1899 Hoffenheim vs. Hertha BSC
Spot on Spott
Ein letztes Mal gar nicht so gut … lachen
„Gegen einen Gegner wäre es schwer geworden.“
Ja, geneigte/r Leser/in, wir können auch kurz.
Das Dumme daran ist nur, davon abgesehen, dass es „das Dumme“ ist, womit wir uns ja nicht so gerne in Verbindung bringen, dass es so verkürzt ist, dass das Missverständnis, sofern das überhaupt geht, noch vorprogrammierter ist, als es sonst ja bereits der Regelfall der Kommunikation ist.
Und da wir zudem in einer Zeit leben, die ein extrem gestörtes Verhältnis zum Humor hat, in der er ja seltenst erkannt wird – zumindest wird so getan, als ob er nicht erkannt würde und statt dessen suhlt man sich im (Selbstmit-)Leid, dass man sich „Hass und Hetze“ ausgesetzt sähe –, möchten wir doch erhöhten Wert auf zwei Feststellungen legen:
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- a) dass wir niemanden hassen oder gegen irgendwen zu hetzen gedenken
- b) kein Fan von Hertha BSC sind – und das aus Mitleid, denn das, was die jungen Herren da zusammenkickten, hätten alte Damen auch gekonnt. Ja, zugegeben, auch ein wenig aus Gründen der Schadenfreude.
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Dieser Exportschlager der deutschen Sprache – Schadenfreude – bringt ja die Freude über das Missgeschick eines anderen zum Ausdruck. Das ist aber nicht mit Häme zu verwechseln.
Das aus einer solchen Situation erwachende Lachen ist nicht aggressiv, wie es bei der Häme wäre, sondern beruht auf der Erleichterung, dass man selbst von diesem Unbill verschont blieb.
Und spätestens jetzt, geneigter/r Leser/in, dürfte klar sein, weshalb wir nach dieser Partie besonders froh sind, Fans des Little Village-, und nicht des ehedemen Big City-Clubs zu sein, denn so einen Rotzkick kennen wir nur zu gut. Nur blieben wir diesmal davor verschont – und das war nicht unsere Schuld, denn eigentlich spielten wir zu Beginn der Begegnung unsererseits einen ziemlichen Rotz zusammen.
Egal, wen man wieso zu welchem Zeitpunkt in welcher Konstellation zu „Team Vorsicht“ zählte, jenes hatte mehr Mumm in den Knochen und mehr Zuversicht ins eigene Können als das, was wir in den ersten fünfzehn bis zwanzig Minuten darboten. Dabei ist es weniger der Mangel an eigenen Chancen, der erschreckte, sondern die komplette Verweigerung eines konstruktiven Spielaufbaus.
Hatte Baumann in Freiburg noch versucht, das Spiel einigermaßen schnell zu gestalten, schien es gestern so, als ob der den Ball nie ins Spiel bringen wollte. Und wenn er ihn nach Zeiten ew’gen Zauderns zu Brooks oder Vogt kullern ließ, hatten die bereits die Verbindung zum Mittelfeld verloren, so dass es wieder zurück und dann lang ging.
Erstaunlich, dass diese Phase seitens der Berliner als ihre stärkste empfunden wurde. Das war ja noch erbärmlicher und immerhin ein Lichtblick: Auch wenn wir kein Fußball spielten, wussten wir, dass es gegen den Abstieg geht. Und als wir dann endlich anfingen, Fußball zu spielen, spielten wir auch für den Sieg.
Zuerst Vogts Ball auf Kramaric, den er wunderschön annahm und verwertete, der dann aber leider in des Gästekeepers Gesicht sein Ende fand, naja, und dann eben die beiden Aktionen vor den beiden Elfmetern, die Kramaric beide sehr souverän verwandelte – und das obwohl Skov, der Mann, der zuletzt unsere Penalties schoss und im Gegensatz zu Kramaric auch verwandelte, ebenfalls auf dem Platz stand.
Aber da gab es keinerlei Vertun, wessen Job der Kick vom Punkt ist.
2:0 Führung zur Halbzeit … so was hat man lange nicht gesehen … zumal, so doof es klingt, beide Elfer sehr schön herausgespielt waren. Insbesondere der lange Ball auf Bebou und dessen Behauptung war eine wahre Augenweide, das Foul nur eine logische Konsequenz.
Dass es die Gästeabwehr unserer Nr. 9 kurz nach Wiederanpfiff noch leichter machen würde, konnte niemand ahnen – und eigentlich auch kaum glauben. Aber dem war so – und so stand es plötzlich 3:0 und noch waren weit über eine halbe Stunde zu spielen.
Bei der Enge im Tabellenkeller kann auch die Tordifferenz entscheidend sein, also war es nicht verkehrt, zumal die blau-weißen Hauptstädter keinerlei strukturierte Gegenwehr boten. Es war ein Debakel, was die Gäste boten – doch wir nutzten die Chance zum Spektakel nicht.
Obwohl: Einer wollte genau das machen und machte genau das Falsche. 70 Meter vor dem eigenen Tor einem Gegner Stollen voran in die Waden zu fahren, ist schon ein Indiz von sehr begrenzter (Spiel-)Intelligenz. Andererseits: Es zeigt, dass der Mann siegen will – und dass uns Dabbur zumindest im Spiel gegen Bremen fehlen wird, wird weitaus leichter zu verkraften sein als Kabaks Fehlen in dieser Partie – an sich, was aber den Gästen sei Dank nicht auffiel, vor allem ihnen selbst nicht.
Selbst nach dem Platzverweis ging nix – nicht mal ein Ruck durchs Team aus der Hauptstadt, den wir wohl erwarteten, denn wir igelten uns nach der roten Karte sofort freiwillig hinten ein und brauchten gut zehn Minuten, bis wir verstanden, dass es das nicht braucht. Also versuchten wir uns wieder am Toreschießen, aber es blieb beim Versuch. Und als dann der Schiedsrichter anzeigen ließ, dass es nur drei Minuten Nachspielzeit geben würde – und wir das Spiel also tatsächlich gewinnen würden – zeigten wir uns dankbar und schenkten den Gästen noch den Ehrentreffer.
Auch ein völliger Fehler in unserer Situation.
Wir brauchen aus den ausstehenden neun Partien noch mindestens 14 Punkte. Das „Problem“ dabei ist, dass wir gegen keine laschere Mannschaft mehr spielen werden – und wir gegen alle Tabellennachbarn (bis auf Schalke und Stuttgart) bereits gespielt haben.
Es braucht also eine deutliche Leistungssteigerung, wenn wir drin bleiben wollen – und das wollen wir! Und das können wir. Auch wenn es gegen einen Gegner geht.
Wir dürfen uns halt selbst keine weiteren Ausrutscher leisten …
Dann gibt es keine Häme, keinen Hohn, keinen Spott, keine Schadenfreude auf Hater-Seite.
Auf dass ihnen allen das Lachen im Halse stecken bleibt …
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