm eventuell keine Verlängerung anbietet. Und das ist auch gut so. Es braucht Druck auf den Verein aus dem Kader. Der hat alles mitgemacht bisher, aber ihm stinkt der Laden. Nicht Ilzer oder Schicker persönlich, sondern das Unpersönliche, das Seelenlose, was sich gestern auch auf dem Rasen in Form eines sehr lange Zeit sehr leblosen Auftritts zeigte – und in Zahlen:

  • 25:5 Torschüsse – und die 5 sind wohlwollend gesehen, siehe:
  • Expected Goals: 0,24,
  • 1 Ecke.

Kein Angriff, kein Zugriff, keine Chance, das Spiel auch nur annähernd besser als ein Sechstligist in der 1. DFB-Pokalrunde gegen einen solchen Gegner zu gestalten. Und warum sollte der Fußballgott bei dem Karma der TSG so hold sein wie dem FV Weinheim am 4. August 1990?

Als TSG Hybrisheim werden wir ganz sicher NICHT die Volljährigkeit in der Bundesliga erreichen. Und mit reinem „Grasfressen“ wird unser Punktekonto auch nicht fetter. Oder doch? Immerhin sind Elche Pflanzenfresser und bevorzugen frische Triebe, Blätter, Wasserpflanzen, Kräuter – und Gras. Und im Winter, wenn die Nahrung knapp ist, fressen Elche auch Zweige, Baumrinde, Sträucher. Sogar Knospen und Nadeln von Kiefern werden von ihnen verspeist. Das wäre also zumindest ein Anfang. Und ansonsten sollte man sich ehrlich machen und im Hinblick auf das Fundament und dessen Stabilität auch den ein oder anderen Rückbau erwägen – nicht nur im Kader.

Das Haus Usher stürzt ein. Unwiederbringlich. Und es wäre doch schön, wenn man dieser Kunstform nicht allzusehr nacheifern würde. Oder lernt, Sunzi richtig zu verstehen, denn

„Inmitten des Chaos gibt es auch eine Gelegenheit.“

Welche könnte das sein? Beharren auf ein Spielsystem? Nein, denn

„In der Kriegsführung gibt es kein ständig wiederkehrendes Phänomen.“

Dann doch wohl besser:

„Um einen guten Krieg zu führen, muss man zuerst Frieden in sich selbst schaffen.“

Viel Zeit ist nicht. Am Samstag geht’s weiter.

Da spielt der USC gegen ALBA Berlin – und die liegen aktuell auch weit hinter ihren Erwartungen zurück auf Platz 13.

Wir könnten, wenn alles ideal läuft, auf Platz 14 springen. Aber, wie sagt Sunzi:

„Die Kunst des Krieges lehrt uns nicht, auf den Feind zu hoffen, der unseren Willen erfüllt.“

Alles muss man selber machen … – und sei es eine ehrliche Hinrundenanalyse 🙂

BIG SHIT!

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