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Hertha BSC vs. 1899 Hoffenheim

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errare berolinum est

Klarer Sieg der TÜV Hoffenheim

Fast 46 Jahre ist es her, dass die Bundesliga vom Kambium erzeugten sekundären Xylem der Samenpflanzen (Holz) auf das mit einem Anteil von 7,57 Gewichtsprozent nach Sauerstoff und Silicium das dritthäufigste Element der Erdkruste und damit das häufigste Metall auf Erden (Aluminium) als Umrandung dessen umstieg, was als besonders schützenswert erschien: dem Tor.

Es war der 3. April 1971, als im Spiel Borussia Mönchengladbach gegen Werder Bremen ein Pfosten brach. Bis dahin waren alle Tore aus Holzquader. Danach stieg man in der Bundesliga – und im Laufe der Zeit auch in allen unteren Ligen auf Aluminiumprofile um, die auch keinen rechten Winkel mehr besaßen, was zum einen natürlich das Risiko einer Verletzung reduzieren sollte, falls mal einer gegen den Pfosten und da dann gegen die Kante knallt, zum anderen aber auch die Physik ins Spiel bringen, schließlich verhält sich eine abgerundete, elliptische Fläche nicht prinzipiell wie eine flache. Bei letzterer ist es klar: Einfallwinkel = Ausfallwinkel. Bei der anderen kommt es halt fast schon auf den Millimeter genau an, wie der Ball sich nach dem Kontakt mit dem Profil verhält.

Allein deshalb war es schon ein arges Kuriosum, was Andrej Kramaric beim Spiel bei der Hertha in der 66. Minute binnen vier Sekunden zustande brachte: erst ein fulminanter Lattentreffer, der exakt wieder bei ihm landete, so dass er gleich noch einmal ein wahres Pfund aus der Distanz auf das Gehäuse hat donnern können, das dann den rechten Pfosten traf. Aber es fiel nicht: das Tor – weder physisch noch metaphorisch, obwohl wir das und damit die 2:1-Führung bereits zu diesem Zeitpunkt mehr als verdient gehabt hätten – durch die vielleicht stärkste zweiten Halbzeit in der Ägide Nagelsmann. Und das bei der bis dahin stärksten Heimmannschaft der Saison, die da allerdings bereits einen Mann weniger auf dem Platz hatte. In der 58. Minute wurde Mittelstädt nach einem harten Einstieg gegen Amiri mit gelb-rot vom Platz gestellt.

Damit wären auch schon die beiden Spieler des Spiels genannt. Beide waren sowohl Helden als auch Deppen, wobei der Berliner zuerst die „Siegfried“-Rolle einnahm, als er in der 8. Minute beim Stand von 0:0 einen Kopfball von Hübner für seinen bereits geschlagenen Keeper vor der Linie abwehrte.

Bereits in dieser ersten Viertelstunde konnte man von einem echten Spitzenspiel sprechen. Beide Mannschaften agierten diszipliniert und taktisch variabel. Besonders die Berliner Flexibilität im Anrennen beim Spielaufbau setzte unsere Defensive, vor allem Süle, immer wieder unter Druck, so dass immer wieder Bälle in für uns ungünstiger Aufstellung verloren wurden. Aber bis auf einmal in der 17. Minute brachte das unsere Defensive nie wirklich die in die Bret… Bredull… in Schwierigkeiten, aber da bewies Oliver Baumanns Knie große Stabilität und er nicht minder große Reaktionsschnelligkeit.

Die war ihm auch nicht beim Führungstor der Berliner abzusprechen, der von Kramaric eingeleitet wurde. Sein Rückpass wurde abgefangen und geriet auf fast schon groteske Art und Weise zu Pekarek, dessen Schuss dann auch noch exakt so minimal von wieder Kramaric abgefälscht wurde, dass Baumann in der 32. Minute keine Chance zur Abwehr des Schusses hatte.

Wie aber der Hoffenheimblog in seinem Spielbericht schon feststellte, ist es gerade der Rückstand, der die ganze Klasse unseres Teams zum Vorschein bringt. So wurde sich kurz geschüttelt und weiter gespielt, wie bisher, wobei die Berliner mehr und mehr den Fehler begingen, das hohe Anrennen zu unterlassen, während wir diesmal nicht ausschließlich durch Tikka-Takka versuchten das Mittelfeld zu überbrücken, sondern auch mal einen gepflegten langen Ball spielten.

Ein solcher war es auch, der den Ausgleich einleitete. Dabei geriet die etwas unsaubere Ballannahme Amiris zum Vorteil, denn der Ball sprang wieder hoch und der Mann, der wenige Minuten zuvor noch den Rückstand seiner Mannschaft mit einer Fußabwehr auf der Linie verhinderte, ging klar mit der Hand zum Ball. (37:13) Elfer und, da der Schiedsrichter es wohl als Absicht wertete, gelbe Karte.

Hoffnung auf den Ausgleich hatten wir nicht. Kramaric stand bereit, und wir glaubten nicht daran, dass er, der gerade mit Doppelkack den Rückstand einleitete, mit dem Strafstoß den Grundstein für seinen Doppelpack legen würde.

Zum einen, weil psychisch, zum anderen, weil er doch arg lässig dastand und die Verzögerungen der Berliner abwarten musste, bis es endlich zur Ausführung kam. (38:18)

Jarstein dachte wohl dasselbe wie wir: Er wird den Ball versuchen, in die Mitte zu lupfen. Sowohl die Körperspannung als auch die „Geschwindigkeit“ des Anlaufs sprachen für unsere Annahme, die sich glücklicherweise nicht bewahrheitete. Ein satter Innenspannstoß flach ins Eck, dagegen kann ein Keeper eigentlich nur was machen, wenn er darauf mental und „sprungtechnisch“ vorbereitet ist. Aus dem Stand geht nichts. Und so stand es plötz- bzw. endlich 1:1.

Eine solche Rückkehr ins Spiel, das man entgegen der Meinung des Kommentators ziemlich deutlich im Griff hatte (ohne den Gegner an die Wand zu spielen), ist natürlich ein Labsal für die Nerven und ein entscheidendes Momentum à la Merkel: „Wir schaffen das!“

Bei Leicester, dem Überraschungsmeister aus England des Vorjahres, soll es ja vor jedem Heimspiel Besuch von buddhistischen Mönchen in der Kabine gegeben haben, um dem Team die spirituelle Kraft für die vor ihm stehende Partie zu geben. Bei den Berlinern schienen in der Pause Benedektinermönche die Ansprache gehalten zu haben – ganz im Sinne deren Mottos: „ora et labora!“ (bete und arbeite!)

Sie standen hinten drin und hofften wohl auf eine Art „Hoffenheimer Hybris“, auf dass wir durch selbstverliebtes (Pass-)Spiel den Ball verlieren und ihnen so die Chance auf Konter gewähren würden. 45 Minuten später haben sich aber eher Seneca und Cicero durchgesetzt: „errare humanum est“, genauer: „berolinum“ – und unsere Geduld, unsere Disziplin und letztlich auch unsere Fähigkeit, Aluminium am Ende nur noch so zu treffen, dass es den Torerfolg nicht verhindert.

Nach dem oben beschriebenen Alu-Doppelpack durch Kramaric war es Demirbay, der in der 68. Minute den bisher nicht berührten linken Pfosten auf seine Stabilität testete. Er war es aber auch, der in der 76. Minute durch einen Fußspitzenpass im Liegen die längst hochverdiente Führung einleitete.

Zwei Querpässe später lag der Ball vor dem Huf Süles, 0,2 Sekunden später wurde das Spielgerät, nachdem es diesmal nur die Unterseite der Aluquerverstrebung touchierte, nur noch vom Netz abgehalten wurde, gen Uckermark zu fliegen. Was für ein Geschoss durch das Geschoss, der seine 100. Bundesligapartie bestritt und bisher in der Saison nur einmal traf: gegen die Hertha im Hinspiel, was auch das einzige Tor in jenem Spiel war.

In diesem sollte noch eines fallen. Wagner nutzte die Chance, die die Berliner boten, als sie plötzlich mit einer Art Libero spielten (zumindest war deren letzter Mann drei Meter hinter der Abwehrreihe gestanden). Seinen Querpass direkt in den Lauf musste Kramaric nur noch einschieben, was ihm auch gelang. Dafür knallte er danach ans Aluminium als eine Art Abschluss der fast schon TÜV-verdächtigen Stabilitätskontrolle unserer Spieler des Berliner Gehäuses, aber a) nicht schlimm, b) auch egal, denn der Ball war drin, die drei Punkte im Sack und wir stehen so gut da in der Tabelle, dass die Europa-Premiere immer weniger unwahrscheinlich wird. Aber wir brauchen schon noch ein paar Dreier. Am besten gleich nächsten Dienstag. ☺

Dafür braucht es natürlich auch Glück, aber dafür kann ja jede/r, auch du, geneigte/r Leser/in was für tun: Klopfe einfach dreimal auf das vom Kambium erzeugte sekundäre Xylem der Samenpflanzen ☺, auf dass …

  1. wie bereits im Hinspiel das Aluminium uns hold bleibt
  2. wie bereits im Hinspiel kein Gegner und
  3. keiner der unseren in unser Tor trifft.

Es wäre eine gute Zeit für eine Premiere! ☺

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