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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfL Wolfsburg

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Käsekuchen

Alles eine Frage des Rezepts – und der Rezeptoren

Vorbereitung:

Bei den allermeisten Menschen ist es doch so: Wenn Sie etwas in Angriff nehmen, haben sie eine genaue Vorstellung von dem, wie sie das Projekt angehen, wie es aufgeht, wie es am Ende aussieht und sind davon überzeugt, dass nicht nur ihnen das Ergebnis schmeckt.

In den allerseltensten Fällen aber entspricht das, was letztlich serviert wird, den eigenen Vorstellungen nicht.

Nehmen wir zum Beispiel an: Die senioren Herren unseres Fanclubs wollten einen Käsekuchen backen. Jeder Einzelnen von ihnen wüsste ganz genau, wie er auszusehen hat, wie er zu schmecken hat. Mürbeteig oder Hefeteig? Wie dick ist der Boden? Oder ist er bodenlos? Wie soll die Konsistenz des Bodens sein? Wie die des Rückens? Welche Bräunung hat der Kuchen selbst? Ist er also offen? Oder doch gedeckt oder gefüllt – also kommen Streusel drauf und/oder was rein, z. B. Kirschen, Mandarinen, Rosinen etc. pp

Ganz davon abgesehen, dass sie sich nicht auf DEN Käsekuchen einigen könnten, weil jeder seine ganz eigene Vorstellung von DEM Käsekuchen hat, in keinem Falle entspräche das Ergebnis der Vorstellung, aber in jedem Falle würde jeder sagen, warum es genau so sein sollte, wie es ist. Dabei kommt es aber auch auf die jeweilige …

… Kundschaft …

… an: Wenn sie Käsekuchen überhaupt nicht kennen, sind die, gerade wenn sie aus einem ganz anderen Kulturkreis kommen, wo man selbst Dinge wie Käse nicht kennt, wohl eher skeptisch. Ein Kuchen aus Camembert? Gorgonzola? Cheddar? Emmentaler? Denn diese Sorten dürften zu den ersten gehören, die man als Käse kennenlernt. Und auch der Hinweis darauf, dass er seinen Namen dem Umstand verdankt, dass er mit Frischkäse zubereitet wird, wird sie irritieren, denn wenn diese Masse, die da reinkommt, Frischkäse ist, ist dann jeder andere Käse verrottet?

Sprachlich weniger pedantische Menschen dürften da toleranter sein und sich denken, dass das, egal wie es aussieht und schmeckt, so aussehen und schmecken muss. (Wie viele Kinder sind heutzutage überrascht, wie das, was sie als „Smoothie“ kennen, eigentlich schmeckt?)

Aber auch bei Kennern hängt es von diversen subjektiven Faktoren in dem Moment der Verkostung ab: Wenn sie großen Appetit haben (Hunger hat hierzulande niemand.), dann ist alles recht, was satt macht. Da macht es dann gar nichts, wenn er von oben wie Russischer Zupfkuchen aussieht, solange Quark und Frischkäse mit noch mehr Butter und Sahne … äh … bereichert wurden. Da wird schlicht alles verschlungen und das so schnell, wie nur motorisch (kauen) und peristaltisch (schlucken) möglich.

Sollten sie hingegen satt sein, will man es genießen. Da spielt man mit jedem Happen, lässt seine Zunge um jede Dreingabe kreisen, um bloß keine Raffinesse zu verpassen. Und sollte es die dann nicht geben, sondern „bloß“ Käsekuchen sein, schluckt man das zwar, will aber eigentlich kotzen.

Meistens dürfte es aber so sein, dass man in keinem der beide Zustände ist, ihn aber trotzdem genießen will. Allerdings fehlt da dann auch beides, also entweder Not oder Muse. Entsprechend ist dann auch die Wahrnehmung – umso mehr Bedeutung kommt dem zu, was einem zuvor serviert wurde – und wie.

Extra-Zutat:

Das kann auch mit dem Drumherum zu tun haben. Das Ambiente ist nicht unerheblich. So wie elegantes Geschirr und Besteck helfen, Dinge noch mehr zu genießen – oder von anderen Defiziten abzulenken, gehört für die Fans das Stadionerlebnis mit zum Genuss des Spielbesuchs. Im Vordergrund steht natürlich das Stück selbst (also Kuchen/Spiel), aber wenn einem Essen munden soll, das auf angeranzten Pappschalen mit Plastikgeschirr dargereicht wird, muss der/die Besucher/in schon sehr, sehr zufrieden sein. Mit der Stadionshow, insbesondere dem Gassenhauer „Sweet Caroline“ sind das zumindest Teile der Südkurve nicht.

Es gab also wohl Gespräche mit dem Verein, was schön ist, aber den Argumenten der Fans …

Sweet-Caroline_TSG-Hoffenheim

… konnte / wollte man seitens des Vereins wohl nicht folgen. Schade. Dabei ist der Aspekt des Nichtbezugs des Liedes zu uns, seine Ballermannhaftigkeit sowie insbesondere seine Beliebigkeit nicht verkehrt.

wikipedia weiß dazu:

Seit einem Sieg gegen England im Rahmen der Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 2006 wird Sweet Caroline regelmäßig bei Länderspielen der nordirischen Fußballnationalmannschaft gesungen, da Caroline ähnlich klingt wie Norn Iron, was im nordirischen Dialekt der umgangssprachliche Name für Nordirland ist. Im englischen Fußball wird das Lied von mehreren Vereinen verwendet, darunter unter anderem Brighton & Hove Albion, Aston Villa, der Reading FC und der Arsenal FC.

Die Boston Red Sox aus der Major League Baseball (MLB) spielen das Lied seit 2002 bei jedem Spiel im Fenway Park im achten Inning. Die New York Mets verwendeten den Song zeitweise ebenfalls.

Die Carolina Panthers aus der National Football League (NFL) spielen Sweet Caroline nach jedem Heimsieg. Die Footballmannschaft der Iowa State University, die Cyclones, feiern mit dem Song nach wichtigen Siegen, die Pittsburgh Panthers spielen das Lied zu Beginn des vierten Viertels.

Der nordirische Dartspieler Daryl Gurney verwendet das Lied als Einlaufmusik.

Sollte das alles stimmen, fänden wir das ja nur bei den Nordiren halbwegs nachvollziehbar, da es hier zumindest eine phonetische Klammer zum Titel gibt. Bei allen anderen erschließt sich zumindest uns nicht, was ein Lied über ein junges Mädchen überhaupt da soll. Aber natürlich geht es nicht um den Inhalt, sondern eben um die Möglichkeit der vokalen Teilnahme am Refrain. Vielleicht hätte man das Lied einfach nur neu einspielen und dabei den Text etwas „lokalisieren“ müssen:

Mein Hof-Fen-Heim
(O – O – Ooooh)
Kämpfe für uns bis zum Schluss!

Mein Hof-Fen-Heim
(O – O – Ooooh)
Spiel’ und sieg’ heute für uns!

Ist natürlich alles Geschmackssache und nicht das Wesentliche. Das Wesentliche ist das Spiel und die Ergebnisse sowie Erlebnisse der letzten Partien.
(Aber eine Koop mit der Südkurve ist auch nicht unwesentlich, hätte man doch, wenn es gerade diese Fans nicht gäbe, schnell das Gefühl  – wie man ja im Spiel gegen Eintracht Frankfurt spüren durfte: „Wir spielen in einer Leichenhalle!“ – Quelle der Redaktion persönlich bekannt.)

Vor-Geschmack:

Einem grandiosen Kick gegen Bayer folgten nun drei Niederlagen in Folge:

Die gegen Bayern war jetzt nicht so schlimm, weil nicht unerwartbar; zudem war das Ergebnis am Ende ja auch zufriedenstellender als es lange Zeit aussah. (Ähnlich besseren 32-Gänge-Menüs mit virtuosen Kompositionen. Nie sind die Teller oder Gläser so wirklich voll und es ziiiiiiieht sich, aber am Ende ist man wohl genährt und kann trotzdem sehr gut schlafen.)

Die in Freiburg war jetzt auch nicht schön, aber halt auch sehr unglücklich. Der Elfmeter war mehr als frag- und die mangelnde Chancenverwertung fast schon denkwürdig, aber das kann passieren. (Wie etwas zu wenig gesalzene, dafür etwas zu lange gekochte Nudeln ließ sich das mit den entsprechenden Beilagen kompensieren und in Anbetracht des Leckerbissens, den man eine Woche zuvor serviert bekam, auch tolerieren. Sollte halt trotzdem nicht zur Gewohnheit werden.)

Das Spiel gestern aber entsprach mal so gar nicht dem, was man sich von einem Käsekuchen erwartet. Nichts dagegen einzuwenden, dass man ein Rezept mal modifiziert, etwas Neues probiert, aber das geht doch nur dann wirklich gut, wenn man die Basis belässt. Jetzt mal von den Details abgesehen, besteht ein Käsekuchen aus

  • Quark
  • ungesalzenem Frischkäse
  • Eiern
  • Milch
  • Zucker.

Nach den Leitsätzen des Deutschen Lebensmittelbuches werden auf 100 g Teig mindestens 150 g Käsemasse verwendet und mindestens 30% dieser Käsemasse besteht aus Speisequark/Frischkäse.

Fertig. Das ist die Basis. Hier beginnt die Individualität und Kreativität, die sich von da aus gerne zur Virtuosität steigern darf.

Nun gibt es auch Varianten, die sehen sogar wie Käsekuchen aus, enthalten auch Zucker, aber statt Speisequark nimmt man Sojajoghurt und statt Butter vegane Margarine.

Allein das, vegane Margarine, ist so eine Sache, denn selbst wenn die Margarine selbst rein aus pflanzlichen Fetten besteht, könnten im Herstellungsprozess tierische Produkte zum Einsatz kommen, z. B. Fischöl (zur Steigerung des Omega-3-Werts), Wollfett (zur Steigerung des Vitamin D-Gehalts), Molke (zur Säuerung) – naja – und Palmöl, was zwar de facto vegan ist, aber halt aufgrund seiner Gewinnung auch nicht ganz ohne Blutzoll.

Die Vermischung

Wenn man sich die Aufstellung der Inhalte eines solchen veganen Käsekuchens ganz genau anschaut, sieht man, dass da dasselbe fehlt wie in der Aufstellung unserer Mannschaft vor dem Spiel gegen Wolfsburg: Milch (zur Förderung von Fluidität) und (zur Förderung der Fluffigkeit) ganz besonders Eier.

Wir hatten es ja schon mal bemerkt, dass die TSG, so sehr wir das soziale und ökologische Engagement des Vereins sehr, sehr löblich finden, es nicht so weit gehen darf, dass unser Spiel vegan daherkommt, also irgendwie nicht Fisch, nicht Fleisch ist.

Diese Befürchtung hatten wir also schon, als wir das Rezept sahen, mit dem Chefko…trainer Schreuder unseren Punktehunger zu stillen gedachte. Ob er mit Baumann/Pentke – Hübner, Nordtveit/Akpoguma, Bicakcic – Kaderabek, Ribeiro, Sammassékou, Baumgartner, Dabbur – Skov, Kramaric gestillt worden wäre, ist selbstredend auch alles andere als sicher, aber er hätte immerhin dem Umstand Rechnung getragen, dass der VfL eine Mannschaft mit großen Stürmern und überhaupt starker Physis besitzt.

In der Röhre

Aber nun war es, wie es war – und es war anfangs ja gar nicht mal schlecht: Hätte Kaderabek in der 8. Minute den Ball mit mehr Wucht und Wille aufs Tor geschossen (und nicht mit 68 km/h fest zurückgespielt), das Spiel wäre gewiss ein anderes geworden.

So aber wurde es zu einem Kellerduell – und das in mehrfacher Hinsicht: Zum einen gab es Fehlpässe en masse und einfach erschreckend viele technische Fehler beim Passspiel selbst, zum anderen gab es da natürlich noch den Kölner Keller, der immer wieder ins Spiel eingriff. Insgesamt viermal gab es aus einem Domstadtverließ für den Schiedsrichter was auf die Ohren. Dabei war es das erste Mal nur eine Bestätigung seiner Entscheidung, auf Handelfmeter zu entscheiden. Wie bereits letzte Woche also ein Strafstoß gegen uns nach einer dämlichen Grätsche, diesmal aber eher vertretbar; die Aberkennung des Tores für die Gäste ging ebenfalls in Ordnung; die Vergabe des zweiten Strafstoßes gegen uns erinnerte aber sehr an die (Fehl-)Entscheidung der letzten Woche, denn auch da fiel der Spieler bereits vor dem Kontakt, und der Elfer für uns war eigentlich eine Einzelaktion von Skov, der offensichtlich als Einziger das Handspiel sah und sich entsprechend gebar – zu Recht, wie der Hauptschiedsrichter entschied, so dass wir bei allem Groll über die Verzögerungen und Eingriffe feststellen müssen, dass es an ihnen nicht lag, dass wir dieses Spiel verloren, denn der Schiedsrichter hätte den Gästen das Abseitstor zugesprochen, ihren zweiten und unseren Handelfmeter aber nicht.

Es fehlte einfach die Hitze. Dabei brachte Baumgartner wieder so richtig Feuer ins Spiel, als er kurz vor dem Halbzeitpfiff und kurz nach der Aberkennung des zweiten Gästetreffers den wirklich überraschenden Ausgleich erzielte. Positiv gesehen machten wir mit der zweiten Chance das erste Tor, doch mit seinem zweiten richtigen i. S. v. unterbrechenden Eingreifen machte Deniz in der Domstadt all das wieder zunichte. Nicht nur, weil es zu dem besagten zweiten Elfer führte, sondern der Pfiff auf einen Freistoßpfiff für uns folgte, da der inzwischen spielende Larsen kurz vor dem Gästestrafraum gelegt wurde. (War halt die nächste Spielunterbrechung.) So also statt Chance, erneut Rückstand für uns – und das obwohl Baumann das schon richtig antizipierte, was der Schütze wohl machen würde, aber durch einen kleinen Sprung mit beiden Beinen zur Seite nicht mehr an den flach und schwach in die Mitte geschossenen Ball kam.

Das war interessanterweise unsere beste Phase, wo wir auch einige schöne Passagen und Spielzüge sowie zuletzt auch etwas Glück mit Deniz aus der Domstadt hatten. Kramaric hätte den Ball nicht anders treffen dürfen, denn sonst wäre der Gästekeeper – der von uns auf immer und ewig dank seines Reklamierarms in der 93. Minute im Mai 2013 in Dortmund verehrte Koen Casteels – mit Sicherheit noch rangekommen. Ist er aber nicht. Der Ball war und damit auch für uns in diesem Spiel noch alles drin.

Nach einer Ecke von uns war es dann aber vorbei. Casteels fängt den Ball, rollt ihn perfekt in den Laufweg seines Mitspielers, der ihn nach vorne drischt, wo sein sprintender Mitspieler den Ball gegen den technisch guten, aber auf den ersten 30 Metern nicht wirklich schnellen Samassékou erlief und, da der Rest unserer Mannschaft auch beim Zurückeilen schlief, sicher zu seinem Mannschaftskameraden weiterpasste, was uns auch das Aus verpasste. Aua. Das tat weh.

Die Wolfsburger hatten noch weitere Konterchancen, wir keine mehr. Und auch sonst keine.

Nachgeschmack

Was wir hatten, waren Fragen: Was für ein Rezept war das? Was spricht gegen eine klassisch tierische Komposition der Ingredenzien? Warum Soja? Weil man so ja (har, har) kein Spiel gewinnen kann – und erst recht keine Zuschauer/Fans/Herzen.

Dazu braucht es mal wieder einen Sieg zum Zungeschnalzen. Die Chancen darauf stehen ja schon mal nicht so schlecht, schließlich kommen jetzt die fetten Teile. Das nächste Heimspiel dürfte aber schon mal ausverkauft sein und zum übernächsten gibt es noch zwei Kicks in der Ferne (Mönchengladbach, Schalke 04), deren Anblick hoffentlich den Fans vor Ort Appetit machen auf das Spiel gegen Hertha BSC …

Verdauungshilfe

… auch ein Verein, bei dem auch bis vor kurzem noch einer etwas in Angriff nahm, eine genaue Vorstellung von dem hatte, wie er das Projekt angeht, wie es aufgeht, wie es am Ende aussieht. Am Ende aber entsprach das, was letztlich serviert wurde, nur den eigenen Vorstellungen – und das schmeckte keinem. So schlimm ist es bei uns Gott sei Dank nicht. Die Ergebnisse stimmen ja: 33 Punkte hatten wir auch im Vorjahr zu diesem Zeitpunkt. Am Erlebnis hapert es halt … und wir wollen halt alles … Ergebnis und Erlebnis …

Naja, warten wir’s ab. Das kommt schon noch …

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