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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. VfB Stuttgart

1899 Hoffenheim vs. VfB Stuttgart

Historie & Hysterie

Kein Wunder im Kraichgau

Die meisten meinen wohl den 25. Oktober 1929. Es könnte aber auch der 6. Dezember 1745 gemeint sein oder der 11. Oktober 1866, der 24. September 1869 oder der 13. Mai 1927. Irgendwie, zumindest für die Fans von 1899 Hoffenheim könnte es auch der 16. März 2012 sein: der „Schwarze Freitag“.

Nun, es war zwar nicht der erste Freitag, an dem wir nicht gewonnen haben (bisher ist uns das eh bislang nur einmal gelungen – und es gab an einem solchen Tag auch schon herbere Niederlagen), aber diesmal hatte man sich doch nach dem Spiel(ausgang) der Vorwoche einfach mehr erhofft.

Einsatzwillen, Laufbereitschaft, mannschaftliche Geschlossenheit – da war wenig zu sehen und zu spüren. Gewiss hat der frühe Gegentreffer des Ex-Hoffenheimer Mittelstürmers der Gäste nicht gerade zur Stärkung des Selbstbewusstseins beigetragen.

Dennoch wurde einem doch spätestens dann klar, dass man mit seinen im Laufe der Saison stets nach unten angepassten eigenen Erwartungen immer noch jenseits der Möglichkeiten der Mannschaft liegt.
Was macht eine Mannschaft zu einer Mannschaft? Wir hatten dabei schon die verschiedensten Trainertypen und sie alle sind früher oder später an diesem Team gescheitert – und auch Babbel scheint bisher noch nicht den Zugang gefunden zu haben.

Die ersten Spiele schien es dem zwar so, aber legt man das Spiel vom Freitag zugrunde, ist da immer noch der Wurm drin.

Stuttgart spielte nicht gut. Aber sie störten früh in der Ballannahme und machten so den Spielaufbau schwierig. Einerseits. Andererseits ist eine solche Vorgehensweise wunderbar dazu geeignet, den Gegner ausspielen zu können unter der Voraussetzung, dass die Laufbereitschaft stimmt und die Spieler die Bälle sowohl passen als auch annehmen können.

Dies ist bei uns einfach nicht der Fall, dafür der Verlust des Spielgeräts im Mittelfeld die Regel. Folge: Konter. Gegentor.

Auch diesmal machte der Gegner nicht viel, aber das richtig.

Es ist einfach zu leicht, gegen uns zu spielen – und zu leichtsinnig von uns, wie wir spielen, die Bälle und die Punkte verlieren.

Und nach und nach auch den Glauben an uns selbst. Nicht nur die Fans an die Mannschaft, auch die Mannschaft scheint in sich nicht an ihre Stärke zu glauben.

Jeder scheint Führung zu suchen. Tom Starke mimt zwar gerne den Führungsspieler, ist es aber nicht. Dazu sind seine Leistungen auch nicht derart makellos, dass er sich allzu sehr auftun kann.

Zwar erfreuen sein Gestus und Duktus den profanen Fan, aber das ist natürlich substanzlos und nicht gerade lösungsfördernd, sich selbst als den „Grasfresser“ darzustellen statt den jungen (Gras-)Hüpfern zu helfen, Selbstbewusstsein aufzubauen.

Die Gewissheit, als einer der wenigen Spieler bei den Fans großen Rückhalt zu genießen, sollte ihn nicht dazu verleiten, sich selbst zu wichtig zu nehmen. Auch er ist ein Teil der Mannschaft. Auch er sollte der Sache und dem Team dienen und nicht seiner „air-time“, denn auch dies fördert die mannschaftliche Geschlossenheit nicht.

Angesicht der gezeigten Leistung scheint man ratlos. Die Gäste brachten nicht viele Bälle vor unser Tor, wir aber noch weniger. Und die, die der Gegner spielte, kamen an, bei uns taten sie das nicht. Und so stehen wir nun auf dem 12. Platz.

Wohl auch deshalb jongliert man nun wieder mit Namen außerhalb der Mannschaft. Auch das ein deutliches Zeichen der Unsicherheit. Nicht Ruhe scheint das Ziel, sondern Veränderung – natürlich immer mit dem Hinweis, damit für Ruhe sorgen zu wollen, die aber so garantiert nicht erreicht wird.

Und es sind so viele Menschen und Interessen um den Verein versammelt, die es den Verantwortlichen auch schwer machen dürfte zu arbeiten. Denn alle diese Eitelkeiten, und um nicht weniger geht es doch, wollen befriedigt werden. Man muss einem aber auch die Chance geben, dies zu tun.

Ich liebe meine Frau. Ich finde sie wunderbar. Mir gefällt ihre Energie, ihre Intelligenz, ihr Aussehen. Aber wenn sie mich jedes Wochenende fragt, ob sie lieber dieses Kleid oder diese Bluse, diese Hose oder jenes Paar Schuhe, den Lippenstift oder die Haare so oder so oder anders tragen soll, geht sie mir auf die Nerven. Sie ist gut, so wie sie ist – und am besten ist sie, wenn sie einfach nur sie selbst ist – und nicht glaubt, am Wochenende Mordstheater machen zu müssen.

Und das scheint immer noch das Hauptproblem der Mannschaft zu sein, sie weiß nicht, wie gut sie ist. Und die Mannschaft spielt schlechter, als sie kann, weil sich wohl einige Spieler für besser halten, als sie sind.

Diese Unruhe rauszubekommen, die Relativierung von Wahrnehmungen und die Kunst des Flachpasses scheint in der Praxis schwieriger vermittelbar, als es einem Außenstehenden in der Theorie erscheint.
Oder vielleicht lag es doch einfach nur wie so oft an jenen „Schwarzen Freitagen“ an der Verkettung unglücklicher Umstände.

1745 war es die Nachricht, die London erreichte, dass der Kronprätendent Charles Edward Stuart bereits in Derby war.
1866 war es die Pleite der Diskontbank Overend, Gurney and Co.
1869 die Goldspekulation
1927 der Einbruch der Aktienkurse an der Berliner Börse
1929 der Einbruch der Aktienkurse an der Wall Street

bei uns eben Wochentag, Gegner und Heimspiel. 🙂

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