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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. SC Freiburg

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Frost und Frust

Wenig Fun bei den Fans

Es war vielleicht das unterkühlteste Derby aller Zeiten. Das lag zum einen natürlich am Wetter. Zudem standen sich hier zwei Mannschaften gegenüber, die vor allem eines wollten: nicht verlieren. So war gerade die erste Halbzeit, wie man so euphemistisch sagt, vor allem „taktisch geprägt“. Bis auf zwei schöne jeweils von Gnabry herausgespielten Chancen passierte so wenig, dass einem unweigerlich ein Uraltwitz einfiel, was vielleicht auch zusätzlich der Tatsache geschuldet war, dass erstmals mit Zulj und Grillitsch zwei Österreicher im Hoffenheimer Mittelfeld standen.

Ein Deutscher, ein Schweizer und ein Österreicher treffen sich auf einer Waldlichtung. Sie machen eine Wette: Wer innerhalb einer Stunde die meisten Schnecken findet, muss von den anderen zum Essen eingeladen werden.
So gehen sie auseinander und nach einer Stunde kehren der Schweizer und der Deutsche zurück. Jeder hat seine Tasche in der Hand. Der Österreicher kommt nicht. Sie warten noch ein bisschen, aber als er immer noch nicht auftaucht, fangen sie an, ihre Tasche auszuleeren und die Schnecken zu zählen. Der eine hat 20, der andere 22 gefangen.
Der Österreicher lässt immer noch auf sich warten. Nach zwei Stunden kommt er wieder. Auch er hat seine Tasche in der Hand, aber sie ist leer.
„Du warst zwei Stunden weg und hast keine einzige Schnecke gefangen?“, wundern sich die anderen beiden.
„I woas a needd,“ antwortet der Österreicher mit Wiener Gschmäh. „Imma wann i mi gebüggd hab – husch, husch – woan se wegg.“

Jedem Besucher war klar, dass nach den ersten 45 Minuten verschärften Aufwärmens, eine bessere, temporeichere zweite Hälfte folgen würde, denn es war in der Tat sakrisch kalt. Doch wir Zuschauer hatten immerhin die Möglichkeit, uns gegen den schneidigen Wind mit Wolle und Daunen zu schützen, während die Spieler ja nur ein Leibchen aus Polyester an selbigem trugen.

Und so war es dann auch. Der Zug zum Tor wurde seitens unserer Mannschaft deutlich erhöht und dieses Engagement wurde belohnt. Besser noch: Die Mannschaft belohnte sich selbst, weil sie die erste ganz klare Torchance, die sich nicht nur durch den Ort der Ausführung des Freistoßes, sondern vor allem durch eine schlecht aufgestellte und positionierte Mauer ergab, meteorologisch passend eiskalt verwandelte.

Kramaric zirkelte den Ball perfekt zwischen zwei Freiburgern hindurch um die Mauer zur nicht hoch-, aber aufgrund des insgesamt größeren Engagements sicher verdienten 1:0-Führung ins Netz.

Jetzt war klar, dass es ein anderes, besseres Spiel werden würde, denn nun mussten die Freiburger ihre Defensivtaktik aufgeben, wenn sie ihr Minimalziel von einem Punkt würden erreichen wollen. Doch unsere Mannschaft stand gut und eigentlich ging es weiter wie zuvor. Wir hatten den Ball, ließen ihn und den Gegner laufen, der das aber gerne und gut tat, aber mehr passierte auch nicht.

Weder die Kraich-, noch die Breisgauer drückten aufs Tempo oder des Gegners Tor, wobei wir das insgesamt doch wesentlich häufiger taten als die Gäste. Sie taten das (gefühlt) genau einmal. Durch einen in mehrfacher Hinsicht überflüssigen Elfmeter. Erst spielt Akpoguma einen unnötigen Fehlpass, dann lassen wir unnötigerweise den Pass in den Strafraum zu, wo Vogt Petersen unnötig hart anging, ihn statt den Ball traf. Drin. Ausgleich. Es folgte ein rund halbstündiges verschärftes Auslaufen, in denen wir zwar noch zwei nette Chancen hatten, unter anderem durch Kaderabek, der mit seinem schönen Heber per Kopf leider nur die Latte traf, aber sonst lief es nicht so … gut und vor allem nicht, wie es sich gewiss auch die TSG und ihre Fans erhofft hatten.

Pfiffe waren die Folge und die gingen wohl der Mannschaft und dem Trainer ebenso wie den Zuschauern die Kälte unter die Haut.

Auf der Nachspiel-PK machte der Trainer dem Umstand auf die ihm bekannte süffisante Art Luft. Er zeigte sich verwundert, wobei ihm da – und das sei ihm nachgesehen – wohl nicht so ganz glückte, die Quelle hinreichend differenziert zu lokalisieren. Zweifelsohne gab es diese Pfiffe, aber aus der Südkurve kamen die nicht. Sie schien sich das Motto der aktuellen Plakatwerbung der TSG verinnerlicht zu haben:

Eis und Schnee?
Anfeuern hilft!

Während der Rest sich wohl dachte: Rennen wäre auch eine Option gewesen. Dabei verkennen diese, dass hier ein Bundesligaspiel stattfand – und kein Einlagespiel der Harlem Globetrotters, bei denen der Gegner genau weiß, was er zu tun hat, um die Spieler der Gauklertruppe glänzen zu lassen.

Man muss den Gästen einfach auch attestieren, dass sie das verdammt gut gemacht haben. Sie verschoben konsequent über die gesamte Spielzeit und machten so die Räume für unsere Recken ständig eng. So blieb unserer Mannschaft in sehr vielen Szenen gar nichts anderes übrig, als immer wieder durch Rückpässe und erneutes und erneutes und erneutes und erneutes und erneutes und erneutes und so weiter Aufbauspiel zu versuchen, die Defensive der Gäste zu knacken, ohne dabei Gefahr zu laufen, selbiges in einen Konter zu tun. Es blieb bedauerlicherweise beim Versuch – und nur einem Punkt.

Aber es bleibt auch ein Nachgeschmack. Wenn die Mannschaft nach so einem Spiel nicht zu den Fans in die Südkurve geht, dann tut sie ihnen Unrecht, denn sie haben wirklich ihr Möglichstes getan, die Mannschaft zu unterstützen. Aber auch um das fair zu beurteilen, müsste man wissen, ob die Schallwellen der Südkurve auf der Trainerbank zu hören war, oder ob der schneidige Wind die Wahrnehmung des akustischen Beitrags der „Nörgelgeraden“ begünstigte. Ganz unglücklich wäre es, wäre das Ignorieren der Fans Ausdruck der Mannschaft Ausdruck des Frusts über ihr eigenes Spiel. Aber all das wissen wir nicht, also wollen wir das nicht unterstellen, sondern bleiben statt dessen lieber bei den Fakten – zumal man selbst die so …

  • wenig Torchancen
  • wenig Geschwindigkeit
  • nur ein Punkt
  • wieder keinen Dreier nach einer 1:0-Führung
  • weiterhin Mittelmaß mit nur
  • wenig Abstand zu den Relegationsplätzen.

 

… oder so sehen kann:

 

  • konzentriertes Spiel mit viel Ballbesitz,
  • im Gegensatz zum Hinspiel nicht verloren
  • ein Punkt gewonnen
  • keinen Platz in der Tabelle verloren (sich ggfs. sogar um einen verbessert)
    – auf jeden Fall immer noch
  • in der oberen Tabellenhälfte mit den
  • europäischen Plätzen in Reichweite.

 

Und nächste Woche kann es ja auch wieder bzw. noch besser werden. Da sind Sonnenschein und immerhin PLUS 7° C angesagt. Und wer weiß, vielleicht stehen dann der Deutsche, der Schweizer und der Österreicher nicht auf einer Lichtung, sondern wieder im Mittelfeld, laufen, rennen und passen auch, auf dass es vielleicht noch schlechter mit dem Schnecken-, dafür viel besser dank Spielwitz mit dem Punktesammeln klappt.

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