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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. SC Freiburg

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Mehr Wahr- als Wehrhaftigkeit

Über Abseits und andere Fallen

Die größte Lüge der Welt ist Ehrlichkeit.

  • „Schmeckt’s?“
  • „Steht mir das?“
  • „Wie findest du’s?“

Aber mal von diesen naheliegenden Gags abgesehen, ist Ehrlichkeit auch ansonsten dumm.

Die immer wieder postulierte Bitte um Ehrlichkeit, noch schlimmer: völlige Transparenz ist im Grunde nichts anderes als Informationspornografie. Es ist zu direkt, zu deutlich, zu vulgär – und nicht zuletzt reizlos. Klar kann sich der/die ein/e oder andere darüber erregen und entsprechend abgehen, aber was dann? Der völligen Wahrheit hängt bisweilen etwas derart Widerliches an, dass man (die breite Masse) es gar nicht so genau wissen will.
(Um im Bild des Ekels zu bleiben, nur ein Beispiel: Cum-Ex …)

Nun ist es aber die Aufgabe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ebenso wie von Journalist/inn/en, genau diese Wahrheit herauszufinden.
Aber während erstere stets lautere Methoden anwenden müssen, die es wiederum anderen ermöglichen, diese Ergebnisse in Frage zu stellen, indem sie sie wiederholen und dadurch überprüfen und ihrerseits Ergebnisse erzielen können, die entweder identisch sind oder völlig konträr oder irgendwo dazwischen, die es dann wiederum erlauben, die Methoden und damit gegebenenfalls die Ergebnisse immer weiter zu verfeinern und deren Bedingungen, stellen Journalisten einfach nur Fragen und in so mancher Frage auch Fallen.
In eine solche tappte leider Gottes Sebastian Hoeneß auf der Pressekonferenz vor dem Pokalspiel.
(Nein, es war nicht der Klassiker „Haben Sie aufgehört, Ihre Frau zu schlagen?“)

Die Frage an Hoeneß wurde eingeleitet mit den Worten „Ich weiß, es ist eine dumme Frage, aber ich stelle sie trotzdem …“, was einen schon nervös hätte machen können und lautete sinngemäß:

„Wenn Sie die Wahl hätten – für am Ende der Saison:
„3. Platz in der Liga oder DFB-Pokalsieger?“ …
Was wäre Ihnen lieber?“

Zuerst feixte man etwas um den Grad der Dummheit der Frage, bis sich Herr Hoeneß wahrscheinlich ganz ehrlich, ja – eben zu ehrlich – mit sinngemäß „3. Platz, weil Champions League“ antwortete. Ein Tag vor einem DFB-Pokalspiel war das so klug nicht.

Natürlich ist Ehrlichkeit auch wichtig. Aber Ehrlichkeit ist keine Naturwissenschaft. Sie ist zwar ein Phänomen, aber sie ist weder zwangsläufig konstant noch auf ewig gültig.

  • „Ich freue mich, wenn es dir gut geht.“
  • „Ich will mehr Verantwortung.“
  • „Ich liebe dich!“

Es wäre natürlich besser gewesen, hätte er geantwortet mit: „Wenn ich mich zwischen den beiden Sachen entscheiden muss, dann kann ich Ihnen heute definitiv und klipp und klar sagen: der DFB-Pokal.“

Er hätte das noch selbstbewusst weiter ausführen können mit „Dritter wurden wir schon mal. DFB-Pokal wäre etwas Neues – und endlich mal einen Grund, neues Briefpapier zu drucken.“

Gegebenenfalls hätte er damit sogar für einen Lacher gesorgt. Womöglich hätte sich vielleicht jemand dazu hinreißen lassen zu titeln: „Hoeneß will neues Briefpapier für Hoffenheim!“

Damit hätte er nicht gelogen – was sehr in Ordnung ist. Zum Zeitpunkt der Äußerung mag das sehr wohl seine Meinung gewesen sein. Außerdem – und das ist wirklich sehr schade, dass er (wiewohl der Journalist) dies übersah – qualifiziert sich am Ende dieser Saison auch der Tabellenvierte für die höchste Spielklasse in Europa. Und sollten wir am Ende der Spielzeit auf Platz 4 und nicht auf 3 landen, nähme ihm das niemand krumm.

Das ist auch heute noch so, aber – ganz ehrlich – dass wir das Spiel gestern verloren haben, vor allem so verloren haben, schon. Aber nicht nur ihm, sondern der kompletten Mannschaft. Gerade in der 1. Halbzeit hat sie doch sehr enttäuscht, aber sie hatte auch ehrlich Pech.

Naja, … Pech …??? Eher ist nicht nur es, sondern auch sie arg dumm gelaufen …

Beim Führungstreffer der Freiburger gab es leider keinerlei Zuordnung. Alle waren weit aufgerückt, Vogt schwirrte im Mittelfeld umher und konnte einfach überspielt werden. Man nennt das wohl fehlende Absicherung: Niemand hatte einen Gegenspieler, das heißt: die Gäste hatten Platz ohne Ende und am Ende Grifo dann auch kein Problem, den Ball vorbei an Akpoguma, der viel zu frontal zu seinem Gegenspieler stand und damit dessen Schussseite aufmachte, ins Eck zu schlenzen. Kurz:

  • Freiburgs erster Schuss aufs Tor: Tor.
  • Freiburgs zweiter Schuss aufs Tor war ein höchst unglücklicher Elfmeter. Verwandelt.
  • Dazwischen drosch Höhler frei vor unserem Tor den Ball in Richtung Burg.

Nach der Pause wurde unser Spiel deutlich besser und sehr zeitnah gelang uns dann auch der Anschlusstreffer. Es war Kramarics 99,85. Treffer für die TSG. Da er aber letztendlich von einem Freiburger Spieler ins eigene Netz gedroschen wurde, wurde er nicht unserem Rekordtorschützen gutgeschrieben. Dennoch schien ihm der Fasttreffer gutzutun, denn er spielte wesentlich freudiger und dynamischer als zuletzt.

Die Hoffnung auf den Ausgleich war groß – und schnell wieder verpufft, weil die Freiburger spielerisch sehr mühelos den alten Zweitorevorsprung wieder herstellen konnten, allerdings aufgrund eines Abseitstores, für dessen Bestätigung der Kölner Keller fast zwei Minuten benötigte.

An dieser Stelle wiederholen wir sehr gerne unsere …

 Forderung einer 30-Sekunden-Regel für den VAR:
Sollte der Video-Assistent binnen 30 Sekunden keinen Gegenbeweis liefern,
bleibt die Entscheidung des Schiedsrichters auf dem Feld bestehen.

Nein, wir propagieren das jetzt nicht, weil es in dem Fall zu unseren Ungunsten ausging, sondern zum Wohle des Spiels. Es kann und darf nicht sein, dass ein Videoschiedsrichter für die Untersuchung mit Lot und Linie länger braucht einen Treffer zu kontrollieren, als Manchester United 1999 brauchte, um beim Stand von 0:1 in der 90. Minute gegen sie noch in der regulären Spielzeit die Champions League zu gewinnen.

Und dass er nach all der Zeit auch noch zu einem Fehlurteil kommt, schlägt dem Fass den Boden aus. Aber das ist nur der Skandal am Rande.

Schlimmer ist ja aus unserer/fußballerischer Sicht, dass der Linienrichter die Fahne genauso gut hätte unten lassen können und keiner unserer Spieler und auch keiner der Zuschauer sich hätte beschweren können. Was ja auch niemand tat.

Schade war’s, der den Treffer erzielte. Schade war’s, dass es vorher keine Spielunterbrechung gab, denn genau der Spieler sollte ausgewechselt werden und schade war es auch, dass David Raum es war, der sich hat austanzen lassen.

Raum deshalb, weil er so ziemlich neben Rutter der einzige war, der den Anschein erweckte, als wolle er unbedingt gewinnen. Geiger wollte wieder einmal nur glänzen, aber vergeigte dabei so ziemlich jeden Ball. Auch Baumgartner blieb auf dem niedrigen Niveau der letzten Spiele. Bei ihm ist zwar durchaus Willen erkennbar, aber ihm gelingt aktuell fast nichts.

Wenn die TSG weiterhin spielerische Lösungen anbieten will, also kein Kick’n’Rush oder so etwas, dann braucht es aber ein laufstarkes und ballsicheres Mittelfeld – und wenn die TSG aktuell etwas nicht hat, dann eben ein lauffreudiges und ballsicheres Mittelfeld.

Samassekou wird noch mindestens bis nächsten Monat fehlen. Er steht mit Senegal im Achtelfinale und spielt am Dienstag da gegen den Außenseiter der Kapverdischen Inseln. Das Viertelfinalspiel wäre dann am kommenden Sonntag. Und niemand weiß, ob und wann Grillitsch zurückkehrt.

Immerhin kehrte Hübner wieder zurück aufs Feld, was schon schön war, auch wenn das Spiel so ganz und gar nicht so lief, wie wir uns das alle erhofft hatten. Aber das mag man als Fan denken, das muss ein Stadionsprecher nicht während des Spiels sagen, denn mit ähnlichen Worten begleitete er Hübners Einwechslung.

Da stand es zwar bereits 1:4, aber andererseits war da noch eine Viertelstunde zu spielen und zumindest theoretisch der Einzug ins Viertelfinale möglich. Denn es gab durchaus noch Chancen für unsere Mannschaft – und wer weiß, was passiert wäre, wäre der Ball auch mal reingegangen.

Das tat er zwar nochmal ganz am Schluss zu unseren Gunsten, aber leider wurde der Ball wieder unglücklich von Bebou berührt, diesmal war es ein Kopfball von Dabbur, den unsere Nummer 9 um die 90. Minute kurz vor der Linie und klar im Abseits ans Bein bekam.

So schieden wir recht deutlich aus und verbockten erneut den Einzug ins 1:4-Finale. Marcel Reif wird es verschmerzen können, dass seine Prognose, wonach die TSG Pokalsieger werden würde, nicht eintreffen wird.

Es wäre schön, wenn schon der Satz vom Pokal mit seinen eigenen Gesetzen bei uns nicht zutraf, schließlich zogen wir seit Profizeiten nie in ein DFB-Pokal-Viertelfinale ein, etwas anderes auch nicht einträfe, was in dieser Spielzeit bisher immer eintraf, nämlich dass wir das Spiel vor einer Pause verloren. 50% unserer Niederlagen erlitten wir vor einer solchen Spielzeitunterbrechung.

Jetzt bleibt sozusagen ja „nur noch“ die Champions League – und bereits übermorgen haben wir dazu die Riesenchance – und das gegen eine Mannschaft, die am vergangenen Wochenende gegen unseren gestrigen Gegner mit 5:1 gewann, dafür aber vorgestern mit 1:2 gegen einen Zweitligisten ebenfalls im Achtelfinale scheiterte.

Für den Ausgang gegen das Spiel gegen den BVB wird nicht entscheidend sein, wessen Wut oder wessen Wucht, sondern wessen physische und vor allem mentale Konstitution größer ist. Die Frage also ist: Wer besitzt mehr Fi-, Raffi- und Cleverness?

Die Ehrlichkeit gebietet es, hier in ungelogen mindestens drei Punkten einen Vorteil bei den Westfalen zu sehen. Aber ob das für drei Punkte für sie reicht ???

Die Cleverness wird entscheidend sein – und das nicht nur auf’m Platz. Auch die nächste Pressekonferenz bietet da vielleicht die ein oder andere Möglichkeit. Man muss da ja auch nicht zuuu ehrlich sein. Und sollte Hoeneß damit vielleicht ein Problem haben, kein Problem: Die Lösung finden wir bei Nietzsche:

„Man denkt sich den moralischen Unterschied
zwischen einem ehrlichen Manne und einem Spitzbuben
viel zu groß.“

Die Lösungen für PK und Spiel müssen er und sein jeweiliges Team selbst finden. Defensive und Trainer zeigten, dass es gar nicht mal so klug ist, offen und ehrlich zu sein. Und aus Fehlern …

Du siehst, geneigte/r Leser/in: Trotz dieses ehrlich beschissenen Spiels sind und bleiben wir da wie immer ans Pathologische grenzend positiv optimistisch. Ganz im Gegensatz zur angeblich TSG-affinen Social Media-Meute. Von denen befürchten ja so manche, dass die Mannschaft am Samstag mit Pauken und Trompeten untergehe. Wir nicht. Um im orchestralen Bild zu bleiben: Nicht mit Pauken und Trompeten. Mit Geiger? Schon eher … 🙂

Honesty
is such a lonely word.
Everyone is so untrue.
Honesty
is hardly ever heard
and mostly what …

… you get from us.

Comments

  1. Jürgen Buchner

    Einziger Einwand: Diadie Samassékou spielt für Mali am kommenden Mittwoch gegen Äquatorialguinea…

    • Ups, wie peinlich …

      Lassen wir jetzt aber mal so stehen. Denn: Wir stehen zu unseren fehlern. 🙂

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