1. FC Köln vs. 1899 Hoffenheim
Das Ende der Monogamie
Die wahre „Gefahr“ der 1899 Hoffenheim
Wenn ein Mann wirklich wem treu sein kann, dann ist es seiner Zigarettenmarke, seiner Automarke, seinem Fußballverein. Doch die Zeiten ändern sich – und damit das Bewusstsein. Rauchen ist nicht mehr cool, Autofahren teuer, und dann gibt es da die Hoffenheimer.
Jeder weiß, dass die Lust am Spiel zugleich Basis und Essenz des Erfolgs ist – und diese (wenn nicht Woll-, so doch Ball-)Lust zeigt eine Mannschaft eben mehr, stärker und besser als andere: 1899 Hoffenheim. Und wenn es um Lust geht, kann man jeden Mann in Versuchung führen.
Natürlich liebt Mann seine Frau, seine Kinder, kann sich ein Leben ohne sie nicht vorstellen, will ihnen immer treu sein – nur du, nur du, nur du, aber dann ist da plötzlich diese andere. Man sagt sich, dass sie nichts für einen ist: zu jung, zu blond, zu dünn, nur zu dumm dass man immer wieder an sie denkt. Man interessiert sich nicht wirklich für sie, schaut aber immer wieder interessiert hin, wenn man sie sieht. Sie macht nichts. Sie sagt nichts. Sie zwingt dich nicht. Sie ist nur attraktiv, lieb, nett. Sie ist nur so, wie man es sich vorstellt. Und: Sie gibt einem wieder das Gefühl, dass man selbst noch voller Energie steckt, dass die Routine keine Sicherheit darstellt, sondern nichts weiter ist als eine Fessel, von der man sich frei machen muss. Konventionen kämpfen. Darf man das? Nein, du musst treu sein. Du willst es nicht. Was werden deine Freunde sagen? Vielleicht haben sie deine Frau nie leiden können, aber sie ist allemal noch besser als die. Sagen sie. Keine Chance …
Diese Mannschaft stellt selbst für gestandenste – aber immer noch intellektuell satisfaktionsfähige – Fußball-Fans eine wirkliche Versuchung dar. Wer will nicht, dass seine Mannschaft so spielt? Man kann ja über Geld reden, was man will, dass die Jungs bei jedem Spiel auch noch in der 91. Minute rennen können, hat nichts mit Geld zu tun. Die Genauigkeit des Zuspiels ist unabhängig von der Höhe der Investition. Hoffenheim zeigt nicht das perfekte Spiel. Sie zeigt vor allem, was am Spiel der „eigenen“ Mannschaft alles andere als perfekt ist.
Der Trainer, zum Beispiel. Christoph Daum verdanken wir viele Worte. Ein Liebling ist „Erinnerungsoptimismus“, worunter er die Verklärung des Vergangenen verstand. Nach dem Spiel wartete er wieder mit vielen Worten auf, die auf eine Verklärung des Gegenwärtigen hindeuten, wobei wir nicht wissen, wie er diese nennt. Seine Suade würde irgendwie auch zu einer betrogenen Ehefrau passen:
„Hoffenheim gibt immer den Dorfverein ab, macht immer auf attraktiv, lieb und nett.“
„Das Saubermann-Image hat einen Fleck bekommen.“
Angeblich hat unser Trainer und das weitere Bankpersonal den Schiedsrichter dazu verführt, einem Kölner Spieler die Rote Karte zu zeigen. Lassen wir das ebenso unkommentiert wie das Rudel Kölner Spieler, das sich um den Schiedsrichter bildete, bevor dieser Gustavo des Feldes verwies.
Der Frust muss einfach groß gewesen sein. Köln besiegte die mehr oder weniger selbe Mannschaft in der letzten Saison sowohl im Hinspiel als auch im Rückspiel zugegebenermaßen souverän. Und diesmal trat Hoffenheim nicht mal in Allerbestbesetzung an – und gewann.
Da greift das Argument „Geld“ nicht – und die Vorwürfe greifen daneben. Das Gebaren der Spieler nach dem 0:1 durch Ba war schon sehr, äh, temperamentvoll. Und diese Grätsche, die dann zum Platzverweis führte, zeigte ebenfalls deutliche Züge externer Motivation. (vgl. Rehagel, Siegmann, Lienen: Werder Bremen – Arminia Bielefeld, 14. August 1981)
Sei’s drum. Diesmal gelang es Köln zwar erneut zu imponieren, aber eben nicht zu dominieren. Unsere Jungs spielten ihr Spiel, cool und abgeklärt und als Kollektiv. Bestes Beispiel dafür das 2:0: Salihovic vergibt, aber vor dem Kölner Tor stehen noch zwei Blaue und Ibisevic vollendet. Die Kölner dagegen kommen nur in Tornähe und dass der Ball doch noch den Weg in die Maschen fand, war Dusel, da Ba den Ball unglücklich abfälschte. Und selbst dann, als Köln wieder dran war, zumindest ergebnistechnisch auf Augenhöhe zu kommen, waren Ibisevic in der 88. Minute schneller und beherzter als die komplette Kölner Mannschaft und schloß seinen Konter über gut und gerne 60/70 Meter mit einem platzierten Schuss ab. 3:1. Schlusspfiff.
Da ist wohl einer, genauer gesagt: 11 in seine/ihre eigene Adrenalin-Testosteron-Falle gefallen. Unsere Mannschaft war einfach schneller, konsequenter, ballsicherer, fitter, besser. Basta! Das – und nur das – erklärt den 3:1-Erfolg. Und ihre Attraktivität.
Schon geil, ne?, wie die kicken?
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