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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg

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DIALEKTIK

GUTE ZEITEN…

 

Wer hätte das gedacht, dass unsere TSG in ihrer internationalen Premierensaison trotz Mehrbelastung und Spielerabgängen eine sorgenfreie Saison spielt und nach wie vor die große Chance hat, sich zum zweiten Mal in Folge direkt für den Europapokal zu qualifizieren?

 

Am Samstag stellte sich der VfL Wolfsburg in der Arena vor, den die TSG seit zwei Jahren nicht mehr besiegen konnte. Die Wölfe befinden sich in der Tabelle zwar im unteren Drittel, verfügen aber über einen qualitativ sehr hochwertigen Kader, der eigentlich jedes Jahr mindestens Europa League spielen müsste. Sage und schreibe 67 Millionen Euro investierte der VfL im Laufe dieser Spielzeit in Neuzugänge. Dazu hatte Bruno Labbadia neuen Schwung ins Team gebracht und war auswärts vor dem Gastspiel in Sinsheim mit den „Wölfen“ noch ungeschlagen.

 

Das Spiel an sich ist relativ schnell abgehandelt:

Unsere Mannschaft war taktisch extrem gut eingestellt. Aus einer defensiven Grundausrichtung gelang es, die Räume, die der VfL anbot, zu nutzen und sich deutlich mehr Torchancen herauszuspielen, als es in den letzten Heimspielen der Fall gewesen war. Am Ende konnte Wolfsburg froh sein, nur 3:0 verloren zu haben, denn bei effizienterer Chancenverwertung hätte das Resultat deutlich höher ausfallen können.

 

Ist das berühmte Glas nach diesem Spiel nun halb voll oder halb leer?

 

Fakt ist, dass alle TSG-Fans über die positive Entwicklung in den letzten zwei Jahren eigentlich sehr glücklich sein müssten.

Nach Jahren des Bangens, als man der 2. Liga gefühlt oft näher als der 1. Liga war, lief die TSG in der letzten und in dieser Spielzeit nie Gefahr, in die Abstiegszone zu rutschen, hatte in der Champions-League-Qualifikation den FC Liverpool im Heimspiel am Rande einer Niederlage, wäre in der Europa League beinahe weitergekommen und hat trotz Dreifachbelastung in der Hinrunde immer noch gute Chancen, sich zum zweiten Mal in Folge für den Europapokal zu qualifizieren. Nur im DFB-Pokal war in der zweiten Runde Schluss, aber ein Auswärtsspiel in Bremen war noch nie günstig, wenn man das Ziel verfolgt, den DFB-Pokal zu gewinnen.

 

Mit Julian Nagelsmann hat man den Shootingstar der Trainerszene in seinen Reihen, den fast jeder Klub in Europa gerne verpflichten würde. Die Spieler schwärmen von seinen Trainingsmethoden und er hat aus Zweitligaspielern Nationalspieler geformt. Die mediale Präsenz unseres Trainers kann man auch als Kompliment verstehen. „Auf dem Land“ gibt es einen Fußballfachmann, für den sich jeder Reporter zu interessieren scheint. Wo wurde dieses Talent geformt? Richtig, in der TSG-Akademie. Und die „Lehrjahre“ dort haben ihn zu dem gemacht, was er heute ist: der begehrteste Trainer Deutschlands.

Klar ist es schade, dass er irgendwann eine größere Herausforderung anstrebt. Aber sollte man sich nicht darüber freuen, dass er die Vorgabe von Dietmar Hopp, mindestens noch eine weitere Saison in Hoffenheim bleiben zu „müssen“, ohne beleidigt zu sein akzeptiert hat? Welcher bessere Trainer ist denn auf dem Markt verfügbar, der sich zudem noch mit unserem Verein identifiziert und bewusst auf junge Talente setzt?

 

Viele „Experten“ hatten prophezeit, dass die erste Europapokalteilnahme Auslöser des ersten Bundesligaabstiegs der TSG werden könnte. Das Gegenteil ist eingetreten: Die TSG hat sich in der oberen Hälfte der Bundesliga eingenistet und ist erster Anwärter auf eine Europapokalteilnahme, falls einer der etablierten Vereine schwächeln sollte.

 

Gleichzeitig ist es gelungen, junge Talente als festen Bestandteil des Profiteams zu integrieren. In der Abwehr spielen Kevin Akpoguma und Stefan Posch eine souveräne Saison und Dennis Geiger ist im Mittelfeld nicht mehr wegzudenken. Weitere hoffnungsvolle Talente haben bereits Profiverträge unterschrieben und werden über die U23 an das Bundesliganiveau herangeführt.

 

Die Kritik an der weniger attraktiven Spielweise des Teams ist unberechtigt, denn es gehören immer zwei Mannschaften dazu. Während vor dieser Saison die Mannschaften ganz normal gegen uns spielten, verteidigen sie gegen die TSG mittlerweile viel tiefer, agieren in der Defensive extrem vorsichtig und setzen überwiegend auf Konter. Wer das nicht tut, bekommt in der Rhein-Neckar-Arena den heftigen Knockout versetzt, man frage nur Bayern München, Schalke 04 oder RB Leipzig, die in dieser Saison diese Erfahrung zu unserer Freude machen mussten.

Es ist doch klar, dass wir Fans gerne weitere tolle Europapokalreisen erleben würden. Es war einfach traumhaft, als TSG-Fan mit Gänsehaut an der Anfield Road das „You´ll never walk alone“ zu hören oder am Fanmarsch durch die Fußgängerzone Bragas teilzunehmen, die über hunderte Meter mit blau und weiß gekleideten Menschen gefüllt war. Jeder TSG-Anhänger, der dabei war, wird diese und viele weitere Momente dieser Reisen sicher niemals vergessen. Aber die Realität ist nun mal eine andere.

Unsere finanziellen Möglichkeiten sind begrenzt und wenn man vom Personaletat ungefähr Platz 7-9 der Bundesligatabelle belegt, kann man nicht ernsthaft erwarten, regelmäßig den Europapokal zu erreichen. Das funktioniert nur dann, wenn man selbst 100% des Leistungsvermögens konstant abruft und gleichzeitig andere Vereine mit besseren finanziellen Möglichkeiten weniger leisten, als sie theoretisch leisten könnten. So wie letzte Saison. Die anderen schmieren ab, wir schlagen zu.

Diese Saison bringen wir wieder mindestens 90% unseres besten Niveaus, die anderen aber leider auch. Dann reicht es halt vielleicht „nur“ zu einem einstelligen Tabellenplatz ohne Flugreisen in der neuen Saison.

Ist es da nicht gut, wenn unser größter Fan und Förderer uns auf den Boden der Realität zurückholt? Sollen wir ernsthaft die Qualifikation für den Europapokal erwarten, nur weil es uns letzte Saison sensationell ein Mal in zehn Jahren gelungen ist?   Oder ist es nicht auch schon eine bemerkenswerte Leistung „beim ersten Mal“ die Erwartungen zu erfüllen, ohne dass die ganz große Katastrophe passiert ist?

 

Nun geht die Reise am nächsten Samstag erst einmal in den Borussia Park nach Mönchengladbach. Dort hat die TSG von 10 Gastspielen nur vier verloren. Die Wahrscheinlichkeit, dort zu punkten, beträgt erstaunliche 60%!

SCHLECHTE ZEITEN…

 

Wer hätte das gedacht, dass unsere TSG in ihrer internationalen Premierensaison nur ein halbes Jahr nach den aufregenden Champions-League-Spielen gegen Liverpool zur grauen Maus der Bundesliga mutiert?

 

Am Samstag stellte sich der VfL Wolfsburg in der Arena vor, der die TSG seit mehr als 4 Jahren in Sinsheim nicht mehr besiegen konnte. Die „Wölfe“ verfügen zwar über einen qualitativ hochwertigen Kader, erfüllen die in sie gesteckten Erwartungen aber seit Jahren nicht und kämpfen im zweiten Jahr in Folge gegen den Abstieg, der im letzten Jahr erst in der Relegation knapp vermieden werden konnte. Dazu passt, dass Bruno Labbadia der mittlerweile fünfte Trainer innerhalb von nur 1,5 Jahren ist.

 

Das Spiel an sich ist relativ schnell abgehandelt:

Unsere Mannschaft spielte ordentlich, profitierte aber davon, dass Wolfsburg in dieser Form kein ernstzunehmender Gegner ist. Zwar erspielte sich unser Team einige Torchancen, die aber zum Teil kläglich vergeben wurden. Bezeichnend war, dass die harmlosen Wölfe das 3:0 selbst mit einem Eigentor erzielten. Dieses Spiel konnte man aus TSG-Sicht einfach nicht verlieren.

 

Ist das berühmte Glas nach diesem Spiel nun halb voll oder halb leer?

 

Fakt ist, dass alle TSG-Fans sich eigentlich fragen müssten, ob es noch Sinn macht, so weiterzumachen, oder ob es nicht besser wäre, einen Neuanfang nach dieser Saison zu starten.

Julian Nagelsmann ist unbestritten ein großes Trainertalent und die TSG hat ihm sehr viel zu verdanken. Er hat es nach dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte, dem Erreichen der Champions-League-Playoffs, aber bedauerlicherweise nicht geschafft, die Dreifachbelastung mit Europapokal, Bundesliga und DFB-Pokal so zu steuern, dass an die Erfolge des Vorjahres angeknüpft werden konnte. Das Gegenteil ist der Fall: Erfolgsgaranten des Vorjahres wie Amiri, Uth oder Zuber sind seit Monaten außer Form, im DFB-Pokal war erneut schon in Runde 2 Schluss, gegen Liverpool war man letztlich chancenlos, die Auftritte in der Europa League waren ein sportliches Fiasko, selbst in der wohl leichtesten Vorrundengruppe konnte man nicht bestehen. Und in der Bundesliga steht man zwar im Mittelfeld der Tabelle, die direkte Qualifikation für die Champions League oder zumindest die Europa League erscheint jedoch unrealistisch.

Dazu hat der Trainer auf dem Höhepunkt des Erfolges nach dem Heimsieg gegen den FC Bayern einen entscheidenden Fehler gemacht und öffentlich kundgetan, dass er gerne den FCB trainieren würde: Ein Schlag ins Gesicht jedes einzelnen TSG-Fans, der im Laufe des Jahres viel Zeit und Geld für seinen Verein investiert, um das Team in der heimischen Arena und in fremden Stadien in guten wie in schlechten Zeiten zu unterstützen. Die Krönung des offensichtlichen Realitätsverlustes waren die Bemerkungen auf der Pressekonferenz nach dem Heimspiel gegen Freiburg, die Fans würden ihr Team nicht ausreichend unterstützen und die Mannschaft spiele weiterhin attraktiven Fußball, während jeder Fan mit eigenen Augen sehen konnte, dass seit dem furiosen Heimsieg gegen Leipzig Anfang Dezember plötzlich „die Luft raus war“ und der begeisternde Offensivfußball, für den die TSG lange Zeit stand, einem langsameren und mutloseren Spielaufbau mit Sicherheitspässen gewichen ist und mittlerweile nicht nur die Ergebnisse, sondern auch die Erlebnisse beim Stadionbesuch verloren gegangen sind. Von 17 Heimspielen in dieser Spielzeit (in allen Wettbewerben) wurden gerade einmal acht Spiele gewonnen.

Unverständlich ist aus Fan-Sicht auch, dass nicht noch mehr junge Talente eine echte Chance bei den Profis erhalten, wenn die etablierteren Spieler ohnehin ihrer Form hinterherlaufen. Da wird Felix Passlack vom BVB losgeeist, um nach zwei Kurzeinsätzen in der Bundesliga nur noch U23 spielen zu dürfen. Robin Hack darf in Freiburg zum ersten Mal ran, schießt gleich ein Tor, und wird dann für den Rest der Saison in der Bundesliga nicht mehr berücksichtigt. Justin Hoogma kommt als Stammspieler der ersten niederländischen Liga nach Hoffenheim und macht kein einziges Bundesligaspiel.

Des Weiteren waren die Transfers vor dieser Saison alles andere als Volltreffer. 8-Millionen-Mann Havard Nordtveit spielt z. B. nach überwiegend schwachen Leistungen gar keine Rolle mehr.

 

Hinzu kommt eine unglückliche Außendarstellung der Spielbetriebs GmbH, die einfach nicht zur Ruhe kommt. Hier sei nur an den kürzlich vollzogenen Abgang von Hansi Flick erinnert. Solche Vorgänge sind für die Medien natürlich sehr spannend, für das Image der TSG aber sicher nicht förderlich.

 

Wo soll die Begeisterung darüber hinaus herkommen, wenn einerseits halbjährlich die besten Spieler verkauft werden und der Mäzen andererseits im Rahmen der Jahreshauptversammlung erklärt, dass dauerhafte europäische Ambitionen übertrieben und mit den finanziellen Möglichkeiten des Vereins nicht vereinbar sind. Es ist doch mehr als naheliegend, dass spätestens zu diesem Zeitpunkt die talentiertesten Spieler feststellten, dass die Bühne Europa im Kraichgau ein wahrscheinlich einmaliges Gastspiel abhielt und der persönliche Spielerberater umgehend den Auftrag bekam, den baldmöglichsten Abgang einzuleiten.

 

Wie wird sich diese Entwicklung in der nächsten Saison fortsetzen?

Es könnten schwere Zeiten auf die TSG-Fans zukommen, die sich nach dieser ernüchternden Spielzeit zur neuen Saison wahrscheinlich wie in ihrem leeren Wohnzimmer fühlen werden, wenn die Zahl der Dauerkarten stark sinkt und die Arena nur noch bei attraktiven Gastvereinen gut gefüllt sein wird.

Wäre es angesichts dieser Entwicklung nicht besser für den Verein, im Sommer einen klaren Schnitt zu machen, Julian Nagelsmann mit einer hohen Transfereinnahme zu einem der vielen Interessenten zu verabschieden und mit einem neuen Trainer, der gerne die TSG trainieren möchte, in Ruhe eine neue Mannschaft zu formen?

 

Nun geht die Reise am nächsten Samstag erst einmal in den Borussia Park nach Mönchengladbach. Es wird aber schwer werden, denn der letzte Sieg in Mönchengladbach gelang der TSG vor fast genau sechs (!) Jahren unter Trainer Markus Babbel dank des Siegtreffers von Boris Vukcevic.

Erleben wir nun gerade gute Zeiten oder schlechte Zeiten? Ran an die Tasten, wir sind gespannt auf eure Meinungen!

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