FC Schalke 04 vs. 1899 Hoffenheim
Simpel.
Null nobel – und ein paar spielerische Gedanken
(auch zu den Olympischen Spielen)
Es gibt eine sehr einfache Gleichung, die man in der Politik fürchtet, in allen anderen Bereichen hingegen liebt: Simplizität = Popularität. Natürlich weiß man, dass viele Dinge in beispielsweise Medizin oder Wirtschaft, aber auch im Sport schwierig zu erreichen sind, aber das Ergebnis sollte einfach sein – im Sinne der Funktion.
Bei Medizin und Wirtschaft beispielsweise werden solche Arbeiten ausgezeichnet durch den Nobelpreis (auch wenn das in Sachen Wirtschaft kein „echter“ Nobelpreis ist).
Heute sind viele mit dem Nobelpreis ausgezeichnete Entdeckungen im Bereich der Medizin Mittlere Reife-Wissen, dabei sind sie keine 100 Jahre alt, z. B. die Entdeckungen von Blutgruppen, was dem Österreicher Karl Landsteiner 1930 die begehrte Auszeichnung einbrachte, 1945 gab es sie für die Briten Alexander Fleming, Ernst Boris Chain sowie den Australier Howard Walter Florey für die Entdeckung des Penicillin, und die Doppelhelix der DNA brachte 1962 den Briten Francis Crick, Maurice Wilkins sowie dem US-Amerikaner James Watson ebenso weltweiten Ruhm und der Menschheit Klarheit und Hilfe wie dem britischen Gynäkologen Robert Edwards, der 2010 für die In-Vitro-Fertilisation („künstliche Befruchtung“) die begehrte Auszeichnung ein.
Heute alles mehr oder weniger Banalitäten. Und die Liste ließe sich ewig weiterführen: die Entwicklung von Medikamenten, Organtransplantationen und/oder Louis Pasteurs Erkenntnisse in puncto Bakterien sind uns alle im Detail egal, aber in ihrem Ergebnis sehr wichtig.
Im Bereich der Wirtschaftswissenschaften gewinnen mehr und mehr Spieltheoretiker diese Auszeichnung. Um genau zu sein: Es waren acht in den letzten 23 Jahren. (2014/15 hatten wir uns auch schon einmal an diesem Thema versucht. Grundlage hierfür war das sogenannte „Angsthasenspiel“.)
Und auch 2017 wurde der Preis an den US-amerikanischen Ökonom Richard Thaler vergeben, der „spielerische“ Aspekte in seiner Arbeit untersuchte. Um auch hier genau zu sein: Es ging um Nudging, der verhaltensökonomischen Methode, bei der versucht wird, das Verhalten von Menschen auf vorhersagbare Weise zu beeinflussen, ohne dabei jedoch auf Verbote, Gebote oder ökonomische Anreize zurückzugreifen.
Diese Methode wird beispielsweise im Lebensmitteleinzelhandel oder auch Kantinen eingesetzt, wo durch eine gezielte Platzierung gewisser Angebote versucht wird, deren Absatz zu steigern. Man kann sie aber auch bei sich einsetzen, indem man einen Vertrag mit sich macht, beispielsweise dergestalt, dass man sich ein Ziel setzt (Nehmen wir als Beispiel, weil gerade Fastenzeit ist: bis Ostern keinen Alkohol zu trinken, kein Fleisch zu essen oder was auch immer) und sich im Falle des Nichterreichens durch eine drakonische Maßnahme bestraft: drei Nächte unter einer Brücke schlafen, auf einem Bauernhof eine Woche beim Stallausmisten helfen oder eine hohe Summe an eine dem eigentlichen Ziel entgegenstehende Organisation zu spenden. Auch hier finden zahlreiche, hochkomplexe Prozesse im Kopf eines Einzelnen statt, aber am Ende gilt nur: Ziel erreicht? Ja oder nein? (Anregung für eine Wette gegen dich selbst? Bitte sehr …)
Und genau so verhält es sich ja auch im Sport. Am Ende zählt nur das Ergebnis. Ob man viele Verletzte hatte, der Schiedsrichter so oder so war, der Gegner Glück hatte oder besonders unfair spielte, es zählt nur das Ergebnis. Und je einfacher es für das Individuum ist, dieses Ergebnis selbst zu erkennen, wie z. B. Spielgerät im Tor und Akzeptanz durch den Spielleiter, und in irgendeiner Form für sich anwendbar machen bzw. nutzen zu können (Freude, Ärger, soziale Interaktion), desto populärer ist der Sport.
Das Zustandekommen bzw. eine detaillierte Analyse der komplexen Zusammenhänge, die zu dem Ergebnis führten, interessieren wirklich nur wirkliche Fachleute. Sie mögen daraus Erkenntnisse ziehen, die für ihr weiteres Arbeiten von Nutzen sein könnten. Alle anderen sehen Sieg, Unentschieden oder Niederlage – oder, weil gerade auch die Olympischen Spiele laufen – Erster, Zweiter, Dritter, oder unter ferner liefen, sprangen, drehten, schossen.
A propos Olympia: Auch ein Beleg für die obige These. Denn zweifelsfrei genießen die Sportarten, wo es um Tore, Zeiten, Weiten geht mehr Popularität als jene, bei denen man von Punktrichtern abhängig ist. Und sogar dabei gibt es noch Abweichungen, denn auch die Sprache trägt mit zur Popularität einer Sportart bei.
Glaubst du nicht, geneigte/r Leser/in? Dann teste dich selbst: Wie findest du den Wettbewerb mit doppelten Toeloop, dreifachem Salchow und vierfachem Achsel? Und wie den mit dem „50:50 to backside Sexchange to switch backside 180 out“, ,Frontside cork mit Chicken Salad“ oder einem „Mute Monkey“?
Wenn du jetzt nur grinst, bist du kein/e Fachmann/frau, denn Letzteres ist nicht möglich, da ein „Mute“ ein Grab (sprich: „Gräbb“) der vorderen Hand in der Mitte an der Frontside ist, während ein „Monkey“ den Grab beider Hände in der Mitte an der Frontside im Snowboard Aerial beschreibt.
Beim Eiskunstlaufen werden die meisten auch nur bestenfalls einen Achsel erkennen, da er die einzig vorwärts eingesprungene Figur ist, aber man hat sich halt daran gewöhnt, dass es diese Termini gibt. Wir gehen sogar so weit zu behaupten, dass die wenigsten bisher überhaupt ahnten, dass man „Toeloop“ so und nicht, zum Beispiel, „Toulupp“ schreibt.
Bei diesen und anderen Sportarten gehören solche Termini nun einmal dazu. Da ist es auch völlig in Ordnung, wenn Kommentatoren sie benutzen, auch wenn uns Laien bestenfalls der Schwierigkeitsgrad der einzelnen Figuren interessiert, wenn überhaupt, denn eigentlich zählt auch da nur die Wertung der Punktrichter/innen.
Im Fußball können wir selbst zählen. Und auch selbst werten. Eine konstante Verschiebung der Vierer- auf die Dreierkette über die Doppel-6 und der abkippenden 10 zur falschen 9, um durch ein maximales Packing schnell ins letzte Drittel zu kommen und in der Box bissig zu agieren, interessiert nicht wirklich. Selbst wenn uns das gegen Schalke gelungen wäre, hätte es nicht interessiert, sondern lediglich, ob der Ball im eigenen oder fremden Tor landete. Und da Ersteres öfter der Fall war als Letzteres haben wir das Spiel mit 1:2 verloren.
Über das Zustandekommen (zum (verfli)x-ten Mal nach einer Ecke) will man lieber nichts schreiben, schließlich sagte ja schon Goethe im West-Östlichen Diwan „Getretener Quark wird breit, nicht stark!“
Dieses Zitat haben wir hier auch schon einmal bemüht (2015/16). Und auch zum verschlafenen Start unserer Mannschaft fällt uns nichts Neues ein, denn wir hatten die Arbeit der US-Amerikaner Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young, die den letztjährigen Nobelpreis für Medizin für die Entschlüsselung der Inneren Uhr erhielten, hatten wir sogar diese Saison schon schon zum Thema.
Wir könnten uns also nur wiederholen. Aber, wie (von Goethe) gesagt: „Getretener Quark …“
Natürlich hätten wir auch die Olympischen Spiele zum Anlass nehmen können, etwas übers „Verwachsen“ zu schreiben, doch Gott sei Dank blieben die deutschen Ski-Läufer/innen von diesem Problem verschont. Im Gegensatz zu unserem ist das deutsche Olympia-Team überraschend erfolgreich.
In Sotschi hatten wir am Ende 8 x Gold, 6 x Silber und 5 x Bronze. Zu Beginn von Woche 2 in Pyeonchang hat Team D 10 x Gold, 6 x Silber und 4 x Bronze. Hier hat sich also wirklich was getan.
Das allerdings hat sich bei uns auch, denn nicht vergessen, zwischen zwei Olympischen Spielen liegt die Olympiade (Dieses Wort beschreibt nämlich eigentlich den Zeitraum zwischen zwei Olympischen Spielen, nicht die Olympischen Spiele selbst – womit wir auch diesmal zu der Erweiterung deines unnötigen Wissens beigetragen haben dürften ( – wenn schon nicht zur Erhellung, warum wir das Spiel so verloren haben. (Aber wie gesagt, wir hatten das alles schon mal – und WIR wollen uns ja NICHT wiederholen))) – und vier Jahre sind seine sehr lange Zeit.
Natürlich ist die Verärgerung ob der Niederlage und vor allem ob des Wie groß. Und gerade im Verhältnis zur Vorsaison. Aber den Fehler darf man nicht machen. Es geht um kontinuierliches Wachstum.
Wo also standen wir nach dem 23. Spieltag vor vier Jahren? Mit 7 Siegen sowie 8 Unentschieden und ebenso vielen Niederlagen mit 29 Punkten und einem Torverhältnis von 52:48 auf Platz 10. Just aber an dem Spieltag hatten wir ein sensationelles 6:2 gegen den VfL Wolfsburg hingelegt. Das relativiert vielleicht dein Glaube, wir hätten uns kaum weiterentwickelt. Das haben wir – und nicht nur, weil wir trotz der Niederlage zwei Punkte mehr haben und einen Platz besser stehen.
So stehen wir dieses Jahr nur neun Punkte hinter Platz 2 (und acht vor Platz 16). Zum gleichen Zeitpunkt vor vier Jahren waren es zehn vor dem Relegationsplatz und 16 hinter dem damaligen Tabellenzweiten (wie diese Saison Borussia Dortmund, der damals zum gleichen Zeitpunkt sogar einen Punkt mehr, nämlich 20 hinter dem Spitzenreiter Bayern München lag.)
Und wenn wir nächste Woche gewinnen, sieht alles noch besser aus. Ganz ohne dass wir unser Board auf der Rail um 180 Grad drehen müssen. Oder wie wir Fachleute sagen: Sexchange.
Auch wenn es keine nobelpreiswürdige Erkenntnis ist: Wir müssen nur ein Tor mehr schießen als der Gegner. So einfach ist das.
P.S.: Du glaubst nicht, dass es so einfach ist? Du glaubst eher, dass es nichts wird? Und? Hast du geglaubt, dass Deutschland bei Olympia so gut dastehen würde?
Siehste!
Also mach’s wie die Skeleton-Fahrer/innen:
Kopf hoch!
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