1899 Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg
Hurz!
So absurd es auch klingen mag:
Spiel und Witz
Die TSG startet via ihren Social Media-Kanälen mit einem Wortspiel:
„Heute werden die Wölfe gefellt!“
Zugegeben, wir waren skeptisch, ob das nicht etwas zu bemüht war. Es wirkte so, als habe sich da wer einen Wolf gedacht. Aber – und das weiß wahrlich niemand besser als wir: Besser macht man das als sich einen Kopf.
Generell leben wir ja in Zeiten, in denen man selbst dazu neigt, genau dies zu tun, indem man sich so hirnfreie Fragen stellt wie: „Darf man das noch machen?“, „Darf man das noch sagen?“, denn letztlich führt es zur schlimmsten aller Fragen: „Darf man das noch denken?“
Darf man. Alles. Klar, es gibt Grenzen, aber die hat das Strafgesetzbuch, das Grundgesetz und nicht zuletzt das Bundesverfassungsgericht geregelt. Und nur das zählt. Da kann Facebook, Twitter oder sonstwer sonstwas behaupten, sie sind bestenfalls die Moralitive, nicht die Judikative. Und wenn es eine letztinstanzliche Moralinstanz gibt, dann ist eben nicht Twitter oder Facebook, aber auch nicht die Bibel, der Koran oder der Talmud, sondern immer Oma. Ihre Urteile gelten, ob nun „Lass‘ die Leute reden.“ oder „Das sagt man nicht.“
Nun sind aber solche Antworten heutzutage in Verruf geraten. Ihnen wird eine gewisse Niederkomplexität nachgesagt, so dass sie als intellektuell minderwertig daherkommen. Da nun aber auch Religion nicht mehr allzu hoch im Kurs stehen, vermeidet man auch direkte Zitate aus der Bibel oder dem Koran, sondern beruft lieber auf beispielsweise esoterische Allgemeinplätze. Wenn schon Religion, dann Buddha, evtl. ein Guru oder, das ginge auch noch, Rabbi. Auch der Talmud hat ein weitaus besseres Image als die beiden anderen Basiswerke. Er wird ja gerne als die Quelle dieser Mahnung genannt:
„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal“.
Das mag nach den Sprüchen der Väter klingen, doch tatsächlich stammt diese Weisheit wohl von dem englischen Schriftsteller Charles Reade (1814–1884). Irgendwann hat jemand damit begonnen, das Zitat dem Talmud zuzuschreiben – ohne Stellenangabe, was dann die nächste Person toll fand und es abschrieb. Und so weiter.
Im Grunde also genau das, was heute bei den klassischen Medien und Social Media passiert. Man liest eine Information hunderte Male, aber de facto gibt es ein Basisstatement, das von interessierter Seite weiterverbreitet wird. Und weiterverbreitet wird. Und weiterverbreitet wird. So entsteht der Eindruck von Wahrheit, weil das „alle“ sagen, aber im Grunde wiederholen sie nur eine Behauptung aus einer Quelle.
Wenn diese sich dann als „falsch“ herausstellt oder sogar von der ursprünglichen Quelle korrigiert wird, hat das keinen Erfolg mehr, die Tatsachen der Wahrnehmung zu verändern. Der Irrtum, die Lüge wird zur Wahrheit!
Nehmen wir als Beispiel die TSG: Spätestens 2008 wurde Hopp mit Abramowitsch gleichgestellt. Der Verein sei nur sein Spielzeug. Es wäre ein traditionsloser Verein. Es sei ein herz- und seelenloser Verein. Wenn Hopp morgen sein Interesse an seinem Hobby Hoffenheim verliert, ist der Verein übermorgen vergessen. Die TSG interessiere keine Sau.
Wir werden uns hier nicht die Mühe machen, das alles zu widerlegen. Es bringt nichts. Das sind die seit nunmehr eineinhalb Jahrzehnte medial verbreitete Mären, die ja auch hier geglaubt oder zumindest weiterverbreitet werden.
Das Lieblingsindiz dafür ist dann immer die Stadionauslastung. DAS ist niederkomplex gedacht. Und wenn dies von Menschen aus Kiel, Garmisch oder Zittau kritisiert wird, dann ist das sowieso nichts weiter als die Inanspruchnahme des grundgesetzlich verbrieften Rechts auf freie Meinungsäußerung. Hierbei besteht keine Pflicht zur Intelligenz.
Es besteht nicht einmal die Pflicht zur Wahrheit – und das formaljuristisch zwingend, letztlich aber nicht wirklich für die Presse, weil man Wahrnehmung trotz Wahrheit lenken kann, z. B. indem man die relevanten Informationen in den 16. Abschnitt eines Artikels packt.
Ganz allgemein haben Medien die Aufgabe, die Öffentlichkeit über wichtige Ereignisse der Gegenwart zu informieren. Dazu gehören auch begangene Verbrechen. Solange ein mutmaßlicher Täter aber noch nicht von einem Gericht rechtskräftig verurteilt wurde, gilt er als unschuldig und lediglich verdächtig. Veröffentlichen Medien nun dennoch Berichte über die Tat und identifizieren darin den Verdächtigen in einer Art und Weise, die den Schluss zulässt, der Verdächtige könnte die Tat begangen haben, so nennt man dies „Verdachtsberichterstattung“. Und dabei wird sehr oft, sehr schnell ge- und auch verurteilt, was den betroffenen Menschen zu großem Schaden gereichen kann: Kachelmann, Stacey, Mockridge, Lindemann …
Ganz so krass, aber strukturell sind hier große Parallelen zum Sportjournalismus zu erkennen, gerade bei der Transferperiode. Auch hier werden Gerüchte um Gerüchte publiziert, was an sich ja schon grenzwertig ist, aber sie sind ja generell als Gerüchte erkennbar. Wenn aber versucht wird, dem Gerücht sozusagen Würze und einen Wahrscheinlichkeits- oder gar Wahrheitsbooster durch eine Lüge gegeben wird, dann sollte so etwas nicht nur mit einer Rüge des Presserats bestraft werden, sondern mindestens 50.000 € Buße zu spenden an bspw. eine karitative Einrichtung für Mobbingopfer.
Im konkreten Fall hat der Kölner Stadt-Anzeiger darüber berichtet, dass der 1. FC Köln an Ihlas Bebou interessiert sei, bis dahin ein klar erkennbares Gerücht. Dann aber kommt: „Er soll nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bereits zum Medizincheck in Köln gewesen sein.“ Es folgte ein Verweis auf „widersprüchliche Aussagen um die Personalie“ – „aus Vereinskreisen“. Dieser Nachsatz fällt bei der digitalen Version des alten Kinderspiels „Stille Post“ bekanntlich weg. Diese Kurzfassung findet dann große Verbreitung sowie folglich (womöglich) erfreute oder erhitzte Gemüter. Oder trübt jene, z. B. die der TSG-Forenfans, die ja nur allzu gerne jede Negativnachricht als wahr annehmen.
Solltest du, geneigte/r Leser/in, auch davon betroffen sein, verweisen wir gerne erneut auf den NICHT aus dem Talmud, sondern von Charles Reade stammenden Aperçu:
„Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte.
Achte auf deine Worte, denn sie werden Handlungen.
Achte auf deine Handlungen, denn sie werden Gewohnheiten.
Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter.
Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal“.
Und wenn sich Leute aus der Region hierüber echauffieren, am besten bereits während des Spiels via Social Media, dann sei darauf verwiesen, dass es auch keine Pflicht zu Stringenz und/oder Kongruenz gibt, denn schließlich liegt die Frage nahe, warum dieser Mensch lieber an seinem mobilen Endgerät sitzt und so etwas in die Welt sendet statt seinerseits durch Präsenz im Stadion Abhilfe dieses von ihm monierten Malus zu schaffen?
Wäre er oder sie diesmal gekommen, hätten sie ein höchst unterhaltsames Spiel gesehen, wenngleich hierfür ein höheres Humorverständnis zwar nicht zwingend notwendig, aber dennoch zuträglich gewesen wäre.
Es war absurd, was wir zu sehen bekamen, auf den Halmen, also den Frühstformen der Bretter, die für uns die Welt bedeuten.
Kennzeichen des absurden Theaters war die Darstellung der Sinnfreiheit der Welt und darin den darin orientierungslosen Menschen.
Theaterkritiker wären bestimmt überschwänglich ob der Leistung gerade zu Anfang des Stücks, in der diese Sinnfreiheit im Tun und der Orientierungslosigkeit im Rahmen der räumlichen Rolle geradezu perfekt auf der linken Seite der Bühne von Szalai und Bülter verkörpert wurde. Bebou, das Pendant auf der rechten Seite, zeigte zu Anfang ebenfalls großes Talent zum zusammenhanglosen Irrtum, fiel aber mit der Dauer des Stücks mehr und mehr in die Rolle des ernstzunehmenden Verbindungsspielers, der nur noch in seinem Offensivspiel mit grotesken Zügen zu überzeugen wusste. Allerdings ist dies eine Einschätzung für deren Fachpublikum, das Samstag zu den Tausenden abwesenden Zuschauern zählte.
Das Spiel am Samstag war eine klassische Abonnenten-Veranstaltung. Da kommen die Treuesten der Treuen und ein paar Freunde. Die Schwierigkeit bei solchen Veranstaltungen ist die Erwartungshaltung des Publikums. Deren positive Perzeptionsbereitschaft korreliert reziprok mit dem Maß des Experimentellen, des Außer(!)gewöhnlichen.
In den Stücken des absurden Theaters lösen sich die vom klassischen Theater geforderten Einheiten der Zeit, der Handlung und des Ortes auf. An ihre Stelle treten unlogische Szenarien, absurde Handlungen und wahllos verknüpft erscheinende Dialogreihen, hier: Ballstafetten.
So gesehen ergab sich aus Sicht eines Feuilletonistenfans ein sehr interessantes Spannungsfeld.
Die Verfasser solcher Stücke (interessanter(?)weise gibt es keine nennenswerte Vertreterin des Absurden Theaters) sind bestrebt, Gestik, Dekor und Bühnenelementen eine der Interaktion gleichgestellte Rolle zuzuweisen, wobei das Hauptinteraktionsmittel (im Theater: die Sprache, auf dem Rasen: der Ball) als formelhaftes, sinnentleertes Kommunikationsmittel entlarvt wird.
Der normale Aufbau eines Spiels, ob als Gesamtheit oder als Mannschaftsleistung, war nicht zu erkennen, was vor allem an unserer Mannschaft lag. Und während die TSG den Mut zum Experimentellen darbot, zeigten die Gäste ein völlig unprätentiöses Spiel, das jegliches Risiko vermied.
Feuilletonistenfans würden darin eventuell gerade durch das zwanghafte Bestreben nach Sinn durch maximale Zweckmäßigkeit des Handelns die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Daseins aufgeworfen sehen, für die TSG-Forenfans war es Anlass genug, dem Schauspiel vernichtende Kritiken zu geben.
Doch zu deren großer Überraschung dürften sich da die Unzufriedenen, ob nun aus Eppelheim, Epfenbach oder dem Elfenbeinturm, in einer gemeinsamen Diskussion finden, denn umstritten ist, ob es sich bei dem absurden Theater um „absurde Darstellungen“ oder um die „Darstellung des Absurden“, d. h. der Absurdität der Welt, handelt, schließlich wird in den Werken der Avantgarde Ängsten und Obsessionen in Form eines semiotischen, sprich: zeichenbehaftetem Theaters Ausdruck verliehen.
Ist es nicht genau das, was der moderne Fußball auch außerhalb des Platzes soll? Zeichen setzen? (Wie absurd es ist zu fordern, dass wer oder was außerhalb des zugedachten Raumes Zeichen setzt, die dann auch Wirkung außerhalb des eigentlichen Raumes haben, wollen wir hier nicht erörtern. Es würde ausufern und wir wollen uns doch knackig knapp fassen …)
Viele Zuschauer sympathisieren mit der erstgenannten Annahme der „absurden Darstellungen“. Obwohl … Da sie sich weigern, sich selbst und ihr Leben für absurd zu halten, lehnen sie das absurde Theater in Gänze ab. (Insbesondere Aufführungen von Beckett-Stücken seien dafür bekannt gewesen, dass ein Großteil des Publikums bereits zur Pause das Theater verlasse.)
Das blieb uns bzw. der TSG erspart.
Alle blieben nach dem 1. Akt, der mit dem Ausgleich kurz vor Pfiff durch den früheren Wolfsburger Spieler Brooks und eingeleitet von dem anderen früheren VfL-Spieler Weghorst sowie dem bis dahin durch Zusammenhanglosigkeit überzeugenden Bülter auch einen perfekten Cliffhanger bot.
Die Führung der Gäste kam durch einen Klassiker des Absurden zustande: Wenn die Offensive Tore schießt und dafür die Defensive überwinden muss, kann ja nichts passieren, wenn man die Defensive weglässt, da dann nichts überwunden und folglich auch kein Tor geschossen werden kann.
Merke: Wie so oft, ist nicht alles logisch, was logisch klingt.
Mehr noch: Nicht Weniges, was logisch klingt, ist nicht wenig absurd.
Und wenn die erste Halbzeit etwas nicht war, dann war es nicht wenig absurd:
Während die Gäste immerhin versuchten, durch ein maximal niederkomplexes Spiel so etwas wie Struktur zu schaffen, schaffte es unser Team, vor allem die linke Defensivseite, dass uns ein Mischwort überraschten Erschreckens („Huch!“) und sich plötzlich entwickelnder Entweichens gastroenterologischer Gase („Furz“) entwich … und dann wurde es überdeutlich, was wir sahen, man musste nur auf seine innere Stimme hören:
„Der Wolf …
Das Lamm …
… auf der grünen Wiese …“
Dabei erwies sich die TSG als der sprichwörtliche Wolf im Schafspelz, der in der zweiten Halbzeit den Gegner mit seinen eigenen Waffen schlug.
Die Redewendung hat ihren Ursprung auch nicht im Talmud, sondern in der Bibel, genauer dem Evangelium nach Matthäus (7, 15): „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“
Deren wahre Natur werde durch ihre Taten offenbar. Allerdings sind mit „falschen Propheten“ weder Matthäus gemeint noch die TSG.
Sie aber machte sich im ersten Durchgang wirklich klein und trat etwas unbeholfen und tapsig auf, um sich noch besser zu tarnen – und wie nennt man ein kleines Schaf?
Nach rund einer Stunde war Schluss mit lustig und die TSG machte ernst. Jetzt war es der andere herausragende Akteur des Absurden aus dem ersten Durchgang, Szalai, der mit seinem Pass auf Grillitsch für die Mutation der Mannschaft sorgte. Pubertät qua Pecking: Es war aberwitzig, aber witzig, denn Szalais Heber über die Hintermannschaft der Gäste verwandelte der Österreicher, der bis dahin steif wie ein Vollpfosten aufspielte, zum Schuss – Peng! – und traf voll Pfosten – Klong!
„Bing!“ schallte es durch Stadion: „Die TSG wechselt aus!“ – und kaum war Skov (für Bülter) auf dem Platz, agierte das gesamte Team insgesamt wie ausgewechselt. Statt einem gefühlsleeren flachen Spiel kam es nun durch ihn und seiner gefühlt ersten Ballberührung zu einem gefühlvollen Flachpass, der bei Beier landete, der mit Glück verwandelte und zum Glück ging es mit der Verwandlung weiter – und jetzt fing es erst richtig an, Spaß zu machen.
Wie 1991. In der Provinz.
In der niedersächsischen Gemeinde Stuhr präsentierten der Tenor Mirosław Lem (Hape Kerkeling) und der Pianist Piotr Stianek (Achim Stegemann) einem unwissenden Publikum einen angeblichen Ausschnitt aus einer dissonant bis atonal klingenden Oper des fiktiven zeitgenössischen klassischen Komponisten Sewald Brewske.
Lem lud die Gäste danach ein, Fragen zum Werk zu stellen, wodurch sich die Absurdität erst wahrlich vollendete, denn Teile des Publikums bemühten sich in der anschließenden Diskussion um eine ernsthafte Interpretation des Stücks.
Es kommen sechs Zuschauer zu Wort. Einige üben Kritik am Stück. So erklärt ein Zuschauer die Art der Interpretation für sehr gewöhnungsbedürftig. Einer Zuschauerin, auf die das Stück komisch wirkt und die ungläubig fragt, ob das wirklich klassische Musik sei, unterstellt Lem alias Kerkeling, sie habe keinen intellektuellen Zugang zum Stück, worauf die Zuschauerin pikiert reagiert. Eine andere Zuschauerin fragt, ob die gesamte Oper in dieser Erzählform geschrieben wurde und ob noch weitere Tiere vorkämen. Kerkeling erklärt dazu, dass die gesamte Oper ohne Inszenierung auskomme und die Zuschauerin das Werk etwas missverstanden habe, da es wie in einer Fabel weniger um die Tiere, sondern mehr um den Bezug zum Menschen gehe.
Ein Zuschauer erklärt, das Motiv von Wolf und Lamm habe eine lange Geschichte. Da darin aber auch immer die Vision einer möglichen Versöhnung enthalten sei, sei dies womöglich auch eine Intention des Komponisten. Derselbe Zuschauer sagt auf Englisch, er denke, die beiden Künstler wollen das Publikum testen. Darauf fragt Stianek alias Hagemann, ob nicht das ganze Leben ein Test des Publikums und der Menschen sei.
Am Ende lösen Kerkeling und Hagemann die Situation auf, indem sie das Stück Das ganze Leben ist ein Quiz vortragen, des damals sehr bekanntes Titellieds der damals sehr bekannten Comedyshow „Total normal“. Einige Zuschauer reagierten daraufhin mit Lachen und Klatschen, andere blieben ernst.
Letzteres traf auch auf die Forenfans zu, die sich nur wenig mit dem Wandel anfreunden konnten. Ein „Warum nicht gleich so?“ war noch das Positivste, was deren zerebrales Lustzentrum zuließ.
Die Freunde der Fußballkunst kamen dann im Finale des Stücks mehr und mehr auf ihre Kosten, zumal Skov eine Viertelstunde später schön und dramatisch auf 3:1 erhöhte.
Dabei war schön sein Schuss, dramatisch die mehrminütige Überprüfung des Treffers durch die VAR sowie den wahren Schiedsrichter. Das brachte dem Spiel eine siebenminütige Nachspielzeit, diese selbst aber nichts ein.
„Hurz!“
Pardon: Schluss.
Was lässt sich nun aus der Darbietung lernen?
Im Gegensatz zu „Hurz!“ können und wollen wir das Spiel nicht wissenschaftlich exakt analysieren. (Das würde ja auch viel zu weit führen, und wir wollen ja nicht ausufernd dummes Zeug plappern.) Jedoch möchten und können wir hier Parallelen zu den Ergebnissen ziehen:
- Die Musikwissenschaftlerin Maria Goeth sieht das Konzert-, also Live-Publikum sowohl in der aufgebrachten kognitiven Leistung als auch der Ästhetik ihrer Interpretation dem Studio- und Fernsehpublikum überlegen. („Nehmt das, Forenfans!“)
- Natürlich wähnt sich das Fernsehpublikum überlegen, da sie die Intention, also den Witz sofort erkennen. Dies gelingt ihnen aber nur durch den Rahmen (Comedysendung). Wäre die ganze Darbietung in „titel, thesen, temperamente“ gezeigt worden, wäre die Perzeption definitiv eine andere gewesen. Das vermeintliche Verstehen des Betrachters / der Betrachterin gelingt also nur durch zeitgleich kommunizierte Musterlösung. Und im Gegensatz zum Stück selbst ist das ja nun dann wahrlich keine Kunst!
- Da die beiden Komiker aber mit der Gestaltung des Beitrags das Ziel verfolgt hatten, das Konzertpublikum in die Irre und damit zu einer ernsthaften Interpretation des Stücks zu führen, habe das Publikum vor Ort das Werk gemäß der Autorenintention verstanden. Etwas keck lässt sich darauf eine Parallele zur generellen Ablehnung des Absurden ableiten und der Widerwille zum Livebesuch, schließlich muss man dort alleinig den Protagonisten und seinem Verständnis des Dargebotenen vertrauen. Zudem ist die positive Resonanz vor Ort, weniger gegeben als vor dem heimischen mobilen Endgerät, da der/die Sitznachbar/in eine trotz nur 30 cm Verschiebung der Perspektive, aber wohl vor allem durch eine komplett andere Grunddisposition (z. B. „pro TSG“) eine ganz andere Sicht auf die Dinge und vor allem das Ergebnis hat.
Sieg.
Platz 6.
Europa.
Fühlt sich zwar nicht absurd, aber etwas irreal an, aber auch herrlich, mal so in eine Länderspielpause zu gehen … und ganz im Sinne des einleitenden TSG-Wortspiels:
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