1899 Hoffenheim vs. Bayer Leverkusen
Nr. 2
Defloration als retardierendes Element
Einmal ist immer das erste Mal. Diese Erkenntnis ist fürwahr nicht neu. Doch – und das macht ihren überschaubaren Charme aus – sie verblüfft immer wieder.
Einmal musste es passieren. Zwölf Minuten ohne Ballbesitz. Gut, es geschah nicht gegen Cottbus. Oder Bochum. Oder so. Nein, es geschah gegen Leverkusen. Immerhin. Ärgerlich nur, dass die Effizienz der Werkself, bei allem Respekt, ungleich eindrucksvoller ist als die von Cottbus oder Bochum. Unglücklich darüber hinaus, dass es die ersten 12 Minuten waren. Um 20 Uhr 42 waren die Duftmarken zwischen Hoffenheim und Leverkusen gesetzt. 0:2. Helmes und Rolfes. Doof.
Ein kühler Hauch, noch nicht von Heimniederlage, sondern, und das war den Temperaturen sowohl geschuldet als auch angemessen – von „oha!“ machte die Runde in der ausverkauften Rhein-Neckar-Arena zu Sinsheim. Eine dunkle Erinnerung, verdrängt vom und im Rausch der späten Vorrunde, feierte Wiederauferstehung: Auch ein erstes Mal kann sich wiederholen. Leverkusen-Hoffenheim 5:2. Die erste Niederlage in der ersten Bundesliga.
Dann der Elfer. So verdient, dass über seine Genesis nicht diskutiert werden muss. Salihovic 1:2. In der literarischen Gattung der Novelle ist die Peripetie ein entscheidender Moment. Sie bezeichnet den Umschwung der Handlung (Krisis), wodurch die Katastrophe oder die Lösung des Problems eingeleitet wird. In der zeitgenössischen Betrachtung des Bundesliga-Spiels 1899 gegen Bayer war diese 31. Minute aber leider nur ein Tor.
Das Problem lebte nämlich fröhlich fort: Auch der dritte Versuch der Werkself war von Erfolg gekrönt. 1:3, wieder Helmes. Genickbruch in Minute 45+1. Saudoof.
Pause. Zeit für den Abgleich mit dem Ist-Zustand. Heimniederlage? Leverkusen spielt wie Hoffenheim in der Vorrunde. Alles sehr vertraut. Superdoof.
Gleich darauf klingelt es schon wieder. 1:4. Durch einen Kopfball von Castro, der ungesprungen 170 cm hoch ist. Der Gästeblock singt. Bis zum Schluss und darüber hinaus. Die Bitburger-Kurve nimmt das erste Mal stumm entgegen. Nicht mal mehr oha. Schockstarre. Ein einziger Angriff der Blauen kurz vor dem Ende erinnert an den Herbst. Der Rest der Darbietung an ordinären Fußball. Die Gäste sind besser. In allem.
Keine Details.
Fazit: 40% seiner Saisonniederlagen hat Hoffenheim gegen Leverkusen erlitten. Ein Drittel der Gegentore von der Werkself bekommen. Die Tabellenführung ist futsch. Hertha hat uns an der Spitze abgelöst. Ja, Berlin. Gut so. Es hätte schlimmer kommen können nach dem ersten Mal….
Submit a Comment