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SV Werder Bremen vs. 1899 Hoffenheim

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Grüner Star

Ein deutsche Krankheit,
bei der gern mal das Wesentliche aus dem Blickfeld gerät …

Es war ein Spiel wie gegen Belgrad mit zwei Unterschieden:
a) In der 5. Minute passte links defensiv gar nicht und keiner so wirklich auf, auch griff so kein Spieler von uns wirklich an, während bei den Gastgebern eins ins andere griff, so dass wir sehr schnell in Rückstand gerieten.
b) Wir trafen nur einmal.

Fakten. Fertig. Nur …

Es lässt sich natürlich nicht beweisen, doch im Gegensatz zum Spiel gegen Roter Stern hätte es uns und unserem Spiel gegen die grüne Raute gut getan, hätte der Schiedsrichter den sehr robusten Rempler gegen Baumgartner als Elfmeter gewertet – vorausgesetzt, dass wir ihn verwandelt hätten.

Zugegeben, es wäre eine harte Entscheidung, aber ebenso wenig gravierend falsch gewesen wie ihn nicht zu geben. Und auch wenn wir den Pfiff aus Liebe zum Sieg unseres Teams gerne gehört hätten, war es aus Liebe zum Wesen des Sports vielleicht gar nicht mal so schlecht, dass man ihn nicht hörte.

Auch der Kommentator des Spiels fand es in Ordnung, dass der Schiedsrichter hier hat weiterlaufen lassen, was aber, was im Laufe des Spiels immer deutlicher vernehmbar war, nichts mit seiner Liebe zum Wesen des Sports zu tun hatte.

Überhaupt muss man überaus froh sein, dass die schlimmsten Pfeifen eines Fußballspiels keine derartigen Objekte im Mund, sondern nur ein Mikrofon vor Selbigem haben. Wenn es nach diesen (meist) Herren ginge, würde es Verwarnungen, Strafstöße und Platzverweise nur so hageln, wobei es just auch jene sind, die einem Schiedsrichter eine ihrer Ansicht nach zu kleinliche Regelauslegung unterstellen, wenn er jeden Kontakt als Foulspiel wertet bzw. ihm im schlimmsten Falle unterstellen, die Gesundheit der Akteure aufs Spiel zu setzen, wenn er harte Tacklings trotz dessen, dass sie nicht von hinten erfolgten, und/oder erst der Ball und dann (ggfs.) der Gegner getroffen wurde, nicht ahndet – auch wenn der Gegenspieler sich erst den Gesetzen der Gravitation auf beeindruckende Art und Weise durch Abheben zu erheben scheint, um ihnen dann geradezu magnetisch zu erliegen, dargestellt durch langes Liegen.

Diese Verbindung zwischen Polyester und Chlorophyll kann nach Ansicht gerade dieser Menschen, anderer Journalisten sowie den Menschen, die auf Seiten der Mannschaft stehen, deren Spieler eine Symbiose mit dem meist hybriden Untergrund einzugehen scheint, nur auf eine Art aufgehoben werden: Verzicht der gegnerischen, aber halt auch ballführenden Mannschaft auf Ballbesitz und damit Fortsetzung eines Angriffs oder gar Aufgabe einer Torchance. Denn das sei „unfair“.

Ist es nicht, was sich allein dadurch zeigt, welche Auswirkungen oftmals, ja geradezu ausschließlich eine körpernahe Bewegung einer konstanten Luftmasse in einer kugelförmigen Polyurethan-Ummantelung auf diese Symbiose hat, denn kaum ist ein Ball in der Nähe, katapultiert sich der eben noch bis zum medizinisch gerade noch so vertretbaren Anschlag Angeschlagene nach oben und mutiert vom Kranken zum Kometen. Das IST unfair!

Deshalb entschieden die allerobersten Regelhüter, dass Schiedsrichter im Zweifelsfall lieber der Ball rollen, als die Betreuer sprinten lassen sollen – zum Wohle des Spiels, denn eine durch Schauspielerei zunichte gemachte Chance ist ein für alle mal weg. Da kommt es auf jede Sekunde an. Bei einer eventuell nötigen Eisspraybehandlung nicht. Es muss also aus Sicht der Regularien nicht jedes Mal gepfiffen werden, wenn es mal rummst, aber aus Sicht der Fußballkommentatoren schon, vor allem dann, wenn ihre Sicht der Dinge von den Menschen nicht unterscheiden ist, die auf Seiten der Mannschaft stehen, deren Spieler eine Symbiose mit dem meist hybriden Untergrund einzugehen scheint.

Zur Ambivalenz dieser Spezies zum Videoassistenten sei an dieser Stelle nichts gesagt, es wird diese Spielzeit über gewiss noch hinreichend Gelegenheit dazu geben.

Aber auch ohne diesen Strafstoß kamen wir, wenngleich mit Glück, zum Ausgleich. Und auch dieses Tor erinnerte an das Spiel vom vergangenen Donnerstag. Das ist umso bemerkenswerter, als dass wir doch mit einer ganz anderen Elf an den Start gingen, spricht das doch ganz klar für die dem Spiel unseres Trainerteams zugrundeliegende Auffassung des Spiels.

Leider klappt es in der offensiven Umsetzung nicht. Dabei sind unsere Mannen in der vordersten Linie besonders für ihre Bedeutung der defensiven Leistung unseres Teams hervorzuheben. Sie sind sehr variabel im Pressing und lassen kaum scharfe Pässe in die Vertikale zu. Und auch das Mittelfeld spielt diesbezüglich hervorragend mit – nur nach vorne leider oftmals Mist.

Passspiel und Abstimmung stimmen einfach oft nicht, so dass wir den Ball zwar sehr souverän vortragen, meist aber nur bis an die beiden Abwehrreihen der Gegner. Hinter sie zu kommen, fällt uns immer noch schwer – und Kramaric sowie Kaderabek noch ein bzw. zwei Spiele aus.

Bei allem Vorschuss an Lorbeeren gelingen Skov und Larsen diese Vorstöße in diese Räume nicht bis nie. Zudem fehlt einfach ein zentraler Angreifer, der die Bälle nicht nur versenken kann, sondern auch einfach mal halten und verteilen kann.

In den nächsten Spielen könnte Klauss diese Rolle einnehmen. Nicht wenige hofften auf sein Startelfdebüt, zu dem es nicht kam, aber immerhin machte er sein erstes Pflichtspiel für die TSG und da bereits seine Sache mehr als ansehnlich – wie auch der wieder genesene Adamyan. Beide trugen bei dieser Partie jedoch letztlich nur zur Optik der Überlegenheit der TSG bei. Zu einem Tor führte sie zwar nicht, aber dann doch zur Erkenntnis, dass wir einen auch in seiner Breite guten Kader haben, was Hoffnung macht für die nächsten Spiele, wo dann ja auch wieder Grillitsch dabei sein wird wie auch Nuhu, Kaderabek und eben Kramaric.

Und trotz all dieser Ausfälle plus den Langzeitverletzten Nordtveit, Stafylidis, Bicakcic, Hübner, trotz des Europe League-Spiels hatten wir bis auf Minute 5 den Gegner über die komplette Spielzeit im Griff.

Auch wenn man sich vielleicht über die zwei Punkte ärgert, die man da hat liegen lassen, muss man das so (und) ganzheitlich sehen, auch wenn man keine blau-weiße Brille aufhat.

Natürlich sah man da auch die Abspielfehler vor allem im Spiel nach vorn, so dass wir keinen rechten Druck auf die Abwehr der Bremer entwickeln konnte. Damit braucht es also keine Tests innerhalb der Mannschaft am Ergometer, denn sie war physisch und psychisch ihrer Aufgabe und dem Druck der Mehrfachbelastung gewachsen.

Was es vielleicht gebraucht hätte, wäre ein Test am Applanationstonometer gewesen, und obwohl der nichts mit den Ohren zu tun hat, hätte der erklären können, was man hörte, denn mit zunehmender Spieldauer ging einem der Kommentator immer tierischer auf die Nerven.

Seine Kommentare mussten einem Sorgen machen, was sein Augenlicht angeht, denn das, was er da fabulierte, ließ sich nicht einmal mehr mit Betriebsblindheit erklären. Sein Blickwinkel, seine Sichtweise war dermaßen begrenzt, dass man aufgrund seiner Aussagen davon ausgehen muss, dass der Mann definitiv an einem Glaukom in sehr fortgeschrittenem Stadium leidet – und vielleicht liegt es an dem Namen, dem der Volksmund dieser Augenkrankheit gab, dass der Mann sich nicht behandeln lassen will, weil er sich dafür hält: grüner Star.

Dabei hat „Star“ natürlich nichts mit dem Begriff aus dem Showbusiness zu tun, aber auch nichts mit dem Vogel des Jahres 2018, den Ornithologen „sturnus vulgaris“ nennen, und der wirklich was Besonderes ist, kann er doch andere Vögel und Umgebungsgeräusche, wie z. B.  Handyklingeltöne, Hundebellen oder Alarmanlagen, perfekt nachahmen und in seinen Gesang einbauen.

Vielmehr leitet sich der Name ab von dem häufig zu beobachtenden (blau-)grünlichen Schimmern der Iris beim fortgeschrittenen Glaukom sowie dem „starren Blick“, wenn das Auge dann erblindet ist.

Ursache für diese Krankheit ist ein erhöhter Druck im Augapfel, der entsteht, wenn in der vorderen Augenkammer, wo sich die Linse befindet, mehr Kammerwasser gebildet wird als über das Abflusssystem im Kammerwinkel abgeleitet werden kann. Staut sich dieses Kammerwasser in der vorderen Augenkammer, steigt der Augeninnendruck (und den misst man mit einem Applanationstonometer). Der Druck stört dann so nach und nach Blutversorgung und Ernährung der empfindlichen Nervenzellen, was das Blickfeld immer mehr einengt, und im schlimmstenfalls zerstört er auch den Sehnerv.

Positiv gesehen: Das Spiel der TSG muss dem Mann also mächtig Druck, also Augeninnendruck gemacht haben, anders ist es nicht zu verstehen, was der Mann da sprach, wobei es an der Sprache nicht lag.

Es wäre dem Wesen des Spiels entsprechender, wenn man auch nach dem Wesen des Spiels kommentieren würde. Dabei geht es nicht einmal um die Objektivität, was ja wünschenswert wäre, oder zumindest Neutralität, nein: Es geht schlicht um Fairness im Sinne des Spiels.

Schade, dass sie, die ja so gerne von „englischer Woche“ sprechen, wenn eine Mannschaft zwei Spiele innerhalb einer Woche zu spielen hat, oder von „englischer Härte“, wenn ein Schiedsrichter in einer Partie der Premier League einen Zweikampf mit einem „Weiterspielen“ bewertet, für den sie ihrerseits in der Bundesliga „glatt Rot“ sowie eine mehrwöchige Sperre eines Spielers gefordert hätten, sich nicht an ihren Kollegen von der Insel orientieren. Wäre „feine, englische Art“ zu viel verlangt?

Sie langweilen nicht mit Statistiken und Anekdoten, Sie halten sich auch mit ihren persönlichen Standpunkten, die nichts mit dem Spiel an sich zu tun haben, zurück (bestenfalls werden sie sportpolitisch), sondern sie begleiten das Spiel und dabei bleibt es.

Aber bei Sendern wie ARD, ZDF und Sky wird das so schnell nicht der Fall werden, zumal den Sendern, die das so machen, also mehr moderieren als mosern (noch so ’ne deutsche Krankheit), schnell eine gewisse Kritiklosigkeit vorgeworfen wird – oder ein Mangel an Ernsthaftigkeit. Vielleicht nehmen sich RTL, RTL Nitro, DAZN einfach nicht so wichtig? Oder vielleicht halten sie es – wie wir – mit Shakespeare:

„Um ernst zu sein, reicht Dummheit!“

Diese „englische Wochen“ sind auch diesbezüglich ein sehr interessanter Test, wenngleich unfreiwillig. Die TSG-Spiele laufen auf verschiedenen Sendern. So bekommt man auch einen Eindruck davon, wie man Fußball auch kommentieren kann.

Es braucht weder einen (betriebs-)blinden noch einen echten „Star“-Reporter am Mikrofon, sondern nur jemanden mit mehr Ahnung als Meinung. (Damit sind wir schon mal raus.)

Aber hören auf zu meckern und die Signale. Auf zum nächsten Gefecht, …

… dem wir trotz des blöden Kommentators Unentschieden entgegensehen können, nicht zuletzt deshalb, weil wir eine Mannschaft haben mit Perspektive.

 

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