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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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JETZT WIRD’S NERNST!

Die TSG zwischen Babylon und Quantenphysik

Man hat ja gerne so seine Vorsätze: Wir, z. B., wollen den Spielen für dich, geneigte/r Leser/in, immer einen Erkenntnisgewinn hinzufügen. Dafür nehmen wir das Spiel oder einen Aspekt daraus als Aufhänger für eine Analogie, ein Thema, ein Wissenshäppchen, mit dem du am Schluss des Beitrags im Idealfall etwas klüger bist. Das ist grade aktuell besonders sinnvoll, denn aus der TSG selbst wird man gerade nicht schlau.

Die besondere Herausforderung dabei ist natürlich, sich nicht, zumindest möglichst wenig zu wiederholen, auf dass du, geneigte/r Leser/in, eben nicht denkst/sagst: „Immer dieselbe Scheiße“.

A propos Vorsätze: Die haben ja viele, gerade zu Jahresanfang. Das kommt (wohl) aus einer Zeit, als der Jahresanfang der Mitte März war. Im alten Babylon, dessen Blütezeit zwischen 1800 und 140 v. Chr. lag.

Babylon (oder auch Babel) selbst ist aber wesentlich älter. Es gibt schon gegen Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. erste Erwähnungen Babylons, jedoch nur als unbedeutende Kleinstadt. Diese entwickelte sich dann zu einem Zentrum der Hochkultur. Sie ist auch Heimstatt eines der sieben Weltwunder der Antike: den hängenden Gärten der Semiramis.

Aber wie das halt so ist bei Hochkulturen, die lange Zeit Ruhm und Reichtum in sich vereinten: der Größenwahn hielt Einzug („Turmbau zu Babel“) und die Dekadenz beherrschte das Denken und Handeln der Regierenden. Heute dient Babylon zumindest in unserem Kulturkreis als Sinnbild von Neid, Hochmut und Niedergang („Sündenbabel“, s. a. „Babylon Berlin“).

Nein, nein, nein. Das ist nur Info, keine Anspielung. Wie auch? Als Hoffenheim erstmals erwähnt wurde (773 n. Chr. im Lorscher Codex als „Hovaheim“), war Babylon längst begraben. Es wurde erst Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem vom deutschen Archäologen Robert Koldewey wieder und das auch nur teilweise freigelegt.
(90 Kilometer südlich von Bagdad sind die Arbeitsverhältnisse schwierig. – Auch das nur Info, keine Anspielung …)

Es ging um „Akitu“.

Akitu ist leider kein japanischer linksfüßiger Mittelläufer, dessen Verpflichtung wir der TSG dringendst ans Herz legten, wobei wir per se schon sehr der Meinung sind, dass wir uns unbedingt mit einem Spieler aus dem Bereich unseres Planeten verstärken sollten, denn zumindest haben wir immer Probleme gegen Mannschaften mit einem fernostasiatischen Mentalitätsmonster in ihren Reihen.

O.K., zugegeben, das gestrige Spiel bewies, dass wir auch gegen Mannschaften ohne Fernostasiaten und normaler „Mentalität“ Probleme haben.

„Akitu“ war in Babylonien ein 12-tägiges Fest während der Aussaat, bei dem die Menschen ihren Gottheiten spezifische Versprechen haben, die oft mit der Rückgabe von Gegenständen an ihre rechtmäßigen Besitzerinnen und Besitzer verbunden waren. Natürlich verbunden mit der Hoffnung, dass durch Reue und gegebenenfalls Läuterung und Besserung der Ertrag besser würde.

Und während Babylonien unterging, die Idee der guten Vorsätze überlebte – auch die Veränderung des Jahreswechsels von den Iden des März auf den 1. Januar, der inzwischen von den Römern als Neujahrstag ausgerufen wurde – zu Ehren des Janus, des doppelgesichtigen Gottes, der eben sowohl auf das vergangenene wie auch kommende Jahr blicken kann.

Und um eben Janus ging es erst kürzlich in einer unserer Spielrückbetrachtungen, doch der Joker der Partie sticht jetzt nicht mehr für uns. Das Kapitel ist zu Ende … Auch das … keine Anspielung …

Statt dessen setzt die TSG wieder neue Maßstäbe und zeigt, dass auch das nach allen Regeln eigentlich Unmögliche möglich ist. Wir hoffen nur, dass dies nicht auch für den dritten Hauptsatz der Thermodynamik gilt. Absolut …

Kleines Quiz zur Auffrischung:
Was haben der Anfang eines Zollstocks, 273,15 K, der normalhohe Meeresspiegel und das Spiel gestern gemeinsam, wobei Letzteres nicht wissenschaftlich definiert ist?

Genau: sie alle stellen einen Nullpunkt dar.

Zur näheren Erläuterung: 273,15 K(elvin) entspricht 0 °C. Daraus folgt im Umkehrschluss, dass die Temperatur von 0 Kelvin den absoluten Nullpunkt dar, aber der kann nach dem dritten Hauptsatz der Thermodynamik von realen Systemen nicht erreicht werden.

Diesen dritten Hauptsatz der Thermodynamik nennt man auch Nernstsches Theorem, benannt nach dem deutschen Physiker Walther Nernst.

Dieses Theorem sagt aus, dass die Entropie, also die die Unordnung in einem System und die damit verbundene Anordnungsmöglichkeit der Teilchen in einem System, innerhalb eines geschlossenen Systems für T → 0 gegen eine von thermodynamischen Parametern unabhängige Konstante geht, woraus eben folgt: Der absolute Nullpunkt (der Temperatur) ist durch eine endliche Anzahl von Zustandsänderungen nicht erreichbar. Zudem ist die Entropie (Symbolzeichen: S) in der Chemie ein Instrument für Aussagen über die Wahrscheinlichkeit der Spontanität einer Reaktion.

Zugegeben, wir hatten im Laufe der Jahre das ein oder andere Spiel, wo einem das Blut fast in den Adern erfror.

Wir denken da an eine Schneepartie im Berliner Olympiastadion, wo keine der Mannschaften einen einzigen Torschuss absetzte, wir den Kick aber dennoch durch 0:1 verloren. Oder die Partei beim VfB bei rund 256 K (-17 °C), die wir ebenfalls verloren.

Aber dazu war es diesmal zu warm. Aber es konnte auch aus einem anderen Grund nicht passieren: Die Mannschaft spielte völlig blutleer.

Vom Anstoß weg waren wir unterlegen. Die Gäste, die erst einen Tag zuvor aus ihrem Trainingslager aus Portugal mit Temperaturen von fast 300 K (ca. 22 °C) anreisten, hatten keinerlei Probleme, ihre Energie hochzuhalten, während unsere Spieler bei jedem Pressing zu erstarren schienen. Die Dynamik in der Vorwärtsbewegung lag dabei unter der der Südpolexpedition von Messmer und Fuchs.

Sie beendeten ihre am 13. November 1989 begonnene 2.800 kilometerlange Tour quer über die Antarktis am 12. Februar 1990 = 91 Tage. Zu Fuß!

Das einzige Hilfsmittel, das sie hatten, waren Gleitschirme, von denen sie sich bei entsprechenden Windverhältnissen haben ziehen lassen.

Bei der TSG war null Zug zu spüren und entsprechend gab es bereits Mitte der ersten Halbzeit Gegenwind von den Rängen. („Wir wollen euch kämpfen sehen!“) Wozu? Zu Recht, denn von Kampf war nichts zu sehen, dafür viel Krampf und Fehlpässe – und neue Spieler.

Auf Gift Orban war man natürlich sehr gespannt. Würde er die Sturmmisere beenden können? Nö, konnte er nicht, was aber vor allem daran lag, dass er schlicht keinen Ball bekam, was wiederum nicht an seiner Geschwindigkeit oder Ballbehandlung lag, sondern den „Zuspielen“ – lange Bälle mit der Präzision einer Kugel einer Schrotflinte.

Die Kurzpässe waren aber auch nicht besser. Insbesondere Bischof, der ja ansonsten positiv mit eiskaltem Passspiel und Dribblings zu gefallen weiß, wusste gar nichts mit dem Spielgerät anzufangen. Auch Kaderabek, Prass, Kramaric, Hlosek, Nsoki brachten Ball lediglich beim Rückpass sicher zum Mitspieler und der Adressat hieß meist Baumann, der seinerseits mit Kicks agierte, wo bei der Berechnung der Flugkurve nicht selten Höhe und Weite verwechselt wurden.

Es war unverständlich – und unansehnlich. Dass nach rund einer halben Stunde bei einer Ecke ein 1,70 m-Mann gegen unsere Innenverteidigung (> 1,85m) sich im Fünfer ungedeckt hochschrauben und den Ball völlig frei einköpfen konnte, überraschte zu diesem Zeitpunkt keinen mehr. Der obligatorische Rückstand ward erzielt, der Nullpunkt war erreicht.

Mit viel Glück und einmal Oli retteten wir diesen Rückstand in die Pause, aus der wir mit drei neuen Spielern zurückkehrten, einer davon (wieder) ein ganz Neuer. Nsoki, Kaderabek und Samassekou durften Platz machen für Akpoguma, Gendrey und Yardimci, dessen Leihe an Sturm Graz wir mal derart kurzerhand beendeten, dass wir fast einen Rekord brachen – nämlich den der höchsten Rückennummer eines Bundesligaspielers.

Den hat immer noch Görlitz vom KSC mit der 77, aber die 53 – auch nicht niedrig und gerade auch deshalb bemerkenswert, weil laut Spielordnung der DFL nur Rückennummern bis 49 zulässig sind. 🙂 Verstehen wir das? Nö.

Für uns unverständlich, warum Grillitsch abrasiert wurde, wo wir ja definitiv einen Bedarf an Mittelfeldstrategen haben, Samassekou ausgewechselt und Prass drin bleiben durfte und warum dann noch so ’n Neuer in ein System geworfen wurde, das den Namen System nicht verdient.

Ein System hat eine Ordnung, eine Struktur, eine Abfolge, aber all das hatte unser Spiel nicht. Es waren keinerlei Automatismen zu erkennen und uns fehlte die Vorstellungskraft, wie gerade die neuen neuen Spieler für diese sorgen könnten.

Die ersten beiden Minuten nach Wiederanpfiff schien das aber zu funktionieren. In den 120 Sekunden war mehr Tempo in unseren Reihen als in den 47 Minuten in Durchgang 1. Aber dann hatten sich die Gäste auch auf die neuen ein- und kalt gestellt.

Nach einer Stunde kam Moerstedt für Orban, aber wir trotzdem kaum vors Gästetor. Es war ein Graus. Und als wir dann mal davor waren – und Selbiges leerst  –, drosch Prass den Ball aus vier Metern fünf Meter drüber. Es war ein Graus.

In den letzten Minuten gab es dann zwar mehr Szenen, die Ausgleichpotenzial hatten, andererseits auch Konterchancen für die Gäste, die sie fast ähnlich kläglich vergaben. Nur: Sie führten immer noch, nicht zuletzt, weil wir immer noch nicht heiß genug waren.

Zum Glück war es kalt und die Menschen dick in Jacken, Mützen und Schals eingemummelt, so man den dicken Hals der Fans nicht sehen konnte. Aber man erkannte ihn am Verlassen des Stadions schon weit vor Beginn der sechsminütigen Nachspielzeit.

Dann war Schluss, und die Süd so freundlich, die Mannschaft nach dem Spiel freundlich mit Anfeuerungen in die anstehenden Auswärtspartien zu verabschieden.

Das (physikalische) Problem mit Anfeuerungen nach einem so frostigen Nachmittag: Das Eis wird dünner.

Was bleibt ist die Hoffnung. Die Hoffnung darauf, dass das Nernstsche Theorem auch für uns gilt. Mittwoch wissen wir mehr.

T = Temperatur
S = Entropie
G = Erdschwerebeschleinigung (Gravitation) ???

Wenn man berücksichtigt, dass wir spätestens  jetzt auf dem Boden der Tatsachen angelangt sind, könnte das letzte Spiel der Hinrunde direkt positiv überraschen. Aber wir rechnen nicht erstmal damit: das Nernstsche Theorem bzw. den dritten Hauptsatz der Thermodynamik:

wobei kB ein Umrechnungsfaktor von absoluter Temperatur in Energie (Boltzmann-Konstante) darstellt und g die Entartung (hier: die Existenz mehrerer, voneinander linear unabhängiger Eigenzustände Messgröße (Observablen) zum selben Messwert) des Grundzustands (der Zustand der geringstmöglichen Energie).

—-

Na, geneigte/r Leser/in, woraus bist du jetzt schlauer geworden – dem Kick der TSG oder diesem Beitrag? Wir tippen auf Letzteres – und sei es nur, dass die jetzt die eigentliche nummerische Obergrenze für Bundesligatrikots kennst. 🙂

Comments

  1. Detlev Ziehm

    Wie immer messerscharfe Analyse. Danke

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