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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Hertha BSC

Gegen den Abstieg

Akpoguma ludo coronam induebat.*

Geneigte/r Leser/in,

schön, dass du wieder da bist. Und wir haben ja lange mit uns gerungen, wie wir in den Spielbericht einsteigen. Eigentlich bot es sich ja an, etwas über Robert Koch zu schreiben, den Mann, dem es 1876 gelang, den Erreger des Milzbrands außerhalb des Organismus zu kultivieren und seine Entwicklung zu dokumentieren. Es war auch die erste lückenlose Beschreibung, welche Rolle eigentlich ein Krankheitserreger beim Entstehen einer Krankheit spielt. Sechs Jahre später (1882) entdeckte er auch noch das mycobacterium tubercolosis.

Auf dem X. Internationalen Medizinischen Kongress 1890 wurde dann entschieden, das Königlich Preußische Institut für Infektionskrankheiten zu gründen. Das heutige nach ihm benannte Robert Koch-Institut wurde am 1. Juli 1891 gegründet und von Tag 1 an von ihm geleitet – bis zum Jahre 1904. 1905 wurde er mit dem Nobelpreis ausgezeichnet.

So weit, so naja. Was hat das mit dem Spiel zu tun?

Okay, zugegeben, eine Frage, die man sich auf dieser Seite und unseren Nachspielbemerkungen oft stellen kann, aber außer dass seine Nachfolger sowie in deren Expertenschatten Politiker dem Hygienekonzept der DFL zugestimmt haben, ist da wenig.

Da hätte es ein Ungar weitaus mehr verdient genannt zu werden, denn er ist der Gottvater der sauberen Hände.

Nein, das ist jetzt kein billiger Witz auf Kosten von Schmiergeldern oder Spielern, die sich nicht schmutzig machten, sondern ein Verweis auf den Mann, der bereits 1847 die Basis der Gesundheit und die Mutter aller Hygieneregeln in der aktuellen Zeit legte, wofür er damals aber schwerst gescholten wurde von seinen Kollegen.

Ignaz Semmelweis‘ dringenden Rat, sich die Hände zu waschen und zu desinfizieren, um somit die Wahrscheinlichkeit zu reduzieren, Krankheiten zu übertragen, nannten sie „spekulativen Unfug“.

Man muss froh sein, dass es Mitte des 19. Jahrhunderts kein Twitter, Facebook etc. gab. Man mag sich gar nicht ausmalen, wie diese These wohl aufgenommen worden wäre. Allein des Wortspiels wegen wäre wohl aus dem „Hygieniker“ schnell ein „Hysteriker“ geworden – und damit ebenso schnell stigmatisiert wie heute, wo man entweder als „Schlafschaf“ oder „Verschwörungstheoretiker“ diffamiert/stigmatisiert wird – je nach Lager.

Und wo wir gerade bei Händen sind, die aktuell auch jede/r bemüht ist, sich zu waschen, meist mit Wasser und Seife, oft aber auch in Unschuld, kommen wir nun, auch weil aller guten Dinge nach dem Volksmunde drei sind, zum dritten Arzt in dieser Einleitung zum Spiel: Dr. med. Eckart von Hirschhausen.

Von ihm kennen wir den Grund, warum man schlecht drauf ist, denn meistens könne man sich den an einer Hand abzählen. Man müsse sich nur fünf Fragen stellen:

  1. Habe ich genug geschlafen?
  2. Wann habe ich zuletzt gegessen?
  3. Wann hatte ich das letzte Mal Sex?
  4. Mit wem?
  5. Warum?

In einer der Antworten sei, so der Dr. med., mit hoher Wahrscheinlichkeit die Ursache für das eigene Wohl-, genauer: Unwohlsein zu finden.

Ein schlechter Scherz? Nun, das passt ja auch zum Ergebnis dieses Spiels. War ja dasselbe, wie es überhaupt sehr viele Parallelen zu den Spielen mit Zuschauern gab – mit einer rühmlichen Ausnahme: Mit Zuschauern ist (Hater würden vielleicht noch ein „sogar“ ergänzen) mehr Atmosphäre.

Und damit kommen wir schon zum Positiven: Es war kein Unterschied in der Spielweise der Mannschaft zu sehen. Die doch zum Teil sehr kritischen Zuschauer tragen also mit ihrer Einstellung nichts zur Hemmnis in Spielaufbau und Chancenerarbeitung bei.

Liegt es dann aber wirklich an der der Spieler oder der Aufstellung des Trainers?

Schwierig.

Immerhin ließ er, wenngleich wohl auch nur in Ermangelung entsprechenden Alternativpersonals Skov mal vorne spielen – und das war auch per se gut, was er da zusammen mit Kaderabek auf der rechten Seite machte, was An- und Einsatz angeht, aber es ging halt nicht weiter, weil wir / sie selten weiter kamen als bis an den gegnerischen Sechzehner – und da fehlte dann jegliche offensive Wucht.

Kramaric, Adamyan, Dabbur, Belfodil standen aus den unterschiedlichsten Gründen nicht zur Verfügung und Bebou spielt halt einfach in einer anderen Gewichtsklasse als seine Gegenspieler.

Überhaupt wussten die Herthaner mit zum Teil ruppigen Spiel das Aufbauspiel der TSG zu verhindern. Nur einen einzigen Konter konnten wir in den ersten 45 Minuten setzen, aber halt auch nur, weil eben nur dieses eine Mal schnell und direkt nach vorn gespielt wurde. Ansonsten entsprach unser Spiel im Mittelfeld perfekt zu Grillitschs Haar: Es war maximal pomadig.

Dabei machte er es gar nicht mal so schlecht. Aber Rudy sorgte hingegen immer wieder für Situationen, in denen er zeigen konnte, was für ein herausragender Ballrückeroberer er ist.

Im Großen und Ganzen aber gefiel das doch recht gefällige Spiel der TSG im ersten Durchgang, wobei sich dann aber so nach und nach zeigte, dass wir bei aller Personalnot in der Offensive das größere Problem in der Defensive haben. Auch wenn die Gäste sehr wenige Chancen im ersten Durchgang hatten, sie waren allesamt gefährlicher als die unseren. Nur dank einer Glanzparade des nur dank der Frühsommersonne nicht völlig erkalteten Baumann gerieten wir (da) noch nicht in Rückstand.

Obwohl … ChanceN? Genau genommen hatten wir nur eine und mit der wollte es Baumgartner kurz vor dem Halbzeitpfiff wohl zu genau nehmen und traf den Ball nicht nur nicht genau, er traf ihn genau nicht. Das war schon sehr bitter, wie auch dass Bebou da  bereits noch abgemeldeter war als zuvor, nachdem er hellrotst abgemäht worden war, weshalb er im zweiten Durchgang von unserem youngest ever Youngster, Maximillian Beier ersetzt wurde.

Der hatte dann auch recht schnell unsere allerbeste Chance: Er traf zwar den Ball, aber auch er entschied sich für die Ästhetik (Außenrist) statt für die Mechanik (Reinwummsen).

So langsam … nein, fast im Gegenzug wurde es finster, als Akpoguma beim unnötigen, aber instinktiv nachvollziehbaren Versuch, den Ball abzuwehren, selbigen in die eigenen Maschen netzte. Dass er es dann auch war, der zwei Minuten später aufs Vorbildlichste den Mindestabstand zu seinem Gegenspieler einhielt, so dass dieser, obwohl rund einen Kopf kleiner, problemlos zum 0:2 einköpfen konnte.

Da war das Spiel zwar noch nicht verloren, aber auch wirklich jedem klar, dass mit den Elfen auf dem Platz nichts zu gewinnen war. Akpoguma war nachvollziehbarerweise jetzt völlig von der Rolle und im Mittelfeld war nicht einmal mehr eine breite Hühnerbrust zu sehen.

Larsen und Geiger für Rudy und Zuber war die Entscheidung des Coaches. Bicakcic und Ribeiro wäre die Entscheidung der Couch gewesen – und die Kartoffeln fühlten sich bestätigt, denn nach wie vor ging kaum was nach vorn. Die Taktik schien Hektik zu sein – und die Problematik in Halbzeit 2 das Zweikampfverhalten von Akpoguma, der sich an der Außenlinie einfach ausspielen, seinen Gegenspieler nach innen und ihn letztlich auch einnetzen ließ. 0:3.

Ein komplettes und zwei halbe Eigentore, da kann man nur konstatieren (und damit die Unterzeile von oben auflösen): *Akpoguma setzte dem Spiel die Krone auf.

Dass Schreuder in der 90. Minute dann Elmkies für Baumgartner brachte, war zwar eine nette Geste, aber brachte natürlich auch keine Ergebniskorrektur oder sonst einen (Erkenntnis-)Gewinn – außer eben den, dass wir dringend ein anderes Personal auf dem Platz brauchen: Männer – aber das ist ja auch nicht wirklich neu. (s. hier)

Dass die Mannschaft coronafrei ist, ist super. Dass sie testosteronfrei ist, nicht.
Dass keiner in der Mannschaft mit dem Virus infiziert ist, ist super. Dass keiner ansteckenden Fußball spielt, nicht – und das ist es exakt KEIN Trost, dass wir nur halb so viele Tore kassiert haben wie beim letzten Heimspiel, was ja auch schon ein seltsames Fußballspiel war – vor allem die letzten 15 Minuten. (Die Älteren erinnern sich. Für alle anderen gibt es hier (Nach-)Hilfe.)

Es gab ja schon lange die Stimmen, die befürchteten, Schreuder spiele das Stadion leer. Gestern wurde es allen gewahr, wie sich das anfühlt. Morgen muss man sich ganz arg darum kümmern, dass das im Falle einer kompletten Lockerung (geplant ist sie ja, was Großveranstaltungen angeht, zum 1. September) nicht so bleibt.

Natürlich ist das eine Ausnahmesituation. Im Grunde spielen aktuell alle Mannschaften gegen den Abstieg – in die Bedeutungslosigkeit ihres hochbezahlten Berufs – und für den Erhalt ihrer Arbeitgeber.

(Die Tranche, die jetzt, sofern die Saison zu Ende gespielt werden kann, beträgt für die Vereine der DFL insgesamt 304 Mio. €. Kein Neid, da fließen keine Steuergelder, das ist Privatwirtschaft. Das ist vertraglich so zwischen den Vertragsparteien geregelt. Gilt. Fertig. (Vielleicht aber trotzdem interessant: Das Robert-Koch-Institut erhält aus dem Bundeshaushalt (also Steuergelder) für das Jahr 2020: 108 Mio. € – plus Drittmittel aus dem privaten Sektor.))

Sie werden, wie so viele Menschen, aus ihrer Traumwelt gerissen und mit nicht einer, sondern DER Wirklichkeit konfrontiert. Zu der zählt auch, dass sie in teilweise völlig hirnrissige Vergleiche mit anderen Berufen gezogen werden bzw. Panikszenarien entworfen, die von einem erschreckend schrecklichen Weltbild ausgehen – und auch ganz bewusst im falschen Modus gesagt werden, z. B. „Wenn es zu größeren Fan-Ansammlungen vorm Stadion kommt, dann …“, (statt: „Falls es … käme, dann …“) sowie „Wenn auch nur ein Mensch nicht getestet werden kann, weil die Bundesliga alle Test aufgekauft hat, dann …“ (statt: „Falls … könnte, hätte, dann …“) .

Dafür können sie nichts, aber Kritiker des Sports generell sowie der Gelder und Gehälter im Besonderen haben eben die Stimmung auf ihrer Seite und werden diese ebenso nutzen, wie beispielsweise der 1. FC Köln, der (wie auch andere) beim nicht-tagenden DFB-Sportgericht um eine Einstellung des Verfahrens gegen ihn (sie) wegen Fanfehlverhaltens gegenüber Herrn Hopp beantragt haben. Keine leichte Aufgabe für den DFB.

A propos keine leichte Aufgabe: Nächsten Samstag geht es nach Paderborn. Sie werden es uns mit Sicherheit nicht noch einmal so leicht machen wie im Hinspiel …

Es sei denn, wir machen es ihnen nicht so leicht, uns auszurechnen – und hoffen wir einfach darauf, dass es auswärts so erfolgreich weiter geht. Auswärts haben wir Stand jetzt 3 Punkte mehr geholt als zuhause und das bei zwei Spielen weniger.

Es ist einfach eine irre Saison.

 

Bringen wir Sie anständig, würdevoll und nicht ganz so sorg- und erfolglos zu Ende.

Danke.

vivere vincere est
(„Leben heißt siegen“)

Dein
Akademikerfanclub

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