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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach

1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach

Perspektive

Neutralität als Garant für den Erfolg (bzw. andersrum)

Wir befinden uns im Zeitalter der Kommunikation. Einer Kommunikation, die so ganz und gar nicht zum Wesen des Akademikers passen will. Ihr Ziel scheint nicht im Gewinn von Wissen, also in der Erkenntnis zu liegen,sondern im Loswerden von Halbwissen. Also der Erleichterung?

Dabei scheint das deutlichste Kennzeichen dieser modernen Kommunikation der Monolog zu sein – oder zumindest der zeitnahe Konsens. Das Wesen des Akademikers aber ist der Diskurs. Es geht um Dialektik (hodd niggs midd demm tsu duu, wie ma hier schwetze), mit dem Versuch, subjektive Fragen zu stellen, die in die Tiefe gehen, um objektive Antworten zu finden, die einen ganz nach oben bringen.

Ist der Akademiker an sich also ein Anachronismus?

Das vielleicht nicht. (Wir zumindest nicht. Immerhin machen wir ja auch mit dem weltweiten Monolog 2.0) Aber er ist sehr wertvoll, denn er ist rar. Denn faktenallergisch sollte man als Akademiker nicht sein. Aber es dauert eben, bis man die Antworten findet. Manchmal findet man sie nie. Deshalb gibt man aber nicht auf. Man ändert dann einfach die Frage. (Kennt man ja aus „Per Anhalter durch die Galaxis“.)

So stand für uns nach dem Spiel zuerst die Frage nach dem Spiel: „War es gut?“, „War es schlecht?“ Sofort gefolgt von Inhaltlichem, u.a. „Wer hat Salihovic vermisst?“ sowie nutzlosem Randwissen „Plant der Stadionsprecher sich ein zweites Standbein aufzubauen als Tondouble von Scooter?“

Da man Diskurs nicht gleichsetzen darf mit Dissonanz, Disharmonie, geht es dabei ja nicht um die Konfrontation an sich. Es braucht schon eine konsensuelle Basis – und die bestand aus der Freude über den Punktgewinn und dass es uns diesmal nicht gelang, uns selbst zu schlagen. Denn eine Konstante gab es in den letzten Spielen, wie auch immer der Gegner hieß. Sie haben vielleicht gegen unsere Mannschaft gewonnen, aber besiegt hat sich unsere Mannschaft in diesen Spielen leider selbst.

Nicht anders sah es gegen Mönchengladbach aus. Sie hatten keine Chance und führten doch zur Halbzeit 1:0 durch einen Elfmeter, der keiner war. Nilsson spielte den Ball mit der Hand. Das ist für ihn auf dem ganzen Feld verboten, aber für einen Elfmeter hätte das Handspiel im Strafraum erfolgen müssen. Dem Linienrichter war das egal. Die Hand ging gegen den Ball, und der Mann an der Seite nutzte die Gelegenheit, einen Zwischensprint mit wehender Fahne einzulegen. Noch bevor der schwache Schiri Stark pfiff, stand jener Herr wie ein hechelnder Hund bereits an der Grundlinie. Ihm muss sehr kalt gewesen sein oder seine Retina eingefroren, jedenfalls winkte er, rannte er, der Kollege pfiff und Gladbach traf. Ästhetisches Exkrement. Schöne Scheiße.

Denn bis dahin spielte unsere Mannschaft gut, weit mehr als nur gefällig wie im letzten Spiel.
Zumindest die Hintertorakademiker sahen ein gutes Spiel und hatten ein gutes Gefühl.
Ganz anders die Seitenlinienakademiker. Sie verwiesen auf eine Fehlpassorgie im Mittelfeld, auf lange Bälle in die Spitze, die diese nie erreichten, da sie so lang nicht waren, und wenn doch, zu lang.
Womit bewiesen wäre: Es kommt auf die Sichtweise an.

Auch im übertragenen Sinne, denn dann verstünde man auch, warum Rangnick dem gerade mal 18 Jahre alten Manuel Gulde (einem Innenverteidiger) den Vorzug gab vor dem 21jährigen Außenverteidiger der finnischen Nationalmannschaft Jukka Raitala. Dabei muss man allerdings sagen, zumindest aus der Sicht (sic!) der Hintertorakademiker machte Gulde ein fast schon gülden Spiel.

Leider hat Eduardo ihn viel zu wenig angespielt. Das hätte das Spiel unserer Mannschaft zumindest breiter und damit variantenreicher gemacht. So aber zog unsere 10 immer zu schnell und zu oft in die Mitte, wo es dann auch schwer war, einen überraschenden Pass in die Spitze zu spielen. Und das wurde in der zweiten Halbzeit noch schlimmer.

Sie begann schon bescheiden. Gladbach erzielte das 0:2. Und diesmal war es der andere Schiedsrichter, der ein Problem mit der Kälte hatte. Bei ihm war es aber nicht die Netzhaut, sondern das Schultergelenk seines Fahnenarms, das eingefroren gewesen sein muss.

Eine lange Flanke, ein Kopfball von links über Hildebrand hinweg in Richtung rechtes Eck. Bis dahin war es einfach nur wahnsinnig schlecht verteidigt und der Ball wäre wohl auch ohne weiteres Zutun über die Linie. Jedoch hatte ihn ein Spieler der Gäste noch vor dem Überqueren derselben berührt. Da dieser Spieler aber zum Zeitpunkt der Ballabgabe (Kopfball) näher an der Grundlinie war als mindestens zwei Hoffenheimer Spieler, hätte der Mann an jener Seite seinerseits sein Fähnchen in den böigen Wind halten müssen.

Tat er nicht. Das tat weh. 0:2.

Das einzig Schöne: der Gegner. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass Borussia Mönchengladbach gegen 1899 Hoffenheim 2:0 führt. Und gewonnen hat diese Mannschaft keines dieser Spiele. Auch dieses nicht, auch wenn es unglücklicherweise nicht zu dem dann sonst üblichen 4:2 gereicht hat.

Vielleicht hätte es doch geklappt, wenn der Schiedsrichter, dessen Nomen wie bereits erwähnt kein Omen war, gleiches Recht für alle hätte gelten lassen. Doch so selbstverständlich die Forderung nach Fairness ist, so selstverständlich sollte es sein, dass die Mannschaft versucht, das Spiel gewinnen zu wollen. Davon war nach dem 0:2 leider wenig zu spüren. Kein Initiator, keiner, der das Spiel an sich riss und Impulse setzte. Mitte der zweiten Halbzeit stand das Spiel nicht nur 0:2. Es stand komplett.

Auch unsere beiden Spitzen. Die standen sogar aussichtsreich, aber es kam kein Ball mehr aus dem Mittelfeld. Eduardo führte bisweilen den Ball durchs Mittelfeld Gassi statt ihn vor allem Ba in den Lauf zu spielen. Dann aber hatte er sich doch von seinem Lieblingsspielgerät trennen können, spielte nach außen, der Ball kam nach innen und Ibisevic, der schon zuvor seine Chancen hatte und vergab, traf ins leere Tor. 1:2.

Das war Fußballerromantik: das Stadion, gleißendes Licht, kalter Wind, die Nacht als Dach, noch eine Viertelstunde zu spielen, und nur ein Tor zurück. Ein Pokalgefühl im Ligabetrieb.

Jetzt konnte es noch einmal spannend werden, fanden viele. Aber auch nicht wenige sahen darin eher einen Grund, das Stadion zu verlassen – und es waren keine Grün-Weißen, die das taten, weil sie wieder drei Tore in fünf Minuten gegen die eigene Mannschaft erwarteten.

Es waren zumindest den Farben nach Anhänger von 1899. Den Gesichtern nach waren aber einige davon aber auch in jenem Jahr geboren, also üben wir uns, auch wenn das im Gegensatz zur Einsicht nicht zum Wesen per se eines Akademikers gehört, in Nachsicht.

Prince Tagoe kam ins Spiel. (Leider für Gulde statt für den im Grunde spätestens seit der 3. Minute völlig überforderten Vorsah.) Doch er blieb ohne Wirkung. (Liegt auf der 18 der Fluch des Sanogo?)

Überhaupt machte die Mannschaft nicht den Druck, den man sich erhoffte. Aber sie kämpfte, sie stürmte, sie belagerte den Gladbacher Strafraum, deren Abwehr aber stur eine Linie hielt, was zur Folge hatte, dass es dem Mann an der Seite wieder kalt wurde. Und drei Minuten vor Schluss tat er dann dasselbe wie rund eine Stunde zuvor. Er sah ein Handspiel. Er winkte, er rannte, und der Kollege pfiff. (Diesmal zurecht.)

Sicher waren wir uns nicht, als sich Eduardo den Ball nahm, aber sicherer, als wenn Salihovic dabei gewesen wäre. Schließlich ist auch ein Strafstoß eine Standardsituation – und wenn etwas zu den Stärken unserer Mannschaft zählt, Standards sind es nicht. Lange Rede, kurzer Anlauf, drin.

So war es am Schluss eben je nach Sichtweise nur bzw. immerhin ein Punkt. Schade, dass der Schiedsrichter mitgespielt hat. Sonst hätte diese Mannschaft, bei der ja acht Spieler aufgrund von Sperren oder Verletzungen nicht dabei waren, vielleicht nicht zwei Tore, mit Sicherheit aber zwei Punkte mehr geholt.

Aber welche Spieler haben wirklich gefehlt?
Gewiss gäben wir Gustavo gegenüber einem Vorsah den Vorzug.
Und Ralf Rangnick beantworte die Frage nach Nilsson oder Compper mit einem sowohl als auch. Warum nicht, spätestens wenn Beck und/oder Ibertsberger wieder fit sind, mit einem weder noch? Gulde in die Mitte und Eichner auf die Bank.
Und Eduardo ersetzte Salihovic fast schon zu gut (lange Ballannahme, Ballschieben, Quergespiele), aber immerhin landete kein Freistoß oder Eckball in der Mauer. Zwar auch so gut wie nie beim eigenen Spieler, aber, wie sagt man an der Börse, „The trend is your friend“.

In diesem Sinne freuen wir uns auf Berlin.

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