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Akademikerfanclub 1899 Hoffenheim Rhein-Neckar Heidelberg 2007 e. V.

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1899 Hoffenheim vs. Ludogorets Rasgrad

Witz ohne Sex

Der Rückblick der Zotenkönige …

Vor ziemlich genau acht Jahren kürte das Magazin „Reader’s Digest“ den besten Witz der Welt. Er kam aus dem Land unseres WM-Vorrundengegners Schweden.

Ein Einwohner aus Stockholm fährt zur Entenjagd aufs Land. Als er eine Ente sieht, zielt er und schießt. Doch der Vogel fällt auf den Hof eines Bauern, und der rückt die Beute nicht heraus.
„Das ist mein Vogel“, besteht der Städter auf seinem Recht.
Der Bauer schlägt vor, den Streit, wie auf dem Land üblich, mit einem Tritt in den Unterleib beizulegen.
„Wer weniger schreit, kriegt den Vogel.“
Der Städter ist einverstanden.
Der Bauer holt aus und landet einen gewaltigen Tritt in den Weichteilen des Mannes. Der bricht zusammen und bleibt 20 Minuten am Boden liegen. Als er wieder aufstehen kann, keucht er:
„Okay, jetzt bin ich dran.“
„Nee“, sagt der Bauer im Weggehen.
„Hier, nehmen Sie die Ente.“

Der deutsche Beitrag

Kommt ein Mann zur Wahrsagerin und setzt sich vor die Kristallkugel. „Wie ich sehe, sind Sie Vater von zwei Kindern“, sagt die Wahrsagerin.
„Das glauben SIE!“, erwidert er. „Ich bin Vater von drei Kindern.“
Die Wahrsagerin lächelt und antwortet: „Das glauben SIE!“

landete zehn Plätze hinter Jörgen Jönssons Einsendung. „Platz 11 ist ja so schlecht nicht“, magst du, geneigte/r Leser/in jetzt denken. Und eventuell gefällt dir der deutsche Beitrag besser als der des Siegers, was auch in Ordnung ist, aber darum soll es jetzt nicht gehen, sondern um die Begründung, warum es eben dieser wurde. (Hier findest du alle 30.)

„Je nachdem, in welchem Land man ist, kann man die Charaktere etwas verändern. Der Witz ist nicht zu schlüpfrig. Männer und Frauen können gleichermaßen darüber lachen.“

Wie gesagt: Das war 2009. Da gab es noch keine Sexismus-Debatte, #metoo-Diskussion. Kevin Spacey war noch ein allgemein respektierter Schauspieler, Harvey Weinstein ein anerkannter Filmproduzent, der in dem Jahr „Inglorious Basterds“ (u.a. mit Brad Pitt, Christoph Waltz, Til Schweiger) sogar seinen bis dahin größten Kassenerfolg in die Kinos brachte.

Die Zeiten haben sich geändert. Vor allem weil vor allem Letzterer Dinge tat, die – bleiben wir bewusst euphemistisch – hochgradig „schlüpfrig“ waren, und über die Männer und Frauen eben nicht „gleichermaßen“ lachen konnten, geschweige denn: können.

Diese, wie auch viele anderen der Männer, die nun derartigen Vorwürfen ausgesetzt sind, begründen das mit der damaligen „Kultur“. Auch dazu kein Urteil, aber es ist ein interessantes Wort, an dem bekanntlich viel dran ist.

„Andere Länder, andere Sitten“, nennt das der deutsche Volksmund – und nicht wenige (Herren) modifizieren diesen Satz gerne (in – nächster Euphemismus) „geselliger“ Runde) am Ende in „Titten“. Das finden sie lustig. Ob da Männer und Frauen aber „gleichermaßen“ darüber lachen können? Hierzulande vielleicht schon, denn was diese aktuelle Diskussion auch hervorgebracht hat, ist die Erkenntnis, dass die Deutschen sich darüber weitaus weniger echauffieren, als dies in anderen Ländern der Fall ist.

Nur 35% der Deutschen empfinden es als sexuelle Belästigung, wenn ein Mann einer Frau gegenüber einen Witz mit sexuellem Inhalt macht. In keinem anderen Land findet man das interessanterweise schlimmer, als im vermeintlichen Mutterland des Humors: 69% der Briten empfinden das inakzeptabel.

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Daraus zu schließen, dass sie diesbezüglicher empfindlicher seien als wir, wäre zu kurz gesprungen. Wer sich Comedy-Shows oder auch Fernsehbeiträge wie Late-Night-Shows mit humoristischem Ansatz aus dem angelsächsischen Sprachraum anschaut, weiß, wie sehr da mit entsprechendem Vokabular agiert wird. Manche (amerikanischen) Sender überpiepen das zwar, aber jeder weiß, wofür diese Pieps stehen. Vor allem „fuck“, aber auch ziemlich oft für „dick“ oder auch „cunt“. Man stelle sich nur mal vor, im deutschen Fernsehen gäbe es eine solche Tirade an „verfickt“, „Schwanz“ oder gar „Fotze“.

Das dürften mindestens 80% als höchst unangebracht bis widerlich empfinden, wohingegen Begriffe wie „Arsch(loch)“ und „Scheiße“ natürlich auch nicht die Zustimmung eines jeden Teekreises finden, aber doch weithin zumindest toleriert sind. Gerade in puncto Kultur ist es auch ganz interessant festzustellen, dass die einen, wie die Deutschen und die Franzosen, dabei mehr Begrifflichkeiten, die die Rückseite des menschlichen Unterleibes thematisieren, nutzen, während Briten und Italiener sich dabei eher auf dessen Front fokussieren.

Nicht ganz unlustig ist nicht zuletzt ja auch, dass dem oben erwähnten besten Witz der Welt eine Eigenschaft fehlt, das sich im Deutschen ebenfalls auf den Unterleib bezieht, da es sich aus der Bezeichnung für ein Kleidungsstück für dessen Verhüllung rekurriert, wobei dabei auch eher an Frauen denn Männer gedacht wird: der Schlüpfer.

Weil dem Ding aber heutzutage jegliche Erotik fehlt, hat man es sowohl textil als auch sprachlich reduziert auf „Slip“, was aber exakt dasselbe heißt: „to slip“ = (hinein-/aus-/ab-)gleiten, -rutschen. „slippery“ heißt auch „glatt, rutschig, schlüpfrig“, allerdings ohne die Bedeutung einer meist sexuellen Anspielung, die Letzteres bei uns hat, was aber auch irgendwie ähnlich bieder als Terminus ist wie der Schlüpfer selbst.

Wie dem auch sei, Deutsche neigen zu „schlüpfrigen“ Zoten und dergleichen (gut abgehangenen) Wortspielen. Man denke nur an polizeilich durchgeführte Alkoholkontrollen. „Im Verkehr muss man auch mal blasen.“ Das finden nicht wenige hierzulande wahnsinnig witzig. Was es ja auch sein kann. Kommt halt immer auf das Wie, Wann und Wo an. Da dies aber selten beachtet, dafür aber eher „schlüpfrig“ verstanden wird, ist jeder, der darauf hinweisen will, dass es im Laufe eines Lebens als Teilnehmer/in im Öffentlichen Raum dazu kommen kann, dass man, wenn man mittels eines die eigene Geschwindigkeit fördernde Produkts sich hierin bewegt, in eine Kontrolle durch Ordnungskräfte kommen kann, bei denen sie den/die Teilnehmer/in zur Feststellung des Blutalkoholspiegels und/oder anderer Rauschmittel auffordern, in ein Messgerät auszuatmen, gut beraten, es anders auszudrücken, es sei denn, es ist, vielleicht nicht „schlüpfrig“, so doch ganz bewusst doppeldeutig gemeint, was ein Ausdruck von Witz sein kann – oder maximaler Verklemmung.

Auf just jenes Terrain begab sich die TSG, die den erstmaligen Einzug in einen europäischen Wettbewerb gefeiert hat mit dem Hashtag

#DASERSTEMAL

Dass es noch unterschrieben war mit „Europa mit der TSG“ sollte dem Ganzen wohl die Schlüpfrigkeit nehmen, aber hat sie natürlich nur noch unterstrichen. Hö, hö. Und man muss sagen, dass es sich jetzt, da es nun Geschichte ist, als das beste, treffendste, passendste Motto überhaupt herausgestellt hat.

Erinnerst du, geneigte/r Leser/in, dich noch an das erste Mal, als du Sex hattest? War es nicht genauso? Große Erwartungen. Endlich, endlich, endlich. Und dann entsprach es, außer vielleicht in Sachen Kribbeln der Vorfreude, als es endlich, eines Abends in schummriger Atmosphäre, begleitet von emotionaler Musik, losging, in keinster Weise dem, was du erwartet hast.

Natürlich wolltest du gleich die größte Nummer, die verfügbar war, hattest sogar das Glück mit ihr zusammenzukommen, aber du hast es vergeigt, weil dir bei deiner ersten Chance zum Vollzug weiche Knie bekamst und danach völlig verkrampftest, was es nicht besser machte.

Dann bekamst du aber eine zweite Chance, eine Klasse niedriger, warst drin, manche schöne, kurze Momente, aber keinen einzigen, wirklichen Höhepunkt und letztlich war es völlig witzlos und schneller vorbei, als du „Ja!“ brüllen konntest.

#FUCK

Nun geht es bei solchen Begegnungen auch immer darum, sich anständig aus der Affäre zu ziehen. Ein letzter Abend, mit Rahmenbedingungen wie immer, auch wenn kein wirkliches Interesse daran besteht. Natürlich tritt man freundlich auf, versucht sein Bestes, hat ein paar Klassiker im Repertoire, aber zieht sich auch nicht den besten Anzug an.

So ein Abend hat viele Vorteile. Da man weiß, dass es aus ist, kann man ein paar neue Sachen probieren. Man hat ja nichts zu verlieren, aber vielleicht sitzt ja die ein oder andere Pointe und das gibt einem doch ein gutes Gefühl, weil es einem mehr Spielraum eröffnet, man variantenreicher agieren kann, so dass man möglichst schnell wieder in die Situation der Hymen-Zeit kommt, äh: Hymnen-Zeit.

Die Chance hat sich Nagelsmann nicht entgehen lassen – und es genau so gemacht. Das Team bot ein paar Klassiker auf wie Polanski und Bicakcic, ein paar, denen die Sicherheit bzw. Routine fehlt wie Nordtveit, Ochs und Passlack, und hat ansonsten mal die ins Rennen geschickt, die man bisher kaum bis nie in solchen Momenten eingesetzt hat wie Kobel, Hoogma, Hack, Zulj, Lorenz, Rossipal sowie später Skenderovic, Bühler und Otto.

Natürlich wirkte das zu Anfang sehr unbeholfen. Aber man konnte daran wunderbar erkennen, dass unser Trainer eine Spielphilosophie hat. Das System war dasselbe – naja, eine der bekannteren Varianten –, mit denen er sonst versucht, einen Dreier zu landen. Und man erkannte auch wunderbar, wie wichtig für ein solches System Übung und Abstimmung ist, denn was zu Beginn fehlte, ging in Halbzeit 2 schon wesentlich besser, was ja gerade auch im Hinblick auf die kommenden Bundesligaspiele und vor allem die nächste Runde bzw. Saison von großer Bedeutung ist, wo uns doch – da geben wir uns keinerlei Illusionen hin – mit Wagner und Uth wichtige Leistungsträger verlassen werden, man aber auch ohne die wieder nicht nur am Wochenende kicken will.

Doch nicht nur spielphilosophisch schien sich unser B-, eher wohl C- oder gar D-Team, am A-Team ein Vorbild genommen zu haben. Nun, dem der TSG, leider nicht dem aus dem TV, dessen Anführer ja final gerne den Satz äußert: „Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!“ Nicht, dass nicht auch unser Anführer den auch gerne äußern würde, aber es gab halt im Europapokal keinen wirklichen Anlass dazu , obwohl es sehr oft und so auch diesmal ganz danach aussah, denn durch eine feine Einzelleistung von Zulj, die erst Hack an den Ball und nach dessen Vorarbeit Ochs’ Schuss unsere Mannschaft in Führung brachte.

Wieder einmal lagen wir 1:0 vorne. Das roch nach Sieg – und damit ganz anders als das, was auf einmal durchs Stadion wehte: der Duft des Düngens. Und genauso scheiße war es dann auch, dass es wieder nicht zu einem Sieg gereicht hat, wobei dies diesmal weniger das Unvermögen der Spieler war als das des Schiedsrichters, der nicht nur bei der gesamten Entstehung des Gegentreffers alles dafür tat, nicht als Heimschiedsrichter betitelt zu werden.

Natürlich hätte der allein wegen des Regelwerks nicht fallen dürfen. Erst spielte der Torhüter der Bulgaren den Ball außerhalb seines Strafraums mit der Hand, dann tat Selbiges der Stürmer der Bulgaren in dem unseren. Beides sahen die wie immer bei Europapokalspielen reichlich vertretenen Schiedsrichter nicht.

Das war schon sehr ärgerlich, auch wenn der Gegentreffer ursächlich in einem schlampig ausgeführten Freistoß aus der eigenen Hälfte resultierte. Umso erfreulicher aber, dass unsere junge Mannschaft das Spiel wirklich gewinnen wollte. Nach dem Ausgleich, der ja den Bulgaren zum Weiterkommen reichte, war unsere Elf ebenso deutlich gewillt, zurückzuschlagen, wie die Gäste das mit allen Mitteln zu verhindern suchten.

Doch während Braga für Spielverzögerungen dadurch sorgte, dass deren Spieler gerne den Kontakt zum Grün aufnahmen, sorgten Rasgrads Rowdys für den Rasenkontakt unserer Spieler, was die noch unschönere Variante des Zeitspiels ist. Immerhin brachte es ihnen eine rote Karte sowie gut fünf Minuten Nachspielzeit ein.

Allein diese fünf Minuten waren das Eintrittsgeld wert. Zwei Standards, zweimal mit Keeper in des Gegners Sechzehner, mit super Chance, einen halben Meter vor der Linie, aber leider über den Ball geschlagen, mit Konterchance für den Gegner aufs leere Tor, Schuss auf dasselbe, abgelaufen von einem unserer Verteidiger, aber zum Sieg hat es leider nicht gereicht.

Das war schon sehr schade und (wieder einmal) unverdient, aber so ist das halt. #DASERSTEMAL ist immer Mist, aber es ist für die Entwicklung wichtig, dass es mal gemacht wurde. War alles andere als „BRAVO“, aber man hat es mit Bravour beendet, was die sehr nachvollziehbarerweise sehr wenigen Zuschauer aber sehr goutierten. Überhaupt haben die wenigen die da waren viel und gute Stimmung gemacht, was ja im Nachhinein auch schön ist, auch wenn man zwar rein, aber nicht weit kam, weil man aufgrund des eigenen Unvermögens rausrutschte.

Trotz des unrühmlichen Abgangs aber kann und muss man das positiv sehen: Man konnte seine Erfahrungen sammeln – und kann jetzt Selbiges mit seinen Kräften und Säften tun –, um dann #DASNÄCHSTEMAL seine volle Freude daran zu haben, weil man das alles intuitiver macht, spielerischer, viel weniger verklemmt. Es macht einfach mehr Spaß und bringt mehr, wenn man weniger fopflastig kickt. (Und das ist keine Ente.)

Der nächste Höhepunkt wartet schon …

#LUSTSGIER

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