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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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VfB Stuttgart vs. 1899 Hoffenheim

VfB Stuttgart vs. 1899 Hoffenheim

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Alternativen zu ‚ora et labora‘ et al.

Sehr geehrtes Trainer-Team um Ralf Rangnick und sonstige Verantwortliche,

wir denken, uns geht es wie Ihnen: Wir sind froh, dass Winterpause ist. Mal ein paar Wochen ausspannen und entspannen, den Kopf frei und das Herz wieder leicht kriegen. Dazu ist Weihnachten da.

Weihnachten.

Das heißt natürlich Geschenke, aber auch Besinnung und Einkehr. Fangen wir mit den Geschenekn an, obwohl wir als semiprofessionelle Phrasendrescher natürlich auch wissen, dass man im Fußball nicht geschenkt bekommt. Wünschen tun wir uns trotzdem etwas, dafür nicht viel, genauer genommen nur eine Sache und wir setzen unseren Glauben daran, dass Sie diesen Wunsch wahr werden lassen önnen:

Wir, der Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007, wünschen uns wieder eine Mannschaft, die Fußball spielt.

Und das sagen wir jetzt nicht aufgrund dieses einen Spiels. Eine Partie bei -16° C kann kein Gradmesser sein. Und auch theoretisch wäre eine 1:3-Niederlage auf dem gefrorenen Platz eines Champions League-Achtelfinalisten kein Grund dies so deutlich zu sagen. Nein, wir vermissen dies schmerzlich seit Wochen. Dabei sind wir gerne auch selbstkritisch.

Vor Monaten dachten wir noch, dass die Mannschaft Überlegenheit zur Überheblichkeit gleichsetzte und deshalb so manches Spiel verlor oder zumindest nicht gewann. Heute sind wir uns gar nicht mal so sicher, ob diese Einschätzung richtig war. Vielleicht war es einfach nur eine gewisse Unbeholfenheit, vielleicht sogar Unfähigkeit, das Spiel zu machen.

Wir hatten zwei extrem gute und torreiche Spiele. Beide gegen extrem schwache Gegner. Das heißt, nicht wir waren den Haupt- und Domstädtern überlegen, sie waren uns unterlegen, was in der Wirkung schon einen Unterschied macht. Die Frage nämlich ist, basiert meine Stärke auf meiner Stärke oder nur auf der Schwäche des Gegners?

Nach den Eindrücken der letzten Spiele war wohl eher Letzteres der Fall. Zwar schossen wir auch im letzten Spiel der Hinrunde ein Tor, aber wieder war es kein herausgespieltes. Ja, wir wissen: Tor ist Tor – und wir haben uns auch sehr über den direkt verwandelten Freistoß von Maicosuel, der ja den zwischenzeitlichen Ausgleich markierte, gefreut, aber uns fiel halt auch auf, dass wir seit mehreren Spiel kein Tor mehr aus einer Kombination heraus erzielt haben.

Das muss Ihnen auch aufgefallen sein. Es muss Ihnen überhaupt aufgefallen sein, dass weder das Lauf- noch das Passspiel funktionieren. Es fehlt an Timing, an Präzision und irgendwie fehlt es unserer Ansicht nach auch an Bock.

Das ist Ihr Job. Sie sind eine Gruppe von Spezialisten. Darunter einen Psychologen, der zudem auch noch die deutsche Fußball-Nationalmannschaft betreut. Ein Mann also, dem man durchaus ein hohes Maß an Kompetenz zuschreiben darf. Erkennt er die Zeichen der nonverbalen Kommunikation nicht? Es kann ja nicht sein, dass er erst auf signifikante Signale wie mannschaftsinternes Abwinken und Anpöbeln wartet, um harmonische Dissonanzen festzustellen. Das könnte jeder, also nehmen wir an, dass er diese Ungenauigkeit als ein rein physisches Problem ansieht. Das würde uns überraschen, aber er ist der Fachmann.

Natürlich gäbe es auch die Möglichkeit, dass er es wahrnimmt, es, wie es sich gehört, auch intern kommuniziert, es dort aber nicht in die Handlungsebene schafft. Ein mögliches Indiz hierfür ist das Zitat von Ihnen, Herr Rangnick, auf der Homepage des Vereins, wo sie darauf hinwiesen, dass man „jetzt in der Winterpause hart arbeiten“ müsse.

Das ist sicherlich richtig. Aber ist es die richtige Wortwahl? „Hart arbeiten müssen.“ Man kann ja zu der Spaßgesellschaft stehen, wie man will, es bedauern, dass gerade den jungen und, wie im Falle von Fußballern aufgrund ihres Ruhmes und ihres Einkommens, verwöhnten Menschen der Ansporn und der Biss fehle. Die Frage jedoch ist, erreicht man dieses ganz gewiss notwendige Ziel bei diesen jungen Männern mit „hart arbeiten“?

Es ist ein Wort, das einen sehr starken Hauch protestantisch-calvinistischer Arbeitsethik hat. Für Sie als Backnanger nichts Besonderes, völlig normal, ja fast schon an Muttermilch grenzend, für jemanden aus Äquatornähe klingt es nach Tortur und Sich schinden und das wiederum klingt für ihn zumindest weder einleuchtend noch erregend.

Wir sind der Ansicht, so lange alles legal ist, dass nicht der Weg, sondern das Ziel das Ziel ist. (Mehr im Sinne von „Der Zweck heiligt die Mittel.“ Wie gesagt, mit der Einschränkung, dass ausschließlich legale Mittel eingesetzt werden. ) Vielleicht neigen Sie als (Fußball-)Lehrer dazu, den Weg als bedeutsamer anzusehen. Zuerst Ihr Weg, dann das Ziel? Das wäre der konservative Ansatz, den aber heute doch kaum ein Trainer mehr beherzigt.

Der Trainer des Herbstmeisters hat das gelernt. Auch der Trainer des Vize-Herbstmeisters ist im Gegensatz zu seinen Anfangsjahren ein Ausbund an Ruhe und Gelassenheit. Und er ist auch gar nicht mal mehr humorlos. Damit wollen wir natürlich nicht, dass Sie so werden wie jene Herren, aber es kann dennoch gewiss nichts schaden, sich einmal anzuschauen, wie sich sie und damit auch die von ihnen betreuten Mannschaften entwickelt haben.

Und genau das ist ja auch das Ziel des Teams: die Entwicklung einer Mannschaft, die langfristig in der Bundesliga und dort idealerweise auch oben mitspielt. Noch ist das diese Saison möglich.

Aber dann kommt es darauf an, wie die Mannschaft auch psychisch gefestigt ist, denn unmöglich ist es nicht, dass wir nach dem 20. Spieltag auf Platz 12 stehen. Immerhin spielen wir in der Rückrunde zuerst in München, dann gegen Leverkusen und dann auf Schalke. Da wäre es keine Schande, ohne Punkte aus diesen drei Spielen dazustehen. Es wäre dann aber wichtig, die mentale Stärke beim Einzelnen auch im Ganzen geschaffen zu haben, die für ein automatisches Jetzt-erst-recht sorgt. Auch diese Charakterschulung ist wichtig – und gewiss auch ohne teutonische Ernsthaftigkeit erreichbar.

Wir haben großartige Einzelspieler. Und dennoch gibt es welche, die sind noch großartiger und berühmter als Ba, Obasi, Eduardo, Ibisevic oder Maicosuel. Aber denen muss man nicht sagen, dass sie Spiel für Spiel versuchen müssen, so gut wie möglich zu spielen, sie tun es – und es darf bezweifelt werden, dass dieses Grund- und Selbstverständnis nur intrinsisch motiviert ist. Auch ihnen hat da was gelehrt.

Vielleicht ist der mannschaftsinterne Druck auch auf der spielerischen Ebene zu gering. Die ersten 11 spielen doch recht unangefochten. Der einzige, der eine sich in die Stammelf gespielt hat, ist Maicosuel. Hier haben einige Kurzeinsätze genügt, und er hat gezeigt, dass er will und kann. Vukcevic will bestimmt auch, aber der am häufigsten eingewechselte Spieler in der Bundesliga hat noch nie, und auch am Samstag gegen Stuttgart, etwas gerissen – und das, obwohl er diesmal sogar einmal eine ganze Halbzeit statt bloß 10 Minuten spielen durfte.

Es ist aller Ehren wert, auf die Jugend zu setzen, aber doch nicht auf Teufel komm raus in jedem Spiel, wenn die Leistungen konstant bleiben. Auch Terrazzino, Zuculini sind noch nicht so weit. Das muss man einsehen – ebenso wie der Umstand, dass die Scouting-Abteilung nicht ganz dem entspricht, was in der letzten Saison von ihr behauptet wurde.

Welcher Neueinkauf außer Maicosuel hat eingeschlagen? Ja, Simunic und Hildebrand – erfahrene Spieler, wobei allerdings der Vertrag des Torwarts im Sommer ausläuft und zumindest in den Fanforen davon ausgegangen wird, dass es ihn wieder zurück zum VfB zieht. Wird hier parallel gesucht? Denn auch wenn Haas seinen Job am Samstag gut gemacht hat, in einer 1:1-Situation (die kurz vor dem 3:1) sogar sehr gut gemacht hat, er hat zumindest vom Kopf her nicht die Klasse eines Bundesliga-Torhüters. Nächster Einkauf: Eichner. Soll er Beck oder Ibertsberger verdrängen? (Leider hat ja Letzterer durch sein Handspiel im Strafraum indirekt für die Stuttgarter Führung gesorgt. Das sah unglücklich aus, aber kann auf so einem Boden schon mal passieren. Leider, aber isso.) Wellington? Er ist ausgeliehen, obwohl er mehr Tore schoss als die Youngster. Und Prince Tagoe … keine Ahnung, da hat ja die Vereinsführung keine Chance entgehen lassen, ungünstig zu agieren.

Dass Herr Hopp den Verein nicht nur mit Geld, sondern auch noch aus dem Urlaub mit Hirn aushelfen muss, ist kein Ruhmesblatt für die in der Situation Verantwortlichen. Auch hier wäre Ruhe und Gelassenheit mehr als wünschenswert gewesen. Naja, jetzt, ein paar Monaten später, ist ja die Zeit der Wünsche.

Man kann in dem Zusammenhang nur hoffen, dass man sich in Zukunft auch besser um die Außendarstellung bemüht. Dass ausgerechnet unsere Mannschaft, die sich so sehr bei der Aktion „fit & geimpft“ engagiert, drei Ausfälle wegen der Schweinegrippe vermelden muss, ist natürlich nicht wirklich ein Glanzstück, zumal dieses Virus ja nicht wirklich plötzlich auftauchte. Man kann, vor allem die Verantwortlichen können von Glück sagen, dass hier in der Umgebung alle dem Verein sehr wohlgesonnen und positiv eingenommen sind. Mit einer Medienlandschaft, bei der der Boulevard mehr Präsenz hat als ein Büro in 40 Kilometer Entfernung, hätte dies auch zu anderen Formen des Verschnupftseins führen können.

Aber auch das, was in der Lokalpresse zu lesen ist, irritiert. So soll Jochen A. Rotthaus, einer der Geschäftsführer der Fußballbetriebs-GmbH, vier Stunden telefoniert haben, um herauszufinden, dass man gegen die Personen, die Herrn Hopp anpöbeln und lauthals die Unwahrheit über seine leibliche Herkunft skandieren, juristisch nichts machen könne.

Will man das denn? Und will das Herr Hopp? Ihn halten wir ja für einen hochintelligenten Menschen, der bevor er den ersten Schritt macht, bereits über den vierten und fünften nachdenkt. Das mag man für kalt-rational halten, wir sehen darin ein Zeichen von Intelligenz. Also unterstellen wir ihm, dass er versteht, welche Lawine er dadurch auslösen würde.

So unschön dieses primatenhaften Hurensohngeschrei ist, so katastrophal wären die Folgen eines Lex Hopp. Er ist nun einmal für viele aus den unterschiedlichsten Gründen eine sogenannte Hassfigur. Diese persönlichen Anfeindungen sind, so blöd es klingt, nichts Persönliches. Er bietet einfach aufgrund seiner Vita eine große Projektionsfläche.

Es ist unmenschlich zu verlangen und natürlich ist es für die Person selbst nahezu unmöglich, aber er muss es wegstecken. Wie er das machen soll? Keine Ahnung, aber vielleicht hilft ihm dabei, wenn er sieht, wie und was Uli Hoeneß über Jahrzehnte alles ertragen hat. Denn, vielleicht beruhigt das ja, auch wenn es unwahrscheinlich ist: In gewisser Weise und in gewissen Kreisen ist Dietmar Hopp nichts anderes Uli Hoeneß 2.0. Schöner werden die Pöbeleien dadurch mit Sicherheit nicht, aber vielleicht doch ein wenig erträglicher. Stichwort: Gelassenheit.

Dagegen mit juristischen Mitteln kommen zu wollen, wäre wiederum ein ganz anderes Zeichen, und keines von Intelligenz, weil kontraproduktiv. Die Anfeindungen würden heftiger werden, auch neutrale Beobachter könnten dieses Verhalten dazu bewegen, dem Verein weniger positiv zu begegnen. (Z. B., weil sie der festen Überzeugung sind, Schmähungen gehören zum Fußball dazu. Und dabei interessiert es ja nicht, ob sie mit dieser Ansicht Recht haben, sondern dass sie sich im Recht fühlen. Wahrnehmung ist Wahrheit.) Und dies wiederum könnte überregionale Sponsoren auch eher vorsichtig mit der Marke 1899 Hoffenheim werden lassen und so weiter und so fort. Auch hier wäre mehr Gelassenheit wünschenswerter als, wie wir vermuten, vorauseilender Gehorsam.

Weihnachten.

Zu diesem Fest hat sich der Verein das schönste Geschenk schon selbst gemacht: die Vertragsverlängerung von Compper, Ba und Obasi. Dabei wird natürlich niemand ernsthaft daran glauben, dass diese Spieler so lange für 1899 spielen werden.

Es geht ums Geld. Ein Vertrag ist nichts weiter als eine Investitionsabsicherung, der dem Verein die Wahlmöglichkeit eröffnet, entweder auf seiner Einhaltung zu pochen, wenn es sportlich sinnvoll erscheint (Ba) , oder die Ablösesumme so hoch zu setzen, wie es wirtschaftlich sinnvoll erscheint – und das war clever, gerade im Hinblick auf eine WM, wo auch Spieler unserer Mannschaft möglicherweise das Interesse anderer Mannschaften auf sich ziehen. Und sollten wir dann nicht international spielen, wird es schwer sein, diese Spieler zu halten. Immerhin hätte dann der Verein das Geld …

… und der Fan keine Erklärungsnöte, warum er jetzt auch noch unter der Woche ins Stadion muss. So gesehen, vielleicht nicht einmal so schlecht, dass wir nur im Mittelfeld der Tabelle liegen. Scherz.

Nein, wir fänden es schon sagenhaft, wenn wir uns für einen internationalen Wettbewerb qualifizieren würden. Und hätten das schon sehr gern. Und wenn es nicht klappt, wäre es auch egal, dann, wenn die Mannschaft stärkeren Mannschaften unterlegen war und nicht einer, die, wie jetzt am Samstag, einfach weniger schwach war als wir. Und das bringt uns zurück zu unserem Wunsch:

Wir, der Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007, wünschen uns wieder eine Mannschaft, die Fußball spielt.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. Wir wünschen Ihnen allen, Ihren Familien, Freunden, Bekannten alles Gute fürs nächste Jahr und natürlich viel Erfolg.

Und machen Sie es wie wir: Denken Sie immer an die Worte unserer Head of Mental Fitness, eine Dipl.-Psych.:

„Man muss immer mit allem rechnen – auch mit dem Guten.“

In diesem Sinne …

Mit fairen Mitteln und sportlichen Grüßen,

Ihr
Akademikerfanclub

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