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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Borussia Mönchengladbach

Niederlage für die Lumpen

Europa_naht

Sechs Umstellungen im Vergleich zu Mittwoch. Das war schon sehr mutig. Und ein hohes Vertrauen in das eigene System, in die Mannschaft, dass sie Selbiges in nahezu jedweder Konstellation durchziehen kann, dass sie aus ihren Fehlern in der ersten Hälfte der Vorrunde gelernt hat, dass sie erwachsen geworden ist.

Die Jugend rennt. Und rennt. Und rennt. Und man kennt das von sich selbst. Wenn man sieht, dass plötzlich irgendwo eine Bewegung entsteht, der sich mehr und mehr Menschen anschließen, neigt man dazu, mitzurennen. Vielleicht hat da wer eine Gefahr entdeckt, vor der sie flüchten. Da tut man gut daran, Selbiges zu tun, um nicht von der Gefahr eingeholt zu werden. Oder wer hat was Interessantes, Spannendes, Kurioses entdeckt, das sich lohnt, aus der Nähe und genauer angeschaut zu werden, und auch das will man nicht verpassen. Herdentrieb. Und der fällt natürlich umso mehr auf, je weniger Bewegung sonst ist.

Stiller und Geiger als Schaltzentrale. Das war schon sehr mutig.

Die Jugend rennt. Und rennt. Und rennt. Und meist einem Trend hinterher. Und meist vergebens. Beziehungsweise, und auch das kennt man von sich, wenn man sich außerhalb der vermeintlichen Gefahrenzone vor dem angeblichen Must-see befindet, letztlich orientierungslos, weil man vor lauter Herdentrieb nicht mehr weiß, wo man sich befindet. Das führt dann nicht selten zur nächsten Bewegung in der Masse, was sich dann wieder zu einer Massenbewegung entwickeln kann. Ein anderer Trend. Mit derselben Folge. Und derselben Konsequenz. Und so weiter …

Und sie agierten auch im Wesentlichen glücklos. Das Zusammenspiel funktionierte fast gar nicht und gerade in puncto Passgenauigkeit und -sicherheit blieben sie weit hinter den Werten zurück, die die TSG diesbezüglich zuletzt auszeichnete. Zudem fiel auch Vogt nicht nur mit schönen langen diagonalen Bällen, sondern halt auch jeder Menge Fehlpässe im Spielaufbau auf. Diese konnten zwar immer wieder korrigiert werden, aber sie wie eben das unpräzise Spiel im Mittelfeld machte unser Spiel langsam.

Der beste Beweis hierfür sind a) Überschriften in den Medien, die seit geraumer Zeit immer nur ein Thema kennen, ganz gleich, welches das ist, d.h. es dominiert über einen begrenzten Zeitraum über nahezu alle Medien hinweg ein Thema, z. B. Pegida, Corona, Klima, FFF, BLM, LBGTQ, Gendersprech, …

Es ist die Direktheit, die begeistert, die unser Spiel zuletzt auszeichnete. Denn Direktheit ist Schnelligkeit. Aber Direktheit ist nur dann zielführend, wenn sie, in unserem Fall: der Ball, auch verarbeitet werden kann. Und das gelang der TSG zu Anfang der Saison extrem selten und auch in diesem Spiel zu Anfang kaum. Aber die Mannschaft hat sich weiterentwickelt. Längst vergessen ist die Viererkette oder der permanente Versuch, mit dem Kopf durch die Wand, sprich: Abwehrmauer, sprich durch die Mitte zu spielen. Inzwischen kommt das Spiel der TSG in einem ganz anderen Gewand daher.

… b) die ganz privaten Archive des Zeitgeschehens, die sehr gut dokumentieren, wie man sich individuell sah – und wenig man es doch war: Kleiderschränke.

Inzwischen nutzt die Mannschaft die ganze Breite des Spielfelds. Wurde früher zwar auch immer wieder mal versucht, über die Flügel zu spielen, war das meist sehr einseitig. Heute werden beide Außenpaare, links wie rechts, hoch variabel eingesetzt. Das bedeutet zwar mehr Meter, aber halt auch mehr Chancen in Tornähe. Und das ist der neue Stil der TSG, der sehr gut zu uns passt. Andererseits birgt das aber gerade bei Ballverlusten viel mehr Risiko, wie bereits Mittwoch gegen Leverkusen, aber auch diesmal zu sehen war. Doch wer ohne Risiken leben will, muss sich fragen lassen, ob das überhaupt Leben ist. Oder wie die Jugend das früher nannte: „No risk, no fun.“

Während man diese Erkenntnis bei Letzteren aber doch meist mit großer Nonchalance und Selbsttoleranz mit einem Lächeln zur Kenntnis nimmt, kann das bei Ersterem gravierende Folgen haben – zum einen gesamtgesellschaftlich, wenn der Trend einer ist, der mit den Grundsätzen der Menschlichkeit nicht vereinbar ist (Lynchmob), zum anderen ganz persönlich, wenn man sich gewahr wird, dass das, von dem man absolut überzeugt war, sich als absoluter Bullshit herausstellte. (kognitive Dissonanz).

Nebst den überraschend vielen Fehlpässen im Spielaufbau war auch der Rückstand nach dem Eckball Wasser auf die Mühlen der Meckerverwandtschaft. Jene Meckeronkels und -tanten hatten zu allem Überfluss auch Recht, denn wie sich Vogt und auch Kaderabek da verhielten, war gleichbedeutend mit einem schlimmen Rückfall in alte Zeiten – naja, und Rückstand. Doch der neue Anzug der TSG, der Zuschnitt unseres Spiels, ließ diesen Diskuonkels und Diskutanten keinerlei Spielraum, denn wer sich auf sich eingelassen hätte, hätte das (inzwischen) Wesentliche im Spiel der TSG – ACHTUNG: Riesenwortspiel: versäumt.

Das muss man sich erst einmal verzeihen können. Und auch dem Druck von außen auch und gerade innerhalb seinem (bisherigen) Umfeld standhalten, wenn man plötzlich eine Meinung kundtut, die so ganz und gar nicht mehr der entspricht, die man zuvor kundtat – (Vaterlands-)Verräter/in, Opportunist/in, …leugner/in oder Schlafschaf.

Nun kam das auch schon früher vor, dass die TSG nach einem Gegentor erst so richtig aufwachte, nur ist es ja inzwischen so, dass man nun weniger hofft, als daran glaubt, dass sich alles bessern wird, weil die Spieler alles daran setzen werden, diesen Fehler – ACHTUNG: nächstes Riesenwortspiel: auszubügeln. Das hat mit Beharrlichkeit zu tun und einem gestandenen Selbstbewusstsein.

Die Alten rennen nicht. Sie laufen mit. Oder stehen. Und aus Sicht derer, die rennen oder mitlaufen, im Weg. Sie nerven daher sogar am meisten, weil sie einen aufhalten. Und sie müssen auch am meisten Druck standhalten – physisch und psychisch, schließlich – auch das ist ein Trend – muss (!?) man heutzutage ja zu allem eine (!?) Meinung haben – und niemals Schuld, immer Recht.

„Hab’ ich’s doch gewusst.“
„Hab’ ich’s nicht gesagt?“

Ersteres kann man nicht beweisen, dafür ist Letzteres sehr wahrscheinlich, insbesondere dann, wenn wer nur lang genug viel – idealerweise – Negatives äußert. Da wird sich dann immer etwas finden, schließlich ist das ein ganz banales Naturgesetz: Am Ende sind wir alle tot.

Kein Kopf hing. Es war ja noch eine gute Stunde zu spielen.

Die Frage, die sich jede/r Einzelne aber stellen könnte, ist: „Aber was mache ich, bis es soweit ist?“ Freude haben? Freunde haben? (Und natürlich auch Freundinnen.) Spaß haben? Erfolg haben? (kein: Siefolg) Leben?

Statt dessen wurde die Brust breiter – und das Spiel auch. Letzteres auch schneller und, weil auch präziser, die Chancen besser und besser. Es gab nur ein Problem: der Gästekeeper auch. Während seine Mitspieler an kaum einen Ball kamen, kam er an jeden. Er hielt alles, doch auch die TSG dagegen. So wenig, wie sich die Fehlerreihe vor dem Gegentor entschuldigen ließ, ließ sich die Mannschaft entmutigen.

Wer in seinen Kleiderschrank schaut und ihn genau analysiert, wird feststellen, dass bestenfalls 20% seines Inhalts in kontinuierlichem Einsatz ist. Es scheint Menschen schon hier sehr schwer zu fallen, sich von heute Untragbarem, Unpassendem zu trennen. Und dabei handelt sich ja nur um persönliche, einem unterschiedlich nahegehenden Überwürfe. Entsprechend nachvollziehbar ist es, dass einem die Trennung bei persönlichen, einem unterschiedlich nahegehenden Überzeugungen noch viel schwerer fällt.

Zur Halbzeit wechselte Hoeneß weder Geiger noch Stiller aus, dafür Bebou für Dabbur ein. Die Intention war klar. Leider blieb die Wirkung aus. Das Spiel wurde zwar breiter, aber durch die immer noch fehlende Präzision nicht schneller.

Dazu kommt, dass es in puncto Kruscht im Kopf kaum Unterstützung von außen gibt, während Materialermüdung oder Tineidae* hilfreich sind bei der Lossagung von Kruscht im Kleiderschrank. Aber selbst da kriegt man, gerade wenn es über die Jahre geschätzte Überwürfe (Lieblingsstücke) betrifft, *echt( di)e Motten.

Erst durch die Einwechslung Baumgartners gewann das Spiel der TSG wieder an Dynamik. Die Chancen nahmen zu. Quantitativ. Qualitativ. Doch die Qualität des Gästekeepers hielt stand. Er alles. Der Gästekeeper ließ einfach nichts durch. Doch die TSG ließ einfach nicht nach. 22:11 Torschüsse. 15:3 Eckbälle.

Interessant auch da, dass das Loswerden umso schwerer fällt, je mehr Hüllencharakter das (Lieblings-)Stück hat. Wirklich nah sind einem ja nur Unterwäsche und Socken, aber darin wird man ja ohnehin seltenst gesehen und/oder will darin gesehen werden. Dieser entledigt man sich ohne größere Bedenken schnell. Aber mit allem, was danach/darüber kommt, nehmen die Bedenken zu.

Beide Trainer wussten, dass dies ein Spiel war, bei dem nicht alles perfekt saß. Und je weniger Zeit für Veränderung blieb, desto schwieriger wurde es für beide, etwas zu finden, was auf die Schnelle helfen würde, die Gesamterscheinung zu verbessern.

Zugegeben, das könnte auch mit den Anschaffungskosten zu tun haben – oder mit den fehlenden Alternativen, schließlich gibt es immer wieder mal Momente, wo man einen zweiten Anzug braucht. Aber wenn es der erste noch tut … Hilft aber alles nichts, wenn’s nicht passt …

Beide Trainer hatten aber enormes Vertrauen in ihre aktiven Elf. Beide hatten Mitte der 2. Halbzeit noch jeweils zwei Auswechslungsslots zur Verfügung. Die Gäste hätten noch vier Spieler einwechseln können, Hoeneß noch drei. Keiner tat was … doch es wurde enger und enger.

Drei Minuten vor Schluss entschied er sich aber nur für einen und den auch positionsgetreu: Akpoguma für Kaderabek. Und der Gästetrainer reagierte, indem er den Torschützen Embolo vom Platz nahm und ebenfalls positionsgetreu durch Plea ersetzte.

Und wenn man sich gewisser Sachen entledigt, muss man wissen, worauf es ankommt. Ganz selten ist etwas Jacke wie Hose, aber sehr oft ist einem das Hemd näher als der Rock…

Letzteres erwies sich als Vorteil für uns, denn die Defensivkraft des eingewechselten Mittelstürmers war schwächer als die Offensivkraft unseres eingewechselten Innenverteidigers. Ihm gelang es endlich, den Ball am Gästekeeper vorbei über die Linie ins Netz zu bugsieren. Ausgleich. Hochverdient. Und wieder in der Nachspielzeit. Wieder ein Unentschieden als Sieg der Moral der Mannschaft …

– und eine bittere Niederlage für die Lumpen.

Ob nun Punktverlust oder Punktgewinn, ob wir nun die Hinrunde auf Platz 4 oder 5 beenden, egal: Es ist eng, aber es sieht gut aus … Um (den Faden) jetzt weiter zu spinnen: Europa naht.

Aber schön eins nach dem anderen: Nächste Woche beginnt offiziell der Winter. (Daran ändert auch das gestrige Sommerhoch nichts.) – und darauf freuen wir uns: eine weiße, zumindest schöne und besinnliche Weihnacht, einen nur symbolischen Rutsch ins neue Jahr und da dann von Anfang an eine eiskalte TSG.

Also, liebe alle, die es nicht so mit uns halten: haltet inne und zieht euch warm an.

Und möge sich ein/e jede/r das schönste Geschenk machen – aus- und aufgeräumt das neue Jahr beginnen.

Mehr Platz im Schrank.
Mehr Platz im Kopf.
Für Neues.
Für Besseres.
Das passt schon ….

Ihr seht ja bei der TSG, dass es und was hilft … und mehr braucht niemand … kein Hoch-, kein Über-, kein Un-:

Nur Mut!

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