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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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Bayern München vs. 1899 Hoffenheim

Das Nullsummenspiel + 1

Der etwas andere Lagenbericht

Wer Großes leisten will, braucht mehr als Glück:

  • So braucht man z. B. im Einzel- oder Lebensmittelhandel, aber auch in der Investorenbranche, die richtigen Auslagen.
  • Belegte Brötchen, Bücher und Straftäter auf Bewährung die richtigen Auflagen.
  • Kleinere Männer, Künstler und Fußkranke die richtigen Einlagen.
  • Handwerker (Köche, Schreiner, Bodenverleger, Maler und Tapezierer etc.) wie auch Kopfwerker (Juristen, Steuerberater, Wirtschaftsprüfer usw.) brauchen die richtigen Unterlagen.
  • Industrieunternehmen brauchen u.a. in Form von Maschinen, Menschen in Form von Genen und Online-Bewerber in Form von PDFs etc. die richtigen Anlagen.
  • Für einen Gaumenschmaus braucht es die richtigen Beilagen, …
  • für einen Ohrenschmaus die richtigen Stimmlagen … – naja, und …
  • Fußballvereine brauchen, aber eigentlich auch Menschen*,  um richtig Großes zu leisten, richtige Niederlagen.

Das Spiel gegen Schalke war so eine, bei der die Häme groß und unser Trainer schwer unter Beschuss war. Doch seitdem konnte man von Spiel zu Spiel sehen, dass die (Spiel-)Intelligenz zunahm.

Dass wir gestern wieder verloren haben und leider auch sehr deutlich, ist sehr bedauerlich, aber es war die insgesamt wohl bisher schlauste und beste Vorstellung unserer Mannschaft seit sehr langem.

Auch wenn Kaderabek, Grillitsch und Vogt genesen im Team waren, war es ganz und gar nicht doof vom Trainer, nichts an der Startelf zu verändern und diese drei nominellen Leistungsträger erstmal auf der Bank nur auf die Bank zu setzen. Und es zahlte sich ja auch aus.

Die Mannschaft konnte sehr lange das Spiel offenhalten. Mehr noch: Es war die TSG, die zu den ersten Großchancen kam. Leider scheiterte Bebou jeweils vor Neuer. Doch allein die Tatsache, dass wir es jeweils spielerisch bis vor den Welttorhüter im Kasten des amtierenden Tabellenführers und Champions League-Siegers schafften, zeigt, welche Entwicklung die Mannschaft seit der letzten Niederlage nahm.

Auch der sofortige Anschlusstreffer nach dem mehr als aus unserer Sicht unglücklichen 2:0 offenbarte insbesondere durch seine Entstehung, dass hier eine selbstbewusste und intakte Mannschaft auf dem Platz stand, die sich trotz des Rückstands nicht aufgab. Und nach Wiederanpfiff war es wieder die TSG, die die beiden Großchancen hatte, die diesmal Baumgartner vergab.

Es ist müßig darüber nachzudenken, was passiert wäre, hätten die beiden Großchancen zu Beginn der jeweiligen Halbzeiten zu Toren geführt. Natürlich hätte sich ein ganz anderes Spiel allein schon deshalb entwickelt, da das Spiel, wäre er korrekt im Tor gelandet, mit Anstoß für Bayern weitergegangen wäre.

Noch mehr aber ist es fast schon boshaft, den Trainer dafür zu kritisieren, dass er eine Mannschaft auf dem Platz hatte, die sich so viele und so gute Chancen gegen den Rekordmeister, amtierenden Tabellenführer und Champions League-Sieger herausspielte.

Er ist auch nicht dafür zu kritisieren, dass letzten Endes Posch den Ball nicht richtig klärt, sondern Baumann anschießt, so dass Lewandowski nur noch einschieben muss.

Dann kamen allerdings die Wechsel, die alles andere als die erwünschte Verbesserung gerade im defensiven Bereich hatten. So nachvollziehbar die Einwechslung Kaderabeks für Gacinovic war, so zumindest unglücklich war die Hereinnahme Vogts für Adams. Durch sie rückte Nordveit aus der Abwehrzentrale auf die Außen. Dessen Ballverlust, dem jedoch ein sehr langes Hintenrumgespiele vorausging, leitete dann den vierten Gegentreffer ein, wo wiederum das Defensivgefüge nicht funktionierte.

Ab da war es dann natürlich auch Vabanquespiel für den Trainer. Sollte er nun weiter wechseln, auf eine Sensation hoffen, dabei aber gegebenenfalls eine richtige Klatsche riskieren oder erstmal darauf hoffen, dass sich die durch Hereinnahme Vogts veränderte Defensive stabilisiert? Es war wohl das letztlich zu Recht nicht gegebene fünfte Tor der Gastgeber und ihre danach deutlich geringere Intensität sowie deren Auswechslung von Müller und Coman, dass er sich für einen weiteren Doppelwechsel entschied, der aber (zumindest uns Laien) nur zu 50% verständlich war.

Dass Grillitsch wieder auflief war sinnvoll, bringt er doch die Dynamik und die Fähigkeiten mit, aus einer Defensivsituation eine Offensivaktion zu entwickeln, aber Belfodil? Welches Initium, welches Momentum versprach sich Hoeneß von ihm? Gerade bei dem Spielstand und gegen den Gegner schienen (zumindest uns Laien) Adamyan und Dabbur die besseren Alternativen hinsichtlich zuerst einmal Ergebniskorrektur.

Aber die gab es nicht mehr, auch wenn Dabbur später noch zu seinem Kurzeinsatz kam, so dass am Ende einerseits eine deutliche Niederlage steht, andererseits aber auch in der Saisonzusammenfassung ein perfektes „Nullsummenspiel“ gegen die Bayern – und das eben nicht mit der besten Mannschaft in der besten Verfassung. Na, wenn das nicht Augenhöhe ist…

Natürlich ist es auch kein wirkliches und schon gar kein „perfektes“ Nullsummenspiel.

„Nullsummenspiel ist ein Begriff aus der mathematischen Spieltheorie, der Situationen (“Spiele“) gegen einen oder mehrere rational denkende und handelnde Gegner beschreibt, wo der Gewinn des einen zugleich der Verlust des/der anderen bedeutet, d.h. im Zwei-Spieler Nullsummen-Spiel erhält Spieler A, was B verliert und umgekehrt.

Liga-Fußball per se ist also kein Nullsummenspiel. (Man nehme nur mal als Beispiel unsere beiden Ergebnisse gegen die Bayern und stellt diese zwei Unentschieden mit jeweils 2:2 gegenüber. Im direkten Vergleich steht kein Team besser da als das andere, aber trotzdem haben beide Mannschaften in der Variante mit Siegern jeweils einen Punkt mehr in der Tabelle.

Also auch so gesehen gibt es nach dem Spiel wirklich keinen Grund, sich über die Mannschaft oder den Trainer zu ärgern. Sie und er gingen beide ein hohes Risiko und sie machten das im Grunde bis auf drei Situationen in der zweiten Halbzeit sehr gut.
4:1 nach Toren und ein Eckenverhältnis von 10:4 lassen das zwar nicht vermuten, aber bei den Bayern war halt die Chancenverwertung besser, denn in puncto „Torschüsse“ stand es nach der Partie 15:16 FÜR die TSG Hoffenheim.

Das ist durchaus etwas, auf das man sehr stolz sein kann, wenn man denn will. Wir wollen und können das – und die Mannschaft hoffentlich auch. Die Partie zeigte nämlich, dass unsere Mannschaft die nötigen Grundlagen hat, inkl. dem Potenzial zu Vorlagen. Jetzt muss sie in der nächsten Partie nur noch besser zuschlagen – am besten aus allen Lagen.


* „Aus Schaden wird man klug!“, behauptet der Volksmund.
Umkehrung: „Wer schadlos durchs Leben kommt, war, ist und bleibt blöd“.

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