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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. FC St. Pauli

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TSG 2011 Hoffenheim

Novi- und Kuriositäten aus dem Kraichgau

Es ist gute Sitte in den USA, einen frisch gewählten Präsidenten die ersten 100 Tage im Amt nicht zu kritisieren. Dafür gibt es viele gute Gründe, unter anderem den, dass er neu ist im System und auch das System sich an ihn und seinen Führungsstil, seine Arbeitsweise, seine Ziele gewöhnen muss.

Also sollten wir das im Falle unseres Trainers auch tun, zumal er ja offiziell noch gar keinen Vertrag hat. Andererseits ist er ja nicht wirklich neu und zweitens, wenn wir ihn 100 Tage absolut kommentarlos gewähren lassen, ist die Saison vorbei, wenn nicht mehr.

Schon in seinem ersten Spiel verwunderte er nicht nur durch seine Sicht der Dinge, was die Spielverteilung angeht, auch die Auswechslung von Ibisevic nach dem Ausgleichstor für den Abwehrmann Simunic verwunderte sehr. Dass der eingewechselte Spieler dann auch den Freistoß verursachte, der zum Siegtor unseres Gegners führte, mag man noch als Laune des Schicksals ansehen, aber gibt es einen Grund für diese Aufstellung beim ersten Heimspiel?

Eine Sturmspitze? (Eine, die nicht gerade vor Selbstbewusstsein strotzt.)
Gegen einen Abstiegskandidaten?
Zuhause?
Und warum muss er bei so einem Spiel neue taktische Formationen kreieren, wie z. B. die Triple-6 mit Rudy, Alaba und Weis?
Warum lässt er Compper Deutschlands hängendste Spitze spielen? (106 Ballkontakte hatte der nominelle Abwehrchef, und damit war er der Hoffenheimer mit den meisten Ballkontakten.)

Die Zeiten ändern sich – das Spiel leider auch.

Dabei muss man sagen: Trotz dieser doch für Hoffenheimer Verhältnisse ans catenacchio-grenzenden Aufstellung war das Spiel in den ersten 25 Minuten gut anzusehen, wenngleich es die Vermutung nahelegt, dass man die Woche über vor allem ‚5 gegen 2‘ trainiert hat, was man dann auch geradezu in Perfektion demonstrierte. Ballbesitz ja, Spielwitz nein.

Da gab es keinen Ball nach vorn vors Tor. Doch einen – nach einem Freistoß – und den schoss, den aufmerksamen Leser dieser Zeilen wird es nicht wundern, Compper übers Tor.

20 Minuten traf er dann. Wieder kam der Ball nur nach einem Freistoß vors Tor der Gäste, schwebte über Freund, streifte eines Feindes Scheitel, und wo eine 9 stehen kann, war zum Glück die 5. 1:0. Sehr verdient.

„Hilfe! Wir sind in Führung!“

Niemand schien von dem Treffer mehr überrascht als die Mannschaft selbst, denn sofort ging es nur noch darum, den Ball vom eigenen Tor fernzuhalten. Nicht, dass die Gäste plötzlich gewirbelt hätten, gewuselt wären, zu einer Spitzenmannschaft mutierten. Aber nach dem Tor war sogar das gepflegt optische Kombinationsspiel im Niemandsland des Grün einem Grau(sen) gewichen.

Nach der Halbzeit setzte niemand ein Zeichen – nur unsere Verantwortlichen sich auf ihre Plätze auf der Bank. Die Reservisten wurden gleich zum Warmmachen geschickt. Hoffnung, dass man nun erkennt, dass hier und heute gegen den Gegner mehr drin ist, als nur ein Tor.

Dummerweise erzielten aber nicht wir unser zweites, sondern die Gäste den Ausgleich. Ein Steilpass in die Abwehr, ein Foul der Kategorie „Notbremse“ von Vorsah, das nach Ansicht nicht weniger Menschen vom Schiedsrichter zumindest körpersprachlich erst geahndet wurde (so mancher glaubte gar, einen Pfiff gehört zu haben), dann aber doch nicht, was den Vorteil hatte, dass Vorsah nicht vom Platz flog, allerdings halt den Nachteil des Gegentores. „Immerhin“, so scherzte man auf der Tribüne, „nicht erst in der 92.“

Als dann endlich Sigurdsson nach 15 Minuten Warmlaufens zur Bank gerufen wurde, sich dort seiner Überkleidung entledigte, waren wir Hintertorler uns sicher, dass er für Salihovic Fehlpassgott kommen würde. Tja – so schnell lernt man, dass man noch viel zu lernen hat.

Zur Lähmung der Führung gesellte sich nun noch die Schockstarre des Gegentores. Von nun an ging bei unseren Jungs gar nichts mehr. Auch der Trainer ging nicht (auf und) ab. Er saß und schaute. Man kann ihm wirklich nicht vorwerfen, dass er von der Seitenlinie Hektik ins Spiel gebracht hätte.

Auch keinen neuen Spieler. Zwar bekam Salihovic inzwischen Gelb, aber Sigurdsson inzwischen wieder kalte Beine. Also warf sich der Spieler ein Decklein um und harrte halt einer Einwechslung, die dann auch erfolgte, allerdings nicht für den inzwischen rot gefährdeten Salihovic. — Dass man einen Spieler nahezu zehn Minuten an der Bank hoppeln lässt, bevor man ihn eingewechselt, auch neu.

Nun kam es dann so, wie es kommen musste: Wir taten nichts mehr fürs Spiel, nichts mehr gegen den Gegner, ließen ihn schießen (Lattentreffer), ihn flanken und treffen.

Keine zehn Minuten vor Schluss kam es zu einer kleinen Reihe von Spielmomenten seitens der Gäste, die der ordinäre Sportreporter gerne mit dem Attribut „unbedrängt“ umschreibt (der Fan euphemistisch mit „unerklärlich“) und die dann weniger als zehn Minuten vor dem Spielende zur Führung des Gegners führten.

„Wenn unsere Mannschaft, wie sie jetzt steht, mit diesem Trainer absteigt, dann steigt sie auch mit anderen Trainern ab!“ So sprach Dietmar Hopp im Interview beim Rhein-Neckar-Fernsehen (RNF) – eine Aussage, die so wohl viele unterschrieben hätten – vor diesem Spiel.

Aber noch war es ja nicht vorbei und es gab auch noch eine Änderung zu allem, was man in dieser Spielzeit bisher von unserer Mannschaft kannte: In der Nachspielzeit war sie es, die den Ausgleichstreffer erzielte.

Alaba hielt einfach von der Strafraumgrenze drauf und hatte Glück, dass der Schiedsrichter das Foul zuvor nicht ahndete und der Ball abgefälscht wurde. Doch noch ein Punkt. Aber Jubel? Auf den Tribünen verhalten, auf dem Platz gar nicht – und das war sehr, sehr befremdlich.

Niemand rannte zum Torschützen und umarmte ihn. Genausowenig rannte wer zum Spielgerät und legte es wieder auf den Anstoßpunkt. Nichts. Stattdessen nahm der Trainer vor dem Wiederanstoß erneut eine Auswechslung vor. Was sollte das? Zeit bringen? Die Mannschaft stabilisieren? Mit Thomalla?

„Doch noch der Ausgleich!“ dröhnte es dann aus den Lautsprechern. Es schien, als ob der Stadionsprecher selbst nicht mehr dran geglaubt hat. Oder fühlte er sich plötzlich als Sportreporter? Sehr, äh: eigen.

Nun, dann war Schluss. Wieder ein Unentschieden. Glück gehabt. Zehn Punkte Abstand auf Platz 2, zehn Punkte Abstand auf Platz 17 – und trotzdem wirkt letzterer irgendwie näher. Dabei stehen wir in der Tabelle sogar um einen Platz besser da als letzte Woche. Diese Saison mutet schon sehr seltsam an.

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