1899 Hoffenheim vs. Eintracht Frankfurt
Das Ende der Orientierungskomplexität
oder: Das dreifache Doppel
18.
Für viele Menschen ist dies ein Grund zur Freude. Endlich hören sie auf, all diese Pflichten wie Zimmer aufräumen, Müll runtertragen oder so etwas. Endlich hat man auch Rechte, die sich für viele Jugendliche in zwei Worte zusammenfassen lassen: länger saufen.
Dabei, das wissen wir alle, ist die Idee, Menschen mit 18 als volljährig zu deklarieren, noch nie biologisch oder physiologisch oder sonst wie rational erklärt worden. Denn im Grunde ist es doch so, wie es Alice Cooper vor 42 Jahren erstmals besang:
I got a baby’s brain and an old man’s heart
Took eighteen years to get this far
Don’t always know what I’m talkin‘ about
Feels like I’m livin in the middle of doubt
Cause I’m – Eighteen
I get confused every day – Eighteen
I just don’t know what to say – Eighteen
I gotta get away …
Und spätestens jetzt drängt sich doch der Vergleich zu 18(!)99 Hoffenheim und zum gestrigen Spiel auf, das uns erstmals in unserer Bundesligageschichte nicht nur die zweite Niederlage in Folge bescherte, sondern uns das 1. Mal an das Ende der Tabelle brachte, an dem wir noch nie standen.
Im 1. Jahr war das bereits nach dem 1. Spieltag anders – und zwar komplett anders. Damals konnte es ja nur noch abwärts gehen – und das tat es dann ja auch.
Umkehrschluss: Da wir uns jetzt nicht mehr nach unten orientieren müssen, kann es nur noch aufwärts gehen – und das wird es auch tun – zumindest für die allermeisten Fans (Besucher?) bei den kommenden Heimspielen, was aber insbesondere an der Architektur des Stadions liegt.
Es geht also wieder aufwärts. Das ist schon einmal die gute Nachricht. Und so schien es ja auch in der ersten Halbzeit. Die ersten 30 Minuten waren nett bis gut und es schien, als ob wir weiterhin keine Probleme mit diesem Gegner haben sollten (sofern wir in der gleichen Liga spielen).
Und wer weiß, was gewesen wäre, hätten wir zumindest eine unserer Chancen verwertet oder hätte Compper seine Fuß weggelassen … so aber war’s Exkrement: 0:1 und wenig drauf durch einen schönen Fernschuss 0:2 – und nur die bösesten aller Zungen wiesen darauf hin, dass es vor zwei Wochen schlimmer aussah zur Halbzeit.
Kommen wir jetzt noch einmal zur Pubertät. Die, die davon befallen sind (und das sind heutzutage bei weitem nicht nur Jugendliche. Bei manchen scheint dies eine Art Dauerzustand geworden zu sein, was sich nicht nur postalisch erkennen lässt („Hotel Mama“)), sind relativ leicht dadurch auszumachen, dass sie starken Gemütsschwankungen erliegen. Es läuft nie gut, sondern super, es läuft nie schlecht, es hat alles keinen Sinn mehr. Relativierung? Besinnung? Intrinsiche Motivation? „Hä? Was? Leck mich. Ich hab’s satt. Ich gebe auf.“
Ob das wortwörtlich so auf alle unsere Jungens zutraf, darf bezweifelt werden. Aber das fehlende Aufbäumen in der 2. Halbzeit, die beiden Gelb-Rot-Doppel (binnen weniger Minuten) sowie die beiden letzten Gästetreffer kurz vor Schluss zum 0:4-Endstand lassen einen das zumindest bei einigen stark vermuten.
Und es ist, zumindest im Falle Salihovic die positivste aller Theorien, warum (ja, warum – nicht wie) er es fertig bringt, binnen vier Minuten sich zwei Verwarnungen wegen Foulspiels einzufangen. Gewiss kann man über die Gelbwürdigkeit der einzelnen Vergehen diskutieren, aber das kann man über alles – falls man kann.
Man kann sich aber auch denken, dass dies doch alles nur ein enormer Zufall ist, dass ein ehemaliger Stammspieler, der von vielen Fans als Kapitän der Mannschaft gewünscht wurde, insbesondere nachdem er mit einem halben Rentenvertrag ausgestattet ist, nun nicht mal mehr in der Startelf, dafür in der Kritik steht, einen Tag nach dem Ende der Transferzeit, kurz nach seiner Einwechslung mit zwei Aktionen eine etwas andere, sprich: pubertäre Trotzreaktion zeigt.
Nun. Babel galt als Egomane und wurde auf eine Art und Weise aussortiert, die in manchen Unternehmen den/die Gleichstellungs- und Anti-Mobbing-Beauftragten auf den Plan gerufen hätte. Spannend, was Herr Babbel nun mit Salihovic macht. Wieder U23? Gab es ja schon mal. Danach den Vertrag. Unnu?
Überhaupt die Frage nach dem Saisonauftakt: Unnu? Die Niederländer sind weg – und Ochs kommt zum Dorfverein. Jetzt hat der Trainermanager, die Mannschaft, die er wollte. Jetzt hat er eine Woche Pause. Jetzt kann er zeigen, was er kann. Jetzt sind wir 18. Jetzt – und das ist ja das Schöne daran – kann es nur noch aufwärts gehen.
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