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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. SpVgg Greuther Fürth

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Auf der Suche nach der Essenz

oder: Gute Ansätze. Schlechte Zusätze.

Kernseife, Butter und Bier. Ansonsten muss man schon länger nachdenken, wenn man nach einem Produkt sucht, welches sich aus verschiedenen Bestandteilen zusammensetzt und das es so schon seit Jahrhunderten unverändert gibt. Und selbst das stimmt nicht mehr so ganz, denn selbst das Getränk der Deutschen kommt immer seltener in seiner dem Reinheitsgebot von 1516 entsprechenden Form vor.

Entweder sind es ausländische Varianten, die mit dem, was wir Traditionalisten unter „Bier“ verstehen, nur die Tatsache gemein haben, dass es sich um ein alkoholhaltiges Getränk handelt, das ohne den Einsatz eines Destillationsverfahrens auf Basis von verzuckerter Stärke hergestellt wird. (Das ist der wesentliche Unterschied zu Wein! Für dessen Gärung werden Zucker aus pflanzlichen oder tierischen Quellen genutzt, bei Bier ist es eben immer ein Polysaccharid mit der Formel (C6H10O5)n, das aus ?-D-Glukose-Einheiten besteht aka „Stärke“. – Nein, das ist nicht die Überleitung zum Spiel.)

Oder aber dem Endprodukt aus jenen Ingredenzien, die ehedem in der bayerischen Landesordnung als einzig zulässige festgelegt wurden (Hopfen, Malz und Wasser – Hefe kam erst später hinzu. (Zwar nutzte man Hefe schon damals zum Brauen, dies aber eher zufällig. Es waren einfach die Reste des letzten Gärvorgangs, die man dazugab. Wie genau Hefe während des Brauvorgangs wirkte, war vor fast einem halben Jahrtausend noch nicht bekannt.)), werden diverse industriell aufbereitete Aromakonzentrate in der Endphase der Produktion hinzugefügt und dann als Einheit verkauft. (Obwohl naheliegend ist auch das die Überleitung noch nicht.)

Generell ist die Lebensmittelbranche eine, in der Beständigkeit kein Zukunft zu haben scheint. Nahrungsmittel scheinen mit ihrer eigentlichen Bezeichnung nicht vermittelbar. Immer muss ein neues Etikett dran, z. B. Bio-, Health-, Fit-, Fun- etc., oder aber Einzelingredenzien, die in der Auflistung der Zutaten erst in der vierten Zeile des Kleingedruckten stehen, was dem Ganzen etwas sehr Homöopathisches gibt, werden als Namensgeber vorangestellt, meist exotische Früchte und/oder Gewürze. Papaya-Mango-xyz, Kardammon-Safran-blabla.

Letztlich verwirrt das alles doch nur, weil man sich früher oder später fragt, warum es keine einfachen Sachen mehr gibt. Wer das nicht versteht, dem sei empfohlen, bei Starbuck’s „einen Kaffee“ zu bestellen oder bei Subway „ein belegtes Brötchen“. Ist es so schwer, wie der Volksmund sagt, das Kind beim Namen zu nennen?

Der Stadionsprecher hatte das. Als er wenige Minuten vor dem Spiel die Mannschaftaufstellung bekannt gab, sah das alles anfangs ganz normal aus. Dann war kurz Pause bis er plötzlich wieder zu hören war, mit dem Hinweis, dass sich kurzfristig Veränderungen in der Mannschaftsaufstellung ergeben hätten, dass auch „Streker“ und „Grifo“ aufliefen. Aber nicht, ob in der Startelf oder auf der Ersatzbank. Auch wurde nicht gesagt, für wen, was den Schluss nahelegte, dass es sich bei den beiden Nachwuchstalenten aus der U23 um Ergänzungsspieler handeln würde, was aber zumindest im Falle von Streker nicht der Fall war. Er stand auf dem Platz, als das Spiel angepfiffen wurde. Chris nicht.

War das so ein taktischer Coup, dass der wirklich erst in allerletzte Sekunde preisgegeben werden durfte? Glaubte man, damit den Gegner völlig zu verwirren? Oder ging da einfach nur irgendwie irgendwo was schief? Wo? Warum?

Es gibt ja viele Menschen, die gegen den modernen Fußball wettern, weil er ihnen zu sehr marktwirtschaftlich betrieben werde. Andererseits, wie in diesem Falle, offenbar nicht marktwirtschaftlich genug, denn zumindest in der Vertriebspsychologie ist es nicht unbekannt, dass ein Produkt, ganz davon abgesehen, wie andere (hier: Presse, Foren) darüber sprechen, umso weniger Zuspruch beim Konsumenten findet, je weniger es selbst oder seine Zutaten bekannt sind, da man ihm nicht vertraut.

In der Kosmetik versucht man dieses Vertrauen durch Statistiken zu gewinnen oder eben durch Begrifflichkeiten, die mit Wellness oder Wissenschaft assoziiert werden: Urea, Q10, Hyaloronsäure.
Dabei hat Urea so gar nichts mit Ayurveda zu tun. Aber es klingt halt viel besser als das, was es ist: Harnstoff ->Urin ->Pisse.

Q10 ist eine körpereigene Substanz, die jeder Mensch selbst produziert. Zusätzlich kann man ihn über die Nahrung aufnehmen. Es gibt eigentlich keinen Mangel an dem Coenzym, das vor allem für die oxidative Phorphorylierung benötigt wird, über die fast die gesamte Körperenergie erzeugt wird, weshalb man den Stoff vor allem in Herz, Lungen und Leber wiederfindet. Sicherlich schadet der Stoff in Hautcremes nichts. Aber genauso wenig, wie er schadet, bringt er auch was.

O. K., Spieler, die nicht spielen, schaden dem Spiel auch nicht, aber eben der Bilanz – und der Glaubwürdigkeit des Produkts. Denn ob nun diese Chinon-Derivat mit lipohiler Isoprenoid-Seitenkette oder einer für die 3er-, 4er-, 5er-, Doppel-6er-Kette, warum ist was in Creme oder Kader, wenn es nachweislich nichts bringt?

Hyaloronsäure ist auch etwas, was toll klingt, aber als Extra unnötig ist. Der Körper bildet es selbst, sei es als Schmiermittel in Gelenken, zur Freihaltung von Wegen für wandernde Zellen etc. Andererseits spielt es auch eine Rolle bei der Entstehung von Tumoren. Will man das als Zusatz? Verstärkt es dann ausschließlich seine positive Eigenschaften? Sehr fragwürdig.

Nein, die Chemie muss stimmen. Und von Natur aus tut sie das auch. Jeder andere Zusatz muss das fördern. Und wenn etwas das nicht eindeutig und ausschließlich tut, ist Vorsicht geboten.

Natürlich kann man ja mal danebenliegen. Aber dann muss der Produktmanager das einsehen und ändern. Der Name dient nur dem Start eines Produkts. Nachhaltigen Erfolg hat es nur, wenn es auch wirkt.

Und unsere Produktmanager scheinen immer noch zu experimentieren. Die Wirkstoffe und Zutaten, auf die man zu Anfang der Saison gesetzt hat, sitzen auf der Bank oder der Tribüne oder zu Hause. Statt auf dem Platz zu stehen, stehen sie in der Bilanz.

Und ein kontinuierlicher Wechsel der Zusammensetzung des Produkts ist auch nicht dazu angetan, das Vertrauen zu stärken.

Babbels Vorgänger hatte zwar andere Wirkstoffe, aber dasselbe Problem. Ständig wechselte der die Rezeptur, letztlich wechselte er den Arbeitgeber.

Sein letztes Spiel war die verloren gegangene Pokalbegegnung gegen den Gegner, der am Freitag zu seinem ersten Erstbundesligaspiel nach Sinsheim reiste. Er war auch schon mal in Hoffenheim. Damals war er unser letzter Gegner in Liga 2. 5:0 siegten die, die damals im Namen unserer Mannschaft auftraten.

Diesmal fiel sogar ein Tor mehr, aber zum Sieg hat es dann, wie Herr Babbel so gerne sagt, „schlussletztendlich“ doch nicht gereicht – und das, obwohl wir in der 90. Minuten zum 3. Mal in Führung gingen. Das war schon sehr bitter.

Überhaupt stieß das Spiel der Mannschaft sauer auf. Wenig Dynamik, wenig Laufbereitschaft, von Kenntnis der –wege ganz zu schweigen, was aber halt der Veränderung der Rezeptur geschuldet sein dürfte, und auch in Sachen Ballbehandlung nicht gerade zum Zungeschnalzen. Zurecht wurde zur Halbzeit gepfiffen – und das nach 45 Minuten nicht nur vom Schiedsrichter.

1:1 stand es. Die 1:0-Führung von Firmino nach einem Freistoß von Rudy wurde kurz vor der Pause egalisiert, als Wiese einen Fernschuss gut parierte. Jedoch prallte der Ball direkt vor die Füße eines Gegners.

Es konnte eigentlich nur besser werden, und das tat es auch. Aber auch nach der erneuten Führung durch Joselu gelang es unserer Crème de la Crème nicht, Ball, Gegner und damit das Spiel zu kontrollieren.

Das war dann der Moment, als Babbel etwas gegen eine mögliche Thrombose tat: Er stand auf.

Über eine Stunde sah er dem Spiel stoisch zu. Gewiss, manche Prozesse brauchen Ruhe zur Reife. Aber hier soll nicht gegärt, sondern Fußball gespielt werden, so dass Feuer von außen schon viel früher notgetan hätte, um die einzelnen, zum Teil ja sogar selbst für den Stadionsprecher neuen Bestandteile zu einer Einheit werden zu lassen.

Pech hatten wir mit einem Lattentreffer und mit einem Ichhalthaltmaldrauffernschuss der Gäste, der ihnen den erneuten Ausgleich aus dem für uns gar nicht heiteren Nichts bescherte.

Inzwischen wurde auch Grifo eingewechselt, der wie ein Katalysator für Spielfreude wirkte. Leicht, frech, überraschend ging er mit dem Ball um. Sofort belebte sich das Ganze. Es war so faszinierend wie irritierend, dass die Mannschaft plötzlich Fußball spielte und erneut in Führung gehen konnte.

Warum nicht gleich so? Dachte man sich nach dem 3. Tor und freute sich über die sicher geglaubten drei Punkte, hatte der Gegner doch in allen Spielen der Saison zuvor überhaupt erst zwei Mal getroffen.
Abgeschlossen wurden die zwei Minuten Nachspielzeit mit einem vermeidbaren Eckball für die Gäste. Und es kam, wie es in der Vergangenheit so oft passierte: Plötzlich waren wir die Punkte los.

Was bleibt, ist die Gewissheit, dass weiter experimentiert werden muss. Und dass es brodelt. Vielleicht reichen aber einfach nur weniger Köche. Kernseife, Butter und Bier.

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