1.FC Köln vs. 1899 Hoffenheim
Spiel mir das Lied …
David Gilmours Einfluss auf die TSG
Wir kennen Dietmar Hopps Lieblingsband nicht, aber wir gehen davon aus, es ist Pink Floyd. Die Veränderungen im Verein am letzten Wochenende lassen uns sehr stark vermuten, dass er sich dieses Lied (im Video) des Gitarristen der Band von seinem letzten Solo-Album sehr zu Herzen genommen hat.
Whatever it takes to break
Gotta do it
From the burning lake or the eastern gate
You’ll get through it
Wohlahnend, dass dies wieder Theater bringt, und wohlwissend, dass es so von kürzester Dauer ist, wurde komplett gewechselt. Wie schon vor fast drei Jahren wurde nämlich nicht nur der Trainer(stab), sondern auch noch einen Verantwortlichen der TSG seiner Aufgaben entbunden. Damals war es der sportliche Leiter, diesmal war es der Geschäftsführer.
Natürlich fehlte uns Außenstehenden die Kenntnis darüber, warum, wieso, weshalb auch er gehen musste, aber es war überraschend – und noch mehr als die Tatsache an sich, war es der Zeitpunkt: Peter Rettigs Freistellung wurde vor Markus Gisdols Freistellung verkündet.
Und während der neue Geschäftsführer sowie sein Schwerpunkt-Ressort „Sport und Innovation“ einfach nur bekannt gegeben wurde, was gemessen an dem generellen Interesse an dieser Personalie angemessen war, folgte natürlich auf die Bekanntgabe des Nachfolgers von Markus Gisdol ein großes „Boah!“, „Wow!“ und ein riesiges Erstaunen.
Nicht ganz so bei uns, denn wir waren wohl so ziemlich die einzigen, die sich in diesem Medium äußern, die den neuen Übungsleiter der TSG überhaupt erwähnt haben – allerdings mehr im Scherz, weil wir die Lage weniger dramatisch ansahen, als die Verantwortlichen als die TSG, aber immerhin … und je länger man darüber nachdenkt, ist das eine absolut richtige Entscheidung. Schließlich geht es ja wohl vor allem darum, die Blockade im Kopf zu lösen …
Rattle that lock, lose those chains
Rattle that lock, lose those chains
Rattle that lock, lose those chains
Rattle that lock…
Und so wie es ehedem Gisdol mit seiner Unbekümmertheit gelang, die Spieler aus ihrem Tal zu holen, dürfte es Stevens mit seiner väterlichen Autorität tun, zumal den allermeisten Spielern seine Vita bekannt sein dürfte, was wiederum das Vertrauen in die Worte aka Ansagen des Niederländers bei den Spielern stärken dürfte.
Gleichzeitig ist er so erfahren, dass er das komplette Geschäft kennt – und dazu zählt auch der externe Einfluss auf eine Mannschaft – sei es durch Fans, Presse oder Vereinsgremien. Egal, wie 1899 Hoffenheim im Allgemeinen und Dietmar Hopp samt angeblicher grauer Eminenzen im Besonderen dargestellt werden, im Vergleich zu Schalke, wo Stevens ja zum Jahrhunderttrainer gewählt wurde, ist unser kleiner Dorfverein bestenfalls ein Chaospraktikant.
Gisdol konnte zu Beginn seiner Amtszeit völlig entspannt sein, da ihm damals niemand krumm genommen hätte, wenn wir abgestiegen wären, was wir Gott und ihm sei Dank nicht sind. Stevens kann das jetzt auch sein – zumindest noch, denn natürlich weiß niemand, was kommt, wenn unser Team unter seiner Führung ähnlich glücklos spielt. Aber genau das – glücklos spielen – tat sie ja schon mal gegen die Kölner nicht …
Was hatten wir Dusel!
Süle, Polanski, Schwegler, Baumann, es gab eine ganze Reihe individueller Fehler, die diesmal folgenlos blieben – und dazu führte, dass man im Nachgang Gisdol doch noch danken muss, Modeste an den 1. FC verkauft zu haben.
Auch seine Mannschaftskollegen ließen die ein oder andere nahezu 100% Chance liegen, so dass wir seit langer, langer Zeit mal wieder zu Null spielten, womit ein Punkt sicher war. Dass es nicht mehr wurden, lag daran, dass auch wir die ein oder andere gute und sogar sehr gute Chance ungenutzt ließen.
Und fast hätte der Punktgewinn sogar zum Verlust von Platz 17 geführt, allerdings aufgrund des Sieges des VfB nicht nach oben. Dem späten Ausgleichstreffer der Mainzer ist es zu verdanken, dass wir uns zumindest in der Tabelle nicht verschlechtert haben.
Aber das wäre höchstens den Medien ein paar Sätze wert gewesen, weil deren Geschäft zumindest im Fußball mehr die Emotion denn nur die Information ist. Vereinsintern hätte das nichts an dem großen Plan geändert, denn nach der Entlassung Gisdols wurde auch bereits der Nachfolger des Nachfolgers bekannt gegeben: Julian Nagelsmann, unser langjähriger und sehr erfolgreicher A-Jugend-Trainer.
Das wurde natürlich ebenfalls stark diskutiert, woraus sich zwei Dinge ableiten lassen: a) Das ehemalige Land der Dichter und Denker ist längst zu einem Hort der Mahner und Warner verkommen, b) Dietmar Hopp hat sich auch die zweite Strophe sehr zu Herzen genommen:
Let’s go do it
Have it all our way
Go back to where we blew it
And lose our heads along the way
Die TSG plant also ganz offensichtlich ihre Zukunft, was wahrlich als Zeichen von Stärke zu sehen ist, in einer solchen Situation sich nicht zum Spielball der Kräfte zu machen, sondern, um etwas ins Maritime abzugleiten, die Segel neu zu setzen und auch bei hartem Gegenwind Kurs zu halten.
Dazu braucht es natürlich auf absehbare Zeit ruhigere Fahrwasser, sprich: wesentlich bessere Spiele als das gegen Köln, um wieder Land zu sehen, sprich: den Klassenerhalt zu sichern. Doch genau dafür holt man sich auch einen Mann ans Ruder, der die Erfahrung in solchen Auf und Abs mitbringt. Und allein für die Moral der Mannschaft war es gut, dass Stevens am Ruder stand, denn wäre es Gisdol gewesen, das Spiel hätte weitaus höhere Wellen geschlagen.
Aus dem Tosen zurück auf den Rasen … Was sich einem da darbot, war wahrlich nicht gut. Aber, und auch das ist nicht unkomisch: Der 61-jährige Hund genießt Welpenschutz.
Nicht lustig? Unserer Ansicht nach schon und um einiges spaßiger als das, was einige Medienvertreter versuchten, indem sie beim ersten öffentlichen Training von Stevens die Fans fragten, wie sie das denn beurteilen, dass es einerseits das neue Ressort „Sport & Innovation“ gäbe, man andererseits nun aber einen so alten Trainer habe. Zum Glück macht die meisten Menschen Dummheit sprachlos, so dass die Frage unbeantwortet blieb. Oder aber die Hoffenheimer Fans sind bereits so medienerfahren, dass sie bar der Frage einfach das sagten, was sie wollten.
Wir wurden leider nicht gefragt, so dass uns nichts anderes übrig bleibt, als das zu tun, was auch klassischen Medienhäuser machen – wir bedienen uns unsere eigene Seite für unsere Antwort – die da lautet: „Erfolg ist immer innovativ!“
(Logisch gesehen, ist das natürlich Humbug, aber der Satz klingt gut und affirmativ und gerade in den Sozialen Medien ist das doch schon mal hinreichend.)
Nun kennt Stevens die Mannschaft erst seit Dienstag und natürlich waren noch keine Wunderdinge zu erwarten, zumal Hoffenheim auch ohne die gesperrten Bicakcic und Volland antreten mussten. Aber es war dann doch sehr interessant zu sehen, welche Spieler sich ihm aufdrängten und es in die Startelf schafften bzw. nicht, wie z. B. Schär, dessen Part in der Innenverteidigung Strobl übernahm.
Rudy war wieder mal von Anfang dabei und spielte zusammen mit Schwegler und Polanski eine Art Triple-6 und an der Seite von Vargas bekam Uth seine Chance. Schmid spielte wohl so etwas wie Verbinder, eine wichtige Position im Rugby, im Fußball bisher eher unbekannt. Insgesamt funktionierte diese neue Konstellation zumindest in Hinblick auf die Defensive, wo wir eigentlich, wenn man diese individuellen Megaschnitzer mal rausnimmt, sehr gut standen.
So long sin, au revoir chaos
If there’s a heaven, it can wait
So long sin, au revoir chaos
If there’s a heaven…
Nach vorne offenbarten wir halt die in dieser Saison leider ach so bekannten Schwächen im Kombinationsspiel, so dass wir auch mehr auf die Fehler bzw. Nachlässigkeiten der Kölner angewiesen waren, um zu Chancen zu kommen, aber … neue Mannschaft, neuer Trainer … neue Chancen …
Als fast schon pathologische Optimisten glauben wir einfach daran, dass das letztendlich funktionieren wird. In einem Anfall von Irrwitz fragten wir uns schon, was wohl wäre, wenn Huub Stevens der einzige Holländer wäre, der sich 2016 für Europa qualifiziert, aber das wird nicht passieren. Zumindest gehen wir davon aus, dass es auch Louis van Gaal schaffen wird ….
Wir glauben einfach daran:
„Am Ende wird alles gut.
Und ist es nicht gut, ist es nicht das Ende.“
Angeblich ist das von John Lennon. Eigentlich ein immer schöner Schluss. Aber auch da passt der Song von David Gilmour doch noch die Idee besser …
No discord, chance or rumour
Is going to interrupt this place
No discord, chance or rumour
To interrupt this…So let’s get to it
It’s calling like a flame
Through the darkness and the night
The world suspended on a golden chainRattle that lock
Rattle that lock, lose those chains
Rattle that lock
Rattle that lock
Rattle that lock, lose those chains
P. S.: And get three points against Frankfurt next Saturday.
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