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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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KAA Gent vs. 1899 Hoffenheim

Es gibt ihn. Im Königreich Belgien ist es einer. Philippe. Davor war es Albert II., aber angeblich war es nicht sehr. Bei uns in Deutschland gibt es ihn auch: 83 Millionen mal, sagt man so. Also ist jeder einer. Und jede. Und jedes. Und alle können es sein in ihrem Tun, sind es aber auch eher selten. Auf jeden Fall war es unser Team gestern auf dem Platz:

SOUVERÄN.

Der Geist von 1899
– nach dem Begeisterspiel der TSG gegen KAA

Am Ende des vorletzten Jahrhunderts herrschte so ziemlich das Gegenteil von dem, was jetzt so allenthalben zu spüren ist: Aufbruchsstimmung.

Zeugnis davon legt eine Kategorie auf wikipedia mit fast 600 (!) Einträgen ab. In der finden sich Namen wie Miele, zum Beispiel, die Aachener Printen- und Schokoladenfabrik Henry Lambertz GmbH & Co. KG , der Automobilclub von Deutschland (AvD), der Deutsche Skatverband, Fiat, San Pellegrino, die Mannheimer Abendakademie und – last but not least in dieser Aufzählung – der Verein gegen betrügerisches Einschenken.

Neben den oben genannten und sehr bekannten Firmen und Institutionen finden sich da auch den meisten Menschen mehr oder weniger unbekannte Namen, die dennoch heute immer noch sehr aktiv und in ihrer Branche bedeutungsvoll sind, wie z. B. Idealspaten, Mutti, die London School of Hygiene and Tropical Medicine, der Gideonbund, sowie Sportvereine, zu denen nicht nur der USC Heidelberg zählt, vor allem aber finden sich da Fußballvereine. Der Name der Kategorie: „Gegründet 1899“.

Elite.

Neben dem FC Barcelona und dem AC Milan findet sich in dieser Aufzählung auch unsere TSG. Aber es gibt eine noch viel, viel exklusivere Liste (lt. DAZN), in der die drei Vereine zu finden sind, denn sie besteht nur aus diesen drei Vereinen sowie West Ham United:

Sie sind die einzigen Vereine, die in allen Spielen in einem europäischen Wettbewerb mindestens ein Tor erzielt haben.

Gestern Abend beließen wir es aber nicht bei diesem Minimum, sondern erzielten vier Tore und damit unser bisheriges Maximum auf dieser Ebene sowie unseren ersten europäischen Auswärtssieg.

Durch das 4:1 gegen KKA Gent sind wir aktuell auch der zweitbeste Tabellenführer in der Europa League. Nur wegen eines mehr geschossenen Tores liegt Benfica Lissabon vor uns, ansonsten hat der portugiesische Vertreter wie wir 6 Punkte aus zwei Spielen geholt bei einer Tordifferenz von +5 – wie wir und der AC Milan, der ebenfalls ein Torekonto hat von 6:1. Anderseits haben nur wir bereits 3 Punkte Vorsprung in unserer Tabelle vor dem Tabellenzweiten, gegen den wir bereits spielten.

Das ist doch schon beeindruckend und lässt einen das dämliche Gegentor kurz vor Schluss leichter verschmerzen, denn wer weiß, ob wir ohne diesen Treffer in der bereits zu 66,6% abgelaufenen Nachspielzeit auch noch einen Treffer in der verbleibenden Minute Nachspielzeit erzielt hätten? Niemand.

Aber alle wissen, dass es auch anders hätte laufen können, wenngleich es am Ende hochwahrscheinlich dasselbe Ergebnis gegeben hätte. Es war natürlich trotzdem gut, dass Oliver Baumann den Elfmeter souverän hielt, den die Belgier gleich bei ihrer ersten Aktion vor unserem Tor zu Recht zugesprochen bekamen, weil Posch da doch etwas unsouverän ranging. Aber es ging ja gut …

Klasse.

… und in der Folge immer besser. Die Rückkehr Grillitschs tat dem Spielaufbau unserer Mannschaft – auch wenn gegen einen sichtlich schwächeren Gegner – sichtlich gut. Die Versetzung Skovs auf die rechte Außenbahn war ebenfalls eine hochgradig sinnvolle Veränderung im Spiel und Stil unserer Mannschaft. Der gesamte Vortrag wurde von Minute zu Minute souveräner, nur die Chancenverwertung nicht.

Die größte Chance war dann ein Handelfmeter, über den sich vor allem Belfodil gefreut haben dürfte, denn in Abwesenheit unseres Standardschützen bei Strafstößen oblag es ihm, den Ball ins Netz zu treten. Er nutzte die Chance, er tat es recht, was nicht nur dafür sorgte, dass wir 1:0 in Führung lagen, sondern auch, denn Selbiges taten sich unser Spieler nach dem Tor in den Armen nicht, zu einem Moment der Irritation, schließlich sieht man eine solche Art der nüchtern anerkennenden Beglückwunschung des Torschützen weniger im 2. Spiel einer Europa League-Vorrunde als in Spielen in der 1. DFB-Pokal-Hauptrunde, wo es ja für gewöhnlich gegen sehr unterklassige Gegner geht.

Frage war also: Gibt es Dissonanzen gegenüber dem Torschützen innerhalb des Teams oder spürte es einfach, dass er es hier mit einem Verein zu tun hat, der bestenfalls auf dem Niveau des FC Heidenheim spielt, von wo er zwei Spieler verpflichtete – (wahrscheinlich) um sich zu verstärken.

Je länger das Spiel dauerte, desto wahrscheinlicher war wohl Letzteres der Fall, denn einen souveräneren Auftritt unserer Mannschaft hatte man über eine so lange Zeit (ca. 85 Minuten) zuletzt gegen USC Paloma Hamburg gesehen. Das war 2014. Und ja, vielleicht wäre auch der Auftritt gegen den SC Paderborn vor rund einem Jahr vergleichbar, aber der dauerte nur eine Viertelstunde, was ehedem bei aller Souveränität im Spiel zu großem Unmut auf den Rängen führte.

Den gab es diesmal nicht, was aber nicht daran lag, dass es ein Geisterspiel war. Alle TSG-Fans, die die Reise nach Gent in Belgien, der Heimat der Comics, der Pommes und des Kirschbiers, auf sich genommen hätten, wären höchstglücklich gewesen, denn …

… das war ein echtes Begeisterspiel!

Rund 30 Torschüsse – und drei sehr souverän herausgespiele Traumtore durch Grillitsch, Gacinovic und Dabbur in der zweiten Halbzeit folgten.

 

Ja, ein (bis auf die letzten fünf bis zehn Minuten) sehr souveräner Auftritt. Natürlich hatte der was mit der Qualität des Gegners zu tun. Aber halt nicht nur, sondern auch damit, dass einfach alles (zusammen-)passte – und das eben trotz dessen, dass es im Vergleich zur letzten Bundesligapartie fünf personelle Veränderungen in der Startelf gab sowie taktische Umstellungen. So stellt man sich das als Fan zwar vor, aber man muss sich mal vorstellen:

Die Mannschaft hat aktuell kaum Zeit zu trainieren, sie muss Verletzungen von echten Leistungsträgern kompensieren (Kramaric, Kaderabek, Bicakcic, Hübner) – und dazu muss der Trainer die Rückkehrer aus Lazarett / Länderspielen / Leihen integrieren (Belfodil, Adamyan / Sessignon / Rudy, Klauss) und manche gewiss auch noch strukturieren (Geiger, Samassekou, Dabbur, Gacinovic) – und trotzdem spielt die Mannschaft bar ihrer personellen Struktur überwiegend wie aus einem Guss. Jetzt fehlt nur noch der richtige Schuss, aber dieses Manko wird das Trainerteam auch noch irgendwie in ausmerzen, so dass wir uns in Zukunft auf weitere (vielleicht sogar noch) souveränere Auftritte unserer Mannschaft freuen können.

Bei allem Scheiß, der sonst so aktuell passiert, der ja eher dazu geeignet ist, einen runterzuziehen oder sich herunterziehen zu lassen, fühlen wir gerade nicht nur die Begeisterung für die, sondern überhaupt den Geist von 1899:

Aufbruchsstimmung!

(Wem das emotional nicht so geht, sollte sich spätestens jetzt das einleitende Video zu Gemüte führen.)

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