2022/23 – Unnu?
Vorwärts –
Zurück zu den Wurzeln!
Wer Anerkennung sucht, landet schnell in der Anerkennungssucht.
Vorwort
Wir leben in keiner Zeit des Konsens‘. Eher in einer Zeit des Nonsense, würde sich jetzt als Wortspiel anbieten, aber wir versuchen es mal anders als sonst, ganz einfach ganz ernsthaft.
Wir leben in einer Zeit der destruktiven Kritik. Und die folgt einer ganz seltsamen Logik:
Je mehr ich gegen etwas bin, je harscher ich das formuliere, je krasser ich handle, desto mehr werde ich wahrgenommen, desto mehr Klicks bekomme ich, desto mehr Reichweite erhalte ich, desto mehr werde ich wahrgenommen, desto beliebter bin ich.
Ich. Ich. Ich.
Oder eben wir, wir, wir – was aber meist ein trennendes Wir ist im Sinne von „nicht die anderen“. Jede Gruppe hebt sich hervor, grenzt sich von anderen ab, aber damit auch genau diese auch aus.
Ein sehr wirres Wir-Verständnis.
Nun haben die Young Boyz 07 vor ein paar Tagen ihren Saisonrückblick veröffentlicht, der sehr große Resonanz fand.
„Blickt man auf die vergangene Saison zurück, fällt einem sofort auf wie desolat, aber auch ernüchternd die Saison ablief. Nicht nur die sportlichen Ergebnisse spielen hierbei eine Rolle, vielmehr waren es die Entwicklungen und Prozesse innerhalb des Vereins, welche jeden Hoffenheimer zum Nachdenken bewegen sollten.“
Da fühlten wir uns direkt angesprochen.
Und jetzt wird es richtig lang … und hoffentlich nicht -weilig. Denn wir gedenken nicht, „zurückzuschlagen“ oder die Young Boyz dafür zu kritisieren, dass sie kritisierten …
Kritik ist, wenn kon- (nicht: de-), also wenn sie konstruktiv vorgebracht wird, immer auch Ausdruck von Enttäuschung, Verbitterung. Da fällt dann natürlich auch mal das ein oder andere emotionale Wort, was nicht so super passend ist (das kennt man aus jedem Beziehungsstreit), aber das ist in Anbetracht der Enttäuschung, Verbitterung verständlich und auch nachvollziehbar.
Ebenso fallen all die Sachen unter den Tisch, die gut waren oder gegebenenfalls „höherer Gewalt“ zuzurechnen sind, die in diesen Momenten eben keine Erwähnung finden – auch das kennt man aus Beziehungsstreits. Es geht halt darum, seiner Enttäuschung, Verbitterung, Ausdruck zu verleihen, seinen Groll (aber nicht den Partner/die Partnerin) loszuwerden. Nicht selten ein sehr schmaler Grat.
Und gleichzeitig geht es darum, sich selbst möglichst positiv darzustellen, denn man kann ja A schlecht vorwerfen, immer zu spät zu sein, nie zu helfen, alles rumliegen zu lassen, nichts von sich aus zu machen, und dann selbst unpünktlich, unsolidarisch, unordentlich und phlegmatisch sein. Klar gibt es das, aber da implodiert jede Kritik.
…, sondern sehr ausführlich darauf eingehen, was sie schrieben und davon teilen wir einiges – und das ab jetzt nun mit:
Allgemeines:
Unter „Sportliches“ stellen die Young Boyz 07 eingangs klar, dass sie „keine komplette sportliche Aufarbeitung liefern“ wollen. Ihr Fokus liege auf dem „Knackpunkt der Saison, und zwar die Geschehnisse nach dem Mainz Spiel“.
Das ist sehr galant und clever, vor allem aus ihrer Sicht, denn es stärkt natürlich ihre Argumentation, mehr noch: ihre Selbstdarstellung und ihr Selbstverständnis als „aktive Fanszene“.
Das sind sie. Ein Teil davon, ein wesentlicher Teil davon, auch wenn der Rest der „aktiven Fanszene“ Deutschland sie (und Hoffenheim-Fans ganz allgemein) bestenfalls belächelt.
Für sie ist „aktive Hoffenheimer Fanszene“ ein Widerspruch in sich.
(In unseren Spielkommentaren würde da jetzt „Oxymoron“ stehen oder „contradictio in adiecto“, aber bei dem Thema wollen wir mal ganz einfach (,) sachlich bleiben.)
Auch da, bei der „aktiven Fanszene in Deutschland“ erkennt man das wirre Wir-Verständnis, denn sie akzeptieren die „aktive Fanszenen“ aus Hoffenheim (oder Leipzig) nicht. Punkt. Da können sie Pyros abfackeln, wie sie wollen, das wird nichts. Da können sie auf Hopp und Wittmann rumhacken, wie sie wollen, das wird nichts mit der Anerkennung in jenen Zirkeln. OK, es wird fast (!) nichts, denn was es wird, ist wahrgenommen – medial und dort auch weidlich ausgenutzt, aber das nutzt unserer „aktiven Fanszene“ hinsichtlich der Anerkennung in diesen Kreisen nicht.
Es schadet allerdings dem Verein, denn, wie die Young Boyz richtig anmerken, „innerhalb der Phase, in der wir keine Spiele gewinnen konnten, hat uns Fußballdeutschland schon grinsend in Liga 2 gesehen.“
Der Tenor in den Medien vom ZDF, „DIE ZEIT“ über „Die Welt“ bis hin zu „11 Freunde“ und „kicker“ – plus die unzähligen Fußballportale, die ausschließlich auf Clickbaiting aus sind – war eindeutig: „Niemand vermisst die TSG“.
Und um dies zu untermauern, ist ja jede Art der Unruhe gerade recht, um durch reißerische Überschriften und eine völlig übertrieben emotionale Wortwahl („Skandal“, „zerstört“, „Bombe“ und Ähnliches) eben jene Klicks zu generieren, die für sie nötig sind, um Werbekunden und damit Werbeeinnahmen generieren zu können.
Diese Journalisten wollen sich auf gar keinen Fall in dieser „Community“ den Ruf eines Hoffenheim-Freundes einhandeln. Sie ihrerseits wollen in dieser „Community“ anerkannt und geliebt werden – und dies geht am einfachsten durch „Hoffe-Bashing“.
Für sie ist jede Kritik an Hopp („böser Geldgeber“) und Wittmann („böser Spielerberater“) Wasser auf die Mühlen, um die Etablierung der TSG als („böser“) Bundesligaverein in der breiten Masse zu verhindern.
Die Young Boyz werden in diesen Medien natürlich erwähnt, aber sie werden von diesen Medien auch instrumentalisiert – und zwar in deren Sinne und das ist weder der TSG noch der Young Boyz.
Aber dazu kommen wir am Ende noch mal … aber das dauert noch … 🙂
Ursache und Wirkung
Wir wollen hier ihr Selbstlob („Es sollte sich herausstellen, dass diese Ansprache Früchte trug.“) in keinster Weise in Abrede stellen, zumal die Aussagen von Torwart und Trainer nach dem 33. Spieltag das auch nicht tun:
„Danke, dass ihr uns wachgerüttelt habt, und danke wie ihr uns die letzten Wochen unterstützt habt – ohne euch hätten wir den Klassenerhalt nicht geschafft!“
Diese Ansprache war wohl der wesentliche Teil der oben erwähnten „Geschehnisse“ nach dem Mainz-Spiel.
„Wir fuhren nach der erneuten Niederlage zum Trainingszentrum in Zuzenhausen, um die Mannschaft abzufangen.
[„abzufangen“ ist so ein martialischer Begriff, den es sachlich gesehen nicht braucht, weil er objektiv negative Assoziationen auslöst (Vorbereitung einer körperlichen Auseinandersetzung), die aber in der Szene zum Selbstbild und -verständnis zählen.]
„Wer es nicht schafft, sich für unseren Verein zu zerreißen und alles für die TSG zu geben hat hier nichts verloren!“, wurde den Spielern und dem Trainerteam energisch zu verstehen gegeben.“
[„unseren Verein“ ist auch so etwas, worüber man sich trefflich streiten könnte, aber gerade das wollen wir ja nicht. Also räumen wir ein, dass wir verstehen, was gemeint ist: „den Verein“. In der Sache bzw. dem Ziel dieser Ansprache macht das hier keinen Unterschied. Und man muss das auch situativ bewerten: Es war der 23. Spieltag. Wir hatten bis dahin 2023 kein Spiel gewonnen – und wir standen hinter dem VfB auf dem Relegationsplatz. Da kann die Goldwaage gerne mal wegbleiben.]
Was allerdings hier völlig fehlt, was aber unbedingt hätte auch Erwähnung finden müssen, ist die Dauerverletzung Bebous in der Hinrunde sowie der Ausfall Grischa Prömels ab dem 13. Spieltag, wo er nach einem Zusammenprall mit Baumgartner im Spiel gegen RB vom Platz getragen werden musste.
Am 12. Spieltag lagen wir nach einem 1:1 in Köln mit fünf Siegen, drei Unentschieden und vier Niederlagen und einem Torverhältnis von +5 mit nur 4 Punkten hinter Platz 4 (auf dem wir nach dem 10. Spieltag und einem 3:0-Sieg auf Schalke lagen (am 11. verloren wir 0:2 gegen die Bayern) auf Platz 7.
Am Spieltag nach der Ansprache, dem 24. und einer 2:1-Niederlage in Freiburg lagen wir mit nach wie vor 5 Siegen, einem weiteren, also vier Unentschieden und 15 Niederlagen – auf Platz 18.
Es dauerte bis zum Rückspiel in Leipzig, bis Prömel wieder auf dem Platz stand. Er fiel also ebenfalls eine komplette Halbserie aus.
Mit ihm in der Startelf verloren wir dann nur noch ein Spiel – und auch das doof, wenngleich nicht ganz so doof, obwohl mit demselben Ergebnis wie das Hinspiel (1:2 gegen Wolfsburg).
Ja, die Young Boyz haben gesagt, dass sie „keine komplette sportliche Aufarbeitung liefern“ wollten, aber diese Ausfälle sind ganz wesentliche Punkte für die Bewertung der abgelaufenen Saison und „wie desolat“ sie sportlich verlief.
Wir Fans, „die“ Fans und wer sich sonst noch dazu zählt …
Natürlich muss man von einer Bundesliga-Mannschaft erwarten können, dass sie einen solchen Ausfall kompensiert. Aber … die TSG konnte es nicht. Und das hatte natürlich etwas damit zu tun, dass eben dann zwei feste Größen in für den Auftritt und das Ergebnis entscheidenden Positionen fehlten – und das auch langfristig.
Und es hat etwas mit dem Wesen der TSG zu tun.
Auch wenn es weithin bekannt ist, immer klar nach außen kommuniziert wurde, scheint es doch viele vermeintliche gerade Foren-Fans der TSG immer wieder zu überraschen, dass wir nicht Olympique Lyonnais, nicht der AC Milan, nicht der FC Barcelona sind, auch wenn das Gründungsjahr (1899) dasselbe ist.
Gegen dieses Maß an Dummheit und Hybris ist schwer anzukommen – und damit meinen wir ausdrücklich nur die Foren-Fans, nicht die Young Boyz, mit denen wir ja – zumindest unserer Ansicht nach – im Kern nicht nur das Gründungsjahr gemein haben.
Unser (gemeinsames?) Ziel ist es, die TSG, wie man so sagt, „zur Marke“ zu machen, zu einem auf möglichst vielen Ebenen einzigartigen, erfolgreichen und bewunderswerten Verein.
Im Was dürften wir also eine hohe Übereinstimmung, im Wie manch andere Ansichten haben.
Wir wollen uns aber eben gerade nicht auf die Unterschiede fokussieren. Das wäre zwar zeitgemäß, denn wie eingangs erwähnt: Wir leben in einer Zeit des Nonsense, nicht des Konsens‘.
Höchst bedauerlicherweise … vor allem für gewisse Menschen und Medien (Wir haben es nicht vergessen … Es kommt noch …)
Aber – getreu dem alten, aber wahren Poesiealbumsspruch „Wer an die Quelle kommen will, muss gegen den Strom schwimmen.“ – löken wir gerne wider den Stachel …
Damit mögen wir für den ein oder anderen sozusagen aus der Zeit gefallen sein, aber – um hier mal die Fantastischen Vier zu 75% zitieren.
„MfG – mit freundlichen Grüßen
die Welt liegt uns zu Füßen, denn wir stehen drauf.
[…]
Bevor wir fallen, fallen wir lieber auf!“
Was wir hier weglassen ist „Wir gehen drauf für ein Leben voller Schall und Rauch.“, weil wir befürchten, dass dies nicht so interpretiert wird, wie wir das gerne sähen, nämlich als Kritik an Oberflächlichkeit.)
… und sehen die TSG eben nicht nur als Turn- und Sport-, sondern vor allem auch als Wertegemeinschaft.
Der folgende Abschnitt ist sehr wertevoll …
Gemeinsame Werte bilden das Fundament. Gemeinsame Werte sind sowohl Ziel als auch Quelle. Gemeinsame Werte sind für jede Gemeinschaft (Familie, Verein, Gesellschaft) wesentlich. Gemeinsame Werte sind Herkunft und Zukunft zugleich.
Ohne Werte ist alles wertlos.
Für welche Werte steht denn nun die TSG? Und wie fundamental sind sie?
Auch diese Frage wird von den Young Boyz aufgenommen und sehr kritisch beäugt und auch nachvollziehbarerweise hart rangenommen. Allerdings wird auch deutlich, dass sie die Tendenz positiv beurteilen, auch wenn sie es sooo deutlich nicht sagen.
So wird „Zamme simma Hoffe“ als „jüngster Marketing-Auswuchs“ bezeichnet, aber keine Zeile später wird eingeräumt, das „stimmt sogar in gewisser Weise“.
Schon mal Konsens, schon mal gut. Deshalb halten wir hier auch kurz inne, den einen Abschnitt später wird es wieder negativ kommentiert, aber verweilen wir kurz beim Konsens und schauen nach der Quelle und/oder, wo man hier ja im Bereich Marketing ist, dem Markenkern.
Zu Zeiten, als der Geschäftsführer Peter Rettig hieß, der natürlich seine Marotten, aber zumindest Ahnung von dem Metier hatte, gab es ganz klassisch eine Marken-DNA. Diese bestand ganz klassisch aus wenigen Worten: bodenständig – innovativ – ehrlich – stabil.
Der Hoffe-Express ist sein Vermächtnis, weil er das Problem der fehlenden Nähe und Nahbarkeit des Vereins erkannte und getreu dem Motto „Wenn der Prophet nicht zum Berg kommt, kommt der Berg zum Propheten.“ agierte.
Es ging darum, die Sichtbarkeit der TSG zu erhöhen. Unter ihm gab es erstmals auch Image-Außenwerbung, also eine Präsenz der TSG im öffentlichen Raum, was extrem wichtig ist für unseren nicht nur Dorf-, sondern genau genommen: Dörfer-Verein.
Die TSG ist kein Verein in einer Großstadt, er ist der Verein einer großartigen Region.
Dieses wurde aber erstmals so richtig kommunikativ als Pfund benutzt mit der Aktion „Flagge zeigen“, an der wir – sagen wir es mal ganz bescheiden – nicht ganz unbeteiligt waren.
Dann aber kam es zu einer Zäsur. Der eine Peter musste gehen, der andere Peter kam, und unter dem neuen Geschäftsführer Dr. Peter Görlich wurde die TSG auch in anderen Bereichen aktiv.
Sie begann sich für Entwicklungshilfe, Nachhaltigkeit, Umwelt einzusetzen. Dies nahm dann auch in der Kommunikation des Vereins eine immer bedeutendere Rolle ein. Das ist per se alles andere als ehrenrührig. Vielmehr unterstreicht es den Anspruch der TSG, wie es eben auch in der Marken-DNA verankert ist, „innovativ“ und „bodenständig“ zu sein.
Allerdings führte dieses Engagement dazu, dass die Marken-DNA mit ihren vier Begriffen verschwand – wie auch der bis dahin verwendete Slogan „Ein Team. Ein Weg. Einmalig.“
An seiner Statt trat „TSG ist Bewegung.“ Dieses „Leitmotiv“, so steht es heute noch auf der Homepage, verknüpft alles, was die TSG tut „mit sämtlichen Wertschöpfungsketten“. Und weiter: „Diese Zukunftsstrategie sorgt dafür, dass unsere Entwicklung und gesellschaftliche Mehrwerte eine Einheit bilden.“
Und darunter finden sich neue Schlagworte: „Innovationen“, „Mitarbeiter*innen und Spieler*innen“, „Jugend und Fans“, „Ökologie“ und „Afrika“.
So mag ein DAX-Unternehmen kommunizieren, aber ein Fußballverein sollte das nicht tun. Diese aseptische, bürokratische, zum Teil akademische Sprache mag Menschen wie uns (Akademikerfanclub) oder dem Dr. Geschäftsführer genehm sein, aber sie verkennt völlig die Emotionalität, die wesentlich ist für einen Fußballverein.
Das klingt nach „großem Rad“ und „dickem Brett“ und mag die intellektuelle Eitelkeit Einzelner befriedigen (Wir kennen uns da aus.), die Masse der Fans befriedigt das nicht. Es spricht sie nicht mal an.
Diese Sprache hat nichts mehr von einer DNA – und ohne DNA, das wissen wir alle aus dem Biologie-Unterricht, kein Leben und, das ist noch viel wesentlicher, keine Fortpflanzung, keine Erbinformationen für eine Nachfolgeneration, die die gemeinsamen Werte erhalten und fortführen.
Nun genießt Dr. Görlich bei den Young Boyz einen sehr guten Ruf. Sie sehen in ihm den Mann, der Rückgrat bewies gegenüber den „Machenschaften von Hopp & Rogon“.
Zwei Dinge wären hierzu anzumerken: Zum einen blieben sie bisher für diese Behauptung einen Beweis schuldig.
Seine Entlassung mag hierfür zwar ein Indiz sein, aber es gibt einen riesigen Unterschied zwischen Korrelation (zufälliger Zusammenhang von Ereignissen) und Kausalität (zwangsläufiger Zusammenhang von Ereignissen).
So wäre ja zumindest denkbar, dass er es ihnen, wie man es in Journalistenkreisen nennt: Hintergrundgesprächen so dargestellt hat, aber das muss nicht zwangsläufig stimmen. Nachvollziehbarerweise neigt man aber dazu, jemandem, der einem im stillen Kämmerlein vermeintliche Interna mitteilt, zu glauben, weil man sich geschmeichelt und einem inner circle zugehörig fühlt. Vor allem, wenn es dieser Person gelingt, persönliche Befürchtungen zu bestätigen. Da bleibt dann die eigene kritische Distanz schon mal auf der Strecke.
Zum anderen verkennen sie, dass er die Nr. 1 bei der TSG war, als sich die TSG von ihren Ur-Werten („Ein Team. Ein Weg. Einmalig.“ sowie die DNA „bodenständig – innovativ – ehrlich – stabil“) verabschiedete.
Dies wurde einfach nicht wirklich wahrgenommen, denn dieser Wandel vollzog sich im Schatten des sportlichen Erfolgs. Oder war es eher der Rausch des sportlichen Erfolgs? „Wenn dieser Jungspund Nagelsmann mit dem Team so erfolgreich ist, da will ich dem Verein aber auch meinen Stempel aufdrücken?“ Wissen tun wir das nicht, aber halten es auch nicht für ausgeschlossen. Gerade der Fußball ist, wie wir alle wissen, nicht frei von Eitelkeiten.
Jetzt aber wieder zurück zu den Äußerungen der Young Boyz – und auch, was sie freuen müsste, den Wurzeln … aber irgendwie tut es das nicht … bedauerlicherweise …
Sie schreiben:
„Zamme simma Hoffe“ als Motto ist allerdings einmal mehr der unpassende und wenig authentische Versuch aus der TSG etwas zu machen, was sie nicht mehr ist.
Dem Großteil aller TSG Fans wird dies schnell klar.Wir sind stolze Fans unseres Dorfvereins, welcher seit nunmehr 16 Jahren in der ersten Bundesliga spielt. Wir identifizieren uns mit dem Dorf und der Region aus dem der Verein entstanden ist. Dies wird von der Geschäftsführung leider immer noch nicht mitgetragen.“
Das ist der Passus, der uns verwundert. Denn mit „Zamme simma Hoffe“ ist die TSG endlich authentisch. Das ist keine aseptische, bürokratische, akademische Sprache, sondern unsere. Wie viel authentischer soll es denn noch sein? Geht noch mehr Identifikation auf sprachlicher Ebene? Hinzu kommt der neue Slogan: „Wir. Die TSG.“
Das ist nah. Das ist emotional. Das ist gut – und 1000x besser als dieses „TSG ist Bewegung.“ aus Görlichs Zeiten.
Natürlich muss das noch viel mehr „gespielt“ werden, viel mehr gelebt werden, aber es ist ein Anfang.
Mit „Wir. Die TSG.“ sowie „Zamme simma Hoffe“ hat die neue Geschäftsführung unserer Ansicht nach den richtigen Weg eingeschlagen.
Damit sind wir noch lange nicht am Ziel, aber es geht in die richtige Richtung. Dazu bedarf es eigentlich nur noch einer Rückkehr zu den Wurzeln, einer klassischen Marken-DNA, die die Kernwerte vermittelt, die man ja durchaus mit den Aspekten der Entwicklungshilfe, Nachhaltigkeit, Umwelt erweitern kann.
Ein spontaner, konstruktiver Vorschlag unsererseits hierfür wäre:
„bodenständig – innovativ – solidarisch – stabil – mit Verantwortung“
Da fehlt „ehrlich“, was nicht heißt, dass wir Ehrlichkeit keinen Wert zumessen, ganz im Gegenteil: Wir halten sie für eine Selbstverständlichkeit, deren Erwähnung einen eher fragen lässt, warum es überhaupt erwähnt wird. (Was dächte man, wenn ein Restaurant deutlich darauf verwiese, dass deren Verantwortliche für den Bereich Essenszubereitung kochen könnten? Könnten sie es nicht, würden sie dann in der Küche arbeiten?)
Außerdem lässt sich der Aspekt durch ein „solidarisch“ aufwerten.
Und last but not least hätte die Marken-DNA dann eine sehr schöne Abkürzung:
„BISS – mit Verantwortung“.
Sie kritisieren „die Geschäftsführung“ – also nicht „den Verein“ –, was die Vermutung verstärkt, dass es sich hier nicht um eine allgemeine Kritik, sondern einen gezielten Angriff („Angriff“ ist hier nicht martialisch zu verstehen.) auf das Ansehen von Personen handelt. Das bringt nur Unruhe in den Verein und lässt sturzbachartig Wasser auf die Medienmühlen fallen – zum Nachteil der TSG und eben nicht, wie vielleicht von wem auch immer gehofft, der Personen. Zudem lenkt es ab von der erstmal durchaus berechtigten Kritik an der Kommunikation des Vereins.
„Anstatt das einzige Alleinstellungsmerkmal des Vereins auszuleben, probiert man Jahr für Jahr Wege einzuschlagen, welche für Fans keinerlei Charme und Wiedererkennungswert mit sich bringen.“
Wie gesagt, wir sehen in „Wir. Die TSG.“ und „Zamme simma Hoffe“ sehr wohl gelungene kommunikative Umsetzungen von „Dorf“ und „Region“. Und für uns hat das Charme, und einen „Wiedererkennungswert“ kann es ja erst über die Zeit haben. („Ein Team. Ein Weg. Einmalig.“ hatte Wiedererkennungswert, wurde aber aufgegeben – nicht von der jetzigen Geschäftsführung.
Was die Young Boyz wahrscheinlich meinen, wenn sie „Wiedererkennungswert“ sagen, ist „Identifikation“, also etwas, worin sie sich wiedererkennen können. Aber wenn das mit „Zamme simma Hoffe“ und „Wir. Die TSG.“ nicht gegeben ist, dann würde uns das doch sehr überraschen.
Aber sie haben sehr Recht mit dem „Jahr für Jahr“. Wie gesagt, wir denken, es ist der richtige Weg in die richtige Richtung, dem noch die richtigen Wurzeln fehlen, damit es auch richtig gelebt (und vererbt) werden kann.
Pssst! Kritik …
Womit sie auch Recht haben, ist, dass es bei der TSG wenig Kritik von Fanseite gibt. Es wird zwar in den Foren viel gemeckert, aber hat meist mit dem Spiel zu tun oder mit dem Gegenteil dessen, was jeweils gerade passiert:
Stellt die TSG junge Spieler auf, die verlieren, fehlen erfahrene Haudegen. Holt man erfahrene Haudegen, gibt man dem Nachwuchs keine Chance. Und verlieren dann auch noch die Haudegen, ist sowieso Hopfen und Malz verloren. So liest sich das in den TSG-Fan (!)-Foren.
Das klingt bei den Young Boyz besser. Für sie stellt sich die sehr berechtigte Frage, „wie man es in Zukunft schaffen möchte, Spieler aus der eigenen Akademie zu integrieren, wenn keinerlei Kontinuität im Verein vorhanden ist. Im Altersschnitt bewegt sich unsere TSG nur noch im unteren Mittelfeld der Liga.“
Ja, die TSG ist nicht mehr die große Quelle, aus der sich die erste Mannschaft und zwei von drei Profivereinen bedienen. Das hat aber nichts mit der fehlenden Kontinuität im Verein zu tun, denn die für den Nachwuchs und dessen Aufstieg wichtigste Person, ist die Person, die die Young Boyz selbst als „Vereinsikone“ bezeichnen: Alexander Rosen.
Dieser Mann war vor wenigen Wochen schon so gut wie weg, zumindest wenn man Medienberichten Glauben geschenkt hätte. Aber er ist immer noch im Amt und womöglich in Bälde Teil der ach so verhassten Geschäftsführung.
Nach dem Ausscheiden des Finanzgeschäftsführers Frank Briel, der nach dem Ausscheiden von Dr. Görlich auch für den Bereich Sport verantwortlich zeichnete, wäre ja dieser Bereich innerhalb der Geschäftsführung vakant.
Diese Kombination „Finanzen und Sport“ haben wir wiederum nie verstanden. Der eine muss darauf achten, dass das Geld sorgsam ausgegeben wird, der andere muss investieren. Unseres Erachtens müssen das zwei verschiedene Menschen sein, die jeweils für ihre Sache kämpfen, diskutieren und einen Kompromiss finden. Wenn diese Verantwortungsbereiche in einer Person gebündelt sind, wird der Hauptcharakter dieser Person stets die Oberhand gewinnen. Wir haben nie verstanden, warum Herr Briel sich das antun wollte. OK, Eitelkeit ist immer eine Möglichkeit, aber hatte er das nach all den Jahren überhaupt noch nötig? Oder war es die Lust an Macht bzw. Angst vor Kontrollverlust, denn immerhin hatte er es in der Geschäftsführung eher mit zwei Freigeistern zu tun – einem Psychologen und einem Marketingfachmann, die ihn womöglich bei kritischen Abstimmungen hätten überstimmen können?
Wir wissen es nicht. Wir wissen nur, dass wir diese Verbindung dieser beiden so wesentlichen Verantwortungsbereiche in einer Person von Anfang an für wenig glücklich ansahen. So ganz Unrecht hatten wir da offensichtlich mit unserer Einschätzung nicht …
Vielleicht lief da aber auch was ganz anderes hinter den Kulissen. Würden wir natürlich gerne wissen, aber ehrlich gesagt geht uns das nichts an. Sind wir ehrlich: Kein Unternehmen gäbe so etwas preis.
Aber im Fußball gibt es die Meinung der Öffentlichkeit und insbesondere von Fanseite, alles erfahren zu dürfen. Wenn beispielsweise ein Spieler nicht spielen kann, wird nicht nur angegeben, dass er „verletzt“, also sozusagen, krankgeschrieben ist, sondern wir erfahren auch noch die Diagnose. In der normalen Arbeitswelt ein Unding, dass man einem Arbeitgeber die Ursache für die Krankschreibung mitteilen muss. Es geht ihn nichts an – und Dritte erst recht nicht. Und auch die Young Boyz beklagen, „inwieweit die Verträge unserer Spieler Gültigkeit in Liga 2 besäßen, ist uns nicht bekannt.“ Was brächte es, es zu wissen? Fänden sie es gut, wenn Details aus ihrem Arbeitsvertrag bekannt würden?
Und was, wenn die Vereinsikone in der Geschäftsführung sitzt? Bevor man sich überlegt, was das in Zukunft bringen könnte, darf man doch auch mal eine Sekunde innehalten und sich überlegen, wie so etwas überhaupt möglich ist.
Gehen wir mal davon aus, dass die Young Boyz Recht haben, dass es im „Verein eine komplette Abkehr von der Philosophie, die uns einst so erfolgreich gemacht hat“, gegeben habe – sie beziehen sich dabei darauf, dass der Verein inzwischen „lieber dekorierte, aber teure Spieler, die den kurzfristigen Erfolg bringen sollen“ statt Spieler aus der Akademie zu integrieren –, so muss man auch da auch kritisch bleiben und sich selbst hinterfragen, ob einen das eigene Gefühl nicht trügt.
- Spielten beispielsweise Kuranyi, Szalai und Wagner unter der Ägide der jetzigen Geschäftsführung?
- Kam unser Aufstieg wirklich durch Akademiespieler zustande? Eduardo, Obasi, Ibesevic, Salihovic, Ba, Gustavo? (aus dem Kader 07/08)
- Kam unser Aufschwung wirklich durch Akademiespieler zustande? Baumann, Vogt, Bicakcic, Schulz, Hübner, Kaderabek, Demirbay, Rudy, Kramaric, Uth plus die bereits erwähnten Szalai und Wagner? (aus dem Kader 16/17)
Zugegeben, bei Letzterem waren einige dabei: Amiri, Geiger, Hack, Otto, Süle, aber diese Anzahl an Nachwuchsspielern hatten wir auch im Kader der letzten Saison, nur hatten weder diese Spieler noch deren Nebenleute die Qualität eines beispielsweise Amiri oder Süle bzw. Hübner und Kaderabek im Vollbesitz ihrer Kräfte bzw. eine von Siegeswillen besessene Person wie Wagner auf dem Platz – und Rangnick bzw. Nagelsmann verantwortlich auf der Bank.
Diese beiden und deren Einfluss auf die Entwicklung und Wahrnehmung der TSG als Verein und Marke wird immer wieder völlig unterschätzt. In dem Zusammenhang sei auch unbedingt der erste Leiter der Akademie Bernhard Peters erwähnt.
Die Erfolge der TSG kann man eher an ihnen festmachen, denn an Spielern, denn diese ziehen – entsprechend (!) der Philosophie der TSG – weiter. Irgendwie muss der Laden ja auch am Laufen gehalten werden. Transfererlöse, genauer: -überschüsse sind dafür nun mal das A und O.
Rogon
Damit wären wir so ganz nebenbei auch bei Roger Wittmann. Hat der Mann großen Einfluss auf Dietmar Hopp? Wahrscheinlich. Das muss einem nicht gefallen, man darf dann aber auch nicht vergessen, dass es dafür Millionen guter Gründe gibt. Natürlich haben wir ihm, wenn man es drastisch formulieren möchte, den Megaflop Wiese zu verdanken.
Aber was ist mit den Gustavos, Eduardos, Firminos, Joelintons, Rutters dieser Welt? Wo stünden wir ohne diese Spieler – und den mit ihnen erwirtschafteten Euronen? Und deren Werbewirkung auf die Attraktivität der TSG?
Wenn die Young Boyz meinen, dass „mafiöse Strukturen mit Roger Wittmann und Bevormundung anderer durch Dietmar Hopp uns über kurz oder lang wieder in Situationen wie der in dieser Saison führen“ werden, müssten sie aber fairerweise auch einräumen, dass es genau diese Verbindung zu Rogon ist, die uns auch in Situationen wie die 16/17 ff. führten.
Dieses als „mafiöse Strukturen“ zu bezeichnen, ist völlig überzeichnet, aber auch das wollen wir durch Emotionalität entschuldigen und werden die Goldwaage im Kämmerlein lassen. Es ist einfach typischer Kraftsprech, um Aufmerksamkeit und Anerkennung zu gewinnen. Was ja auch wieder gelang. kicker.de nahm das gerne auf … womit wir jetzt auch endlich zu den Medien kommen …
Halt – gleich: ein letzter Einschub zur Attraktivität der TSG, weil die Young Boyz ja auch den FC Bayern erwähnten. Sie stellen fest:
„Die TSG ist eben nicht der FC Bayern.“
Stimmt.
(Den anschließenden Passus „…, bei dem ein derartiges Marionettenspiel funktioniert, dazu haben wir einfach nicht die Mittel.“ verstehen wir nicht, wollen es aber auch nicht vertiefen, was mit „Marionettenspiel“ gemeint ist. (Wir wissen nur, dass die Mafia kein Kasperletheater ist.) Und hätten wir „die Mittel“, wäre dann ein „derartiges Marionettenspiel“ in Ordnung? Wohl kaum.)
„Wir brauchen Fachkompetenz in den eigenen Reihen, die fundierte wirtschaftliche und sportliche Entscheidungen treffen!“
Nun, das in Verbindung mit dem FC Bayern zum Ende der Saison zu bringen, entbehrt einer gewissen Komik nicht. Und gerade in puncto Wirtschaftlichkeit ist die TSG dem FC Bayern seit Jahren überlegen.
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- In den letzten fünf Jahren übertraf die Transferbilanz der TSG die der Bayern um ca. 250 Mio. €!
- Mehr noch: Die TSG ist der Verein aus den letzten fünf Jahren, der mit 95,07 Mio. € die höchsten Transferüberschüsse aller Bundesligisten erzielt hat.
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Anhand der hier nachzulesenden Zahlen ist es also schwer zu argumentieren, dass es der TSG an wirtschaftlicher Fachkompetenz fehlt.
Und wenn man bedenkt, welche Schwierigkeiten DAS Aushängeschild des deutschen Fußballs hatte, Spieler zu gewinnen (z. B. einen Nachfolger für Lewandowski), wo es ja wirklich sehr gutes und viel Geld zu verdienen gibt, wo man national erfolgreich und auch international stets auf höchstem Niveau spielt, und in einer Millionenstadt leben kann, die höchste Lebensqualität für den Spieler bietet, aber auch dessen Familie, Gattin, Freundin, kann man erahnen, welche Überzeugungsarbeit es seitens unserer sportlichen Leitung bedarf, Spieler von Hoffenheim zu begeistern.
Wir mögen Sinsheim, Wiesenbach, Bad Schönborn, Bad Rappenau, Aglasterhausen etc. toll finden, aber tut das auch ein 16-, 22-, 26-Jähriger, der die Gegend nicht kennt, und 21 Stunden am Tag frei hat? Und was macht sein Umfeld hier die ganze Zeit? Heidelberg hat man auch mal irgendwann gesehen und gerade im Vergleich mit München ist Mannheim auch nicht sooo das Shoppingparadies. Nicht alle Spieler (und deren Anhang) sind so ruhe- und familienlebenliebend wie die Kaderabeks oder Kramarics. Das mag man doof und oberflächlich finden, aber man muss es als Umstand akzeptieren.
Auch unsere Kinder zog/zieht es ja nach der Schule weniger aufs große, weite Feld als in die große, weite Welt – und sie dürften weniger Sprachprobleme haben als Jugendliche aus einem südamerikanischen, afrikanischen oder asiatischen Land.
Aber die TSG ist – und das sieht man ja bei den oben genannten Spielern sowie für Beck, Volland – ein Sprungbrett für eine internationale Karriere … und eben nicht Endstation oder gar (Aus-)Ruhebecken. DAS macht die TSG für diese Spieler attraktiv und nicht – so bedauerlich und vielleicht auch beleidigend man das empfinden mag – die Fußgängerzone Sinsheims.
Die Young Boyz haben völlig Recht, wenn sie auf die Philosophie der TSG verweisen und dass diese wieder viel mehr in den Fokus rücken muss. Aber die beginnt in der Akademie, beim Nachwuchs und in der Trainerausbildung. Das ist die Wurzel allen Erfolgs! Und die beste Chance, unabhängiger von Spielerberatern ganz allgemein zu werden.
Hier wäre auch eine sehr schöne und gute und sinnvolle Gelegenheit, ältere Spieler, die nicht mehr ganz das Niveau für die Bundesliga haben, gegebenenfalls auch in den Trainings- und Spielbetrieb zu integrieren. Diese könnten ihre Erfahrung und Wettkampfhärte an die Jüngeren weitergeben.
Gleichzeitig wäre es gewiss schon was Besonderes für die Teenager, jeden Tag mit denen zu trainieren bzw. im Training mit bzw. gegen sie zu spielen, die man als kleines Kind in der Bundesliga oder gar Champions League spielen sah.
Medien („Na endlich!“)
Wir machen alles falsch!
Diese Sichtweise, wie wir sie hier darstellen, wird keinerlei Resonanz in den Medien finden. Sie ist zu ausgewogen, zu klar und sie kommt komplett ohne Bashing oder Kampfvokabular aus (außer bei Zitaten). Kurz: Sie ist (zumindest für sie – für Sie hoffentlich nicht!) langweilig.
Es spielt für Medien gar keine Rolle, ob sie richtig ist. Sie ist langweilig, zu langatmig, man kriegt sie eben wegen der Vielzahl an Sachargumenten nicht zusammengedampft, sie ist absolut ungeeignet fürs Clickbaiting.
Es spielt für Medien auch keine Rolle, dass auch hierin viel Kritik enthalten ist. Die Kritik schießt nämlich nicht auf die, die man treffen will. Im Gegenteil, sie verweist auf Ursachen der Misere, die weiter zurückliegen und von einer ganz anderen als der jetzigen Geschäftsführung zu verantworten sind. Das ist für Medien natürlich unbrauchbar. Wozu sollten sie an einem Stuhl sägen, wenn da keiner draufsitzt? Und wenn sich gar keiner mehr an die Person erinnert, die da mal darauf saß? Das interessiert keine Sau.
Da wir aber davon ausgehen, dass sich unter unseren Leserinnen und Lesern keine Sau befindet, interessiert es sie.
Es spielt für die Medien erst recht keine Rolle, dass wir auch konstruktive Lösungsvorschläge anbieten, zumal diese auch in die gleiche Richtung gehen wie der Weg, den die jetzige Geschäftsführung geht: „Vorwärts! Zurück zu den Wurzeln.“
„Wir. Die TSG.“ sowie „Zamme simma Hoffe“ finden wir jetzt mal gut.
In einem nächsten Schritt sollte unbedingt die Marken-DNA angepasst werden. Unseren Vorschlag haben wir ja oben weidlich ausgeführt: „BISS – mit Verantwortung“
Und dann mit der neu gestärkten Wurzel Akademie und Nachwuchs sowie die Trainerausbildung frisch beleben – und dies auch mehr ins Zentrum stellen, auch wenn dafür das ein oder andere Thema wie ResearchLab, Entwicklungshilfe, Nachhaltigkeit an den Rand geriete. Oder wie es die Young Boyz formulieren:
„Die Akademie muss wieder stärker in den Fokus rücken. Die TSG muss sich generell auf die Werte besinnen, die sie vor 5 Jahren noch so erfolgreich gemacht haben.“
Auch da vollste Zustimmung unsererseits. An sich. Wir würden noch weiter zurückgehen. Zudem übersehen sie, dass dieser Erfolg vor wenigen Jahren nichts mit den „Werten“ zu tun hat, denn die wurden genau damals geändert, sondern hauptsächlich mit dem Trainer und vielen erfahrenen Spielern, die unter anderem bei Rogon unter Vertrag standen.
Doch natürlich ist da was dran, was sie kritisieren. Dass viele Fans den Fehler begehen, auch wenn wir das gleiche Gründungsjahr haben, die TSG so zu sehen bzw. so spielen sehen zu wollen, als wäre sie der FC Barcelona, ist eine Sache, aber schlimmer ist, wenn die TSG so agiert, als wäre sie „mas que un club“.
Wir sind nicht mehr als ein Verein! Als solcher tun wir vielleicht mehr als andere, vielleicht handeln wir sinnvoller, nachhaltiger etc. als andere, aber daraus zu schließen, dass wir mehr, besser sind als andere, wäre falsch. Dafür zählt nur das sportliche Ergebnis. Das – und nur das – ist das Maß aller Dinge. Der sportliche Erfolg ist die Voraussetzung für den Zuschauerzuspruch. Und bleibt der aus, bleiben Sitze nun mal leer.
Hinter dem sportlichen Ergebnis muss zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung alles zurückstehen, auch wenn es den Spartenverantwortlichen bisweilen missfallen mag.
Das schließt natürlich nicht aus, dass man Erfolge, beispielsweise im ResearchLab, bei der Müllvermeidung etc. nicht auch kommuniziert, aber sich hierfür über den Klee zu loben, während die Mannschaft auf einem Abstiegsplatz steht, ist bei aller Richtigkeit falsch.
„Dieser in weiten Teilen so lieblos geleitete Verein muss viel mehr tun, um die Leute zurückzuholen, die sich aufgrund all dieser Missstände nach und nach aus dem Stadion zurückgezogen haben.“
Auch diese Meinung teilen wir, wenngleich nicht uneingeschränkt. Wir hatten es ja schon von Korrelation und Kausalität. Die Leute kommen nicht „aufgrund all dieser Missstände“ weniger ins Stadion, sondern aus vielerlei Gründen nicht mehr ins Stadion:
- … weil sie sich in der Corona-Zeit daran gewöhnt haben, vom Sofa aus Fußball zu schauen.
- … weil sie vielleicht auch Angst vor Menschenmassen bekommen haben.
- … weil sie merkten, was sie da an Geld sparen können, was sie auch aufgrund gestiegener Lebenshaltungskosten auch müssen.
- … – natürlich – weil wir zu viele Spiele verloren, was aber, wie oben ausgeführt, zu einem nicht geringen Teil an Ausfällen entscheidender Spieler lag.
- … weil sie durch Medien in ihrem Fernbleiben bestärkt wurden. Bei keinem anderen Verein wurde so sehr die Stadionauslastung thematisiert und kritisiert wie bei der TSG. Was, so haben wir uns immer gefragt, geht die Medien das an, wie viele Leute ins Stadion gehen, und was hat das mit dem Spiel an sich zu tun. Darauf sollte der Schwerpunkt ihrer Berichterstattung liegen. Nun kann man ihnen nicht vorschreiben, was sie zum Thema machen, aber dass sie es zum Thema machen, zeigt, was ihnen wichtig ist – und es ist eben nicht die jeweilige Partie. Wenig Zuschauer wird gleichgesetzt mit „wenig los“ (Ja, vielleicht für sie, was Bilder angeht, aber nicht für die, die da sind.). Nun hören das aber Unentschlossene, die sich überlegen, was sie diesen Samstag/Sonntag Nachmittag machen könnten mit ihren Freundinnen und Freunden, ihrer Familie etc. Sie wollen ja was erleben. Aber wenn ihnen eingetrichtert wird, dass in Hoffenheim, wenig (assoziiert: nichts) los sei, fördert das natürlich ihre Bereitschaft zum Stadionbesuch nicht.
Mit diesen Einschätzungen können wir natürlich falsch liegen, glauben das aber nicht.
Wahrnehmung ist Wahrheit.
Wir müssen akzeptieren, dass das Gesagte kaum mehr einen Wert besitzt, das Gemeinte ihm längst den Rang abgelaufen hat, aber das einzig Entscheidende das Gefühlte ist.
„Es sind 25 °C.“
„Das fühlt sich aber kälter an.“
„Das liegt am Wind.“
(Was jetzt? Dass es nur 25 °C sind, denn ohne Wind wären es 28 °C, oder dass es sich wie 22 °C anfühlt, was aber ja nichts an der Tatsache ändert, dass es um 25 °C sind.“
Und so verhält es sich auch mit der Wahrnehmung der Leistung der TSG. Gefühlt lag das an Hopp, Wittmann, Rogon und den Geschäftsführern Mayer und Strich, – nach Meinung der Young Boyz – „Dietmar Hopps Golfkumpel“.
Auch das kann nur eine gefühlte Wahrheit sein, denn wir können bestenfalls ahnen, was damit gemeint ist, denn das, was gesagt wurde, ist schlicht falsch. Weder spielt noch fährt Denni Strich Golf und auch Dietmar Hopp besaß unserem Kenntnisstand nach nie einen solchen Volkswagen.
Es kann natürlich sein, dass die Young Boyz hierzu andere Quellen besitzen, aber diese sollten sie hinterfragen. Und wenn dies nicht stimmt (und die Aussage ist definitiv falsch), ist das ein völlig überflüssiger Zusatz, der entsprechend überflüssige Konsequenzen hat, weil so etwas natürlich bei jedem Normaldenkenden die Frage aufwirft: Wenn das Detail nicht stimmt, was stimmt denn dann noch nicht von dem, was sie schreiben?
Nicht bei den Medien. Sie freuen sich über die zusätzliche Munition. Sie erfreuen sich an den Querelen zwischen Verein und „Fans“, was ja auch nicht stimmt, denn die Young Boyz repräsentieren nicht „die Fans“. Aber das ist den Medien bekanntlich zuwider, da eine Unterscheidung zu treffen. Sie nehmen nicht die erstbeste, aber die bestlauteste Fangruppierung und nutzen diese für ihre Zwecke – und diese sind nun einmal „Hoffe-Bashing“.
Weiter geht’s …
Jetzt macht der Verein aber – aus ihrer, der Medien Sicht – seltsame Sachen. Zuerst gibt Dietmar Hopp seine Stimmanteile zurück. Das ist natürlich ein Schlag ins Kontor für sie, denn damit entfällt die Keule, die sie am liebsten geschwungen haben: die Ausnahme der 50+1-Regel. Wir sind jetzt diesbezüglich ein ganz normaler Verein.
Und nun steht statt der von ihnen herbeigeschriebenen Entlassung die von uns eingangs bereits als Vermutung geäußerte Beförderung Alexander Rosens in die Geschäftsführung an. Das passt aber mal so gar nicht in das Bild der TSG, wie sie es gezeichnet haben.
Und im Grunde müsste das sogar den Young Boyz missfallen, obwohl es ihnen gefallen müsste. Schließlich müssen sie sich fragen, wie das sein kann. Da gibt es die Verbindung Hopp und Wittmann, dann die Geschäftsführer Mayer und Strich, zwei Duos, die nicht gerade hoch in ihrer Gunst stehen – ganz im Gegensatz zu Alexander Rosen, wir erinnern uns: „Vereinsikone“. Wie kommt der nun zu dieser Ehre? Wieso wird er, Rosen, nicht entsorgt, sondern versorgt mit mehr Entscheidungsmacht? Wenn er nun Kopf des Fisches wird, wird der Geruch als Rosen-Duft wahrgenommen?
(Die Redewendung ist übrigens auch deshalb unangebracht, nicht nur weil sie plump aggressiv ist, sondern sie übersieht, dass der Kopf auch lenkt, dass er die Befehle weitergibt, damit Schwung in den Körper kommt, damit es geschmeidig vorangeht – und das nie geradlinig, sondern in Wellenbewegungen. Daher bleiben wir lieber bei dem Bild von Wurzeln und Baum.)
Vielleicht ist einfach vieles ganz anders, als sie es sehen? Oder vielleicht sehen die Herren Hopp, Mayer, Strich viele Sachen exakt so, wie sie sie sehen? Und vielleicht arbeiten sie ja ebenfalls daran, die Dinge zum Besseren und das ganz in ihrem, der Young Boyz, unserem, aller Fans Sinne? Ist das so kategorisch ausgeschlossen?
Nur haben sie halt viel mehr Informationen. Sie tanzen auf viel mehr Hochzeiten. Denn es gibt natürlich mehr für den Verein zu berücksichtigen als uns Fans. Es gibt Vorgaben durch den DFB, die DFL, es gibt die natürlich auch berechtigten Interessen der Sponsoren und sonstiger Geschäftspartner. Aber auch die Spieler und deren Berater sowie die Journalistinnen und Journalisten, ganz gleich, wie wohl oder unwohl sie der TSG gesonnen sind, wollen bei Laune gehalten werden. (Und das waren jetzt nur die 1. Herren. Dazu die Damen, die U23, die Jugendteams, die Akademie ….)
Wir haben gute Laune. Wir haben die Saison mit unserer besten Platzierung im Jahr 2023 abgeschlossen. Die war jetzt nicht wirklich gut, aber doch um einiges besser, als viele wenige Wochen zuvor noch dachten (uns eingeschlossen).
Wir wollen uns darauf fokussieren. Auf das Positive. Und das, was uns alle miteinander verbindet. Wir wollen Leichtigkeit (ohne „Seichtigkeit“). Wir wollen Klarheit (ohne „Barschheit“). Wir wollen vor allem eines (und zwei nicht unbedingt: Recht haben und/oder die Anerkennung bei Medien/Fanbündnissen): den
Erfolg unserer TSG!
Darauf müssten wir uns doch alle einigen können. Das wäre schön, denn hätten wir endlich Konsens – und wieder Zeit und Muße für unseren üblichen Nonsense:
Aufwärts – ad astra …
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(… und wir meinen weder Bier noch Opel damit.)
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