Borussia Mönchengladbach vs. 1899 Hoffenheim
Hoffenheims 5.
oder: Die etwas andere Ouvertüre
1899 Hoffenheim wird ja gerne Traditionslosigkeit vorgeworfen. Dabei spielt das Team aus dem Kraichgau nun bereits in der fünften Saison hintereinander in der 1. Fußball-Bundesliga. Mehr als manch ein anderer als „Traditionsklub“ gepriesener Verein. Naheliegend dieses Spiel mit der wohl bekanntesten Symphonie der klassischen Musik einzuleiten – zumal vieles aus diesem Werk wunderbar zum Status quo von Hoffenheim und der vor uns liegenden Saison passt. Das beginnt bereits mit ihrem Synonym: die Schicksalssymphonie.
Außerdem haben Hoffenheim und Klassik etwas gemeinsam: Beide genießen aktuell nicht gerade den Ruf, für Spaß, Party und Modernität zu stehen, weshalb wir uns auch für eine sehr moderne Interpretation entschieden haben. Einfach um zu zeigen, dass es immer darauf ankommt, was man daraus macht. Dabei hatte leider Gottes Markus Babbel weniger Erfolg mit seiner „Komposition“ als Peter Schickele alias P.D.Q. Bach. Aber immerhin, im Gegensatz zu vergangener Woche, als wir sang- und klanglos, aber dafür mit Pauken und Trompeten aus dem DFB-Pokal geflogen sind, hatten wir zumindest nicht mehr die Lacher auf unserer Seite.
Das Spiel gegen den Champions League-Qualifikanten war die zu erwartende Ödnis. „So ein Spiel wie letztes Wochenende“, versprach der Trainer-Manager bei einem Fantreffen letzten Dienstag, „wird es nicht mehr geben!“ – und alle Anwesenden hofften, dass diese Sicherheit in der Aussage nicht aus einem Rhetorikkurs für Immobilienmakler und Anlageberater rührte, sondern eher auf prophetischen Kompetenzen beruhte. Nun, beides traf nicht zu.
Eher das, was wikipedia zum ersten Satz von Beethovens Opus schreibt:
Der erste Satz ist eine klassische Sonatenhauptsatzform, der sich vom herkömmlichen Formmodell der Sinfonie insofern unterscheidet, als sich der Komponist anstatt eines aus mehreren Motiven gebauten Themas eines äußerst kurzen, dafür aber sehr prägnanten Motivs bedient (man könnte beinahe von einem „Haupt-Rhythmus“ anstelle eines Hauptthemas sprechen). Außerdem spielt das Seitenthema eine sehr untergeordnete Rolle: Es erscheint nur in der Exposition und Reprise und wird schon bei seinem ersten Auftreten vom Rhythmus des Hauptthemas in den Bässen begleitet. Der Satz hat also eine starke Tendenz zur Monothematik.
„Monothematisch“ beschreibt das Spiel insgesamt am besten – insbesondere, wie der 1. Satz, die 1. Halbzeit.
Beide Mannschaften spielten, vorsichtig formuliert, verhalten. Unser Team war zumindest in der Defensive relativ sicher, ebenso im Mittelfeld, was aber eher im Hinblick auf die Sicherheit in Sachen Raum- und Stellungsspiel zutrifft. Offensiv ging in den ersten 45 Minuten gar nichts.
Aber nicht nur wir hatten keine Ideen, keinen Elan. Es genügte den ebenfalls auf schwachem Niveau spielenden Hausherren eine Standardsituation sowie eine etwas zu laxe Zuordnung, um in der 33. Minute den Pausenstand von 1:0 zu erzielen.
In der 2. Halbzeit wurde es zumindest aus unserer Sicht ansehnlicher, was einer dieser Fälle der Grammatik ist, in der der Komparativ eines an sich positiven Wortes, obgleich dessen Steigerungsform, dazu dient, etwas negativer darzustellen als der Positiv, die Grundform des Adjektivs, es vermögen würde. Äh: wirklich ansehnlich war es immer noch nicht.
Der Ball rollte nicht, Ballbesitz beruhte in den meisten Fällen auf Ballverlust des Gegners denn eigenem Ballgewinn. Im Grunde entsprach vieles dem Verhalten von Essgestörten bei einem Festbankett: Es war ein lustloses Gestochere.
Zumindest biss man sich in des Gegners Hälfte fest und 33 Minuten nach deren Führung fiel dann auch der Ausgleich. Mit etwas Glück – und Firminos Köpfchen.
Wer nun aber auf Delikatessen hoffte, wurde jäh enttäuscht. Im Gegenteil, man musste einige bittere Pillen schlucken. Erst wollte Compper wohl aller Welt zeigen, warum Wiese kein Feldspieler ist und dann foulte er, Compper, einen Angreifer an der Strafraumgrenze mittig. Freistoß. Wiese wurde auch von ihm auf dem falschen Fuß erwischt. 2:1.
Immerhin gab es weitere Bemühungen, erneut den Ausgleich zu erzielen, aber auch die eingewechselten Usami, Salihovic und Schipplock schafften es nicht, so dass wir wie bereits im letzten Jahr aufgrund eines doofen Freistoßtores die Ouvertüre in die neue Saison vergeigten.
Daraus bitte KEINE Tradition werden lassen … Ta-ta-ta-taaaa
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