1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach
aura et argentum
Es ist nicht alles Gold, was glänzt!
Das Wetter war nicht schlecht, aber es war ein müder Kick. Beide Mannschaften schienen von Berti Vogts trainiert. „Bloß keinen Fehler machen!“ schien die Devise des Ballgeschiebes zu sein, dann fiel doch das 1:0. Kein Grund zur Freude für Hoffenheim-Fans – und das von Anfang an nicht, denn erstens fiel das Tor für Argentinien und die Mannschaft „unseres“ Edu verlor das Finale des Fußballturniers bei Olympia, zweitens spielte Chinedu Okbuke Obasi, wie er beim IOC geführt wurde gar nicht – und das, obwohl er mit seinen zwei Toren im Halbfinale gegen Belgien wesentlichen Anteil am Einzug Nigerias ins Endspiel im Vogelnest hatte.
Mittags das Erstspiel im Betonblock. Wie wird es? Nach dem ergebnis- und spieltechnischen überzeugenden Auftakt war natürlich die Erwartungshaltung groß, zumal mit Borussia Mönchengladbach eine Mannschaft kam, die zwar in der letzten Saison am Ende von Liga 2 noch vor einem stand, gegen die man aber in der Runde nicht verlor. 0:0 hieß das Ergebnis der letztjährigen Hinrunde auf dem Bökelberg, ebenfalls am 2. Spieltag, und in der Rückrunde schoss man sie mit 4:2 vom Hügel – nach 0:2 Rückstand. Das aber war Vergangenheit.
„Unsere Tradition ist die Zukunft!“ lautet das perfekt treffendes Bonmot des Mäzens der Mannschaft und des Vereins, der wieder relativ schnell 0:2 zurücklag, aber es wieder schaffte, dieses Ergebnis zu seinen Gunsten zu drehen. 11:2 hieß es nach den 93 Minuten, und das Eckenverhältnis vermittelt ein wesentlichen besseren Eindruck des Spiels als das letztendliche Resultat: 1:0.
Irgendwie erinnerten die ersten Minuten stark an das, was einem zuvor aus Peking gezeigt wurde: Das Tor fiel nach einem individuellen Fehler der Gäste in einem bis dahin müden Kick bei gutem Wetter. Man sah das Potenzial, man sah, was möglich war, man sah sonst aber wenig.
Auf dem Spielfeld. Drumherum gab es viel zu sehen. Unter anderem Menschen. Viele Menschen. Das Carl-Benz-Stadion in Mannheim ausverkauft. Es wird nicht wenige Mannheimer geben, die freudig die rührenden Worte dachten „dass ich das noch erleben darf“, denn der heimische SV Waldhof hat es zwar geschafft, in der Regionalliga zu bleiben, liegt dort aber aktuell auf dem vorletzten Platz, also exakt dort, wo 1899 Hoffenheim vor 23 Monaten auch noch stand. Tempora mutantur …
Auch ein Plakat mit der Aufschrift „Danke, Didi“ und dem Logo des SV Waldhof als Absender gab es zu sehen, eine Anzeigentafel, die funktionierte (und das in Farbe und eigentlich ohne Unterbrechung aufgrund der Dauereinblendung diverser Premium-Business-Extra-Bonus-Super-Danke-undduauchnoch-Exklusiv-Partner-Logos), eine LCD-Bandenwerbung auf den TV-Seiten (was der Allianz-Arena recht ist, kann uns ja nur billig sein) sowie leere Sitze auf der Haupttribüne.
An dem DFB-Präsidenten (Gladbachnase), der neben besagtem „Didi“ saß, lag es wohl nicht. Aber es ist ja kein wirklich neues Phänomen, dass „ausverkauft“ nicht gleichzusetzen ist mit „voll besetzt“. Doch es nicht uninteressant. Pekinger Verhältnisse?
Und so, wie sich unsere Mannschaft so langsam an ihre neue Heimstatt gewöhnte (Hoffenheim- Mannheim: 50 km), so gewöhnte man sich auch an das Spiel und freute sich dabei zu sein. Und plötzlich geschah das Unglaubliche: Carlos Eduardo spielte einfach einen einfachen, geraden Pass auf Ibisevic, nachdem zuvor ein Gladbacher Spieler artig das Bein hob, auf welches der Ball zu- und damit durchrollte. Unsere 19 spielte nicht minder neu ebenfalls unpomadig einfach und machte sich zur Nr. 1 der aktuellen Torjägerliste.
Das versöhnte doch kurz sehr für die erste halbe Stunde und brach der Hoffnung Bahn, dass der Knoten nun geplatz sei und dass nun die diversen Ansätze in den einzelnen Mannschaftsteilen zueinaderfänden. Diese Hoffnung wurde in der zweiten Halbzeit erfüllt. Die auf mehr Tore nicht.
Beste Chancen blieben ungenutzt. Doch irgendwie war es auch gut so, denn sonst wäre wohl die totale Verblendung bei Fans wie Journaille eingetreten, denn kaum eine der Großchancen war wirklich selbst herausgespielt. Gladbach war einfach schlecht. Ihr A-Nationalspieler bei unserem U21-Nationalspieler völlig abgemeldet. Beck meldete Marin völlig ab und bereitete selbst etliche Angriffe vor. Kabinettstückchen gab es auch, aber zum „Ronaldino vom Rhein“ brachte er es nicht. Immerhin nannte ihn unseres CFO Lebensabschnittsgefährtin „Lahm von Hoffenheim“. Immerhin: der erste Titel.
Und immer noch keine Antwort auf die Frage:
Wie groß ist der Balkon des Hoffenheimer Rathauses?
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