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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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FC Ingolstadt vs. 1899 Hoffenheim

Zucht – und Ordnung

Bewerbung für den Fußball-Nobelpreis

Niemand behauptet heutzutage mehr allen Ernstes, dass der Mensch vom Affen abstammt. Vielmehr sieht man in ihm den evolutionär nächsten Verwandten, den/was man aber eher stillschweigend akzeptiert, als dass man besonders darauf aufmerksam macht.
(Man kennt das auch aus dem wahren Leben und/oder der Literatur, wo ein Teil der Familie nicht über den anderen spricht, wobei der dann allerdings, um seine Andersartigkeit/Nichtzugehörigkeit zum Ausdruck zu bringen, eher als „schwarzes Schaf“ oder bestenfalls „bunter Hund“ bezeichnet wird und nicht als „weißer Gorilla“, „doofer Makake“ oder gar „impotenter Bonobo“. „Affig“ ist wohl am ehesten die Bezeichnung, in der diese evolutionäre Verwandtschaft sprachlich zur Diskreditierung zum Ausdruck kommt.)

Davon werden auch in zunehmendem Maße Fußballer betroffen, gerade jene, die den Swag haben (wollen). („Swag?“ „Wer fragen muss, hat ihn nicht.“) Ihre Tätowierungen, bunte oder gar andersfarbige Schuh(paar)e, unzählige wie unsägliche Variationen der Gestaltung jener keratinhaltigen Hornfäden, die uns Säugetieren alle (mindestens) aus dem Kopf wachsen, finden zumindest bei den Traditionalisten keinen Zuspruch. Sie finden das schlicht „affig“. Für sie, die Traditionalisten, hat ein Fußballer nichts mit einem Affen gemein (höchstens die gegnerische Mannschaft), sondern mit einem Pferd, wobei hierbei nicht die Rasse im Vordergrund steht, mehr der Typ – und da gibt es im Fußball zumindest für den Fan nur eines: das Vollblut.

Dazu muss man wissen, dass dies nichts mit der Körpertemperatur der Tiere zu tun hat. Auch Kalt- und Warmblüter sind wie alle Säugetiere homoiotherm (also gleichwarm, im Gegensatz beispielsweise Echsen, Insekten, Fische, die wechselwarm sind, sprich: poikilotherm.) Die Bezeichnung dient nur als Kennzeichnung ihres Temperaments. Vollblüter haben von Natur aus unverwüstliche Beine und sind auch bei hohen Temperaturen und großer Luftfeuchtigkeit extrem ausdauernd. Ihre Härte sowie ihre Arbeitswilligkeit sind weitere Gründe für ihre Beliebtheit. In der Pferdezucht, aber halt eben auch allegorisch auf dem Platz.

Der Fan will Vollbluthengste sehen, die einen Galopp nach dem anderen an- und durchziehen. Wenn einem da mal der Gaul (oder auch die Gäule) durchgeht, ist das in seiner Wahrnehmung allemal besser als einer, der bloß auf dem Platz herumtrabt (Traber sind ja auch keine Voll-, sondern nur Halbblüter.)

Nun haben wir durchaus den ein oder anderen reinrassigen Araberhengst in unserem Team, womit wir nicht Amiri oder Hamad meinen, sondern dies hippologisch sehen als Synonym für Vollblut.

Amiri kann man durchaus dazu zählen, aber halt auch Vogt, Wagner, Kramaric, Demirbay. Auch der lange vermisste Hübner zeigte bei seiner Premiere im Dress der TSG die oben beschriebenen Qualitäten, die auch kennzeichnend sind für den verletzten Bicakcic sowie Polanski, der es diesmal nicht in die Startelf geschafft hat.

Generell sollte aber ein Team eher einem Warmblüter entsprechen, eben jenem Typ, der die Fähigkeit eines Vollbluts mit den positiven Eigenschaften eines Kaltbluts verbindet: enormes Leistungsvermögen, situative Toleranz. Hohes Körpergewicht, auch ein typisches Kaltblütermerkmal, zählt heutzutage im Fußball nicht dazu (zumindest nicht auf dem Platz – auf den Rängen und Sofas sieht das anders aus). Und wenn es dann noch die nötige Intelligenz mitbringt, dann weiß es, zum einen, was zu tun ist, zum anderen, was nicht. Oder wie es der deutsche Volksmund perfekt ausdrückt:

„Ein gutes Pferd springt nur so hoch, wie es muss!“

Und wenn wir das sowohl als Prämisse wie auch als Aussage akzeptieren, hat sich unsere Mannschaft in diesem Spiel fast schon für den Nobelpreis in Fußball qualifiziert.

Wenn nicht, kann man sich genauso über den Spielverlauf, nicht das Ergebnis ärgern, wie letzte Woche. Wieder gab es einen Haufen bester Chancenchancen, also Ansätze zur Ausarbeitung von Möglichkeiten zur Torerzielung, die aber allesamt durch eigene Schlampigkeit nicht umgesetzt wurden. Auch dieses Spiel hätte wesentlich deutlicher zu unseren Gunsten ausgehen können als 1:2.

Andererseits hätte es auch ganz anders laufen können, wenn Baumann nicht diesen Superreflex (und sich) hingelegt hätte, als ein Ingolstädter Fernschuss hochgefährlich abgefälscht wurde, und der den Ball abwehren konnte.

Ansonsten kamen die Gastgeber nie gefährlich in Tornähe. Immer wieder konnte unsere deutlich stabiler wirkende Defensive, die durch Hübner deutlich an Qualität gewann, deren Angriffe frühzeitig entschärfen. Und wenn Rudy, aber insbesondere Toljan einen besseren Stand und mehr Biss gehabt hätten, wären wir auch länger im Ballbesitz geblieben, um noch früher noch mehr Ruhe, Struktur und vor allem unseren vielleicht noch nicht Takt-, aber 100%igen Ideengeber Demirbay ins Spiel bringen zu können.

Was ist der Mann für ein Gewinn für das Spiel unserer Mannschaft!? Wie bereits in der letzten Partie überzeugte er mit Pässen, die fast schon was von Putten hatten, so getimt und platziert kamen sie in der Offensive an. Seine Vorbereitung zu unserem Führungstreffer war an Präzision nicht zu überbieten. Und da Kramaric ihm bei seiner Hereingabe auf Wagner in nichts nachstand, stand es eben sehr früh 1:0 für die TSG.

Noch vor der Halbzeit beschenkte sich Demirbay selbst – und die Fans. Dank seines ersten Tores für die TSG konnten wir sehr entspannt zur Tränke … äh … in die Pause gehen.

Selten hatte man ein besseres Gefühl, dass wir dieses Spiel niemals verlieren würden – und dieses Mal wurden wir auch nicht enttäuscht. Die zweite Halbzeit war an sich an Langeweile kaum zu überbieten. Unser Team machte nicht mehr als nötig – wenngleich leider auch nicht, was möglich: Tore, Tore, Tore, sodass sich doch auf einmal der Phrasengeist ins Bewusstsein stahl und einen zu fragen begann, ob man denn nicht wisse, was mit Mannschaften passiert, die die Dinger vorne nicht reinmachen?

Mit jeder vergebenen Chance wurde die Stimme lauter, mit zunehmender Spieldauer ebbte sie wieder ab. Und selbst als dann der Pfiff ertönte, der den Hausherren einen (hier sind wir uns uneins: idiotischen/unberechtigten) Handelfmeter zusprach, blieb der Blutdruck unten, denn es brach bereits die fünfte von vier angezeigten Nachspielminuten an.

Es kam, wie erwartet: Der Ball ging rein, das Spiel war aus. Zweiter Sieg in Folge, und plötzlich stehen wir nach Spieltag 6 auf Platz 7. Da kommt Freude auf. Aber auch Wehmut. Denn erstens stünden wir ohne dieses Gegentor auf Platz 6 bzw. ohne die anderen Treffer in der Nachspielzeit auf Platz 2, sagenhafte 2 Punkte hinter den Bayern.

Aber wir wollen ja nicht meckern, lieber wiehern vor Freude ob der Tatsache, dass wir immer noch ungeschlagen sind und allen Grund zur Zuversicht haben, was das Sucht- und Zuchtpotenzial unseres Stalls angeht – für die nächsten Spiele, für die nächsten Spielzeiten.

Und das sagen wir ganz ohne Angst davor, uns zum Affen zu machen …*

(* ganz im Gegensatz zur Ingolstädter Polizei mit ihrer Pressemeldung über „35 Hoffenheimer Randalierer“. Sollte nämlich die Aussage der Betroffenen stimmen, und es gibt keinen Grund, das nicht zu tun, hat da wohl nicht nur einer auf Seiten der öffentlichen Ordnung nicht mal überreagiert, sondern völlig übertrieben über-agiert. Sollte das stimmen, wäre das grob unsportlich und müsste auch entsprechend bestraft werden. Das wäre nur fair …)

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